Inſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Garmondzeile oder deren Raum Reklamen mit 20 Pf. berechnet. at ˖ Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die einſpaltige, mit 10 Pf., Lokal- Anzeigen mit 6 Pfg. Bei größeren Aufträgen Rabatthewilligung. General-Anzeiger für Ladenburg und Amgegend. Erſcheint jeden Mittwoch und Hamstag und koſtet vierteljährlich 1 Kc 3 mit illuſtiertem Anterhaklungsblakt 1 4 40 exel, Poſtproviſion, 3 Nr. 81. Politiſches. Baden⸗Baden, 6. Oktober. Der Kaiſer hat in den letzten Tagen das Zimmer nicht ver⸗ laſſen. Obwohl nicht gerade unwohl, glaubten doch die Aerzte, beſonders vorſichtig ſein zu mülſſen. Heidelberg, 7. Okt. Mit dem 12 Uhr 10 f Zug traf geſtern Mittag unſere Erbgroßherzogin * nebſt Dienerſchaft hier ein, um die erlauchte Mutter n der hohen Frau zu erwarten und zu begrüßen. Der teh Main⸗Neckarzug brachte dieſelbe auch alsbald und 7 gab dann unſere Erbgroßherzogin mit dem 1 Uhr 5 Min. von hier abgehenden Zug ihrer Mutter, der f Herzogin von Naſſau das Geleite bis Mühlacker. Berlin, 7. Okt. Der Hofbericht der officiöſen 0 Blätter meldet, Lord Randolph Churchill iſt im 5 ſtrengſten Incognito in Berlin eingetroffen und „be⸗ 4 ſuchte wiederholt den engliſchen Botſchafter.“ London, 7. Oktbr. Die hervorragenden Morgenblätter. insbeſondere die vom Miniſterium Salisbury inſpirirten toryiſtiſchen, find überzeugt, daß Lord Randolph Churchill eine Cutrevue mit dem Fürſten Bismarck haben werde. Das Blatt meint, wenn ein Miniſter nach Berlin gehe, ohne Bismarck zu ſehen, ſo ſei das, wie wenn jemand nach Rom gehe ohne St. Peter zu ſehen. Allgemein iſt man der Ueberzeugung, daß neue diplomatiſche Transaktionen in Betreff der bulgariſchen Frage im Zuge ſeien. 4 Konſtantinopel, 5. Okt. Der Kom⸗ mandant des franzöͤſiſchen Levante⸗Geſchwaders, Marqueſſac, iſt zur Begrüßung des Sultans geſtern hier eingetroffen und ſofort in Privat Audienz vom Sultan empfangen, ſowie zur Tafel geladen worden. Varna, 6. Okt. Der demonſtrative Empfang des franzöſiſchen Admirals de Marqueſſac giebt un⸗ ſeren Politikern am goldenen Horn zu mancherlei — — — — —— —— Samftag, den 9. Oktober Commendaren Anlaß, weil man ihn als ein ſchlimmes Wetterzeichen für England betrachtet. Der Admiral wurde nicht als ſolcher, ſondern mit fürſtlichen Ehren, gleich dem Herzoge von Edinburg, ja ſogar noch beſſer als dieſer aufgenommen; denn während der Sultan unter üblichen Unpäßlichkeitsvorwänden den Herzog mehrere Tage auf den Empfang warten ließ, ward der franzöfiſche Admiral gleich am Tage ſeiner Ankunft empfangen und mit einem Feſtmahl bewirtet. Gleichzeitig erhielt der franzöfiſche Bot⸗ ſchafter Graf Montebello, der in der kurzen Zeit ſeines Hieſeins bereits eine große Rührigkeit entfaltet hat, den Osmanie⸗Orden. Madrid, 6. Oktbr. Geſtern wurde der Königen im Theater eine große Ovation dargebracht. „Es lebe die Königin, es lebe Alphonſon der 13. Die Strafe der zum Tode verurteilten Aufſtändiſchen wurde in Verbanung nach den Preſidios und lebens⸗ längliche Einſchließung umgewandelt. Verſchiedenes. — Ladenburg, 8. Okt. Durch die Fer⸗ tigſtellung des neuen Volksſchulgebäudes iſt unſere Stadt um einen ſchoͤnen Bau reicher