Expedition eingehen, Garmondzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Reklamen mit 20 Pf, berechnet. C Erſcheint jeden Nrittwoch und Samstag und koſtet vierteljährlich 1 && 20 mit illuſtiertem Anterhaltungsblakt 1 4 70 J exel. Poſtproviſion. Inſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der finden ſofortige Aufnahme und werden die einſpaltige, Lokal⸗ Anzeigen mit 6 Pfg. Bei größeren Aufträgen Rabattbewilligung. 10 8 Redaktion, — — — Nr. 62. Politiſches. Karlsruhe, 31. Juli. Das Hof⸗Feſt am nächſten Donnerſtag im bieſigen Schloſſe beginnt Abends um 6 Uhr und wird um 10 Uhr wieder aufgehoben. um welche Zeit dann die Feſttheilnehmer zum größten Theil wieder nach Heidelberg zurück⸗ kehren. Dem Vernehmen nach werden 400 Ein⸗ ladungen ergehen. a Heidelberg, 30. Juli. Der Papſt hat in der Perſon Enrico Stevensſon's, Sohnes des Cuſtoden Stevenſon bei der griechiſchen Abteilung der Vat'cana, einen außerordentlichen Abgeſandten zur Teilnahme an der Jubelfeier entſendet, welcher auch von dem Großherzog in Karlsruhe empfangen werden wird. Als Jubiläumsgabe des Papſtes überbringt Stevenſon einen für die Jubelfeier von Stevenſon und deſſen Vater angefertigten, typographiſch koſtbar ausge⸗ ſtatteten Catalog der im Jahre 1629 von Tilly weggeführten und durch Herzog Max von Bayern dem Papſte Gregor XV. zum Geſchenk gemachten, aus griechiſchen und lateiniſchen Handſchriften und Büchern beſt⸗henden und gegen 8000 Nummern zählenden lateiniſchen Bibliothek. Heidelberg, 3. Auguſt. Bei herrlichſtem Kaiſerwetter hielt ſoeben Konprinz Friedrich Wilhelm von Deutſchland mit Tochter unter dem Jubel der Bevölkerung ſeinen Einzug in unſere Stadt. Der Andrang der fremden Gäſte iſt großartig und ge⸗ waltig. i Berlin, 31. Juli. Geſtern fand in Amſterdam die Beerdigung der bei den letzten Unruhen Getöteten ſtatt. Die meiſten Leichen waren von den betreffenden Familien reclamirt worden und wurden von dieſen beerdigt, die übrigen auf Koſten der Municipalität. Von Seiten der letzteren, ſowie des Stadtkomman⸗ danten waren die umfaſſendſten Maßregeln zur Auf⸗ rechterhaltung der Ruhe getroffen worden. Mitkwoch, den 4. RAuguſt Die Hauptpunkte der Stadtviertel und die Kirchhöfe waren ſeit 3 Uhr morgens von Militärpoſten und Polizei⸗ abteilungen beſetzt. Die Beerdigung ging, obſchon die Straßen und die Kirchhöfe von großen Menſchen⸗ maſſen angefüllt waren, ohne jede Störung der Ruhe vor ſich. Die Zahl der bei der letzten Revolte Getöteten beziffert ſich, wie nunmehr amtlich konſtatiert iſt, auf 43 Perſonen. München, 1. Auguſt. Fürſt Bismarck traf geſtern Abend, von Kiffingen kommend, auf der Durchreiſe nach Gaſtein im Centralbahnhofe München mit dem Nürnberger Schnellzuge, der 40 Minuten Verſpätung hatte. hier ein. — Heute Nachmittag 2 Uhr findet bei dem Prinzregenten zu Ehren des Reichskanzlers Hoftafel ſtatt, an welcher der Kanzler, dann der preußiſche Geſandte Graf Werthern, der preußiſche Geheimrath Rottenburg, die Staatsminiſter Freiherr von Lutz, welcher heute Vormittags von ſeinem Landaufenthalt in Pöcking hierherkommt und Freiherr von