Erſcheint jeden rittwoch und Samskag und koſtet viertelſährlich 1 & 20 3 5 *. mit illuſtiertem Anterhaktungsblakt 1 %% 70 J exel. Poſtproviſion. 25 4 Inſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen biss Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die einſpaltige, 4 Garmondzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Lokal⸗Anzeigen mit 6 Pfg. U Reklamen mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen Rabattbewilligung. Nr. 67. Politiſches. Berlin, 17. Auguſt. Der heutige 100. Todestag Friedrichs des Großen wurde auf Befehl Raifer Wilhelms nur in der benachbarten Reſidenz⸗ ſtadt Potsdam durch eine öffentliche Feier begangen. Dort iſt die Ruheſtätte in dem engen Grabgewölbe unter der Kanzel der Garniſonkirche, reich mit Lorberen, Cypreſſen und anderen grünen Gewächſen geſchmückt. Der Raum vom Altar bis zur Hofdamenloge iſt auf beiden Seiten mit Blumengewinden geziert. In Gegenwart des Kaiſers, der Kaiſerin, des Hofes, der z. Z. anweſenden Miniſter und der Generalität fand heute die kirchliche Gedenkfeier ſtatt, bei der Hofprediger Kögel die Rede hielt. Während des darauf folgenden Geſanges begaben ſich unter Vor⸗ antritt der Generale v. Hahnke und v. Verſen, der Raiſer in der Uniform des 1. Garderegiments, der Kronprinz in der Generalfeldmarſchallsuniform, die Prinzen Heinrich, Albrecht, Alexander, Friedrich Leopold, der Erbprinz von Meiningen, Herzog Joh. Albrecht von Mecklenburg, Herzog Günther zu Schleswig⸗Holſtein, Prinz Reuß, die Kronprinzeſſin mit den Prinz ſſinen Töchtern, Prinzeſſin Feiedrich Karl in die Gruft. Der Kaiſer und der Kronpeinz legten am Sarge des großen Königs Kränze nieder. Die Kaiſerin verblieb in ihrer Loge. Nach der kirchlichen Feier fuhren die Fürſtlichkeiten nach dem Stadtſchloſſe. Um halb 1 Uhr erſchien der Kaiſer auf der Schloßrampe, worauf die Kirchenparade be⸗ gann. Der Kaiſer gab p rſönlich das Komando zum Präſentieren. Um 1 Uhr fuhr der Kaiſer nach Schloß Sansſouci und weilte daſelbſt einige Zeit im Sterbezimmer Friedrichs des Großen,. Berlin, 19. Aug. Der Biſchof Dupont des Loges von Metz iſt Mittwoch früh 2 Uhr ge⸗ Samſtag, General- Anzeiger für Ladenburg und Amgegend. . 55 Nachſtehende Annoneen⸗Erpeditionen: Alois Herndl in Wien, Adolf Steiner in Hamburg und ſämtliche Annoncen⸗Bureaux von Haaſenſtein und Vogler Rudolf Moſſe, G. L. Daube und J. Barck und Comp. nehmen Inſerate . für uns an. 5 N Inſerate ſind von nachweißbarer Wirkſamkeit. 8 Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor in Ladenburg den 21. Auguft Mondevideo, 18. Aug. Als der Prä⸗ ſident der Republik geſtern Abend in das Theater trat, ſchoß ein Mann mit dem Revolver auf den Präſidenten, denſelben leicht an der Wange ver⸗ letzend. Der Attentäter wurde ſofort ergriffen und von der Volksmenge derart mißhandelt, daß er kurz darauf ſtarb. Verſchiedenes. () Ladenburg, 19. Aug. Wie ein Lauf⸗ feuer durcheilte am Dienstag abend unſere Stadt die Kunde, daß unſere Turner auf dem Pforzheimer Kreisturnfeſt doppelt als Sieger hervorgegangen ſeien. Es galt nun der wackeren Schaar einen würdigen Empfang zu bereiten und iſt dies auch ſoweit es in der Eile