ſhrer schlimmen Lace doch ſſelgerten, gingen die neuen Bedingungen ſtillſchweigend ein. Auf ſolche Art wurden die hoch angeſetzten Pachtzinſe ſeitens der Pachtliebhaber nicht angenom⸗ men und es ſteht daher eine nochmalige Verpacht⸗ ung in Ausſicht oder man muß ſich ſeitens der Verwaltung entſchließen, die Güter in Selbſtbewirt⸗ ſchaftung zu nebmen. Für die Landwirte könnte ein ſolcher Entſchluß nur erfreulich ſein, weil ſich die Verwaltung bei dieſer Gelegenheit ſelbſt über⸗ zeugen könnte, was ſelbſt bei gutem Geſchäftsbetrieb in der Landwirtſchaft verdient wird. Inſoweit dieſes geſchloſſene Vorgehen unſerer Landwirte wirklich begründet und mit den heutigen Anſchauungen über Selbſthilfe auf wirtſchaftlichem Gebiete im Einklang ſteht, lönnen wir dasſelbe nur mit Freuden begrüßen, weil nach unſerer Ueberzeug ⸗ ung nur auf dieſem Wege einer gewaltſamen Be⸗ wegung zur Klärung der landwirtſchaftlichen Kriſis vorgebeugt und ein wichtiger Abſchnitt der ſocialen Frage gelöst werden kann. Wir haben damit aber auch einen weiteren Beweis, daß ſich die Landwirte endlich ihrer Kraft bewußt werden, wenn ſie nur im Vertrauen auf unſere freiheitliche Entwicklung zuſammenſteben und von dem genoſſenſchaftlichen Geiſte derart durchdrungen ſind, daß in allen Le⸗ benslagen Einer für Alle und Alle für Einen ein⸗ ſtehen müſſen, wenn etwas Tüchtiges erreicht und wirkliche Beſſerung in unſerem landwirtſchaftlichen Gewerbe Platz greifen ſoll, Das Verdienſt aber, die ſo wichtige Frage des Pachtweſens in Ladenburg, von deren glücklichen Löſung das Wohl und Wehe der ganzen Bevbl⸗ kerung abhängt, gebührt dem Vorſtande des landw. Konſumvereins, Herrn Emmerich Bläß, welchem ſeine Mitbürger beſondern Dank dafür ſchulden, daß er unerſchütterlich für das Wohl ſeiner Be⸗ rufsgenoſſen eintritt. Hoffen wir, daß die neue Vereinigung unſerer Landwirte Stand hält. Der Erfolg wird nicht ausbleiben und ſowohl die Pächter als auch die Verpächter vor Schaden bewahren. — Ladenburg, 5. Okt. Letzten Freitag um 5 Uhr ſtarb ganz unerwartet Herr A da m Stumpf hier an einem Schlagfluße in ſeinem 71. Lebensjahre und fand die Beerdigung am Sonntag Nachmittag unter regſter Teilnahme der hieſigen Ein⸗ wohner ſtatt. Der Verſtorbene erwarb ſich durch ſeinen ehrenwehrten Character und ſeine edle Her⸗ zensgüte die volle Achtung und Liebe der ganzen Einwohnerſchaft ohne Unterſchied und wird derſelbe noch lange in gutem Andenken in der Gemeinde fortleben. g Seine öffentliche Thätigkeit begann im Jahre 1858 wo Stumpf als Rechner des St. Gallus⸗ Kirchenfonds gewählt wurde und bald darauf in den Gemeinderat, welche Stellen er bis zu ſeinem Tode begleitete. Während der letzten 18 Jahre war der⸗ ſelbe Gemeinderechner, bis ihn ſein Geſundheitszu⸗ ſtand zwang am 1. Auguſt die letztere Beſchäftigung niederzulegen. Auch die Verrechnung der hoheren Bürgerſchule und die Feldbereinigungskaſſe wurde von dem Verſtorbenen geführt. Längere Zeit war Stumpf Bezirksrat und Mitglied des Verwaltungs⸗ rats des Vorſchußvereins. — Karlsruhe, 2. Oktober. Anläßlich der Landeszuchtviehausſtellung find verſchiedene Aus⸗ zeichnungen erfolgt: Der Medizinalreferent im Miniſterium des Innern für Veterinärangelegenheiten Medizinalrat Dr. Auguſt Lydtin wurde zum „Ober⸗ regierungsrat“ ernannt. — Graf Friedrich von Berlichingen⸗Roſſach erhielt das Kommandeurkreuz 2. Klaſſe, der Vorſtand des Gewerbevereins Karls⸗ ruhe, Fabrikant Louis Schmidt, das Eichenlaub zum bereits innehabenden Ritterkreuz 1. Klaſſe, und der Sekretär des Gewerbevereins Karlsruhe, Kaufmann Wilhelm Berblinger das Ritterkreuz 2. Klaſſe des Ordens vom Zäringer Löwen. — Karlsruhe, 30. Sept. Die Zahl der auf die Univerſität abgehenden Gymnaſialſchüler iſt im letzten Jahrzehnt bon 94 auf 295, d. h. auf das Dreifache geſtiegen. Es iſt dies eine Erſcheinung, die