Crails⸗ heim, der General Freyſchlag von Freyenſtein und der Flügeladjutant im Dienſte, Graf Lerchenfeld, theilnehmen. Bayreuth, 1. Auguſt. Dr. Franz Liszt iſt geſtern Abend ein Viertel nach 11 Uhr ge⸗ ſtorben. Dr. Franz Liszt wurde am 22. October 1811 in Raiding bei Oedenburg in Ungarn geboren. Er war Schüler der berühmten Muſiker don Czerny und Salieri in Wien, ſtudirte ſeit 1823 in Paris unter Paer und Reiche weiter, ging dann nach London, ſpäter nach der Schweiz, 1837 nach Italien, machte 1839 —47 ſeine Concertreiſen durch ganz Europa, überall unbeſchreiblichen Enthuſtasmus erregend. Liszt war 1847 —61 Hofkapellmeiſter Nachſtehende Annoncen ⸗Erpeditionen: Alois Herndl in Wien, Adolf Steiner in Hamburg und ſämtliche Annoncen⸗Bureaux von Haaſenſtein und Vogler, Rudolf Moſſe, G. L. Daube und J. Barck und Comp. für uns an. nehmen Inſerate Inſerate find von nachweisbarer Wirkſamkeit. Druck und Verlag von Karl Molitor in Ladenburg 1886. in Weimar und lebte ſeitdem abwechſelnd in Rom und Peſt. Als Klavierſpieler war Liszt bahn⸗ brechend und unerreicht; als Componiſt ein Haupt der romantiſchen Schule. Die Peſter Univerſität ernannte Liszt, der 1865 nach einem genußreichen Leben von Pius IX. zum Abbé geweiht wurde, zum Doktor honoris causa. Welche Bedeutung Liszt für die Wagneriſche Muſik hatte, iſt bekannt. Liszt hatte zwei Töchter. Die ältere war ur⸗ ſprünglich vermählt mit Alexander von Bülow, heirathete fodann Richard Wagner und die jüngere war die Gattin des franzoͤſiſchen Miniſterpräfidenten von 1870, Emil Oliviers. Petersburg, 1. Auguſt. Der Erzherzog und die Erzherzogin Carl Ludwig wurden bei ihrer Ankunft in Peterhof von dem Kaiſer und der Kaiſerin, dem Großfürſten Thronfolger ſowie den übrigen Mitgliedern der kaiſerlichen Familie am Bahnhofe, auf welchem eine Ehrenwache aufgeſtellt war, empfangen. Vom Bahnhofe fuhren der Kaiſer mit dem Erzherzog und die Kaiſerin mit der Erzherzogin nach dem großen Palais, in welchem die öſterreichiſchen Herrſchaften während ihres Auf⸗ enthalts wohnen. Gegen 8 Uhr fand daſelbſt Familientafel ſtatt. Das „Journal de St. Peters⸗ bourg“ erinnert anläßlich der Ankunft des erz⸗ herzoglichen Paares an die freundſchafflichen Be⸗ ziehungen, die zwiſchen dem ruſſiſchen Hofe und dem Erzherzog und ſeiner Gemahlin ſeit der Krönung in Moskau beſtehen und ſagt, „die hohen Gäſte könnten ſich verſichert halten, bei dem Hofe und der ruſſiſchen Geſellſchaft den herzlichſten Empfang zu finden. Ihr neuer Aufenthalt in Rußland werde die bisherigen freundſchaftlichen Beziehungen noch befeſtigen.“ Von Fritz Brentano. 0 14. Es war am Abend des zehnten Tages ſeiner Gefangenſchaft. Die Indianertruppe hatte ſich am Morgen getheilt; die großere Hälfte war nach längerer Berathung ſeitwärs gezogen, die kleinere mit dem Gefangenen auf dem bisherigen Wege ge⸗ blieben. Hell beſchien der Mond die Lagerſtätte, wo ſie raſteten. Fünf der Sioux lagen ſeitwärts in tiefem Schlaf: der Sechſte hielt unfern vom Ulrich die Wache, während die beiden Pferde ab⸗ geſattelt waren und ruhig in der Nähe graſten. Der Gefangene überſah mit