geren. „Aug I winden l. Huben K n 1 . u Butz 1 15 119 ge lang gcgen u 15 Juli 186d. 150 b 220 Reklamen mit 20 Pf. berechnet, Nr. 63. Folitiſches. Heidelberg, 3, Auguſt. (der Feſtgottes⸗ dienſt in der Heiliggeiſttirche.) Das altehrwürdige Gotteshaus, in welchem vor 500 Jahren auf die eben gegründete Ruperto-Carola Gottes Segen herabgefleht wurde, vermochte die Schaar der An⸗ dächtigen kaum zu faſſen und trotzdem der Zutritt nur gegen Karten geſtattet war, war die Kirche überfüllt. Feſtlich geſchmückt in deutſchen, badiſchen noſſauiſchen und den Fahnen der Stadt und Univer tät, mit Kranzumwundenen Säulen und mit blühenden Topfgewächſen beſtellt, bot das Innere der Kirche einen weihevollen Anblick. Zu Füßen der Kanzel hatten der eben erſt angekommene Kronprinz und die badiſchen Fürſtlichkeiten Platz genommen, ihnen reihten ſich im Schiffe die Spitzen der Behörden, die Generalität, der academiſche Senat an, während die Bürger- und Regentenſchaft die weiten Emporbühnen füllte. Herr Profeſſor Dr. Baſſermann, der ſeiner Predigt den 4. Vers des 90. Pſalmes: „Tauſend Jahre find vor dir wie der Tag, der g.ſtern vergangen iſt ꝛc.“ zu Grunde gelegt hatte, ſchilderte in kiefdurchdachter, von Herzen kommender und zu Herzen gehender, von edlem Pathos getragener Rede die Bedeutung des heutigen Tages für die ganze deutſche Nation, und ermahnte die Jubiläumsgemeinde, im Gedanken an den Hoͤchſten, deſſen Segen ſo wunderbar auf dem Halbentauſend des Beſtehens der Alma mater geruht, in die Feier einzutreten. Der ambroſtaniſche Lobgeſang „Nun danket alle Gott“, der in mächtigen Accorden das weite Goiteshaus durchbrauſte, be⸗ ſchloß die erhebende Feier. — Heidelberg, 3. Aug. (Der Feſtact in der Aula.) Die um 11 Uhr beginnende academiſche Feier in der Aulg geſtaltete ſich zur pisce de n erscheint jeden Mittwoch und Samskag und koſtet vierteljährlich 1 ü 20 mit illuſtiertem Anterhaltungsblakt 1 % 70 J excl. Poſtproviſion. uſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der rpedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die einſpaltige, Garmondzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Lokal⸗ Anzeigen mit 6 Pfg. Bei größeren Aufträgen Nabattbewiligung Samſtag, den 7. Auguſt résistance des Tages. Die Aula iſt nicht mehr wieder zu erkennen. Renaiſſance⸗Holztafelungen be⸗ decken die Wände und die Decke, an der Haupt⸗ front hat die von der Stadt Heidelberg der Uni⸗ verſität geſchenkte Büſte des Großherzogs Auf⸗ ſtelung gefunden. — Bei dem Feſtacte in der Aula hielt der Kronprinz des deutſchen Reiches folgende Anſprache: Es erfülle ihn mit Freude, Zeuge zu ſein eines ſo ſeltenen Feſtes, bei welchem ſich Vertreter aller Stände und Nationen zuſammengeſchaart, um zurückzuſchauen auf die Vergangenheit der Univerſität, die nie glücklichere Zeiten geſehen, als die, in denen wir leben Ge⸗ gründet zu einer Zeit, wo die geiſtige Entwickelung des Menſchengeſchlechts in Banden gelegen, habe ſie alle Schickſale, die dem deutſchen Weſen angehaftet, durchmachen müſſen. Sie habe geſtritten und ge⸗ litten, Trübſal erfahren und ſich endlich durchge⸗ rungen zu der Höhe, auf welcher ſie jetzt ſteht. Auch das Ehrenſchild des deutſchen Volkes ſei nie herrlicher