mittag 9 Uhr fand im Feſſhallenſaal die felerliche Eröffnung der Landeszuchtviehausſtellung in Anweſen⸗ heit der Beſitzer des ausgeſtellten Viehs, ſowie zahl⸗ reicher Vertreter der Militär⸗ und Civilbehoͤrden und Eingeladenen ſtatt. Die ſlädtiſche Schülerkapelle eröffnete die Feier mit einem Marſch, worauf Ober⸗ bürgermeiſier Lauter in längerer Rede erklärte, daß es Pflicht der Städte, insbeſondere einer Reſidenz ſei, überall da einzugreifen, wo es gelte, die Land⸗ wirtſchaft zu fördern. Unſere Stadt habe dieſes Intereſſe an der Landwirtſchaft eingeſehen und da⸗ her auch im Einverſtändnis mit der Regierung die heutige Ausſtellung veranlaßt. Dieſelbe hatte Überall im Lande Anklang gefunden, das beweiſe die koloſſalen Anmeldungen, ſo daß mehr als zwei Drittel der Thiere nicht angenommen werden konnten. Es ſei viel geſchehen zu der Landeszuchtviehausſtellung, das könne Niemand verhehlen und fordere er daher die Herren Preisrichter auf, ihre Arbeiten mit Wohl⸗ wollen zu verrichten. Sicherlich würden ſie das richtige treffen. Redner ſchloß mit einem Hoch auf unſeren Großherzog und lud ſodann die Anweſenden ein zur Beſichtigung der Ausſtellung. Daſelbſt wurde der lange Zug von Medieinialrat Lydtin empfangen und durch die mächtigen Hallen geleitet. — Mannheim, 29. Sept. Der langjäh⸗ rige demokratiſche Reichstags⸗Abgeordnete für den Wahlbezirk Mannheim⸗Schwetzingen⸗Weinheim, Herr Wilhelm Kopfer erklärt in einer Zuſchrift an ſeine Wähler, daß er infolge langer und ſchwerer Krank⸗ heit, die eine baldige und vollſtändige Geneſung noch nicht erwarten laſſe, gezwungen ſei, ſein Man⸗ dat als Abgeordneter des 11. bad. Wahlkreises nie⸗ derzulegen. — Freiburg, 21. Sept. Nach der kirch⸗ lichen Feier der Inthroniſation des Erzbiſchofs Dr. Roos fand um halb 2 Uhr in der Kunſt⸗ und Feſt⸗ halle das Feſtdiner ſtatt, an welchem 600 Perſonen teilnahmen. Der Erzbifchof brachte einen Toaſt aus auf den Kalſer, den Pabſt und den Großherzog und bob darin die Harmonie der ſtaatlichen und der Kirchengewalt hervor. Miniſter Nock toaſtirte auf den Erzbiſchof, indem er der Hoffnung auf Her⸗ ſtellung eines vollkommenen Einvernehmens zwiſchen Kirche und Staat Ausdruck gab. Abends fand in der Feſthalle ein Bankett ſtalt. Als Vertreter des Großherzogs waren der Oberſtkammerherr Frhr. von und zu Gemmingen, ſowie die Kammerherrn v. Kleiſer und v. Boecklin erſchienen. — Schwetzingen, 23. Sept. Die Hopfen⸗ pflücke iſt zu Ende, aber lelder iſt das Verkaufs⸗ geſchäft ſchleppend, ja faſt nicht nennenswert, weß⸗ halb ſich die Produzenten, welche noch Vorrate haben, die ſich hier auf 800 Gentner beziffern dürften, eine begreigiche Aengſtlichkeit bemüchtigt, was ein Zurückgehen der Preiſe unbedingt zur Folge haben muß. Fremde Käufer find faſt keine mehr zu ſehen. Hieſige Platzhändler bieten 60 M. und wie man hört, ſollen die Produzenten um dieſen Reduktions- preis zu verkaufen gerne geneigt ſein. Dieſe Situation, welche nach eingelaufenen Nachrichten in allen Hopfen⸗ orten wahrgenommen wird, iſt den Produzenten ſehr peinlich. Durch den Regen, der nun ſeit einigen Tagen überraſcht hat, iſt die Ware, welche vorige Woche faſt zu trocken war, jetzt wieder allenthalben ſackbar geworden. 5 — Unterſchüpf, 22. Sept. Sowohl hier als im ganzen Schüpfer⸗ und Umpfergrunde find in letzten Tagen die meiſten Hopfen verkauft worden. Leider zu bedeutend geringern Preiſen als die Produ⸗ zenten anfangs glaubten. Für gute Ware wird jetzt 40 bis 50 Mark gezahlt, nebſt einigen Mark Trinkgeld. — Konſtanz, 20. Sept. Der vor kurzer Zeit aus ſeiner Feſtungshaft in Raſtatt entwichene Lieutenant Hellwig wohnt gegenwärtig in Bendlikon bei Zürich, wo er ſich um das Bürgerrecht bewarb, eine Villa mietete und ſich in nächſter Zeit mit der Witwe des von ihm erſchoſſenen Kameraden zu ver⸗ ehelichen beabfichtigt. — Für die Auffindung der von Luſtkurort Plättig