Erſcheint jeden Mittwoch und Hamskag und koſtet vierteljährlich 1 & 20 3 mit illuſtiertem Anterhaktungsblakt 1 % 70 J excl. Poſtproviſion. 1 Inſerate, welche am Tage vor dem Exſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der 1 Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die einſpaltige, Merar. Garmondzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Lokal⸗ Anzeigen mit 6 Pfg. ( Raeeklamen mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen Rabattbewilligung, — 5 Politiſches. Karlsruhe, 3. Okt. Am Dienſtag den 5. d. M. wird, ſoviel bis jetzt beſtimmt, der Erzbi⸗ ſchof von Freiburg hier eintreffen und vom Groß⸗ berzog in feierlicher Audienz empfangen werden. Zu Ehren des Herrn Erzbiſchof wird ſpäter eine größere Hoftafel ſtattfinden. — Der Erbgroßherzog wird von Baden aus nicht oder doch nur zu ganz kurzem Aufenthalt nach Freiburg gehen. Er verbringt einen Teil des Winters in Südfrankreich (Cannes) den andern in Italien (Ort noch unbekannt). Mannheim, 3. Okt. Von der national⸗li⸗ beralen Partei wurde Herr Handelskammerpräſident Ph. Diffene als Kandidat für die demnächſt ſtattfindende Erſatzwahl als Abgeordneter zum Reichstag aufgeſtellt. Die Demokraten beſtimmten hiefür Herrn Rechtsanwalt v. Feder. Madrid, 2. Oktober. Das Kriegsgericht verurteilte den General Campa, den Lieutenant Serrano und 5 Unteroffiziere zum Tode. Verſchiedenes. * Ladenburg, 2. Okt. Das Graͤflich von Wieſerſche Rentamt Leutershauſen hat heute im Gaſt⸗ haus zur Krone dahier eine Neuverpachtung eines Teiles ſeiner auf hieſiger Gemarkung liegenden Güter vornehmen laſſen, zu welcher eine beträchtliche An⸗ ahl Pachtliebhaber aus den umliegenden Gemeinden Heddesheim, Leutershauſen, Großſachſen und Doſſen⸗ heim, ſowie von Ladenburg erſchienen waren. 255 Während bis heute die Gräflich von Wieſerſche Verwaltung an der alten Naturalwirtſchaft feſthielt Hund ihre Grundſtücke gegen eine gewiſſe Menge Felderzeugniſſe, in der Regel Spelz verpachtet, hat dieſelbe jetzt zum erſten Male ihre Pachtpreiſe in Geld angeſchlagen und wird in Zukunft von ihren 1e General-Agenton RKeckow, Mannheim 90. Ausunft orteilen d Walther & v. . 4— Mittwoch, den 6. Oktober Pächtern ſtatt Feldfrüchten bares Geld in Anſpruch nehmen. Neben dieſer Neuerung, welche im Hinblick auf die niederen Produktenpreiſe, gerade in dem jetzigen Augenblick nicht als eine Erleichterung gelten kann, ſind aber anch noch eine Reihe weiterer Be⸗ dingungen in die Pachtverträge mit aufgenommen worden, welche beſonders drückend empfunden werden und die Pachtung weſentlich erſchweren. Schon in früheren Jahren hat man oft Klagen darüber ge⸗ führt, daß das Gräflich von Wieſerſche Rentamt für jeden Pachtvertrag, welchen dasſelbe aufſtellt dem Pächter vorweg 3 Mark berechnet und bei Aus⸗ händigung des Vertrags ſofort in Anſpruch nimmt. In dem Maße als nun die Güter in moͤglichſt viele kleine Pachtloſe zerſtückelt werden, iſt die Einnahme aus den Pachtverträgen eine ſteigende und zugleich ſo verlockende, daß man ſich ſeitens der Verwaltung dazu hinreißen ließ, den Gräflich von Wieſerſchen Grundbeſitz in gerade zu unwirtſchaftlicher Weiſe zu zerſtückeln. Doch nicht genug damit, wenn ein und derſelbe Pächter zwei nebeneinander