Beachtung der Zweigdereine. Zur Abhaltung der nächſtjährigen Verſammlung wurde Mannheim be⸗ ſtimmt. — Bruchſal, 5. Juli. Geſtern wurde hier das Jahresfeſt der badiſchen Pioneere programm⸗ mäüßig mit Mittageſſen und Gartenkonzert in der Brauerei Helmling unter reger Beteiligung gefeiert. Allein von auswärts waren über 100 Feſtgenoſſen herheigeeilt, welche eine Reihe vergnügter und an⸗ regender Stunden hier verlebten. — Aus Baden, 6. Juli. In Mannheim ſperrte ein angetrunkener Mann ſeine ihn zurecht⸗ weiſende Frau in den Kleiderſchrank, welchen er ab⸗ ſchloß; eine Frau, weſche in demſelben Stockwerke wohnt, bemerkte den Vorgang; ein herbeigerufener Schloſſer ſprengte Stuben⸗ und Schrankthür und befreite die Geängſtigte aus ihrem Gefängniſſe. — Zu Konſtanz fiel der 10jäbrige Sohn des Brief- trägers Hodapp von der neuen Hafenmauer in den See. Der Poſtbeamte Luders ſprang dem Knaben nach, erwiſchte den ſchon Untergeſunkenen glücklich und brachte ihn ans Land. Der Junge ſoll ſich wieder wohl beſinden. In Ortenburg fiel der 58jährige Laglöhner Lorenz Wußler beim Kirſchen⸗ brechen ſo unglücklich vom Baume, daß er ſofort tot war. — Germersheim, 5. Juli. Das geſtern Nacht an dem Vorwerk Deroy dahier ſtattgehabte Feſtungsmanöver ſollte leider nicht ohne Unfall vor⸗ übergehen. Ein auf Vorpoſten ſtehender Erſatzreſerviſt rief einem ihm entgegenkommenden Soldaten wieder⸗ auf den dritten Ruf, bei welchem Beide hart ſich gegenüber ſtanden, nicht antwortete, ſchoß der Poſten, und der Papierpfropf drang dem Soldaten bis in die Lunge ein. Der Verletzte kam ſofort in das Militärlazarett und ſoll dort boffnungslos darnieder⸗ liegen. — Kaiſerslautern, 6. Juli. Heute mittag 2 Uhr ereignete ſich im hieſigen Hauptbabn⸗ hof ein bedauernswerter Unglücksfall. Eiu Arbeiter der Maſchinenwerkſtätte geriet bei Ueberſchreitung der Geleiſe zwiſchen die Puffer zweier Wagen und blieb ſofort kot. — Wiesbaden, 4. Juli. Wegen Raubs und Mordes, begangen in der Nacht vom 24. zum 25. Januar l. J. an dem in ſeinem Hauſe zu Biebrich⸗Mosbach allein wohnenden Landwirt Chr. Schneider, wurden geſtern vom hieſigen Schwurge⸗ richte Heinr. Andel von Fehlheim im Kreiſe Bens⸗ holt ſein „Halt, wer da!“ entgegen und als dieſer beim und Joseph Mallmann von Oberhirzenhain im Kreiſe St. Goar zum Tode, Nikolaus Zöller aus Fehlheim zu lebenslänglichem und Franz Al⸗ brecht aus Caſtel bei Mainz wegen Beihilfe nach der That zu 10 jährigem Zuchthaus verurteilt. Die drei Erſtgenannten hatten ſich im Gefängniſſe zu Wiesbaden kennen gelernt und hier den Plan, den Schneider zu beſtehlen, verabredet. Als ſie aus dem Gefängniſſe entlaſſen waren, trafen ſie ſich in einer Mainzer Wirtſchaft am 24. Jan., verabredeten die Einzelheiten der Ausführung, wobei beſchloſſen wurde den Schneider, wenn er ſchreie, „abzumurkſen“, dann wurde das Gebiet refognosziert, hierauf in einer Winkelkneipe in Mosbach Schnaps gezecht u. Karten geſpiel, von da etwa um 10 Uhr Nachts in die Schneiderſche Beſitzung eingeſtiegen und, da es auf der Straße noch zu lebhaft war, in der Scheune Schneiders ruhig geſchlafen. Gegen zwei Uhr ſchritten die Strolche dann zu der arauſen That, Andel drang voran mit offenem Meſſer ins Schlafzimmer Schneiders, ihm folgte mit blankem Miſſer Mallmann, wahrend Zoller im Wobnzimmer Wache hielt. Andel führte den erſten Stoß, Schneider erwachte, ein verzweifeltes Ringen entſtand zwiſchen beiden, wobei dem Andel das Meſſer entfiel, wo⸗ rauf er Mallmann herbeirief, dieſer bearbeit⸗te nun mit Klinge und Stiel des Meſſers den Schneider ſo lange, b's letzterer „ſeufzte und ſich ſtreckte“. Es war eine förmliche Abſchlachterei. Die ganze Ver⸗ handlung entrollte ein ſcheußliches Bild tieſſter Ver⸗ kommenheit und Roheit. — Düßſſeldorf, 3. Juli. Der herzogl. meiningiſche Hofſchauſpieler Seidelmann hat ſich hier in einer Badez'lle erſchoſſen. — In Grebenſtein, fand dieſer