hut fer beging d. N t, 108 mt. 1 eim. KReckow, Mannheim. 40. Ausunft erteilen die General-Agenton Walther & v Lebens ſein.“ Erſcheint jeden drittwoch und Samstag und koſtet vierteljährlich 1 é, mit illuſtiertem Anterhaktungsblakt 1 4 40 excl. Poſtproviſion. 1 Inſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die einſpaltige, t igen mit 6 Pfg. Bei größeren Aufträgen Rabattbewilligung. Garmondzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Lokal- Anze Reklamen mit 20 Pf. berechnet. —— —— Nr. 82. Politiſches. — Karlsruhe, 8. Okt. Heute Abend mit dem Schnellzuge 7 Uhr 13 Min. traf von Freiburg Herr Erzbiſchof Dr. Roos hier ein und wurde am Bahnhofe von der geſamten hieſigen Pfarrgeiſtlichkeit empfangen und begrüßt. Karlsruhe, 9. Okt. Der Großherzog traf heute Vormittag 9 Uhr 5 Min, hier ein, die Groß⸗ herzogin kurz vor 12 Uhr. Die Domkapitulare Weſckum und Behrle kamen heute Vormittag mit dem Schnellzug hier an. Kurz vor 12 Uhr wurde der Herr Erzbiſchof im Hofgalawagen durch den Ceremonienmeiſter vom Pfarrhauſe abgeholt und um 12 Uhr vom Großberzog in feierlicher Audienz empfangen. Gegen 1 Uhr wurden auch die beiden Domkapitulare ſowie Herr Dekan und Stadtpfarrer Benz im Hofwagen nach dem großh. Schloſſe abge⸗ holt, wo um 1 Uhr große Hoftafel ſtattfand. Erz⸗ biſchof Dr. Roos celebrierte heute früh eine hl. Meffe und machte im Laufe des Vormittags ver⸗ ſchiedene Beſuche bei hervorragenden Beamten. Auch Gegenviſiten hat der Erzbiſchof erhalten; ſo wollte der kommandirende General v. Obernitz und Stadt⸗ kommandant von Vogel dem Kirchenfürſten ihre Aufwartung machen, traſen ihn jedoch nicht mehr perſönlich an und gaben nur ihre Karten ab. Braunſchweig, 9 Okt. Der Kaiſer nahm endgiltig die Einladung des Regenten, Prinzen Albrecht von Preußen, zu den Blankenburger Hofjagden, welche vorausfichtlich Ende Okt. ſtatt⸗ ſinden, an. Wien, 9. Okt. Die Polizei beobachtete ſeit längerer Zeit ungefähr 20 augenſcheinlich der Arbeiter- klaſſe angehörige Jadividuen, welche allſonntäglich in einem geſonderten Raume eines kleinen Wirts⸗ hauſrs des Wiener Vororts Penzing ſich verſam⸗ melten und ermittelte, daß dieſe Gruppe ein Anarchiſten⸗ Conventikel darſtelle, welches in jenem Wirtshauſe die Zuſammenſetzung von Exploſipſtoffen zur Her⸗ ſtellung von Dynamitbomben ꝛc. betrieb. um in der Nacht vom 3. auf den 4. Okt. die Holzlager in den weſtl. Vororten Rudolfsheim, Hietzing, Penzing, Bezirk Favoriten und an der Donaulände in Brand zu ſtecken, gleichzeitig einige öffentliche Gebände an⸗ zuzünden und in die hierbei zuſammenſtrömmende Menge Bomben zu werfen. Die erſten Brände ſollten in einem großen Getreidemagazin in Penzing und zugleich in einem Gebäude von Hietzing und in den Holzlagern an der Donau aufflammen. That⸗ ſächtlich wurde auf einem Holzplatze im 9. Bezirke eine Sprenflaſche gefunden. Um die Verdächtigen zu überführen, wartete die Polizei, indem ſie die⸗ ſelben unausgeſetzt beobachtete, bis zum letzten Augenblick und ſchritt am Sonntag nachmittag ein. Drei Mitglieder wurden auf dem Wege zur ge⸗ heimen Werkſtätte, die übrigen in gleicher Stunde in ihren Wohnungen verhaftet. Die gleichzeitig vor⸗ genommenen