Verſchiebenek. * Ladenburg, 3. Auguſt. Geſtern Abend ließen ſich in einer hieſigen Wirtſchaft zwei Herum⸗ reiſende nieder und blieben trotz der Aufforderung des Wirtes das Lokal zu verlaſſen, bis nach Mitter⸗ nacht ſitzen. Als die Polizei herbeigekommen war, widerſetzten ſich dieſelben auch gegen dieſe, worauf ſie verhaftet werden ſollten. Dem einen davon ge⸗ lang es zu enikommen, während der andere nur mit größter Anſtrengung in den Arreſt gebracht wurde, und daſelbſt einen fürchterlichen Scandal durch Stoßen an die Thüre und durch viehmäßiges Brüllen anſtellte. Bei ſeiner Abführung nach Mannheim war derſelbe abermals wiederſpenſtig und mußte feſt geſchloſſen per Omnibus an die Bahn gebracht werden, welche Geſellſchaft den zu⸗ fällig auch mitfahrenden Damen wohl wenig Freude gemacht haben wird, was aus den verdutzten Mienen zu erkennen war. Ladenburg, 381. Juli. Der Nr. 3 der „Ruperto Carola“ entnehmen wir folgende Feſt⸗ notizen: „Der Fackelzug, welcher Mittwoch, den 4. Auguſt ſtattfindet, wird an Großart'igkeit und Pracht alle bis jetzt hier dag weſenen derartigen Feierlichkeiten übertreffen. Es werden ſich ungefähr 2000 Fackelträger an demſelben betheiligen und wird nicht nur die akademiſche Jugend, ſondern auch mancher alte Herr an dieſer ſchönen Feier theilnehmen, gilt ſie doch unſerem allverehrten Großherzog, dem Reckor Magnificentiſſimus der Alma Ruperto Carola. Der Zug wird jenſeits der Brücke Aufſtellung nehmen und wird ſich über die⸗ ſelbe durch die Haſpelgaſſe an der nördlichen Seite der Heiliggeiſtkirche vorüber nach dem Rathhauſe bewegen. Nachdem die Spitze des Zuges in die Hauptſtraße eingebogen und beim Café Wachter angelangt iſt, begibt ſich eine Deputation der Studirenden zu Sr. Kgl. Hobeit dem Großherzog, der auf dem Balkon des Rathhauſes die ihm dar⸗ gebrachte Huldidung entgegenzunehmen geruhen wird. Hierauf nimmt der Zug ſeinen Weg durch die Hauptſtraße, biegt am Ende derſelben (Leimbach 'ſche Hof⸗Apotheke) in die Sophienſtraße ein und begibt ſich durch die Leopoldſtraße um die Peterskirche herum durch die Grabengaſſe nach dem Ludwigsplatz. woſelbſt unter den Klängen des „Gaudeamus“ die Fackeln zuſammengeworfen werden. — Zum großen Commers in der Feſthalle, Freitag, den 6. Auguſt, Abends 6 Uhr, bei welchem Se. Kgl. Hoheit der Großherzog Friedrich von Baden das Ghrenbr glltigſt anzuneh werden ca. 6000 Eintrittskarten ausgegeben, davon werden 500 zu offiziellen Einladungen verwendet, feruer erhalten ſammtliche immatriculirte Studenten Heidelbergs, ſowie dieſenigen Herren, welche früher hier ſtudirt haben, freien Zutritt. Soweit dann noch Plotz vorhanden, ſollen auch Studirende anderer Univerſitäten Eintrittskarten erhalken. — In fyriedrichsfeld wurde am Samstag mittag 12 Uhr 32 Min. der nach hier gehende badiſche Schnellzug auf das falſche (Main⸗Neckar⸗) Geleiſe geleitet. Nur der Umſicht des Führes des entgegenkommenden, nach Heidelberg gehenden Zuges war es zu danken, daß durch ſchnelles Bremſen ein Unglück verhütet wurde. — Heidelberg, 29. Juli. Unter Teilnahme der Profeſſoren mit ihren Frauen, der Studenten und der ſtädtiſchen Notabilitäten fand heute nach⸗ mittag fünf Uhr in der neuen Aula der erſte öffent⸗ liche Feſtakt ſtatt: derſelbe beſtand in der Ueberreichung eines von den Frauen der Dozenten geſtifteten pracht⸗ vollen neuen Univerſitätsbanners. Die Tochter des Ophthalmologen Becker ſprach ein ſchwungvolles Feſt⸗ gedicht, die Gemahlin des Profeſſors Buelmerinca verlas die Schenkungsurkunde, welche beſtimmt, daß der Prorektor das Banner wohl der Geſamtheit der Studentenſchaft, niemals aber einer einzelnen Koͤrper⸗ ſchaft überlaſſen darf. Hierauf überreichte Profeſſor Holſtein ein von den Profeſſoren geſtiftetes, in Silber und Gold meiſterhaft gearbeſtetes Schreibzeug. Prorektor Becker dankte zunächſt dem Großherzog und der Stadt für die glänzende Herſtellung der Aula, hierauf den Frauen