ſich in andern, deutſchen Staaten wiederholt und zu mancherlei Beſorgniſſen Anlaß giebt. — Vom Gau, 29. Sept. Die Hauſſe in Gerſte hat weitere Fortſchritte gemacht, und wird zu 15 M. 50 Pf. die Ware in unſeren Dörfern zuſammengekauft und nach Würzburg und Mann⸗ heim verbracht. Dabei iſt die Ware nicht einm al ſchön und wird doch ohne Anſehen gekauft. Die Die beſte Zeit des Gerſtenbau ſcheint wiederzukehren. Alle anderen Getreideſorten ſtehen zurück, werden kaum begehrt, auch iſt noch nicht ſo viel gedroſchen. In Weizen bleibt jetzt das Druſch⸗Ergebnis hinter den Erwartungen zurück. Kartoffel giebt es gleich⸗ falls nicht beſonders viel und iſt hierin ein Ausfall zu konſtatieren, der durch den ziemlich hohen Preis einigermaßen ausgeglichen wird. — Klagenfurt, 1. Okt. Fürſtbiſchof Funder iſt heute abend geſtorben. — München, 2. Okt. Bei der am 2. Okt, ſtattgehabten Porſtellung in dem aus Holz auf. geſtellten Cirkus brach der Fußboden des zweiten Ranges durch, in Folge deſſen zahlreiche Beſucher hinabſtürzten. Der allgemeinen Verwirrung, welch zu entſtehen drohte, beugte beſonders die mitanweſende Prinzeſſin Giſela vor, indem ſie dem Publikum zu⸗ rief; „Seihen Sie ruhig, es iſt ſeine Gefahr.“ Der Herzog Ludwig ſorate für die Verwundeten, unter denen ſich 2 junge Mädchen mit ſchweren Ver, letzungen befanden. — Metz, 30. Sept. Vier Unteroffiziere der hieſigen Garniſon haben innerhalb 8 Tagen frei. willig den Tod geſucht. Am 21. erhängte ſich en Sergeant des 131. Inf.⸗Regts. dm 26. und 27, erſchoß ſich je ein Unteroffizier des Pionier⸗Bataillong und heute wurde ein Sergeant des 98. Inf.⸗Regts, zur Ruhe beſtattet, welcher ſich geſtern mit ſeſnem Dienſtgewehr den Tod gegeben hatte. In allen Fällen wußte man über die Motive nichts Be, ſtimmtes. — Kaſſel, 26. Spt. Die gerichtliche Un⸗ terſuchung über den Mord in dem Dorfe Friedloz bei Hersfeld läßt kaum noch einen Zweifel daran, daß Sauerwein von ſeinem 20jährigen Stiefſohn, namens Schneider, umgebracht wurde und daß die Ehefrau Sauerwein ihn hierzu angeſtiftet, bez, mindeſtens hiermit einverſtanden war. Auch der I jährige leibliche Sohn des Ermordeten ſcheint bon dem Vatermorde Kenntnis gehabt zu haben. Die Urſache iſt in langjährigen Familienzerwärniſſen, Streitigkeiten über Vermöͤgensſachen, zu fuchen, Anſcheinend hat der Sohn den Vater des Nachts im Bett überfallen und ermordet, darauf deu wenigſteus der blutgetränkte Zuſtand des Beltes hig während ſonſt nirgends, namentlich aber im Hofe, Blutſpuren gefunden wurden. Die von der Gerſchts⸗ kommiſſion vernommenen Zeugen beſtärken den Ver, dacht, daß Niemand anderes als der Sohn der Thäter iſt. Er wie die Ehefrau leugnen ſedoch hartnäckig. — Berlin, 1. Okt. Im heutigen Schwur⸗ gericht wurde Marie Schneider des Mordes, be⸗ gangen an der 3 ½¼ jährigen Margaretha Diekeichs, angeklagt und zu 8 Jahren Gefängnis berurteilt, Man wird ſich erinnern, daß die Thaf . 3. am 7. Juli d. J. großes Aufſehen erregte. Die 1 2fah⸗ rige Schneider warf die kleine Dietrichs zum Fenſter hinaus, nachdem ſie ihr zuerſt die Ohrringe geraubt hatte. Die That hatte ſie lediglich begangen um die Ohrringe für 50 Pfg. verkaufen zu können. derlei Reden als ein Erzeugnis der ihn auftreiben⸗ den Krankheit entgegenzunehmen, ſo erfaßte doch eine unausſprechliche Furcht ihre Seele, als ſie den Aus⸗ druck wilder Verzweiflung in ſeinen Zügen ſah. Sie bebte. Sekundenlang verharrte ſie ohne Bewegung, dann glitt ihr Kopf auf die Kniee des Vaters; ſie weinte bitterlich. i Herrn von Waldheim's Bruſt ſieberte ſchwer. Es mußte entſetzliche Qual ſein, die ihm Leib und Seele zerwühlte. Das Auge ſtier, in jedem ſeiner Züge die Verzweiflung, deren er nicht Herr werden konnte, zeigte er ein Bild, des Erbarmens wert. Minuten durften Vergehen. O, es währte lange, bis der Entſchluß den er gefaßt hatte, die Pein des Augenblicks übermannte und ihn den Faden ſeiner Reden von Neuem aufnehmen ließ. f „Alice,“ ſtotterte er endlich, mit ſeinen welken Fingern wie im Traume ihre goldenen Locken be⸗ rührend, „wir ſind am Scheiden, Alice 3 —“ 5 „O, Vater!