Hausdurchſuchungen forderten mehrere Kilogramm Dpnamit, 2 Dolche, 6 Flaſchen Sal⸗ peterſäure, 2 ungefüllte Bomben mit angeſetzten Piſtons, diverſe Flugſchriften und Schmähſchriften zu Tage. Füuf Kilogramm Dynamit wurden unter der die Penzinger Straße überſetzenden Eiſenbahn⸗ brücke gefunden. Im Laufe der Woche fanden weitere Verhaftungen ſtatt. Einer der Rädelsführer, ein anarchiſtiſcher Umtriebe halber 1884 ausgewie⸗ ſenes Individuum, entfernte ſich, ehe die Polizei zur Kenntnis des Komplotts gelangte. Die Ver⸗ hafteten wurden ſeit Montag fortwährend Verhören unterzogen. Wie verlautet, legten einige bereits Geſtändniſſe ab. Der jüngſte Brand in Maria⸗ Lanzendorf, wobei eine Exploſtonsflaſche gefunden Mittwoch, den 13. Gäkober Nachſtehende Annoncen ⸗Erpeditionen: Alois Herndl in Wien, Adolf Steiner in Hamburg und ſämtliche Annoncen⸗Bureaux von Haaſenſtein und Vogler Rudolf Moſſe, G. L. Daube und J. Barck und Comp. nehmen Inſerate für uns an. Inſerate find von nachweisbarer Wirkſamkeit. Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor in Ladenburg —— — 1886. funden wurde, wird mit der Affaire in Berbindung gebracht. Wien, 9. Okt. Der Falſchmünzer⸗Gruppe der Anarchiſten gehörten die ſeit 21 September ver⸗ hafteten Silberarbeiter Steidl, Ligl, Paul Schwarz, Johann Ondriczek an. Bei der Hausſuchung wurde alles zur Prägung nötige, ſowie eine aus unedlen Metallen hergeſtellte ſilberglänzende Compoſition vor⸗ gefunden. Die ſeit Sonntag Verhafteten ſind zu⸗ meiſt Schuhmacher, Drechsler, Weber und Tiſchler, insgeſamt 17 Anarchiſten. Peſt, 11. Oktober. In einer Sitzung der liberalen Partei ſollte Miniſterpräfident Tisza an⸗ geblich geäußert haben, es ſei nicht unmöglich, daß wir am Vorabend eines Krieges ſtänden. Dieſe Mitteilung wird jetzt offizibs inſofern beſtätigt als der Miniſterpräfident geſagt habe, die Moöͤglichkeit eines Krieges ſei nicht ausgeſchloſſen. Paris, 10. Okt. General Uhrich, Kom⸗ mandant von Straßburg während der Belagerung im Jahre 1870, iſt geſtorben. — Sofia, 10. Okt. (Eine Straßen⸗Revolte in Sofia aus Anlaß der Sobranje⸗Wahlen. Heute morgen rückten aus den umliegenden Dörfern über 100 Bauern, geſchloſſen marſchirend, von moutene⸗ griniſchen, macedoniſchen und anderen Wühlern be⸗ gleitet, in die Stadt ein und begaben ſich ſogleich zum ruſſiſchen Conſulat, wo ſie Hochrufe auf den Kaiſer von Rußland ausbrachten. Nachdem die Leute einige Zeit mit den Kawaſſen verhandelt hatten, erſchien, wie der „Koln. Zeitung“ depeſchirt wird, der ruſſiſche Conſul Nekliudow auf dem Balkon und hielt eine Rnſprache, in der er ſagte, der Kniſer von Rußland wolle ſtets das Wohl Bulgariens, weßhalb er die Wahlen mißbillige; dieſe würben null und nichiig ſein. Die Rede wurde Die Grhbin v. Wallersbrunn. Originalroman von Marie Rom any. Nachdruck verboten. 3. „Vertrauen Sie, Herr bon Waldheim,“ be⸗ ſänftigte der Prieſter; „Gott wird vergeben: —“ Wie von einem Dämon getrieben, fuhr der Gutsherr auf. Einem Geſpenſt nicht unähnlich ſtarrte er um ſich. Er ſah den Arzt, im Hinter⸗ grunde des Gemachs die Diener, er horte den Prieſter, ſah das Kruzifix mit brennenden Kerzen umgeben, und mit einem ächzend hervorgeſtoßenen „Mein Herrgott, erbarme Dich!