kaltem Blick die Situation — wenn die Flucht gewagt werden ſollte, ſo mußte es heute geſchehen, ſonſt war es zu ſpät, denn aus den Reden der Indianer hatte er vernommer, daß ſie morgen bereits ihr Ziel, das Dorf der Sioux, zu erreichen gedachten. Wohl waren ſeine Hände gefeſſelt, allein ſeit Stunden hatte er, heimlich zwar, aber mit aller Anſtrengung daran gearbeitet, die Rechte aus der umhüllenden Schlinge zu ziehen, und ſchon war dieſelbe ſo weit gelockert, daß es nur noch einer 1 Anſtrengung bedurfte, um ſie ganz zu Ebe er aber dieſe Letztere machte, überſah er nochmals prüfend das Terrain. Sein Wächter hatte ihm halb den Rücken zugekehrt und ſchaute, an der Erde kauernd, träumeriſch in den mondhellen Wald, nur von Zeit zu Zeit einen Seitenblick auf Ulrich wer⸗ fend, der anſcheinend ſchlafend auf dem Boden in halb ſitzender Stellung regungslos an einem Baum lehnte. In der Hand des Indianers ruhte das furchtbare Schlachtbeil, deſſen gefährlichen Wurf der Gefangene am meiſten fürchtete, und das er auf alle Fälle in ſeinen Beſitz bringen mußte, wenn er eines der Pferde erreichen und ſich auf deſſen Rücken ſchwingen wollte, ehe die übrigen Sioux von dem unvermeidlichen Lärm erwachten, und ſich zu ſeiner ſofortigen Verfolgung auf⸗ machten. Lange ſpähte Ulrich unter den halbgeſchloſſenen Augenlidern nach dem jungen Krieger hinüber und jetzt dünkte ihm, als erlahme ſichtlich deſſen anfüng⸗ liche Wachſamkeit. Nur noch in langen Zwiſchen⸗ pauſen ſchaute er ſich nach dem Gefangenen um und dann geſchah dies ſo gleichgültig und ober⸗ flaͤchlich, daß Ulrich deutlich erſah, daß der Sioux vollſtändig arglos ſeines Amtes waltete. Eben hatte dieſer wieder einen Blick herüber geſandt und der Gefangene benutzte dieſen Moment, um ſich vor den Augen des Indianers der Länge nach auf den Boden ausſtrecken, als ob dies im Schlaf geſchehe, wobei er ein ſo kräftiges Schnarchen hoͤren ließ, daß der Wächter ſich wieder gleich⸗ müthig wegwandte, die Decke welche er loſe um die Schultern hängen hatte, feſter zuzog und eben⸗ falls im Halbſchlaf die Augen ſchloß. Jetzt oder nie. Langſam rollte der Ge⸗ fangene, welcher bereits ſeine Hände freigemacht hatte, Zoll für Zoll auf dem weichen Boden vor⸗ wärts, auf den Wächter zu. Freilich ſchlug ihm das Herz zum Zerſpringen, aber er fühlte auch, daß dies der letzte günſtige Moment zum Ent⸗ kommen war. Schon war er dem Indianer auf wenige Schritte nah, als ein dürres Reis unter der Wucht ſeines Körpers krachte. Der jünge Krieger drehte bei dieſem verdächtigen Geräuſch blitzſchell den Kopf nach Ulrich, allein ehe er noch Zeit hatte, die Situation zu überſchauen, war jener aufgeſprungen und warf ſich ſo raſch auf ſeinen Feind, daß dieſer kaum ſein erſtauntes „Hugh!“ ausſtoßen konnte, als ſchon ſein eigener Tomahawk, den Ulrich ihm entriſſen hatte, auf ſeinen Schädel niederſauſte und 5 15 einem Todesröcheln auf den Raſen nieder⸗ ank. — Ohne einen Blick auf den niedergeſtreckten Gegner zu werfen, ſtieß der Schwedenhofbauer den leiſen Pfiff aus, mittelſt deſſen er ſo oft ſeine Pferde von der Weide zurückgerufen hatte.