geſetzt. Zum Vorſitzenden wurde Herr Landgerſchts. rat v. Buol, zu deſſen Stellvertreter Herr Lannge⸗ richtsrat Cöbriſt ernannt. — Mannheim, 29. Jult. Der reichen diesjährigen Kartoffelernte wegen iſt der heutige Markt ſo ſtark mit dieſem Knollengewächſe be⸗ fahren, daß die Preiſe zwiſchen 1 M. 80 Pfg. und 2 Mark per Centner variiren. 5 — Wiesloch, 26. Juli. Unſere Pferdebahn wurde geſtern dem Verkehr übergeben. Es wurden über 500 Perſonen nach dem Bahnhof und umge⸗ kehrt befördert. Die beiden Wagen ſind ſehr ge⸗ räumig und höoͤchſt elegant gebaut und können mit jedem derſelben über 40 Perſonen auf einmal be⸗ ſördert werden. Der Fahrpreis beträgt nur 15 Pfennig, was im Verhältnis zu der großen Strecke (2 Kilometer) billig bezeichnet werden muß. Ein Unfall kam nicht vor und iſt noch beſonders zu er⸗ wähnen, daß die Pferde ohne viele Schwierigkeiten er an ſie geſtellten Anforderung genügen. Frankfurt, 28. Juli. Vor einigen Wochen flaarb dahier eine alte Frau, die ſich als Karten⸗ ſchlägerin eines gewiſſen Anſehens erfreute. Mit ihrem um 15 Jahre jüngeren Manne, den ſie aber ſehr kurz hielt, ſchien ſie in ſehr ärmlichen Ver⸗ hlüͤltniſſen zu leben. Als der Wittwer den Schrank, in den er früher nie hatte blicken dürfen, öffnete, fand er (wie das „Int.⸗Bl.“ erzählt) ein Packet mit zöſterreichiſchen Werthpapieren im Betrage von 000 fl. und außerdem ein ſehr umfangreiches Verzeichnis von anderen Werthpapieren, die indeſſen icht aufzufinden waren. Dem erwähnten Packet ar ein Schreiben beigefügt, in welchem über die erwendung des Inhalts genaue Beſtimmungen getroffen waren. Der Wittwer war dabei in keiner Weiſe bedacht. Vorgeſtern ließ er den Strohſack es Bettes, in welchem ſeine Frau verſtorben war, umfüllen. Hierbei kamen für 86 000 Mark Werth⸗ papiere zum Vorſchein, deren Nummern mit dem chranke vorgefundenen Verzeichniß Übereinſtimmten. as letztere wies aber noch mehr Nummern auf. Man unterzog nun das geſammte Mobilar einer gründlichen Reviſton und fand in einer alten Poſtille 5000 Mark, hinter einem alten Spiegel 000 Mark und unter einem alten Glasſchrank 2000 Mark. — Münſter, 25. Juli. Ein furchtbares Un⸗ lück ereignete ſich im Dörfchen Herzebrock. Bei dem Brande eines ländlichen Wohngebändes kamen 7 * die Frau und die Tochter des Eigentbümers, leßtere ein blühendes 17 Jahre altes Mädchen, in den Flammen um; man fand ihre Leichen — zu un⸗ förmlichen Klumpen verkohlt — unter den Trüm⸗ mern des gänzlich eingeäſcherten Hauſes. Die Un⸗ glücklichen waren zur Zeit auf dem Bodenraum be⸗ ſchäftigt geweſen, die Flammen hatten ſo ſchnell den einzigen Stieg ergriffen, daß Rettung nicht möglich war. Das Schicksal des hartgeprüften Mannes, der an den Bettelſtab gebracht iſt, findet das allgemeinſte Mitleid. — Freiburg, 26. Juli. In unſerer Stadt iſt eine ſehr beliebte und in Baden ſehr bekannte Perſönlichkeit, Generallieutenant a. D. Karl Dreyer, aus dem Leben geſchieden, welcher noch einer der ſehr wenigen Veteranen aus den Freiheitskriegen geweſen. Er war bis in die letzte Zeit verhältnis⸗ mäßig noch ſehr rüſtig und iſt in dieſem Frühjahr 90 Jahre alt geworden. Zu dieſem ganz ſeltenen Geburtsfeſte hatten ihm noch viele frühere Regiments⸗ kameraden mündlich und ſchriftlich gratuliert. Schon bald nach ſeinem letzten Geburtstage befiel ihn leider ein heftiger Magen⸗ und Darmkatarrh, an dem er geſtern geſtorben iſt. — München, 26. Inli. Heute morgen wurde, wie die „Neueſten Nachr.