der Profeſſoren für ihre koſtbaren Geſchenke und empfahl ſchließlich das neue Univerſitätsbanner der Hut der Studentenſchaft. Der Vorſitzende des Studentenausſchuſſes, Klaus, antwortete mit dem Gelöbnis, die Studentenſchaft werde das Banner ſtets hüten und in Ehre halten. — Heidelberg, 2. Auguſt. Durch zwei wirklich hübſche Salondampfer wurde geſtern der Ver⸗ kehr auf dem Neckar zwiſchen hier und Neckarſteinach eröffnet und erfreuten ſich die eleganten Fahrzeuge ſtarker wohlverdienter Frequenz. — Heidelberg, 2. Auauſt. Trotzdem die Bahnverwaltung und alle ihre Glieder mit Rückſicht auf die über das Feſt kaum zu bezwingende Arbeit die größte Vorſicht walten laſſen, konnte es doch nicht vermieden werden, daß geſtern beim Rangieren der Züge dem 24jährigen Rangierer J. Weick aus Plankſtadt ein Fuß ganz abgefahren und der andere ſo erheblich verletzt wurde, daß er aller Wahrſcheln⸗ 1 Mtelung in lichkeit nach amputiert werden muß. 5 de 5eſtes ſi — Heidelberg, 2. Auguſt. Ein gelernter wn der Herren Müller aus Schriesheim, der ſich aber ſiatt in der een det 5 Mühle faſt permament auf der Landſtraße befinde, „ beim Fete Et hatte ſeit einiger Zeit ſeinen Wirkungskreis in hieſiger 150 Bankhaus der Gegend eröffnet. Im Gebirge plünderte er die i Ehn in Man Heidelbeerſucher aus, d. h. er nahm ihnen das f Geſammelte ab und ſtahl, um die Beeren ſchmack⸗ 90 Pehnungsabſch bafter zu machen aus einer Mühle nach und nach 18 Laibe Brod. Endlich hat ihn die rächende Nemeſſz erreicht und ſo ſitzt der Menſch hinter Schloß und Riegel, ſeine Strafe gewärtigend. — Karlsruhe, 1. Auguſt. Der Haupt⸗ kaſſier Weniger bei der Generaldirektion der großh. Staatseiſenbahnen wurde heute wegen zu Toge ge⸗ kommener Unterſchlagungen nach dem Unterſuchungs⸗ gefängnis gebracht. a — Itzling (Bayern). 26. Jull. Der 26. jährige, ſeit 3 Jahren verheiratete Bauer Schröter hier, ein ſonſt ſehr nüchterner, braver Mann, kam an einem der letzten heißeſten Tage des heurigen Sommers etwas angetrunken nach Hauſe, Nach einigem Wortwechſel mit der Frau mochte er Miene, wieder fortzugehen. Da bered⸗te ihn ſein Vater das un ite fal, 5 — eden burg 71 Bett aufzuſuchen und auszuruhen. Als aber Schröter G Heil! die Stiege hinaufaing, war die Ehefrau ſo unklug, gtg. den 7. A ihm noch einige e nachzurufen. Dadurch Abends 9 Ahr hochſten Zorn gebracht, ergriff der Mann eine Sichel und ſchleuderte ſie auf die zankende Frau hinab. relrtrsam! Dieſe wurde in die Weiche getroffen und ſtarb nach in Hola einer halben Stunde an Verblutung. Der Thuter zutetetbnun hat ſich ſofort ſelber dem Gericht geſtellt. Late 5 * Letzter Ausweg. „Wie hat ſich der Doktor Mis Tgntentten; nur entſchließen können, ein ſo häßliches Mädchen wu. zu heiraten?“ — „Er war total fertig, da blieb ut Erchenen ibm kein anderer Ausweg, entweder Gift oder — Der Bor Mitgift!“ Fhrengabe ſür die Untverſiſt Heldelßerg Jara Ca Dank der liebenswürdigen Unterſtützung durch l befn die Preſſe hat die Sammlung für die Heſdelberger 1 aer Jubiläumsſtiftung in den letzten Wochen einen ſehr 8 erfreulichen Fortgang genommen. Unter den reich⸗ N dalat-Oe lich fließenden Beeträgen befinden ſich mehrere von hun i z ger n 100 Mark und ſogar einer von 500 Mark von 3 einem Herrn aus Bruchſal, der ſeinen Namen nicht ö genannt wiſſen will. Hernseit Diejenigen ehemaligen akademiſchen Bürger der Wo u nee Ruperto⸗Carola, welche ſelbſt zum Feſte kommen, Die Thiere ſpitzten die Ohren und trabten ſofort herbei. Im Nu ſaß Ulrich auf dem Rücken des einen und ſprengte in dem Augenblick davon, als die ſchlafenden Indianer erwachten und beim Anblick ihren erſchlagenen Gefährten ein klagendes Geheul ausſtießen, das ſich alsbald in ein Geſchrei der Wuth und Rache verkehrte, als ſie den Flüchtling hoch zu Roß dahinjagen ſahen. Während vier der feindlichen Krieger ſich zu einem jener energiſchen Dauerlaufe rüſteten, der ſie in der Verfolgung eines Gegners ſo