erſtrahlt, als jetzt, wo Deutſchlands Fürſt und Volk geeint, ſich der Wiedererrichtung des deutſchen Reiches erfreuten. In dieſer ernſten Stunde gedenke er beſonders Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs, der als erſter deutſcher Fürſt dem Kaiſer gehuldigt. Es ſei die ſchönſte Aufgabe ſeiner Sendung, zu bekennen, wie Heidelberg ſtets in den Zeiten der Zrtiſſenheit den deutſchen nationalen Gedanken hochgehalten, wie hier im Südweſten des Reichs, nahe der früheren Grenze, wo die Gefahr ſtets unmittelbar vor der Thüre geſtanden, der Sohn des Nordens dem Sohne des Südens näher getreten ſei, welche nach der Rückkehr in die Heimath den deutſchen Bruderſinn in die fernſten Ganen des Vaterlandes getragen. Er richte an Lehrer und Nachſtehende Annoncen ⸗Erpeditionen: Alois Gerdt in Wien, Adolf Steiner in Hamburg und ſämtliche Annoncen⸗Bureaux von Haaſenſtein und Vogler, Rudolf Moſſe, G. L. Daube und J. Barck und bout, hat geſtern Abend bei kühlem, nehmen Inſerate für uns an. Inſerate ſind von nachweisbarer Wirkſamkeit. „ Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor in Ladenburg 1886. Schüler die ernſte Mahnung, jetzt in der Zeit des Glücks der Wiedervereinigung der deutſchen Volks! ſtämme ſtets eingedenk zu bleiben der Stunden der Gefahr und in ihren Kreiſen auf die Förderung des Bruderſinnes unter den deutſchen Volksſtämmen hinzuarbeiten. — Heidelberg, 6. Auguſt. Das Schloß feſt aber klarem Wetter ſtattgefunden und iſt äußerſt glänzend verlaufen. Tauſende von zum Teil farbigen Lampions makierten die Architektur des Schloſſes, welches außerdem noch mit elektriſchem und anderem Lichte erleuchtet wurde. Gegen 7000 Perſonen waren im Schloßhof, auf dem Balkon und in dem Garten anweſend. Der Staat hatte die Bewirtung der Gäſte übernommen. Um 8 Uyr erſchienen der Großherzog und die Groß⸗ herzogin, der Kronprinz, ſowie die Prinzen Ludwig und Karl. In dem ſogenannten Landhauſe, welches mit Gobelins prachtvoll geſchmückt war, hatten ſich die Ehrengäſte, die Delegierten, ſowie die Profeſſoren der Heidelberger Univerſttät facultätsweiſe verſammelt. Die Dekane ſtellten die Herren ihrer Gruppen den hoͤchſten Herrſchaften vor. Der Großherzog und der Kronprinz unterhielten ſich in der leutſeligſten Weiſe mit den Anweſenden, die franzöfiſchen Delegierten wurden von allen Herrſchaften in eine längere Un⸗ terhaltung gezogen. Die Präſidenten fämtlicher ſtudentiſcher Verbindungen wurden dem Kronprinzen vorgeſtellt, der für jeden einige freundliche Worte hatte. Die Frau Großherzogin ließ ſich die Gemah⸗ linnen ſämtlicher Profeſſoren vorſtellen. Um 10 Uhr verließen die Herrſchaften das Schloß unter enthu⸗ ſiaſtiſchen Kundgebungen der Anweſenden. Das Feſt ſelbſt fand erſt in ſpäter Nacht ſeinen Abſchluß. Frankfurt, 5. Aug. Der Kronprinz traf in vergangener Nacht 12 Uhr mittelſt Extrazuges 15 8 Der Wilderer. Von Fritz Brentano. 