“ melden, der hierher verkehrende Mühldorfer Bote auf dem Wege zwiſchen Feldkirchen und Oberndorf meuchlings ermordet; er erhielt einen Schuß in den Hinterkopf. Der Mörder wollte, als er die bereits auf dem Felde arbeitenden Bauersleute auf den Schuß bin heraneilen ſah, Reißaus nehmen, wurde aber von den Bauern nahezu umringt, gab noch drei Schuß auf ſeine Verfolger ab und erſchoß ſich dann ſelbſt. Der Bote hatte 57 M. Geld bei ſich. — Breslau, 29. Juli. (Das Jubiläum einer Glocke.) Wer kennt nicht das Lied: „War einſt ein Glockengießer zu Breslau in der Stadt,“ welches einen hiſtoriſchen Vorgang ſchildert. Die Glocke, um deren Guß es ſich in dem Liede handelt, beging am Samſtag den 17. d. M. ihren 500jährigen Geburtstag. Am Alexiustage 1386 iſt ſie gegoſſen worden, die Marienglocke oder „Armſünderglocke,“ die heute noch im ſüdlichen der beiden Thürme der evangeliſchen Stadt⸗ und Pfarrkirche zu St. Maria Magdalena hierſelbſt hängt und getreulich heute noch ihre eherne Stimme, zum Gottesdienſt rufend, er⸗ ſchallen läßt. Zur Jubelfeier wurde am Samſtag in dre Pauſen früh und in 3 Pauſen abends ge⸗ lautet, Sonntags aber gedachte der Predſger in 1 Hauptgottesdienſt der Magdalenenkirche ihrer Gef chicht pan und dann wurde ſte bei geöffneten Schullokalen no . 2500) Die, eine Stunde lang beſonders geläutet. een obe — Aroſa, 27. Juli. Vor der Aroſa Aly 1 1885 1 25 im Graubündtner Hochland: Ein unerhörtes Natu, b 11 ſchauſpiel war heute hier zu beobachten. Gleichzeſt me f mit furchtbarem Gewittertoben ging der intenſoff 6 lit uf 6 Schneefall nieder, welcher ſchon ſeit Stunden andauert burg, 0. Ju Wohl an 10,000 Kuranden und Touriſten ſind da gemeinden durch feſtgebannt worden. ee — Ueber ein Unglück auf dem Großglockner ſaſpeider 61 wird unterm 27 d. Mis. aus Winklern 9 900 5 meldet: Geſtern Nachmittags 1 Uhr auf der Tour n von Kolm im Raurifer That nach Heiligenblut über Wint Goldzech, Zirmſee und Kleinfleißthale ſtürzte Fräulein hſtge Pauline v. Sonklar aus Innsbruck, eine 26jährige welche m. Dame, beim Abſtieg am ſogenannten Gaſsrücken en vnden bann, unter dem Seebichlhaus, auf einer in der Mitte g den 30. At des Fußſteiges bloßliegenden Steinplatte ausgleitend über den ſenkrechten 130 Meter hohen Felſen in die Tiefe und blieb ſogleich todt. Die verunglückte Dame machte die Tour in Geſellſchaft noc einer Dame und dreier Herren und zwar ohne Führer Unterwegs hatte ſich ein Herrr, welchen der Führer Simon Neumeier aus Kolm leitete, der Geſellſchalt angeſchloſſen. Die Theilnehmer an der Tour ließen die Verunglückte an der Unglücksſtelle allein zurhc und brachten die Unglücksbotſchaft nach Heiligenblut, von wo ſich ſogleich 3 Führer und 2 Träger auf⸗ machten, um den Leichnam der verunglückten Dame zu holen und um 10 Uhr Abends wurde derſelbe nach Heiligenblut gebracht. Heute Vormikſag fand die gerichtliche Todtenbeſchau und hernach die Auf⸗ bahrung im Gemeindehaus ſtatt. Die Verunglückte war die Tochter des vor zwei Jahren verſtorbenen bekannten Alpenforſchers G. M. von Sonklar.“ Anmiktags 1. 987 im Rat h pace. en den 28. hatfman! Wanne . el) Veuglt in donnennten fügpeißmark ein dſinſihen K M hi nach Erlaß eng „ Unt rrhein A 1858 Nr. 695 en melt worde u Füneg „Mar . em Sonnkag ö u In welten J Vat belegt w 2 „Alt Heidelberg du feine!“ Carl Jen⸗ mann, der bekannte Componiſt zahlreicher Männer⸗ Chöre hat gelegentlich der Heidelberger Jubeltage das mit Recht als „das beliebteſte Lied auf Heidelberg bezeichnete Gedicht für 1 componirt und dem Andenken ſeines Freundes J. B. v. Scheffel gewidmet. Daſſelbe iſt ſoeben in ſchoͤner Ausſtattung D im Verlage von A. Hasdenteufel (Donecher's Der Muſikholg.) in Mannheim erſchienen und düfte ö a jedem Sänger als populäre Feſigaße willkommen ſein. Du de 1 Wächter dieſe Bewegung bemerkt hatte, umher. ieder ſchwang der Sioux das Schlachtbeil über inem Haupte, aber ſein drohender Zuruſ wurde bertöut von dem fürchterlichen Schrei, den der rme Gefangene ausſtieß, welcher eben ſein Kind blickt hatte, das todt neben dem todten Mutter g, wie dieſe oberflächlich mit einem Zweig verhüllt, er von dem nächſten Buſch gebrochen war. — — — — — — Lt: ꝓ M ö—— — 5 Die Sonne war leuchtend über dem Schau⸗ platz des nächtlichen Ueberfalls aufgegangen und ahlte golden über den rauſchenden flüͤſternden Wipfeln der Bäume — ſtrahlte auf die ſtillen Todten — Mutter und Kind — herab, die da unten mit durchſchoſſener Bruſt kalt und ſtarr lagen — ſtrahlte auf die Sioux, welche, ihre Todtenklage murmelnd, das Grab ihres jungen Ge⸗ fährten, das ſie aufgefunden hatten, umſtanden, und ſtrahlte endlich auf den unglücklichen Ge⸗ fangenen, welcher zurückgeſunken war und mit ffenen Augen unbeweglich nach oben ſtarrte, — unbekümmert um Alles, was um ihn her erging. Was war ihm noch das Leben?