Tage ein böchſt trauriges Familienleben auf höchſt grauenvolle Weiſe ſeinen Abſchluß. Ein dortiger Einwohner, der früher beſſere Tage geſehen und in ſeinen Ver⸗ mögensverhältniſſen zurückgekommen war, machte vor kurzem ſeinem Leben gewaltſam durch Erhängen ein Ende, Frau und zwei kleinere Kinder in hifloſer Lage zurücklaſſend. Von Allen entblößt, von Vielen zurückgeſtoßen und verlaſſen, friſtete die arme Frau mit ihren beiden Söhnen ein kümmerliches Daſein. Da übermannte ſie die Verzweiflung, ſie machte ihrer trauriger Exiſtenz ebenfalls ein gewaltſames Ende — ſie ertränkte ſich mit ihren 2 Kindern im „Kelzer Teiche.“ Den vierjährigen Knaben ſtürzte ſie vor⸗ ber in den Teich und dann mit dem zweijährigen Kinde auf dem Arme ſprang das gequälte Weib ebenfalls in das tiefe Waſſer. Alle dreſ ertranken Rettung war nicht moͤglich. — Gera, 4. Juli. Vorgeſtern ereignete ſich in dem Buchbindereigeſchäft und der Lehranſtalt für Handvergoldung von Horn und Patzelt hier ein ent⸗ ſetzlicher Vorfall. In dem Garderobe zimmer der Lehranſtalt lagerte ein Faß Spiritus von 30 Liter Inhalt. Der 26jäbrige W. Melcher aus Eſſen off nete den Hahn und bielt ein brennendes Schwefel bölzchen darunter. Der Spiritus explodierte und im Nu ſtand der junge Mann, wie auch das Garde⸗ robezimmer in Flammen. Die Flamme ſchlug in den Arbeitsſaal und ergriff einen dicht an der Thüre ar⸗ beitenden anderen jungen Mann, Julius Liebreich aus Baſel. Er lief in der Anaſt mit den brennen⸗ den Kleidern auf die Straße, ſeine Kollegen hinter ihm her, um ihn niederzuwerfen und die Flomme zu erſticken, was ihnen auch gelang. Ein dritter Schüler wurde leicht verletzt. Melcher erlag an den erlittenen Brandwunden. — Berlin, 7. Juli. Die Witwe Schulze Delitzſchs hat ein ſchreckiiches Ende gefunden. Ihre geiſtigen Kräfte hatten ſchon längere Zeit derart gelitten, daß fie nach Verſchleuderung ihres Ver⸗ mögens entmündigt werden mußte. Sie war dann zum Superintendenten Lange in Teltow in Pflege gebracht worden. In der Nacht vom Freſtag zum Samstag hat die Flamme des neben ihrem Bette befindlichen Lichtes ihre Bettwäſche ergriffen; der Qualm des Feuers und zahlreiche Brandwunden haben noch in derſelben Nacht den Tod der Frau herbeigeführt. Die Leiche wird am Montag in Potsdam beerdigt werden. — Heute findet hierſelbſt die Beſtattung der vor einigen Tagen in Wies⸗ baden im hohen Alter verſt. Witwe Meherbeers ſtatt, — Newyork, 3. Juli. Die Atlantſe⸗Dy⸗ namitfabrik in New⸗Jerſey, das größte Etabliſſement dieſer Art in Amerika, iſt geſtern durch eine Er⸗ ploſton vollſtändig zerflört worden. Es entzündeten ſich die in den Magazinen befindlichen Vorräte beſ⸗ läufig 2500 Pynamit, uud mit furchbarer Gewalt explodierte der Sprengſtoff. Die Fabrik iſt vom Erdboden förmlich verſchwunden. Zehn Arbeiter wurden getödtet. Die Körper derſelden wurden zer⸗ riſſen und die einzelnen Teile wurden weit wegge⸗ ſchleudert. Die Zahl der Schwerverletzten betrügt 12, doch iſt bei keinem derſelben Hoffnung vorhanden, ihn am Leben zu erhalten. Die Erſchükterung war ſo heftig, daß auf 20 Meilen Entfernung Gebäude zitterten. ui Tucker deen Nn 28 Körper gleich einer Bronceſtatue in der Sonne leuchtete. »Möge der Squaw den Hund zurückhalten, denn Tahitta kommt als Freund, und möchte nicht gerne dem Thier ein Leid thun. 5 Der Indianer hatte in den tiefen Guttural⸗ tönen ſeines Volkes dieſe Worte geſprochen. bei deren freundlichem Inhalt das Weib des Anſiedlers ſich einigermaßen beruhigt fühlte. a „Nieder Cäsar, nieder!“ ſprach ſie zu dem Thier und erückte es mit ſtarker Hand zu Boden, „nieder, ſag ich Dir, wenn Du nicht willſt, daß ich böſe werde!