* Nr. 77. * 9 Abonnements- Kinladung. Mit dem 1. Oktober beginnt das IV. Quartal dieſes Blattes und laden zum Abonnement hierauf freundlichſt ein. Den geehrten Einſendern von Artikeln ſagen wir unſern beſten Dank mit der Bitte, uns auch fernerhin ihr geſchätztes Wohlwollen zu bewahren. — Jeder irgendwie aufnahmsfähige Artikel, der den geſetzlichen wie örtlichen Verhältniſſen entſpricht, wird mit Dank angenommen. — Um der irrigen Mein⸗ ung entgegenzutreten, als müßten eingeſandte Arti⸗ kel, welche Recenſtionen oder Kritiken über beſtehende Mißverhältniſſe ꝛc. enthalten, vom Einſender bezahlt werden, mochten wir hiermit erklären, daß alle derartigen Artikel koſtenfreie Aufnahme finden. f Mit dem neuen Quartal bringen wir den ſpannenden Originalroman 3 5 von Marie Romany zum Abdruck, welcher in jeder Weiſe zufriedenſtellend ſein wird. f Der Abonnementspreis beträgt vom mit Iluſtr. Unterhaltungsblatt 1 Mark 40 Pfg. und werden Beſtellungen ſowohl in der Expedition wie bei den Zeitungsträgern entgegengenommen. 1 Inſerate werden blligſt berechnet. Auf beſon⸗ 1. Oktober ab — KErſcheint jeden Zittwoch und Hamskag und koſtet vierteljährlich 1 & 20 4 5 4 mit illuſtiertem Anterhaltungsblalt 1 % 70 . exel. Poſtproviſton. i Auſerate „welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und worden die einſpaltige, Garmondzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Lokal- Anzeigen mit 6 Pfg. ( Reklamen mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen Rabatthewilligung. — 8 Ke 1 Samſtag, den 25. Hepkember Politiſches. Baden, 21. Sept. Heute Nachmittag kurz nach 2 Uhr kam der Großherzog von Baden hier an und wurde am Bahnhofe von der Großfürſtin Olga Feodorowna in Begleitung ihrer beiden Söhne, der Großfürſten Michael und Alexander begrüßt. Großfürſt Nikolajewitſch war durch einen auf der Fahrt zur Bahn ſich ereignenden Unfall, welcher glücklicherweiſe ohne ernſte Folgen blieb, abgehalten worden. Madrid, 22. Sept. Die Königin iſt hierher zurückgekehrt und wird morgen einen Miniſterrat abhalten. Geſtern fand eine kirchliche Trauerfeier ſtatt für die Generäle Velarde und Oberſt Miraſol, die beim Aufſtand getötet wurden. Unter der An⸗ klage, auf den General Velarde mit einem Revolver geſchoſſen zu haben, iſt ein Student verhaftet worden. — Der Papſt, das zöſterreichiſche Kaiſerhaus und 1 die Königin Iſabella drückten der Königin telegraphiſch Hie Erbin von Wallersbrunn ihre Befriedigung über das Mißlingen des Auf⸗ ſtandes aus. — Die Geſamtzahl der Verhafteten, zumeiſt Zorrilliſten, beträgt 249. Das Kriegsgericht befindet ſich in voller Thätigkeit und hat ſchon ein Todesurteil gefällt, welches Donnerſtag vollſtreckt wird. f Verſchiedenes. — Mannheim, 20. Sept. (Schwurgericht) Vorſitzender Landgerichtsrat v. Buol, Vertreter der Großh. Staatsbehörde Herr Staatsanwalt Dürr. 1. Fall. Der 60jährige verw. Karl Hörner von Hardheim ziert wegen Falſchmünzerei die An⸗ klagebank. Der Beklagte wird unter Annahme mildernder Umſtände für ſchuldig erklärt und lautet das Urteil der Richter auf 1 Jahr 8 Monate Ge⸗ fängnis. und Amgegend. Nachſtehende Annoncen ⸗Erpeditionen: Alois Herndl in Wien, Adolf Steiner in Hamburg und ſämtliche Annoncen⸗Bureaux von Haaſenſtein und Vogler Rudolf Moſſe, G. Inſerate ſind von nachweisbarer Wirkſamkeit. Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor in Ladenburg en L. Daube und J. Barck und Comp. für uns an. nehmen Inſerate 1886. 2. Fall. Wegen Verſuchs des Verbrechens gegen die Sittlichkeit wird der 48jährige Taglöhner Seb. Hörſt von Schneeberg zu einer Gefängnis⸗ ſtrafe von 1 Jahr 2 Monaten verurteilt, wovon 2 Monate Unterſuchungshaft abgehen. 3. Fall. Der 60 jährige verheiratete Wirt Franz Götzelmann von Ladenburg ſteht wegen Un⸗ terſchlagung im Amte heute vor den Schranken des Gerichts. Derſelbe war ſeit mehreren Jahren bei der ſtädtiſchen Waage in Ladenburg, welche gegen ein Entgeld zur beliebigen Benützung des Publi⸗ kums ſtehl, als Waagemeiſter ange ſtellt. Für dieſe Mühewaltung erhielt Angeklagter die Hälfte der Einnahme, während die andere Hälfte in die Ge⸗ meindekaſſe floß. Durch mehrere in letzter Zeit vor⸗ gekommene Unregelmäßigkeiten, kam man endlich den ſeit mehreren Jahren betriebenen ſträflichen Mani⸗ pulationen, welche in der Fälſchung gemachter Ein ⸗ träge in das Waagebuch, ſowie in dem Heraus⸗ reißen von ganzen Blätern aus demſelben beſtanden, auf die Spur und beziffern ſich nach genauer Un⸗ terſuchung von Sachverſtändigen die Betrugs⸗ und Unterſchlagungsfälle auf ungefähr 1400 einzelne Rente im Geſamtbetrage von M. 303.15. Die Ge⸗ ſchworenen bejahen die Schuldfrage und lautet das Verdict auf eine Gefängnißſtrafe von 1 Jahr 9 Monate, woran 3 Monate Unterſuchungshaft abge⸗ rechnet werden, und Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von 3 Jahren. 