verſchwundenen Gräfin Arnim iſt die Belohnung vom Ehegatten des Vermißten von 1000 auf 3000 Mark erhöht worden. Baden, 21. Sept. Die ruſſiſche Gräfin v. Arnim, geb. v. Lotzbeck, welche im Kurhauſe Plättig ſeit über 8 Tagen vermißt wurde, iſt bei Herren⸗ wies auf dem Sand ertrunken aufgefunden worden. — Bretten, 22. Sept. Ein geſtern abend in Flehingen ausgebroch⸗ner größerer Brand äſcherte 8 Wohn⸗ und Oekonomiegebäude ein; die letzteren waren größtenteils mit Heu und Getreide angefüllt. Tölz in Bayern. Derselbe beſand zich mit elnem Kollegen auf einem Patrouillengange, als plötzlich 2 Wilddiebe auftauchten und auf letzteren einen Schuß abfeuerten, der glücklicherweiſe ſein Ziel verfehlte Mit größter Sicherheit aber wurde von den nun mehr bereits im Rückzug befindlichen Strolchen ein zweiter Schuß abgegeben, der den anderen Gens darm ſofort tot zu Boden ſtreckte. — Wien, 22. Sept. in Trieſt 3 Perſonen erkrankt und 1 geſtorben, in Peſt zweiunddreißig Erkrankungen und fünf Todesfälle und in Fiume ein Erkrankung vorge⸗ kommen. 5 — Lemberg, 22. Sept. In der Bezirks. ſtadt Kalesz find in der vergangenen Nacht 300 Häuſer abgebrannt. — Wie man aus Nizza berichtet, hat man unter den Dächern einer ehemaligen Dominikaner⸗ kirche, welche ſeit 1860 als Militär päckerel dient, 600 wirr durcheinanderliegende Skelette gefunden, die vor 3⸗ oder 400 Jahren beerdigt worden ſein mögen. Man vermutet, daß dieſe Skelette 1702 ausgegraben worden find, als die repuplikaniſchen franzöſiſchen Truppen aus der Kirche St. Dominique eine nationale Bäckerei machten. Dieſe Gebeine find zum Teil die von hervorragenden Leuten, adeligen Familien, welche damals das Privileglum besaßen, eine beſondere Grabſtätte für ewige Zeiten in den Gewölben der Dominikanerkirche zu erhalten. Die Frauenſkelette ſind in der Mehrzahl, unter ihnen ſoll ſich das einer Herzogin von Savoyen befinden, Alle dieſe menſchliche Ueberreſte werden neuer⸗ dings in einem der Friedhöfe von Nizza beſtaltet werden. — Der von China und Jopan in San Fran⸗ cisco eingetroffene Dampfer „Gallic“ bringt folgen ⸗ de Einzelheiten über die in Japan herrſchende Cho⸗ lera⸗Epidemie: Die Geſamtzahl aller Cholerafälle in Japan betrug nach der „Japan Gazette“ in dieſem Jahre bisher 59000. Davon verliefen 37000 födt⸗ lich. Die Epidemie läßt jetzt nach. Berichle aus Seoul auf Korea melden, daß die Cholerg guch An der Cholera ſind Auch das Spritzenhaus wurde vom Feuer ergriffen und konnte nur die Spritze aus demſelben gebracht werden, während Schläuche und Leitern verbrannten, wodurch die Löſcharbeiten ſich verzögerten. Die hie⸗ ſige Feuerwehr fuhr nach 8 Uhr zum Brandorte und kam heute früh gegen 6 Uhr zurück. — Von Wilderern erſchoſſen wurde, wie man uns mitteilt, dieſer Tage ein Gensdarm bei dort wütet. Nach amtlichen Quellen flarben daſelbſt von einer Bevölkerung von 250000 Serlen, 36900 Perſonen an der Cholera. Die Cholera pal aber nicht nur in der Hauptſtadt ſchlimme Verheerungen angerichtet. In Shinſchna, in der Provinz Keis⸗ hodo, ſtarben 5000 und in Terai 6000 Menſchen in einem Monat an der Seuche. Die kleine Lalofleur hatte vor ihrem Debüt wenig Ausbildung enoſſen und war dem erſten Pariſer Theater faſt um Schornſtein hereingeſchneit. Wohl fehlte es Juliettens Stimme an Kraft und Fülle, um als icht dieſer verlockenden Gewalt anheimfiel. 5 Die kleine Sängerin ſtand am Fenſter ihres in hellblauen Atlas tapezierten Boudoirs. Leis kniſterte das Feuer im Kamine. Mit der wohligen Wärme durchflutete ein berauſchender Blumenduft das reizende Gemach. Juliette, im Schlafrock von eremfarbener Seide, ſtreichelte mit ihren winzigen ändchen eine Flut von Veilchen, die man zu einem iſſen zuſammengebunden. Träumeriſch ſah ſie vor ſich hin. Noch nach der Generalprobe hatte ſie geſtern en Componiſten der neuen Oper empfangen, der ſie beglückwünſchte und ihr tauſendmal in einem Atem ſchwor, ſie ſei die geborene Carmen in Erſcheinung und eigenartigem Spiel.