furchtbar machte, hatte ſich der Fünfte, Tahitta, auf das zweite noch ledige Pferd geſchwungen und jagte dem Flüchtling nach, der einen raſchen, prüfenden Blick auf ſeine Verfolger hinter ſich geworfen hatte und nun ſein Thier auf das Aeußerſte anſpornte, um die Entfernung zwiſchen ſich und den Indianern zu vergrößern. Wohl eine Viertelſtunde ſchon hatte die wilde Jagd gedauert — kein Laut kam über die Lippen von Freund und Feind, nur der keuchende Athem von Menſch und Thier, das Knacken der nieder⸗ brechenden Aeſte und das Rauſchen der dürren Blätter, welche unter den Schritten der Dahin⸗ eilenden aufwirbelten, war weithin vernehmbar. Wieder warf Ulrich einen Blick zurück. Tahitta, welcher in ſeiner Kriegsbemalung und hoch zu Roß von dem falben Mondlicht beſchienen, gleich einem Dämon der Nacht erſchien, war etwa 100 Schritte hinter ihm, während ſeine übrigen Gegner weiter zurück, aber immer noch nahe genug einherſtürmten, um dem Flüchtlinge die größte Beſorgniß ein⸗ zuflöſen. Hätte die Verfolgung auf freiem Felde ſtatt⸗ gefunden, ſo wären die unberittenen Gegner nicht zu fürchten geweſen, aber im Walde, wo die Bäume und das Unterholz das Pferd in der vollen Aus⸗ übung ſeiner Geſchwindigkeit hemmte, war der Unterſchied lange kein ſo bedeutender, der Vortheil, den der Reiter hatte, nur halb ſo groß. Trotzdem blieben die Indianer mehr und mehr zurück und nur Tahitta näherte ſich dem Flüchtlinge immer mehr. Mit einer wunderbaren Geſchicklichkeit klammerte ſich der Häuptling mit den nackten Beinen an dem ſattelloſen Thiere feſt und griff zu dem Bogen, der über ſeiner Schulter hing. Ulrich hatte von dieſer gefahrdrohenden Bewegung nichts bemerkt, bis ihm ein dicht an ſeinem Kopf vorüberſauſender Pfeil Kunde davon gab und ihn zu neuen verzweifelten Anſtrengungen anſpornte. Der Indianer war durch den Schuß etwas in Nachtheil gekommen und wieder keuchteu die beiden Pferde etwa zehn Minuten hinter einander her, ohne daß ſich die Entfernung zwiſchen ihnen ver⸗ ringerte, indeſſen die Gefährten des Häuptlings abermals weiter zurückblieben und dieſem das Terrain allein laſſen mußten. Es war ein äußerſt aufregendes Schauſpiel, welches ſich in der hellen Mondnacht in dem rauſchenden Wald da abſpielte. Das gewaltige Ringen des Flüchtlings um ſein Leben, der Kampf gegen den hinter ihm lauernden ſchrecklichen Marter⸗ tod — der gleich einem Geſpenſt der Rache wild dahineilende Indianer, deſſen Ehre als Krieger verloren war, wenn der Gefangene vor ihm ent⸗ kam, das Schnauben und Stampfen der ſchaumbe⸗ deckten Pferde, vor deren Tritt di Vogel erſchreckt aufflatterten und über Allem das kalte, ſchweigende Mondlicht, deſſen Strahlen, die Situation faſt taghell erleuchtend, über den Zweigen ſchwebte. Ulrich ſah nicht rückwärts, aber er fühlte in⸗ ſtinktiv, wie ſein Gegner an Terrain gewann und ihm näher und näher rückte. Deutlicher vernahm er das Keuchen ſeines Pferdes und ihm war, als ſpüre er ſchon den heißen Athem deſſelben in ſeinem Nacken. Es galt einen letzten furchtbaren Eniſchluß. So oder ſo — dieſer Zuſtand mußte ein Ende nehmen; der Reiter hinter ihm mußte unſchädlich gemacht werden, oder er wollte dieſes entſetzliche Ringen aufgeben und als Mann in dem unver⸗ meidlichen Handgemenge mit dem Gegner fallen. Lebendig ſollten ſie ihn unter keiner Bedingung er⸗ halten, dies ſchwur er feierlich und wappnele ſich zu dem letzten entſcheidenden Verſuch, ſein Leben zu retten. Noch einmal ſpornte er ſein Thier zu einer neuen krampfhaften Anſtrengung, was den Gegner hinter ihm veranlaßte, ein Gleiches zu thun und 1 ſein Pferd zum raſcheſten Laufe anzu⸗ treiben. Eben waren ſie auf einem breitgetretenen Waldpfad angekommen, welcher den Thieren geſtattete, raſcher auszugreifen, und einige Minuten hatte die wilde Jagd wieder gedauert, als Ulrich plotzlich mit einem gewaltigen Ruck an der Mähne ſein Pferd anhielt uud ſich blitzſchnell umdrehte.