geworden und nimmt dasſelbe in der Reihe unſerer drei neuen Schulgebäuden (incl. höhere Bürgerſchule) einen würdigen Platz ein. Die Einweihung findet am Montag den 10. d. Mts., vormittags 10 Uhr ſtatt und ſind von Seiten der Gemeindebehörde zahlreiche Einladungen zur Beteiligung an der Feier ergangen. — Ladenburg, 8. Okt. Unſer ſeitheriger Hilfsratſchreiber Herr Simshäuſer wurde ein⸗ ſtimmig als Ratſchreiber nach Reilingen gewählt. Um genannte Stelle waren nicht weniger als 36 Bewerber aufgetreten. — Schriesheim, 6. Okt. Bei dem äuſ⸗ Nachſtehende Annoncen ⸗Erpeditionen: Alois Herndl in Wien, Adolf Steiner in Hamburg und fämtliche Annoncen⸗Bureaux von Haaſenſtein und Vogler Rudolf Moſſe, G. Inſerate ſind von nachweisbarer Wirkſamkeit. Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor in Ladenburg — L. Daube und J. Barck und Comp. nehmen Inſerate für uns an. ſerſt günſtigen Herbſtwetter wird allgemein beklagt daß die Weinberge in dieſem Jahre einen ſo ge⸗ ringen Ertrag liefern. Nur in einzelnen beſonders günſtigten Lagen hatten die Reben beim Eintritt des naßkalten Wetters verblüht, ſo daß dort ein leidlicher Ertrag erwartet wird. Im allgemeinen gibt es aber ſehr wenig, durchſchnittlich etwa ¼ Herbſt. Hoffentlich bleibt das Wetter noch bis zur Leſe, welche nächſten Mittwoch den 13. beginnen ſoll, gut damit wenigſtens die Qualität des 1886er gut wird. Der heurige Herbſt, welcher eine karge Winzerernte ergibt, bewirkt, daß die älteren Jahrgänge eine er⸗ hebliche Preisſteigerung erfahren. — Geſtern wurde mit dem Verkauf der Sandblätter begonnen, und werden da die Waare ſehr ſchön, ziemlich hohe Preiſe bezahlt. — Schriesheim, 3. Okt. In dem nahe gelegenen Altenbach erhängte ſich heute vormiltag der Landwirt und Gemeinderechner Reinhard. Er hinterläßt eine Frau mit 5 unerzogenen Kindern, wovon das jüngſte erſt einige Wochen zählt. Wie man hört, hatte ſich R. dem Trunke ergeben und infolge deſſen war er in ſeinen Verhältniſſen zu⸗ rückgekommen, was wohl auch das Motiv zu der unglückſeligen That geweſen ſein mag. — Heddesheim, 4. Okt. Die Verwiegung der Tabaksgrumpen iſt nun beendigt. Es wurden über 1000 Centner nicht aufgetrockneter und etwa 900 Ctr. aufgetrockneter Grumpen dahier verwogen. Am letzten Samſtag wurde bereits mit der Ver⸗ wiegung der Sandblätter begonnen und herrſcht in⸗ folge deſſen am Rathaus den ganzen Tag ein reges Leben und Treiben. Der Durchſchnittspreis der letzteren iſt 25 Mark pro Centner. Es ſind auch ſchon einige Partieen Tabak abgehängt, jedoch ein Kauf, obwohl 30 Mk. auf den Centner geboten Die Erbin v. Wallersbrunn. Originalroman von Marie Romany. g Nachdruck verboten. „Ich gelobe Dir's entgegnete ſie feſt, ihre Hand in die ausgeſtreckte Rechte des Vaters legend; das Etui wird für immer mein eigen und ſein Inhalt für alle Zeit mein Geheimnis ſein. Herr von Waldheim atmete auf. „Die Geheimniſſe des Erbrechts find in dem Käſtchen verborgen,“ begaon er nach einer Weile, wie zu ſich ſelber redend, „und ein Teil dieſer Ge⸗ heimniſſe, wie ich vermute, iſt meiner Tochter nicht unbekannt. Es ſind ja nicht einmal 25 Jahre veifloſſen, ſeitdem Wallersbrunn das Beſitztum der Freiherrn von Erlenburg hatte es von