de A Erſcheint jeden Mittwoch und Hamskag und koſtet vierteljährlich 1 4 20 3 mit illuſtiertem Anterhaltungsblakt 1 / 70 J exel. Poſtproviſion. 0 welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die einſpaltige, Oarmondzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Lokal- Anzeigen mit 6 Pfg. ( Bei größeren Aufträgen Rabattbewilligung. Iuſerate, Reklamen mit 20 Pf. berechnet. Politiſches. Straßburg, 14. Sept. Heute mittag fand beim Kaiſerpaar Empfang der höheren Beamten, des Biſchofs, des Präſidenten des proteſtantiſchen Direktoriums, des Staatsrats, des Landesausſchuſſes, des Bureaus des Bezirktages und der Straßburger Gemeinderatsmitglieder von denen 26 erſchienen waren, ſtatt. Der Kaiſer unterhielt ſich mit jedem einzelnen, hielt auch eine kurze Anſprache und ſprach den Gemeinderäten ſeine Freude über die Fortſchritte der Stadt die Wiedereinſetzung des Gemeinderates und den ſchönen Empfang aus. Er werde die durch die Stadterweiterung Straßburg auferlegte Finanzlaſt thunlich zu erleichtern ſuchen. Nach dem Empfang brachten Landleute aus der Umgegend ihre Huldigung durch einen Feſtzug dar, worin 22 Gemeinden durch Reiter und Wagen mit Burſchen und Mädchen in der Landestracht vertreten waren. In dem Feſtzuge der Landgemeinden befanden ſich 40 Wagen; außer den Gemeinden des Straßburger Landkreiſes nahmen auch Gemeinden der Kreiſe Erſtein und Weißenburg Teil. Nachdem die Reiter und Wagen vorüber ge⸗ zogen, empfingen der Kaiſer und die Kaiſerin im Gartenſalon des Statthalterpalais die Bürgermeiſter der einzelnen Gemeinden mit je einem Mädchen aus jeder Gemeinde und nahmen deren perſönliche Huldigung entgegen. — Geſtern abend fand beim Kaiſer ein Eſſen von 100 Gedecken ſtatt. Die Kaiſerin, der Kronprinz. der König von Sachſen. der Großherzog und die Frau Großherzogin von Baden wohnten nach dem Eſſen der von der Stadt veranſtalteten Feſtvorſtellung im Theater bei. Die Kaiſerin wurde bei der Ankunft im Theater von 4 Beigeordneten empfangen und beim Eintritt in die kaiſerliche Loge mit einem vom Bürgermeiſter Back ausgebrachten Samſtag, ö U General- Anzeiger für Ladenburg und Amgegend. Hoch begrüßt, in welches ſämtliche Anweſende begeiſtert einſtimmten. — Berlin, 16. Sept. Die Eröffnung der außerordentlichen Seſſton des Reichstages erfolgte durch den Staatsminiſter von Bötticher im Sitzungs⸗ ſaale des Reichstags. Straßburg, 16. Sept. Der Kaiſer iſt unwohl und ſagte den Ausflug nach dem Odilien⸗ berg und die Beſichtigung der Uniferſität ab. Statt ſeiner erſchien der deutſche Kronprinz, welcher von den Rectoren und Profeſſoren und den Studenten in vollem Wichs empfangen wurde. Vorher be⸗ ſichtigte derſelbe den Kaiſerpalaſt, wobei ihm der Baumeiſter Born aus Frankfurt vorgeſtellt wurde. Bei der heutigen Univerſitätsfeier vertritt der Kron⸗ prinz den Kaiſer, weil wegen des ſtarken Temperaturwechſels der Kaiſer der Feier nicht bei⸗ wohnt. Sofia, 13. Septbr. Die Eröffnung der Sobranje fand heute pünktlich um 11 Uhr ſtatt. Die Verſammlung, an welcher laut Ausweis der Präſenzliſte 221 Perſonen teilnahmen, bot durch das Conglomerat der verſchiedenſten durchweg maler⸗ iſchen Nationaltrachten ein ungemein buntes, feſſelndes Bild dar. Der Andrang des Publikums war ein ganz koloſaler. Sämtliche Off ziere waren in Galauniform erſchienen. Das in dem Verſammlungs⸗ ſaale befindliche Bild des Fürſten war verhängt. Stambulow eröffnete die Sißung mit Verleſung der Thronrede. Dieſelbe wurde mit lautem Beifall ent⸗ gegengenommen und als ein Deputierter hierauf ein Hoch auf den Fürſten Alexander ausbrachte, brach die Verſammlung in ſtürmiſchen Beifall aus. Zum Alterpräſidenten wurde Boſchuakow gewählt, ein Landmann aus Vratza, welcher ſich ſo wenig zum Parlamentsredner eignete, daß er unfähig zu ſprechen, en 18. September Nachſtehende Annoncen ⸗Erpeditionen: Alois Herndl in Wien, Adolf Steiner in Hamburg und fämtliche Annoncen⸗Bureaux von Haaſenſtein und Vogler Rudolf Moſſe, G. L. Daube und J. Barck und Comp. nehmen Inſerate für uns an. * Inſergte ſind von nachweisbarer Wirkſamkeit. a 5 2 Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor in Ladenburg 5 1886. ſich ſeine Rede von den Schriftſtellern ſouffliren laſſen mußte. Sofia, 15. Sept. Die Sobranje hielt heute ihre dritte Sitzung 2 Uhr mittags bei Anweſenheit von 214 Abgeordneten ab. Die Galerien waren gefüllt. Die Adreſſe an den Czaren wurde ver⸗ leſen und applaudirt. Der Liberale Zacharias Stojanow rief den Applaudirenden ironiſche Worte zu, und verließ entrüſtet den Saal. Die Adreſſe wurde debattelos angenommen. 