moglich war, geſchehen. Die Kapelle Hertel an der Spitze ſtellten ſich die Vereinsmit⸗ glieder mit Fackeln und Lampions auf dem Perron auf und donnernde „Gut Heil“ ertönten beim Ein⸗ fahren des Zuges. Raſch war ein Feſtzug aufge⸗ ſtellt und nun gings, die Preisturner mit wehen⸗ der Fahne in der Mitte, unter nicht enden wollen⸗ dem Jubel durch die zum teil beflaggten Straßen der Stadt. Beim Einzug in das feſtlich geſchmückte Lokal erhellte bengaliſche Beleuchtung den Marktplatz und wurden dem Führer der Preisriege, ſowie dem Sieger im Einzelwettturnen von jungen Mädchen herrliche Bouquets überreicht. Der Herr Bürgermeiſter, ſowie ſämtliche Ver⸗ einsvorſtände waren vertreten und begrüßte Herr Bürgermeiſter Huben die preisgekrönten Turner mit berzlichen Worten im Namen der Gemeinde. Sprech⸗ wart Reinmuth dankte den Gäſten ſür das voll⸗ zählige Erſcheinen. Turner Zentmayer gab ein Bild, wie das Preisturnen verlief und forderte die — — — — — — 1886. 7 —.— Anweſenden auf, feſt zur Turnereſ zu halten, wel“ cher auch ſein Gut Heil galt. Herr Hertel würzte den Abend mit gut aus⸗ geführter Streichmuſik und erndete reichen Beifall. Erſt ſpät in der Nacht trennte ſich die muntere Schaar, welche mit Recht ſtolz auf ihren Erfolg ſein kann. Die Namen der Sieger ſind: Preisriege: Fiſcher, Guckenmus, Hell, Hertel, Kunkel, Löſſer, Schäfer, Schlegel, Schmitt, Vogel und Zentmayer als Führer. Einzelwettturnen: Schmitt. () Ladenburg, 19. Auguſt. Wie wohl allbekannt wurde am letzten Sonntag das III. Kreis⸗ turnfeſt unſeres X. Turnkreiſes in Pforzheim ge⸗ feiert. Eine eingehende Schilderung dieſes waßrhaft glänzend verlaufenen Turnens iſt uns unmöglich und können nur in großen Zügen ein ſchwaches Bild zeichnen. Alle drei Jahre feiert der X. Turnkreis ein größeres Feſt zu welchem ſich naturgemäß nur die beſten Kräfte und ſolche die es werden wollen in friedlichem Wettkampfe anmelden und wurde in Neuſtadt unſere Induſtrieſtadt Pforzheim als nächſter Feſtort gewählt. Die Wahl war eine durchaus glückliche. In Pforzheim konnte jeder Fremde merken, daß die vielgerühmte deutſche Gaſtfreundſchaft noch lebt und war Empfang und Unterkommen der nahezu 3500 Mann zählenden Turnerſchaar wahrhaft großartig. Der Feſtzug durch die unvergleichlich geſchmückte Stadt dauerte an 2 Stunden und folgten demſelben die Maſſenübungen, welche von nahezu 600 Turner zu gleicher Zeit ausgeführt wurden und recht gut gingen. Die Beteiligung am Vereinswetturnen ſo⸗ wie am Einzelweltturnen war eine verhältnismäßig ſchwache. Von 153 erſchienenen Vereinen traten Der Wilderer. . 5 Von Fritz Brentano. 92 15 19. 5 Er durchkreuzte ihn nach allen Richtungen, denn es zog ihn allmächtig in die Einſamkeit der hohen Bäume, und oſt ſahen ihn die Leute aus dem Dorf auf einem vom Sturm gefaͤllten Stamme ſinnend ſitzen, neben ſich das Jagdgewehr, ohne welches er nie ausging, deſſen er ſich aber merkwürdiger Weiſe niemals bediente. Kein Schuß war, ſeit er Beſitzer des Forſtes geworden, in dem R vier gefallen und das Wild war ſo kühn geworden, daß die Holzarbeiter nicht ſelten von dem Beſuch deſſelben derartig überraſcht wurden, daß ſie ein Reh faſt mit