— ich rh 000% n am un 0 N 9 en und gel K Heneral-Anzeiger für Ladenburg und Almgegend. Erſcheint jeden Mittwoch und Hamstag und koſtet vierteljährlich 1 4 20 mit illuſtiertem Anterhaktungsblakt 1 % 70 J exel. Poſtproviſion. . welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der finden ſofortige Aufnahme und werden die einſpaltige, Lokal- Anzeigen mit 6 Pfg. ( Bei größeren Aufträgen Rabattbewilligung. rpedition eingehen, Garmondzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Reklamen mit 20 Pf. berechnet. Nr. 74. Politiſches. Straßburg, 11. Sept. Die Kalſerparade es 15. Armeecorps iſt glänzend verlaufen. Se. Maheſtät der Kaiſer fuhr die Fronten der in zwei Treffen aufgeſtellten Truppen ab und ließ, im Wagen ſtehend, dieſelben einmal an ſich vorüber⸗ maſchieren, die Infanterie in Kompagniefront, die Kapallerie in halben Schwadronen. Der Großherzog von Baden fübrte das rheiniſche Ulanen⸗Regiment Nr. 7 und das 1. badiſche Leib⸗Dragoner⸗Regiment Nr. 20, der Großherzog von Heſſen das großherzogl. befſiſche Leib⸗Dragoner⸗Regiment Nr. 24, deſſen Chef er iſt, an dem Kaiſer vorüber. Prinz Albrecht kotoyrte das braunſchweigiſche Infanterie⸗Regiment Nr. 93. Der Kaiſer und die Kaiſerin verließen nach halb 2 Uhr das Paradefeld. Allerhöchſtdieſelben wurden bei der Hinfahrt, wie bei der Rückfahrt Überall mit ſtürmiſchem Jubel begrüßt. Um 5 Uhr fand im Offizier⸗Kafino das Paradediner ſtatt, an welchem Ihre Majeſtäten der Kaiſer und die Kaiſerin, alle anweſenden fürſtlichen Gäſte nebſt ihrem Gefolge, ſowie die Generäle und die bei der Parade in der Front geſtandenen Stabsoffiziere teilnahmen. Darmſtadt, 10. Sept. Prinz Alexander von Battenberg und Prinz Franz Joſef von Bat⸗ tenberg ſind mit großem Enthuſtasmus Zehntauſen⸗ der empfangen worden. Der Kriegerverein mit der Fahne bildete Spalier. Damen überreichten Lor⸗ beerlränze und Bouquets. Der Vater der Prinzen und Prinz Ludwig von Battenberg küßten die Heimgekehrten mit Freudenthränen. Der Ex⸗Bul⸗ garenfürſt ſieht leidend aus. Er begrüßte ſeinen Schwager, den Grafen von Erbach, den General⸗ ſtabsoffizier von Philippsborn, den Geh. Rat Men⸗ ges, den Bürgermeiſter Ohly und den engliſchen Geſandten Jocelyn. Kein Miniſter war am Bahn⸗ adenburger 1 i hofe anweſend. Ueberall herrſcht unermeßlicher Jubel. Jugenheim, 10. Sept. Das Städtchen iſt reizend dekoriert. Ex⸗Fürſt Alexander wurde bei ſeiner Ankunft von den Einwohnern und Kurgäſten aufs Lebhaſteſte begrüßt. Berlin, 11. Sept. Der deutſchfreiſinnige Reichstagsabgeordnete Ludwig Löwe iſt heute geſtorben. Ludwig Löwe, geboren an 27. Nov. 1837, war Beſitzer einer Maſchinenbauanſtalt und Waffenfabrik, welche er 1870 im großem Maßſtabe nach ameri⸗ kaniſchem Muſter einrichtete. Seit 1877 war Löwe Mitglied des preuß. Abgeordnetenhauſes und ſeit 1878 Mitglied des Reichstages. Seine Partei verliert in ihm ein ſehr thätiges und opferwilliges Mitglied. a Paris, 12. Sept. Mrgr. Puginier, apoſtoliſcher Vicar des weſtlichen Tongkings, telegraphiert nach⸗ ſtehendes: Hongkong, 9. Sept. In Than⸗Hoa wurden im Auguſt 700 Chriſten niedergemetzelt, 80 Dorfer eingeäſchert und 9000 Chriſten ausgebungert. Puginier.