5 — Sofia, 17. September. Die Sobranje nahm geſtern mit großer Majorität gegen die Zanko⸗ N wiſten den Belagerungszuſtand an. — In der Adreſſe an den Czaren heißt es: Wir find überzeugt, alles, was in letzter Zeit in Bulgarien geſchehen, hat die Spaltung mit Rußlands beſeitigt und Sr. Maj. wird das bulgariſche Volk und deſſen nationalen Beſtrebungen unter ſeine Obhut nehmen, zum Wohle Bulgariens und deſſen Freiheit und Selbſt⸗ ſtändigkeit. i Budapeſt, 14. Sept. Es iſt nunmehr kon⸗ ſtatirt, daß hier die aſiatiſche Cholera aufgetreten iſt. Von geſtern bis heute nachmittag fanden 10 Erkrankungen ſtatt, davon 4 mit tödtlichem Ausgang. Der Verlauf der Krankheit iſt ein ſehr rapider. Berſchiedenes. * Ladenburg, 17. Sept. Die zwei Ehren⸗ urkunden, welche unſer Turnverein bei dem Pforz⸗ heimer Kreisturnfeſt errungen, ſind nunmehr einge⸗ troffen und machen wir unſere Freunde und Gönner, ſowie die Bewohner Ladenburgs darauf aufmerkſam, daß ſolche von Sonntag den 10. dſs. Mts. im Schaufeſter unſeres Turnrats Georg Guckenmus ausgeſtellt ſind. d Nächſten Sonntag den 26. September feiert Die Fiebe einer Künſtlerin. Erzählung aus dem Jahre 1813. Von J. Keller. 6 Ein lauter Ausruf entfuhr ſeinem Munde, als er das Porträt betrachtete. Er ſprang auf, taumelte ein wenig und ließ ch dann wieder in den Seſſel nieder. Er ſprach kein Wort, aber ſeine Augen ver⸗ ſenkten ſich in das kleine Bild. Krampfhaft hob und ſenkte ſich ſeine breite Bruſt und die Hände des alten Kriegers zitterten. Zum erſtermale wohl in ſeinem Leben. „Lola!“ kam es endlich kaum hörbar zwiſchen ſeinen bebenden Lippen hervor. Es währte lange, ehe er ſich ein wenig ge⸗ faßt hatte. Dann wandte er ſeine Blicke zu Agnes und betrachtete ſie aufmerkſam. Der finſtere Ernſt, die Rohit waren aus ſeinem Geſichte verſchwunden, der 98 5 tief wehmütiger Erinnerns lag auf dem⸗ Er holte tief Atem und fragte zoͤgernd: „Sie find die Tochter dieſer Frau N „Ja, Durchlaucht.“ a „Ihr einziges Kind?“ „Ja, Durchlaucht.“ „Und was iſt aus Ihrer Mutter gewor⸗ en?“ „„ „Sie ſtarb! In Wilna?“ . „Ja, Durchlaucht.“ n „Und wann? tat dit 1 „Vor zehn Jahren.“ VVV „Vor zehn Jahren ſchon. Mein Gott —“ ſeine Stimme ſank zum leiſeſten Flüſterton herab, „und ich habe noch immer für Ihr Wohlergehen gebetet. Und hat Ihre Mutter Ihnen geſagt, einſt mir ihr Bild zeigen ſollten?“ Er blickte ſie forſchend bei dieſer Frage an Sein ganzes Weſen verriet eine unendliche Er⸗ ſchütterung. „Ja, Durchlaucht“, antwortete Agnes, „meine Mutter ſagte mir, daß ich in Ihnen ſtets einen Beſchützer, einen Freund finden würde, Sie hätten es ihr gelobt, als Sie ſie verließen um — eine ſtandesgemäße Heirat zu ſchließen. Und ſo nahte ich mich im Vertrauen darauf, daß Sie Ihren Schwur halten würden.“ Der Fürſt bedeckte das Geficht mit den Händen. Die widerſtrebenſten Gefühle kämpften in ihm. „Weiß ſie Alles?“ fragte er ſich, und obgleich daß Sie der Gedanke an ihr Verlangen ihn hätte auf's Neue erzürnen müſſen, fühlte er doch eine un⸗ wiederſtehliche Sehnſucht danach, ſie in ſeine Arme zu ſchließen, die herrliche Geſtalt an ſeine lebhaft ſchlagende Bruſt zu preſſen. „Sie antwortete mir nicht?“ fragte Agnes nach langem Schweigen leiſe und beſorgt trat ſie ihm näher und beugte ſich ein wenig zu ihm herab, „find Sie mir böſe ?“ Da riß er überwältigt die Hände vom Geſicht und, ſeinem inneren Verlangen folgend, zog er ſie zu ſich nieder und ſchloß ſie in ſeine Arme. „Mein Kind“, flüſterte er, ihre Stirn mit heißen Küſſen bedeckend, „meine Tochter!“ „Vater, teuerſter Vater“, ſprach ſie leiſe und weinend. „Ich wußte, daß Du mich nicht hart⸗ herzig zurückſtoßen mürdeſt!“ VI. r An demſelben abend noch wurden laut höheren Befehls die ausquartierten franzöſiſchen Verwundeten wieder in die von ihnen innegehabten Räumlichkei ten zurückgebracht. Zwar waren einige von ihnen un⸗ terdeß ihren Qualen erlegen, viele Menſchenleben aber konnten durch die gütige Maßregel noch gerettet werden. 5 Einen Augenblick ſchöͤpfte der arme Theater⸗ leiter hierdurch neuen Mut und hoffte auf die