ſeinem Vater, dem Obriſten Thewald, dieſer empfing es vom Freiherrn Ludwig, in deſſen Hände es von ſeinem 0 Gründer, dem hochſeligen Kämmerer S. Majeſtat 10 des Kaiſers Franz, Winfried von Erlenburg, ge⸗ kommen war. Baron Max, wie man ihn allſeitig muffe nannte, war nun der letzte dieſer Erlenburgs. Weiter 1 verzweigte Glieder dieſes Stammes gab es freilich; it 5 aber den Veſtimmungen zufolge, welche der hoch⸗ ſelige Ahnherr vor Zeiten in Bezug des Erbes ge⸗ troffen, hatten Jene, denen nur gewiſſe Abfindungs⸗ ſummen gebührten, kei auf das Domi⸗ Schweigend — ſie kannte ja das Alles zur Genüge — hörte Alice zu. Sie horchte kaum auf die Erzählung: ihr Herz war angefüllt mit Sorge, mit banger Furcht vor der Stunde des Todes, die ſo nahe war. „Baron Max,“ fuhr der Gutsherr fort, „hatte ſich erſt in reiferen Jahren vermählt; lange blieb ſeine Ehe kinderlos; daun ſchenkte ihm das Geſchick einen Knaben, indem er zu gleicher Stunde die Gattin nahm. — Du hoͤrſt mich?“ Alice bejahte. „Ludwig — ſo hieß das Kind — ward von nun an des Vaters einzige Freude, ſein ſtilles Glück. Das Lächeln des Kleinen, ſeine Spiele, ſeine Wünſche, der Unterricht, die Fortſchritte beim Studium des heranwachſenden Knaben waren ſeine Zerſtreuung; für das Wohlergehen des Kindes flehte er zum Himmel, die Zuverſicht auf ungetrübten Sonnen⸗ ſchein ſeines Lebens machte die Glückſeligkeit ſeiner alten Tage aus.“ Alice nickte ſtumm. „Zu jener Zeit nun fügte es ſich, daß ich in die Familie des Freiheren aufgenommen ward. Ich ſtand, eine Waiſe von kaum 10 Jahren, verlaſſen im Leben; Verwandte, die mir geblieben, bekümmerte mein Schicksal wenig, da ich nach den verunglückten Spekulationen meines Vaters vermögenlos war. Baron Max nahm ſich meiner an. Er ſuchte zur leichteren Erziehung und zur Teilnahme beim Unter⸗ richt ſeines Sohnes für dieſen einen Kameraden, und da er mein Elternhaus gekannt und ſeit meiner früheſten Kindheit ein gewiſſes Wohlgefallen an mir gefunden hatte, beſchloſſen mich als Gefährten ſeines Sohnes d. h. dieſem zur Geſellſchaft heranzuziehen. — Die Freundſchaft, welche ſich bald zwiſchen dem jungen Erben und mir gebildet hatte, war eine innige; es gab kein Spiel, keine Zerſtreuung, wo einer dem anderen fehlte, es gab kein Geheimnis, das nicht ausgetauſcht, keinen Gedanken, der nicht gemeinſam beſprochen ward. Gemeinſam verließen wir die Beſitzung, um uns zu weiterer Fortbildung nach Wien zu begeben, die Univerſität wurde beſucht, gemeinſam die Prüfung abgelegt; vereint bereiſten wir die Alpen, beſuchten die Schweiz und Italien; und wenn ein Schatten das Glück, welches mir zu Teil geworden, krübte, ſo war es das Bewußtſein, daß Ludwig Erbe all' des Reichtums und ich ſelbſt nur der in Gnaden aufgenommene Freund des Freundes war. Herr von Waldheim ſtockte vor Erregung. „Der Satan ſchürte dieſe Flamme in mir,“ brach es endlich ſtoͤhnend von ihm; „der giftige Samen der Hölle war es, der in meinem Herzen, das Freundſchaft hegte, Neid und Habſucht erzeugte, der die Begierde emportriebt, bis Haß gegen die Bevorzugten des Glücks meine Seele erfüllte, bis ich, meiner ſelbſt und allen Dankes vergeſſen, den Frevel nicht ſcheute, bis die wilde Leidenſchaft, deren