“ Petersburg, 12. Sept. Ueber die am 10. d. M. abends 8 Uhr in Breſt⸗Litows erfolgte Ankunft des Prinzen Wilhelm von Preußen berichtet der „Regierungsbote“ folgendes: Auf dem Bahnhof, an welchem eine Ehrenwache von dem 11. Reſerve⸗ Infanterie⸗Bataillon mit der Fahne und der Muſik aufgeſtellt war, waren zum Empfange des Prinzen anweſend der Kaiſer, der Großfürſt. Thronfolger, ſowie die übrigen Großfürſten. Der Kaiſer und die Großfürſten hatten preußiſche Uniform mit preußiſchen Ordensbändern, der Prinz Wilhelm ruſſiſche Uniform angelegt. Bei der Ankunft des Prinzen Wilhelm intonierte die Muſik der Ehrenwache die preußiſche Hymne. Vom Bahnhof aus fuhr der Kaiſer mit dem Prinzen Wilhelm nach der Feſtung, wo letzterer 7 1 0 4 5 f 10 Nachſtehende Annoncen ⸗Erpeditionen: Alois Herndl in Wien, Adolf Steiner 43 7 in Hamburg und ſämtliche Annoncen⸗Bureaux von Haaſenſtein und Vogler Rudolf Moſſe, G. L. Daube und J. Barck und Comp. nehmen Inſerate für uns an. Inſerate ſind von nachweisbarer Wirkſamkeit. Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor in Ladenburg 1886. die Kaiſerin begrüßte. Hierauf fand bei dem Kaiſer⸗ paare zu Ehren des Prinzen ein Diner von 70 Gedecken ſtatt, an welchem auch das Gefolge des Prinzen teilnahm. Bei der Tafel ſaß der Prinz rechts von der Kaiſerin, links von derſelhen der Kaiſer. Auf Befehl des Kaiſers find dem Prinzen während ſeiner Anweſenheit der Generaladjutant Fürſt Schachowskoj und der Flügeladjutant Fürſt Bjeloffelsky attachiert. Bald nach dem Diner wohnten das Kaiſerpaar, Prinz Wilhelm und die übrigen Herrſchaften der nächtlichen Armirung einer Lünette bei Für den Prinzen Wilhelm iſt in einem Hauſe nahe dem Nicolaithore (Feſtungsthor) Wohnung hergerichtet. Geſtern fand anläßlich des Namenstages des Kaiſers vormittags in der Feſtungskathedrale ein Tedeum und Kirchenparade ſtatt. Zu derſelben erſchienen der Kaiſer und die Kaiſerin, Prinz Wilhelm, ſämtliche Großfürſten und Prinz Alexander von Oldenburg. Gegen 1 Uhr nachmittags fand im Offtiziersklub ein Dejeuner zu 215 Gedecken ſtatt, an welchem die Herrſchaften und deren Gefolge keil⸗ nahmen. Am Sonnabend vormittags ſtattete der Prinz Wilhelm dem Kaiſer und den Übrigen Herr⸗ ſchaften Beſuche aß. Petersburg, 13. Auguſt. Prinz Wilhelm iſt geſtern früh von Breſt Litowsk abgereiſt. Am Bahnhofe verabſchiedete ſich das Kaiſerpaar, der Thronfolger, die Großfürſten Georg und Wladimir herzlich vom Prinzen, welchen der Czar wiederholt umarmte. Sofia, 11. Sept. Trotz der erfolgten Ab⸗ dankung des Fürſten Alexander dauert die ablehnende Haltung der ruſſiſchen Regierung gegenüber der Regentſchafts⸗Regierung Bulgariens fort und zwar, weil dieſelbe nicht ausgeſprochen ruſſenfreundlich iſt und ferner, weil nach ruſſiſcher Auffaſſung die Berufung Die Liebe einer Künſllerin. Erzählung aus dem Jahre 1818. 1 55 1 Von J. Reller. 