4. und letzter Fall hat die Anklageſache gegen den 56jährigen, verheirateten Bürgermeiſter Pfrang von Rippenweier wegen falſcher Beurkundung im Amte zum Gegenſtande. Der Angeklagte wird unter Annahme mildernder Umſtände zu einer Gefängnis⸗ ſtrafe von 6 Monate verurteilt. — Karlsruhe, 21. Septbr. Heute vor⸗ Die ebe einer Künſtlerin. W Erzählung aus dem Jahre 1818. g Von J. Keller. . Schluß. 8 Die Worte erſtarben ihm faſt auf den Lippen, als er flüſter te: „Lebe wohl, Agnes — lebe wohl — mache mir das Sterben doch nicht ſo unendlich ſchwer. Sieh — ich — ich vermag doch nichts zu thun, garnichts — mein Leben ſteht in der Gewalt — in der Gewalt des Hoͤchſten. Wo biſt Du, Agnes — ich ſehe Dich nicht mehr — Agnes, meine Agnes, küſſe mich, mein Weib — küſſe mich — nimm Deine ßen — ſüßen Lippen nicht von den meinen o, es wird ſo ſchwarz — ſo dunkel um mich her, da — Lichtſchein Flammen — Feuer — o, ie tötliche Kugel — der Pulverrauch — der Schmerz — mein Weib — meine Agnes — wo — wo biſt Du! — Küſſe mich — küſſe mich küſſe mich —“ l Sie preßte ihre Lippen auf die ſeinen lange — lange Zeit — und unter ihrem heißen Kuſſe hauchte der Vicomete ſein Leben aus. J Als es zwölf Uhr von den Türmen der tadt eine Witwe. 1 ſchlug, war die junge Vicomteſſe Agnes Marinowska iſt nach dem Ableben ihres Gemahls eine Wohlthäterin der leidenden Menſchheit geworden. Als der Vicomte in der Gruft ſeiner Ahnen auf dem Familienſchloſſe beigeſetzt wurde, gelobte ſie ſich, den Witwenfchleier nicht mehr ablegen und ihr großes Vermögen zum Wohle der Mitmenſchen verwenden zu wollen, Sie rief eine großartige Stiftung für unbe⸗ mittelte ins Leben und wurde ſelbſt Vorſteherin der⸗ ſelben. Mit entſagender Aufopferung waltete ſie ihres Amtes und alle Inſaſſen des Stiftes nannten ſie „den Engel.“ Die ihr ſo ſehr zuſagende Thätigkeit und die herzliche Zufriedenheit, welche das Bewußtſein, Gutes zu thun, dem edlen Menſchen bereitet, machten ſie glücklich; zwar wich der Schmerz um den Dahin⸗ geſchiedenen nicht aus Agnes Herzen, aber ſie fand den Troſt, deſſen daſſelbe dedurfte, um zufrieden zu ſein, So lange der Feldmarſchall noch im Dienſte war, beſuchte er ſie häuſig, als ihn ſein körperlicher Zuſtand aber zwang, ſich penſioniren zu laſſen, da eilte er, ſeinen Zorn und Haß gegen Frankreich vergeſſend, für immer zu ſeiner Tochter und mit offenen Armen nahm dieſſelbe ihn in ihrem Schloſſe anf. Alt und Jung in der ganzen Umgegend aber liebte und verehrte den „alten Feldmarſchall“ und ſeine ſchöͤne Tochter, die Vicomteſſe des Cina Maiſons, die einſtige Schauſpielerin des Theaters zu Wilna. Ende. Zuliette 1 Von A. v. Markowigz. Juliette Lalafleur, die jungſte und ſchöͤnſte Novize der großen Oper zu Paris hatte geſtern ihr erſtes Debüt in einer großen, für ſie eigens ge⸗ ſchriebenen Partie gefeiert. Eine große Fülle der Kinder Floras in Rieſenbouquets, Lyras, Schiffchen, Fächern und vergoldeten Füllhörnern, endlich glühende Liebesbriefchen, begeiſterte Posme und ein paar hundert inflammirte Männerherzen — all' dies war in heller Begeiſterung der kleinen Novize zuge⸗ flogen. Und Juliette Lalafleur verdiente all' dieſen Enthuſiasmus, obwohl ſie ſelbſt über ihn lachte. Sie war ein gottbegnadetes Talent. Ihre großen glänzenden Antilopenaugen ſprachen, ihr Blick allein ſchon begeiſterte, inſpirirte, ſinnbethörend lächelte ihr kleiner Purpurmund, unnachahmlich warf ſie die Flut ihrer blauſchwarzen Locken in den Nacken. Die zieeliche, formvollendete Mignongeſtalt wiegte ſich graziös in den Hüften: kaum berührten die kleinen Füßchen den Erdboden. Und doch — mit mehr als Geſtalt, mehr als Schönheit, Anmut und Grazie nahm Juliette mit ihrer Stimme, ihrem