den Händen greifen konnten. Eine Stelle aber hatte er nie wieder betreten — den Schauplatz jener Nacht, um den die Sage bereits vor einem Jahrhundert ihre Kreife gezogen hatte und der jetzt wüſter denn je dalag. Wohl drängte ihn zuweilen die unſichtbare Macht faſt g⸗⸗ waltſam nach der Mordeiche, aber ſo oft er ſich auch auf den buſchumwachſenen Pfad begeben hatte, der zu dem unheimlichen Waldſee führte, immer hatte ihn jenes entſetzliche, innerliche Grauſen von der Stätte ſeines Frevels zurückgeſcheucht und finſterer als zuvor war er nach Hauſe gekommen, in ſeinem Antlitz das dunkle Rätſel, das Gertrud vergeblich zu löſen ſuchte. Heute war wieder einer jener melancholiſchen Herbsttage angebrochen, die ihm mehr denn alles Andere die Erinnerung an die Vergangenheit in das Gedächtnis zurückriefen. Die Feldarbeiten waren für dieſes Jahr zum größten Teil beendigt und öfters und länger ſchweifte er im Wald umher. Zwiſchen den Stämmen fiel ſchräg das Sonnengold hernieder, denn es war tief am Mittag. das gelbe Laub glitzerte gar ſeltſam in ſeinem Strahl — rings herrſchte tiefer Frieden, lauliche Herbſtluft ſpielte um die heiße Stirn des Schwedenhofbauern, der wieder tief im Forſt auf einem längſt gefällten Stamm raſtete und das Haupt an den Lauf ſeiner Flinte lehnte, die er mit beiden Händen umſchloſſen hielt. So ſaß er und ſtarrte träumeriſch zur Erde nieder. Er dachte des Weibes daheim, deren Leben er mitvergiftet hatte, denn er fühlte lange ſchon, daß der ſtille Gram ſeinen Wohnſitz in Gertrudens Herz aufgeſchlagen hatte und daß das ſinſtere Geheimnis, welches auf ſeiner Seele nagte, auch über ihr Gemüt ſeine Schatten geworfen hatte. O, hätte er nur einmal ſeinem Herzen Luft machen — nur einmal ſeinen Jammer in eine fühlende Bruſt ausſchütten können, die ſchwere Laſt wäre leichter geworden, er hätte vielleicht die Faſſung gewonnen, die ihn das Unabänderliche hätte leichter tragen laſſen. Aber dieſes ewige Begraben in ſeinem tieſſten Innern, dieſes Alleinſein mit dem Heere der ſchwarzen Gedanken, das fortwährende Ringen gegen die boͤſen Geiſter der Selbſtankloge — es war zuviel für eines Menſchen Bruſt und oft faßte er mit einem wilden Griff nach dem ſchußbereiten Gewehr, wenn ihm der Gedanke kam, wie er mit einem leichten Druck all dem Elend ein Ende machen könne. Aber das Bild der toten Mutter trat zwiſchen Entſchluß und Ausführung und kraftlos ſank ſeine Hand zurück. „Sühne die That dein Leben lang — bis Gott Dich abruft zum ewigen Gericht!“ waren die Worte der Sterbenden geweſen und in jener Nacht, wo er zum letztenmale in das arme blaſſe Antlitz geſchaut, da hakte er gelobt, daß ſein Leben eine einzige Reue — nur eine Sühne fein ſollte. Faſt ganz war die Sonne geſunken, ſchon wehte die kühlere Abendluft durch die Zweige und noch immer ſaß Ulrich lautlos, als ein Raſcheln im Unter⸗ holz ihn aus ſeinem Sinnen aufſchreckte. Sein ge⸗ übtes Ohr vernahm den Schritt eines Menſchen — er erhob ſich, ſtrich ſich mit der Hand das ſchon leicht ergraute Haar von der ſorgenſchweren Stirne, warf die Büchſe über die Schulter und rüſtete ſich, ohne zurückzuſchauen, zum Heimweg an ſein Ohr toͤnte: 8