liegende Loſe pachtet ſo hat er 2 Pachtbriefe zu bezahlen. Wenn ein Pächter mit dem anderen das Grundſtück ver⸗ tauſcht oder wenn bei einem Todesfalle beiſpielweiſe der Pacht des verſtorbenen Vaters auf den Sohn übergeht, in allen dieſen Fällen nimmt die Verwaltung ihren Tribut in Anſpruch. Dieſe Bedingung iſt ohne Zweifel nicht allein hart, ſondern auch ungerecht⸗ fertigt und von dem Augenblicke an verwerflich, wenn, wie an vorliegenden Falle, ein förmliches Geſchäft daraus gemacht wird. Des Weiteren wurden die Pachtliebhaber mit einer Bedingung überraſcht, die gerade zu jetziger Zeit am allerwenigſten angebracht iſt, da es den meiſten Landwirten ſehr ſchwer fällt, ihre Pacht⸗ zinſen rechtzeitig zu entrichten. Rückſtändige Pacht⸗ Nachſtehende Annoncen ⸗ Expeditionen: Alois Herndl in Wien, Adolf Steiner in Hamburg und fämtliche Annoncen⸗Bureaux von Haaſenſtein und Vogler Rudolf Moſſe, G. L. Daube und J. Barck und Comp. nehmen Inſerate Inſerate ſind von nachweisbarer Wirkſamkeit. 3 Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor in Ladenburg lalt 5 3 5 5 für uns an. 1886. — — gelder ſollen, falls dieſelben nicht bis 1. Februar des der Ernte folgenden Jahres entrichtet find, ſchon von Martini ab mit 4 Prozent verzinzt werden. Auch dieſe Bedingung trifft die Landwirte beſonders hart und iſt von ſolcher Tragweite, daß dieſelbe bei geringer Ernte oder bei den noch empfindlichen Un⸗ verkäuflichkeit der landw. Erzeugniſſe den Pächtern große Verlegenheit mit ſich bringen kann. Den ſchlimmſten Eindruck endlich macht die Beſtimmung des neuen Pachtvertrags wonach die Pächter nicht berechtigt find, bei Unglücksfällen. Mißjahren Hagel⸗ ſchlag u. ſ. w. einen dem Schaden entſprechenden Nachlaß am Pachtzins zu fordern. Wohl könnte man dem entgegenhalten, daß man ſich ja gegen die Schaden des Hagelſchlags durch die Hagelverſicher⸗ ungsnahme ausreichend ſchützen können, allein dem ſtehen die hohen Prämien entgegen, welche zur Zeit noch an die Hagelverſicherungsgeſellſchaften entrichtet werden müſſen, oder die es in vielen Fällen un⸗ möglich machen, die Hagelverſicherung regelmäßig in Anſpruch zu nehmen. Mährend alle übrigen Ver⸗ waltungen ſich ihrer Pächter bei Hagelſchlag an⸗ nehmen und gänzlich unverſchuldetes Unglück mit tragen helfen, will jetzt das Gräflich v. Wieſer ſche Rentamt dieſe Vergünſtigung nicht mehr gewähren. Unter ſolchen Ausſichten konnte es Angeſichts der ſchwierigen Lage, in welcher ſich zur Zeit unſere landw. Bevölkerung befindet, nicht Wunder nehmen, daß die bei der Verpachtung anweſenden Pachtlieb⸗ haber mit den ihnen zu Gebot ſtehenden Mitteln endlich einmal Front gemacht haben, gegen die viel⸗ fachen, drückenden Beſtimmungen, welche die Pacht⸗ verträge enthalten. Man ließ ſich ſolche Beding⸗ ungen einfach nicht aufnötigen und verweigerte Seitens der Pachtliebhaber höhere Gebote, nur we⸗ nige Pächter von Heddesheim, welche in Verkennung Die Erbin v. Wallersbrunn. Originalroman von Marie Romany. 85 5 Nachdruck verboten. 