15. Der Häuptling war Ulrich ſo nahe gekommen, doß er bei dieſem ebenſo unerwarteten wie ver⸗ blüffenden Manöver faſt auf den Gegner aufrannte und das war es, was dieſer bezweckt hatte. Hoch hob er den mit dem Schlachtbeil des erſchlagenen Wächters bewoffneten Armm — einen Augenblick blitzte die Waffe im Mondlicht, dann fuhr ſie ziſchend, mit der Kraft der Verzweiflung geſchleudert, dahin und tief hinein in das Haupt Tahitta's. Der Indianer ſtieß einen wilden Schrei aus; ſeine Hände ließen die Mähne des Pferdes los und wirbelten einen Augenblick kramfhaft in der Luft, gräßlich traten die Augen aus ihren blutüberſtrömten Hohlen, dann ſchwankte er im Todeskampfe eine Weile hin und her und ſank langſam von dem Pferde, welches ſeiner Laſt entledigt, einige Secunden ſchnaubend ſtell ſtand, dann ſich wiehernd ſchüttelte und reiterlos weiter jagte. Einen Moment überblickte der Flüchtling das Schauſpiel, das ſich vor ihm abſpielte. Sollte er ſeine Waffe zurückholen ? Da tauchten zwiſchen den Bäumen ſeine übrigen Verfolger auf — hier galt kein Beſinnen — wieder riß er ſein Thier herum und ſprengte davon. Ein ſchreckliches, lang⸗ gezogenes Geheul verkündete ihm, daß die Sioux bei ihrem ſterbenden Führer angelangt waren, gab ihm aber zugleich die Gewißheit, daß er vorläufig von ihrer Verfolgung nichts zu fürchten hatte. Er kannte die Sitten der Sioux und wußte, daß ſie ſich von der Leiche ſobald nicht trennnen würden. a Dennoch ſetzte er ſeinen Ritt mit ungeminderter Eile fort, ſo weit ihm dies die erſchöpften Kräfte ſeines Pferdes geſtatteten, während das ledige Thier ſich ebenfalls zu ihnen geſellt hatte und nebenher trabte. Er hatte keine Ahnung, wo er ſich befand. In der erſten furchtbaren Aufregung der letzten Stunden war ihm jeder Sinn für die eingeſchlagene Richtung ſeiner Flucht abhanden gekommen und er mußte es dem, Rufall überlaſſen, ob er ihn neuen Gefahren entgegen oder auf den Pfad der Rettung führen wolle. Die Reaction trat nach den Schrecken dieſer entſitzlichen Nacht bei ihm ein — wie eine dumpfe bleierne Schwere legte es ſich auf ſein Gehirn und faſt gleichmüthig ritt er dahm. Es mußte ſchon nahe gegen Morgen ſein, denn ein kühler Wind ſtrich durch die Bäume und wie ein Schauer flog es über ſeinen Körper, während ſich zu gleicher Zeit wieder die quälende Eunnerung an die e ſſe der leztvergangenen ck inſtellt des Erwachens — Zeit zu Zeit einen ſtärkeren Anlauf und fuhr durch ſeiner todten Lieben — ſeines zerſtörten Heims — — feines vernichteten elenden Lebens — gleich mahnenden Geſpenſtern vor ſein geiſtiges Auge traten. Das Pferd unter ihm hatte ſeinen Schritt gemäßigt und trabte, als fühle es, daß die Ver⸗ folger hinter ihm von der Jagd abgelaſſen, gleichmäßig weiter, während ſich der Dämmer des hereinbrechenden Tages durch die Zweige ſtahl und allerlei Nachtgewürm durch das Unterholz huſchte. Hie und da gab ſchon ein Vogel einen Laut der Morgenwind nahm von die aufrauſchenden Zweige, daß ſie ſich zu einander beugten, als flüſterten ſie ſich geheimnißvolle Ge⸗ ſchichten von dem gebrochenen — todtwüden Mann zu, der da unter ihnen hinritt, — Geſchichten von Schmerz und Bangen — von dem Mörder vom Schwedenhof. In dieſem aber hatte ſich die wilde Thatkraft, die ihn vor Stunden noch zu dem gewaltigſten Ringen um ſein Leben angespornt hatte, ge⸗ legt und er fragte ſich ſtaunend, weßhalb er noch einmal dieſen Kampf gerungen und dieſes erbärm⸗ liche Leben nicht von ſich gʒworfen habe? Was wollte er noch auf dieſer Welt — was feſſelte ihn noch an ein Dafein voll 3 und