“ ſchien ihm der Atem ſtille zu ſtehen. Der Prieſter betete laut. a „Alice,“ rief der Gutsherr plotzlich, ohne auf die Troſtesworte des Geiſtlichen zu hören, „vergieb Du mir meine Schuld, ſo wie der ewige Richter meine Sünde vergebe! Was auch die Zukunft bringen möge, fluche nicht meinem Leben, fluche nicht der Stunde, in welcher einſt das Schicksal Dich mir zur Tochter gab!“ Ehrfurcht In kindlicher Haupt. „Segne mich, Vater,“ hauchte ſie unter Thränen; Dein Segen wird die Stütze meines fernerrn neigte Alice das Eine feierliche Pauſe kam. 5 1 8 „So moge Gott Dich ſchützen!“ quoll es endlich mit der ganzen Innigkeit des Gefühls von den Lippen des Gutsberrn; „Gott, der Dir das Leben gah, errette Dich von den Gefahren, in welche die Thorheit meiner Jugend Dein Daſein geleitet hat!“ Herr von Waldheim ſtöhnte, dann ſank er zu⸗ rück. Der Arzt bemühte ſich, ihm, ſoweit es thunlich war. Erleichterung zu geben, indeß der Prieſter in frommer Andacht für das Seelenfeil des Sterben⸗ den ſeine Gebete ſprach. Auch die Dien erſchaft lallte die Gebete nach. So war die Arbeit des Schnitters nun getan. Unter langſamem Stöhnen hatte Herr von Wald⸗ heim den Geiſt aufgegeben. Man legte ihn auf eine Bahre, ſchloß die Läden, worauf der Arzt ſich ent⸗ fernte und die Dienerſchaft ſich in die äußeren Ge⸗ mächer zurückzog; nur der Prieſter blieb bei dem Entſeelten, wo er vereint mit Alice, die jetzt eine Waiſe im Leben für die ewige Ruhe des Entſchlafenen ſeine Andachten las. II. Monate waren vorbei. 5 Mit feierlichem Pomp, unter Begleitung aller der vornehmen und reichen Familien der weiten Umgebung, war die Hülle des Entſelten auf dem nahe gelegenen Friedhofe der Ortſchaft beigeſetzt worden und die unzähligen Kränze, die nicht enden wollenden Blumenſpenden hatten Zeugnis gegeben, ein wie geſchätztes und vielbeliebtes Mitglied der geſellſchaftlichen Zirkel Herr von Waldheim geweſen war. Jetzt ſchmückte ein prächtiges Monument die Stätte, an welcher ſeine Gebeine bis zur Aufer⸗ ſtehung ruhen, und für das Heil ſeiner Seele waren zahlreiche Andachtsübungen verrichtet, unzählige Gebete hergeſagt. Doch Tag um Tag ging vorüber und vereint⸗ ſamt, nur ſich ſelbſt überlaſſen, lag Wallersbrunn da. Das glänzende Wohngebäude der Beſitzung glich nur noch einem majeſtätiſchen Trauerhauſe, deſſen andachtsvolle Ruhe Niemand ſtorte; die Kon⸗ dolenßbeſuche, die während der erſten beiden Wochen die junge Erbin nicht eine Stunde mit ſich allein gelaſſen hatten, waren allmählig eingeſtellt worden, die gerichtlichen Aufnahmen ſeit lange geſchehen und jeßt, nachdem ſie der ihr ſo läſtig dünkenden Etiquette vollauf genügt hatte, ward es Alice von Waldheim möglich ſich in ruhiger Zurückgezogenheit dem Schmerz der Crinnerung zu weihen. Alice hatte ſeit ihrer früheſten Jugend unbe⸗ grenzte Verehrung, die innigſte Liebe für ihre Eltern empfunden; niemals hatte ein unlauterer Gedanke, ein Zweifel an der Makelloſigkeit des Vaters ihren Glauben erſchüttert, niemals ihre kindliche Ergeben⸗ heit wanken gemacht; ſie war gewohnt, in Herrn von Waldheim, ſowie in früheren Jahren in deffen Gemahlin, ihrer Mutter, ein Ideal an Tugend und