“ 5 „Die Ewigkeit winkt mir; habe Mitleid, ſei barmherzig! Wallersbrunn, — die Beſitzung —“ „O, ſprich nicht ſo, Vater!“ 5 „Es muß heraus, Alice; — Wallersbrunn, E die Beſitzung — iſt — iſt nicht Dein Eigen⸗ tum!“ 5 Er ſtöhnte; in atemloſer Spannung hing ſein Auge an der Miene der Tochter, deren Blick voll unausſprechlichem Mitleid auf ihn gerichtet war. du hoͤrſt nicht, Alice?“ ſtammelte er wieder. „Willſt Du nicht hören? Iſt der Fluch, mit dem ich Dich belade.“ — „Nein, rief das N Mädchen in Erregung das glühende Antlitz voll zu 25 ihm erhebend, nimmer kann es ein Fluch ſein, den mir die Liebe des Vaters beſcheert!“ „Du mein Gott!“ Wieder entrang ſich ein wildes Stöhnen Herrn von Waldheim's Bruſt; das matte Haupt glitt in die Polſter des Lehnſtuhls; ſein Auge, funkelnd im Bewußtſein der Sünde, die ihm den Eingang in das ewige Leben unmöglich ſcheinen ließ, ertrug nicht den reinen, unſchuldsvollen Blick der Tochter, der in kindlichem Vertrauen auf ihm haften blieb. Abermals durften Minuten vergehen. Seufzer um Seufzer bebte von den Lippen des Gutsherrn. Er mußte zum Himmel ſtehen, bevor es ihm in zitterndem Tone don Neuem zu ſprechen moglich ward. „Alice,“ begann er dann, ſein Auge ſtier auf die Decke des Zimmers fixierend, „nicht die Liebe des Vaters hinterläßt hier ein Vermächtnis; ein Sünder, deſſen Schuld ſich auf dein Leben forterbt, legt ſeine Hand auf Dein Haupt.“ „Ich bin arm, ich habe nichts zu vergeben,“ fuhr er fort, da Alice nur Blicke voll des innigſten Mitleids für ihn hatte; „Alles, was Du um Dich ſiehſt, iſt nur erborgtes Gut und wird nicht Dein Eigentum. — Ich habe nichts zu vergeben,“ wieder⸗ holte er erregter; „die Stunde wird nicht ferne ſein, in welcher mein Frevel an das Licht des Tages treten und die Schande, die ihm folgt, ihren Fluch über Dein junges Daſein ergießen wird!“ Alice bebte. „Nicht ſo, Vater!“ rief ſie unter Thränen; „Deine Handlungen find frei von Schuld und ſind es immer geweſen; —“ Ein Zug unbeſchreiblicher Bitterkeit glit des Gutsherrn Geſicht. „Wollte Gott, es wäre ſo!“ quoll es fiebernd von ihm; „aber ich ſehe den Augenblick, da mein Name, und mit ihm der Deinige, dem Spott der Welt preisgegeben ſein wird, da der Inhalt, den jenes Käſtchen birgt, über die Handlungen meines Lebens zum Verräter werden, da er über Dein junges Haupt unerbittlich den Stab brechen wird! Alice antwortete nicht. f „Meine Tochter,“ rief der Gutsherr plotlich eifrig, nimm Du das Kiſichen zu Dir, wenn ich aus dem Leben geſchieden ſein werde! Gott iſt mein Zeuge, daß ich keine Sünde will, da ich es dem Blick der Welt entziehe, damit die Unſchuld Deines Herzens allein über ſeinen Inhalt richte und biel⸗ leicht dem Gedrückten, dem Geſchüädigten der mal einſt noch Sühne wird!“ Alice erwiderte noch immer nichts, Ihr khränen⸗ feuchter Blick folgte der Richtung, nach welcher Her von Waldheim auf ein verſchloſſenes Etui aus Schild⸗ patt zeigte, mit welchem er noch am morgen deſſelben Tages beſchäftigt geweſen war. Der Gutsherr ließ nur wenige Sekunden ber⸗ ehen. 15 „Alice, meine Tochter,“ wiederholte er dringen⸗ der als vou dem, „gelobe mir bei Gott, das Küſt⸗ chen nicht aus den Händen zu geben! gelobe mit von dem ewigen Richter daß ſein Inhalt für alle Zeiten dem Leumund der Welt verborgen, nur Dein Geheimnis ſein wird!“ a Thräne um Thräne perlte über Alice's Wange herab. Sie glaubte ja nicht anders, als daß die Rede des Vaters ein Erzeugnis des ihu auftreiben⸗ Fiebers ſei. Fortſetzung folgt. für die gleitung verein hiermit 1 * das babe in groß hot des ene