13 gleich, der um Erbarmen flehte, lag er da. War das Wahrheit, was ſeine Miene nicht zur Genüge verfehlte? oder duldete Herr von Waldheim ſolch entſetzliche Seelenpein nur im Fieberwahn ? Redete er im Wahne ? Kaum war es für möglich zu nehmen, daß ein Leiden Geiſt und Körper ſo außer Faſſung bringen konnte, wie es über den Wirlauf der letzten Wochen bei dem Guts⸗ herrn geſchehen war. Zum Sterben matt, die Geſtalt bleich wie im Tode, ruhte er auf einem Armſtuhl und blickte, als halte ein Traum ihn gefangen, mit nkelndem Auge, die Wangen glühend, dem er⸗ löſchenden Purpurſcheine des Abends nach. Seine Bruſt fieberte, ſein Atem bebte; mitunter ſchien es, als faſſe er die Abſicht, den in ihm tobenden Gefühle freien Lauf zu gewähren; doch das Uebermaß der Quol, die er zu tragen ſchien, ließ die Sprache nicht u. Er blieb ohne Regung; nur ſeine Lippen bibrirten, nur ein Seufzer entrang ſich dann und wann feiner Bruſt; o, die Qualen, die in ihm bten, mußten entſetzlich ſein, unbeſchreiblich die Pein, die ſein Inneres durchwühlte, bis ſie in das ſo verhängnisſchwere Wort um Vergebung und Sühne finden ließ. mm LI 8 5 5 Jetzt war es geſchehen. Ein jäher Entſchluß löſte die Unbeweglichkeit ſeiner Miene; noch einen Moment ſchwankte er, dann wendete er ſich mit einer ſchnellen Bewegung des Kopfes der neben ihm knieen⸗ den Tochter zu. „Alice!“ rief er bebend. Voll unausſprechlichem Kummer ruhte ihr Blick auf ihm. „Alice!“ wiederholte der Gutsherr und ſeine welke Hand ſtreckte ſich wie flehend dem Kinde ent⸗ gegen, „Du hörſt die Stimme des Schöpfers; er ruft mich! Bete mit mir, Alice! flehe zum Himmel um Erbarmen für die Schwere der Sünde, deren Laſt mich in das ewige ewige Verderben hinabwälzen wird!“ 0 Alice ſeufzte ſtill. „ „Du hörſt mich,“ rief der Gutsherr lauter, „Du empfindeſt meine Qualen, Du trägſt die Laſt mit mir! So bete! Bete, Alice! Flehe mit mir, daß dem Frevel, deſſen Fluch ich mit mir in die Ewigkeit nehme, nicht durch die Verdammniß meiner Seele Vergeltung wird!“ ö „O, mein Gott!“ Mit zitterndem Behagen ergriff ſie die zu ihr ausgeſtreckte Hand; ihr Auge funkelte, ihre Wange erglühte, hervorgerufen durch die namenloſe Furcht, die ſie bei den ſo fieberhaft hervorgeſtoßenen Zu⸗ reden — wie ſie ſeit Monaten glaubte — des Vaters empfand. „Beteſt Du, Alice?“ begann der Gutsherr wiederum und ſeine Stimme vibrirte in ſeiner wahn⸗ ſinnigen Erregung: „flehſt Du mit mir um Erbarmen? — Oder wie? Du fühlt nicht mit mir? Du empfindeſt, Du ſiehſt nicht die Pein, die mir Leib und Seele verzehrt?“ Alicens Blick wurde naß. Vom tiefſten Mitleid ergriffen, preßte ſie heiße Küſſe auf die welken Finger des Gutsherrn, die ſie in kindlicher Verehrung und Liebe umklammert hielt. „Ich flehe zu Gott,“ erwiderte ſie mit Innig⸗ keit, „daß er Deine Sünden, ſo wie die Vergehen aller Menſchen auf Erden vergebe. — Habe Ver⸗ trauen, lieber Vater; die Liebe der Tochter iſt es, die ihre Bitten um Erloͤſung Deiner Seele für Dich voraus in das Himmelreich ſchickt.“ Ein Seufzer entrang ſich Herrn von Wald⸗ heim's Bruſt. „Die Liebe der Tochter!“ ſtotterte er in wildem Beben; „der Tochter, deren Haupt ich mit Schande belade, deren unſchuldsvolles Daſein mein Frevel in die Niedrigkeit des Lebens hinabjagt, indeß meine Seele für die Ewigkeit “ 5 „Vater! Vater!“ 8 a „Für die Ewigkeit des Himmels verloren iſt!“ „O, mein Gokt!“ Glühend hingen Alicens Blicke an der Miene des Vaters. Ob ſie gleich ſeit lange gewöhnt war, 8