“ Nur mit Wiederſtreben und immer noch leiſe fort knurrend ſtreckte ſich der Hund zur Erde, von wo aus er übrigens den Fremden ſcharf im Auge behielt, bereit, bei der erſten verdächtigen Bewegung auf ihn loszuſtürzen. Doch dieſer that nicht dergleichen. Sein mächtiger Bogen hing unberührt über ſeiner Schulder, der Tomahawk an ſeiner Seite, und mit einem freund⸗ lichen Lächeln ſchritt er mit vorgeſtreckter Hand auf die junge Frou zu, welche ängſtlich einen Schritt zurückwich und ihm zurief: „Bleibt wo Ihr ſeſd Mann, ſonſt kann ich für den Hund nicht einſtehen. Er iſt wild und nur an uns gewöhnt. Schon einmal hat er einen Krieger Eures Stammes niedergeriſſen, der gewaltſam in das Blockhaus eindringen wollte!“ Aus den Augen des Wilden blitzte bei dieſen Worten ein eigentümlich tückiſcher Strahl, und ſeine Hand zuckte leicht nach dem Schlachtbeit an ſeine Seite. Aber er bezwang ſich noch ehe die Frau ſeine Erregung gewahr wurde und antwortete freundlich: „Tahitta hat ſich auf der Jagd verirrt und wünſcht weiter nichts als eine gaſtliche Labung in dem Wigwam ſeines weißen Bruders. Was fürchtet die Squaw? Die Streitaxt iſt begraben zwiſchen den Rothäutern und Blaßgeſichtern, und Tahitta iſt nicht gekommen ſie auszugraben“ Wieder machte er einen Schritt vorwärts, aber die Frau hob entſchloſſen die Büchſe und rief in faſt drohendem Tone dem Indianer zu: „Keinen Schritt weiter, Mann! Was Ihr wünſcht, ſollt Ihr haben, aber dem Blockhaus müßt Ihr fern bleiben, bis der Herr deſſelben heimkehrt. Lagert Euch dort auf die Hirſchdecke, ich werde Euch Speiſe und Trank reichen.“ Einen Augenblick zögerte der Indianer, warf einen“ raſchen Blick auf die Feuerwaffe und den Hund, welcher ſich wieder neben ſeine Herrin ge⸗ ſtellt hatte, und ſetzte ſich dann anſcheinend gleich⸗ mütig nieder. Die Frau aber verſchwand in . deſſen Thüre ſie hinter ſich ver⸗ oß. Als der Sioux fich allein ſah, ſah er ſich prüfend um und maß augenſcheinlich die Lage und Stärke des Hauſes mit ſicherem Auge. Daſſelbe beſtand aus gewaltigen Stämmen, die mit Kraft und Geſchicklichkeit an einander gefügt waren, ſtatt der Fenſter hatte es ſchmole Oeffnungen, die vor⸗ trefflich als Schießſcharten benutzt werden konnten, und das flache Dach war mit dicken Lagen von Raſen⸗ und Erdſtücken belegt — offenbar um im Falle eines Brandes das Umſichgreifen der Flammen zu erſchweren. Soviel ſah der Indianer, ohne einen Blick in das Innere geworfen zu haben, daß zwei bis drei Perſonen genügten, um bei einem etwaigen Angriff einer ganzen Schaar von Angreifern große dunklen Band geknotet. feinem Leinen, aber dicht beſetzt mit bunten Franzen Verluſte zuzufügen und das Haus auf längere Zeſt zu halten. 5 Er hatte ſeine Beobachtung eben beendet, als die Frau wieder erſchien. Der Indianer ſaß mit gekreuzten Beinen ruhig auf dem Platz, den vorher das Kind eingenommen hatte, und ſtützte ſein Haupt auf den auf ſeinem Knie ruhenden Arm Nichts an ihm verrict, daß ihm das Haus und deſſen Bewohner irgend ein Intereſſe einfloͤßten, und ohne ſich vom Platze zu regen, nahm er mit freundlichem Lächeln die Speiſen hin, welche die Frau ihm reichte. Dieſe trat wieder unter die angelehnte Thür des Blockhauſes zurück, an welcher der Hund ſich ge⸗ lagert hatte, und muſtete mit prüfenden Blick den Indianer, welcher unbefangen und ohne ihr einen Blick zu ſchenken dem Hir ſchfleiſch zuſprach. Der Sioux war ein hochgewachſener, krüͤftigen Mann von etwa 40 Jahren. Sein Haar war nach der Sitte ſeines Stammes glatt von der Slirne zurückggeſtrichen und auf dem Hinterhaupt mit einem Er trug ein leuchtes Jagdhemd von lichtem deſſen kurze Aermel ſeine muskulöſen, mit reichen Zierraten verſehenen Arme entblößt ließen. An den Füßen hatte er die eigenartigen Moccaſins ſeines Stammes, und die Verzierung derſelben deutete an, daß man es mit einem vornehmen Krieger zu thun, habe. Sein intelligentes Geſicht, welch s nur bei näherer Beſichtigung einen gefährlichen Zug don Schlauheit und Tücke zwiſchen den Augen und um den fein geſchnitttnenen Mund zeigte, war ohne jegliche Bemalung ein Beweis, daß er ſich nicht auf dem Kriegspfade befand. „