“ Der furcht⸗ barſte Tod mit allen Qualen der Hölle erſchwert, dünkte ihm eine Erlöſung, gegenüber dem Jammer, der rieſengroß auf ſeiner Seele laſtete und er hätte die Hand geſegnet, die ihm jetzt den töͤdtlichen Streich verſetzt hatte. Das treue Weib, das ihm den Glauben an das ewige Erbarmen wieder geſchenkt hatte — das Kind, das ihm ein Pfand der göttlichen Gnade geſchienen — der Gefährte ſelbſt, der ſtill mit ihm ))%%%%%% todt — Alles todt und er wieder allein auf der weiten Welt — allein mit dem nagenden Schmerz — der Oual der Erinnerung — der ſchweren Schuld! Aus dem nahen Wald klang feierlich die Todtenweiſe der Sioux herüber. Er vernahm ſie klar und deutlich und doch war ihm, als bedeuteten dieſe düſteren Klänge etwas ganz Anderes — als begrage man den letzten Reſt ſeines Glaubens — ſeines Hoffens — den letzten Funken Liebe in ſeiner öden Bruſt — die letzte Thräne in ſeinem brennenden Auge. Noch einmal machte er den Verſuch, einen Blick auf die Leichen ſeiner Lieben zu werfen, aber ſchaudernd wandte er ſich ab und ſchloß die müden Augen. f Eine wohlthätige Erſtarrung — halb Schlaf, halb Ohnmacht — kam über ihn — leiſe ber⸗ hallten die murmelnden Klänge von dem Grab 7 indianiſchen Kriegers und die Sinne ſchwanden ihm. — — — — —— — — — —— 4 Neun Tage zogen dahin. Die Rothhäute hatten Ulrich mitgeſchleppt ſeit dieſer Zeit. Noch war ihm der 11 5 15 14175 lichſt erwünſchte Tod nicht geworden — er ſollte ihn mit ausgeſuchten Qualen im Lager der Sioux koſten, denn er war aufgeſpart für die große Todtenfeier, welche dort dem Sohn des Häuptlings bereitet werden ſollte, der von der Hand des Dieter gefallen war. Die Hände waren ihm auf den Rücken ge⸗ das furchtbare Geheimniß getragen hatte, — VVü² ß ſchnürt und an ſeiner Seite ſchritt Tahitta, der Führer der Schaar, welche all dieſes Elend über 2 7 5 455 1 5 N 77 3 5 125 750 hn den 2 Muauff ſe ed, W J 188 buneindergt Haben. f ihn gebracht hatte. Der Indianer, der jetzt in voller Kriegsbemalung prangte, war finſter und ſchweigſam, und auch der Gefangen perſpürte keine Luſt, ſich in ein Geſpräch mit ſeinen Peinigern ein⸗ zulaſſen. Der erſte wahnfinnige Schmerz in ſeinem Junern hatte ſich gelegt. Schon begann die alles heilende Zeit wieder ihre Wirkung zu üben, aber dafür keimte ein anderes Gefühl in ſeinem Herzen, der grimmige Durſt nach Rache, welcher ſtets neue Nahrung fand, wenn er einen Blick auf Tohſtta warf, an deſſen Gürtel — o ſchrechlicher Anblic, der ihn ſelbſt im Traume verfolgte, zwei blutige Scalpe, der ſeines Weibes und des Genoſſen hingen und immer neu die brennende Wunde auffriſchten, den Haß in ihm aufſtachelten. 5 Und wunderbar! Mit dieſem Haß urd Rache durſt wuchs auch die Liebe zum Leben wieder und derſelbe Mann, dem noch vor wenigen Tagen der Todt in jeglicher Geſtall willkommen geweſen wäre, ſpähte, wenn ſie am Abend raſteten, bereits ſchon wieder mit ſcharfem Auge umher, ob ſich nirgends eine Gelegenheit fande, die Aufmerkſamkeit der Wächter zu täuſchen und die Freiheit zu erringen. Aber es iſt ja der allmächtige Trieb zum Leben, welcher Alles Überwindet, und den Menſchen Noth und Elend tragen läßt. Und auch über Ulrich war er wieder gekommen, und hatte das Gedenken an die letzte Schreckensnacht — an den Verluſt von Weib und Kind in den Hintergrund gedrängt, nur Eines ihm als ſein hoͤchſtes Glück ſpiegelnd — den Wunſch nach Leben, Rache, Freiheit! Fortſetzung folgt.