“ — Und dann, eine Stunde bevor ſie ins Theater fuhr, erhielt ſie von unbekannter Hand ein Blatt mit einem italieniſchen Liepchen — „La fioraja“ — die Blumenverkäuferin! Und dies Lied — ach, ſie kannte es! Es rüttelte weh⸗ mütig glückliche Erinnerungen in ihrer Seele wach. Ihre Mutter, eine ſchöne braune Straßentänzerin, atte es oft zum Tambourin geſungen, damals in adrid, als ſie, Juliette, kaum vier Jahre zählte. er wußte denn in Paris von ihrer Mutter? Wer 7 das Lied hier? Wer hatte es ihr ge⸗ 1 — ihrer Zuhörer zu entzücken, da überkam Juliette am Anfang der letzten Tableau's eine wilde zügelloſe Luſt, das Lied, ihrer Mutter Lieblingskind zu ſingen. Und dies berauſchende Liedchen „Chi vuole dei miei flor“ hatte in den Rahmen der Oper gepaßt. Orcheſter, Kollegen und der Meiſter am Dirigenten⸗ pulte hörten erſtaunt das liebliche Fragment. Juliette ſang, wie einſt ihre Mutter zum Tambourin, und kopierte deren ſinnberückenden Tanz. Wildes Beifalls⸗ rauſchen drang an ihr Ohr; durch all den Lärm aber erſcholl ein Aufſchrei — ganz rückwärts im Partere. Ein alter Mana war bewußtlos zuſammen⸗ gebrochen; hatte ſich aber endlich wieder erholt. Pierre Michonet war es, nur ein armer Notenab⸗ ſchreiber, bekannt in allen Theaterkreiſen. Juliette hatte ihn oft im Foyer der Oper oder hinter den Couliſſen geſehen, wenn er ſie mit Entzücken be⸗ trachtete, ihrer Stimme lauſchte. Sie lächelte über den armen Copiſten von 60 Jahren, der oft tage⸗ lang ihr Logis gegenüber auf der Straße ſtand und zu ihren Fenſtern aufblickte, oder wenn er eilte, ihr den Wagen zu öffnen, der ſie in ihr elegantes Heim brachte. Auch jetzt — in dieſem Momente — ſtand Michoinet im naßkalten Wetter auf dem Trottoir, und ſah andächtig zu den Fenſtern der Belle-Etage Rue la Ricondière Nr. 15 empor. Die Sängerin rief ihrer niedlichen Zofe: „Sieh, Ninette, da iſt der Alte wieder! Aber wie blaß er ausſieht ſeit dem Anfall von geſtern abend! Doch was bringſt Du da ?“ i Das hübſche Kammermädchen hielt eine Karte in der Hand „Marquis Delicourt“ las Juliette. „Laſſe ihn herein — doch Du bleibſt in me iner Und Abends, als ſie es verſtanden die Seelen „ n V „„ Nähe!“ Die Zofe nickte berſtändnisv l und eilte 2 4 28 2 f 8 7 Monſieur Marquis die Thüren des Bondoles zu öffnen. Dies war ein Freund des General⸗ Direktors — man durfte es mit ihm nicht verderden, Juliette fühlte gegen Delicourt eine ſeltſame Abneigung, und wollte es nicht begreifen, wie all' ihre Colleginnen von der jüngſten Balletratte bis zur Alteſten Divg dem geheimen Zauber dieſes Mannes unterlagen; einem Zauber, den ſie nur dann verſtand, wenn der Marquis ſich in ihrer unmittelbarer Nähe befand. Dann ſprühte ſeine geiſtvolle Conberſation wie ein Regen von Gold und Funken, und Juliettens Auge hing, auf Sekunden, wie feſt gebannt an dieſem unheimlich blaſſen Geſichte, deſſen dämoniſches Auge tiefliegend und leidenſchaftlich unter den dunllen Braunen hervorloderte. a Dellcourt trat durch die ſchwere Damaſſportſere. Er war im Salonanzug; die tadellos gantierten Hände hatten den ſpiegelblanken Cylinder. Eine Reihe bunter Bändchen und Roſetten verrielen ihn als Beſitzer hoher Orden. Der Marquis konnte 48 Jahre zählen, doch das Chevalereske ſeiner Haltung ließ ihn weit jünger erſcheinen. 1 Schluß folgt. Die Herzogin von Maine fragte eines Tages ihre aus lauter geiſtreichen Männern beſtehende Umgebung! „Welcher Unterſchled iſt zwiſchen mir und einer Uhr? Niemand wußte den Unterſchied anzugeben. In dieſem Augenblicke betrat Fenélon das Zimmer und die Herzogin richtete an ihn dieſſ elbe Frage, welche ſofort dahin beantwortet wurde: „Die Uhr giebt die Zeit an, und Ihre Königliche Hoheit macht dieſelbe —— Deut Ne Gelſchaff 0 39 Die halten. Jahren ſte Prämien einzelnen des je 4. für dir er * * 95 n