37 % 5 Bringen Sie alſo lieber das kleine Opfer, das Ihnen nicht einmal ſchwer werden kann, da Sie, 05 ein Kamerad mir mitteilt, ja — Schauſpielerin nd.“ Er trat einige Schritte auf Agnes zu und machte eine Bewegung, als wollte er ſie umfaſſen. Das mutige Mädchen richtete ſich aber hoch auf, ſah ihn mit blitzenden Augen an und rief: „Ich warne Sie! — Wagen Sie es nicht, mich anzurühren, es könnte Sie ihren Platz in der Armee koſten.“ Ein wenig beſtürzt trat der Offizier zurück. Das ganze Weſen, die kühnen beſtimmten Worte, der Künſtlerin begannen ihn einzuſchüchtern. „Nun wohl“, ſagte er mit einem ziemlich mißlungenen Verſuch zu lächeln. „Ich werde Sie dem Fürſten annoncieren. Vielleicht findet ſich ſpäter Gelegenheit, Ihren Dank entgegen zu nehmen.“ Er entfernte ſich ſchnell und kehrte nach wenigen Minuten ſchon zurück. „Die junge, ſchöne Künſtlerin“, ſagte er, „wird Durchlaucht willkoumen ſein.“ — Der Feldmarſchall ſaß noch immer auf dem⸗ ſelben Platz wie bei der Vifite Sanislaus Kraſinsky. Er neigte leicht den Kopf, als Agnes Marynowska eintrat und blickte ſie nicht ohne Intereſſe, aber doch ernſt und ſtrenge an. „Was verſchafft mir das Vergnügen“, ſagte er, „die beliebteſte Künſtlerin Wilnas hier zu ſehen?“ „Ein Anliegen führt mich zu Ihnen, Durch⸗ laucht, ein großes Anliegen.“ „So? — Und wiſſen Sie auch, daß hier weder der Ort, noch überhaupt eine paſſende Gelegen⸗ heit iſt, um ein ſolches anzubringen? — Meinen Grundſäͤtzen getreu, dürfte ich ſie jetzt und hier gar nicht anhören.“ „Durchlaucht!“ „Nun, nun — erſchrecken Sie nicht gar zu ſehr“, fuhr er freundlicher fort, „ich bin ja ein Verehrer der Weiber — namentlich der ſchönen Weiber.“ Er richtete ſich ein wenig in ſeinem Seſſel auf, fixirte ſie einen Augenblick ſcharf und ſprach dann: 5 „Setzen Sie ſich hierher zu mir — an meiner Seite und dann ſagen Sie mir, was Sie wollen.“ Agnes folgte ſeiner Aufforderung. Sie vermochte kaum ihre innere Erregung zu verbergen, ſo oft und vortrefflich ihr das auch ſchon auf der Bühne gelungen war. Ihre Augen hingen auf dem gefurchten Geſicht des alten Kriegshelden — ſie zitterte leicht, als ſie ſich neben ihn ſetzte. „Nun alſe — machen Sie ſchnell — ich habe noch Vielerlei zu erledigen.“ „Es handelt ſich um die Verwundeten.“ „Um welche Verwundeten?“ i „Um die Verwundeten der franzöſiſchen Armee. für welche ich Ihre Gnade erbitten mochte, Durch⸗ laucht.“ In dem Geſicht des Feldmarſchalls loderte der Zorn hell auf. ö „Ah bah — Gnade!“ rief er erregt, „Gnade für dieſe Kanaillen?!! — Nichts da! — Hätten die verdammten Franzoſen ſie denn für uns gehabt, wenn wir unterlegen wären — he? Den Gedanken ſchlagen Sie ſich aus dem Sinn! Für einen Franzoſen kenne ich keine Gnade!“ „Ich bitte Sie, Durchlaucht, beruhigen Sie ſich“, ſprach Agnes flehend, „und hören Sie mich an.“ „Aber kurz — kurz namentlich in dieſer über⸗ flüſſigen Angelegenheit.“ Die Schauſpielerin ſchilderte ihm in wenigen Worten, wie die meiſt Schwerverwundeten in den Garderoben und Magazinen einquartiert geweſen ſejen und fuhr dann fort: 3 .