wegen Kraukbeit entſchuldigt um gleich darauf mt dem Kriegerverein zu einer Feſtlichkeit auszurücken. Derartige Fälle können nur demoraliſierend wirken und müßten ſtrenge beſtraft werden. Was die Ue⸗ bungen anbelangt, ſo werden dieſelben von der an⸗ weſenden Mannſchaft immer gewiſſenhaft ausgeführt, doch merkt man nach abgegebenem Signal immer eine gewiſſe Unentſchloſſenheit, welche vermuten läßt, daß die Signale nicht recht verſtanden werden. Wo der Fehler liegt, wiſſen wir nicht; Sache des Ver⸗ waltungsrats wäre es nachzuforſchen und Abhilfe zu treffen, denn das Korps iſt ſtark im Rückgang. Der beſte Beweis iſt das Ausſehen desſelben beim Antreten. Faſt die Hälfte (Chargirte nicht ausge⸗ nommen) kommt in völlig verwahrloſtem Zuſtande; keine ſauberen Stiefel, keine geputzte Armatur, kurz ein Bild des Jammers zu dem die Hauptleute nicht einmal ein Wort des Tadels haben. Hoffen wir, daß dieſe Zeilen das Korps wieder in die rechte Bahn bringt. — (Ebrengabe für die Univerität Heidelberg.) In ſeiner Sitzung vom 22. Juni d. J. hat der Zentralausſchuß beſchloſſen, die bei O. Petters in Heidelberg unter Redaktion von Geh. Hofrat Bartſch in zwoͤlf Nummern erſcheinende „Ruperto⸗Carola, Off zielle illuſtrierte Feſtchronik der V. Säkularfeier der Univ. Heidelberg“ als Organ für ſeine Ver⸗ öffentlichungen zu benützen. Ferner wurde mit Rück⸗ ſicht darauf, daß bereits eine namhafte Summe ge⸗ zeichnet worden iſt, der Beſchluß gefaßt, den Unter⸗ zeichnern des Aufrufs vom 4. April d. J. die Er⸗ ſtrebungen von Docenten der Ruperto⸗Carola die⸗ nenden Stiftung vorgeſchlagen. Eine der erſten Nummern der Feſtchronik wird einen Bericht über den bisherigen Fortgang des Unternehmens bringen, in welchem zur Bildung von Lokalkommites aufgefordert werden wird. Intereſſant dürfte es für viele ſein zu erfahren, daß die Durckſchnittsſumme der bisher geſpendeten Beiträge ſich auf etwa zehn Mark beläuft, daß aber neben einzelnen ſehr anſehnlichen Beiträgen auch kleinere bis zu einer Mark herab beigeſteuert wur⸗ den. — Da viele glauben, nur große Summen ſpenden zu können, ſo ſcheint es zweckmäßig, von neuem an die Stelle des Aufrufs zu erinnern, daß es nicht auf die Höhe der gezeichneten Summe an⸗ daß die ehemaligen akademiſchen Bürger der Ru⸗ richtung einer zur Forderung wiſſenſchaftlicher Be⸗ perto⸗Carola diefer Hochichule an ihrem Jubelfeſte dankbar gedachk haben. N — Heidelberg, 16. Juni. Geſtern nach⸗ mittag 3 Uhr fuhr Herr Stationsmeiſter Guldin Bruchſal auf einer Rangirabteilung daſelbſt, ſpang dann vom Wagen ab und muß da auf das Geleiſe des gerade einfahrenden Schnellzuges geraten ſein, denn einen Augenblick ſpäter raſte der Zug über den zu Boden geworfenen Unglücklichen hinweg, ſo daß deſſen Kopf vollſtändig vom Rumpfe gekrennt war. Den Führer des Schnellzugs trifft keinerlei Schuld, denn das ganze gräßliche Unglück wurde durch die Unachtſamkeit des Getöoͤdteten herbeigeführt. Der Verunglückte iſt verheiratet und Vater von 8 Kindern. — Künzelsau, 24. Juni. Vor einigen Wochen ſchon fand ein Bauer im benachbarten Bernds⸗ hauſen in ſeinem hinter dem Wohnhaus gelegenen Wurzgarten ein Goldſtück, das er an einen hieſigen Goldarbeiter verkaufte. Geſtern nun war ein Sohn des Bauern mit dem Knechte in dieſem Garten mit Erdabheben beſchäftigt, da fanden ſie wieder einige Goldſtücke. Bald kamen ſie an einen großen Stein, den ſie mit ziemlicher Anſtrengung entfernten. Hier fanden ſie nun einen Klumpen, aus dem es gelblich hervorſchimmerte. Bei näherer Unterſuchung fand ſich's, daß eine größere Anzahl Goldſtücke in dieſem Klumpen war. Nun wurde natürlich erſt recht nach⸗ geſucht und ſo nach und nach 146 Goldſtücke zu Tage gefördert. Dieſelben ſind gut erhalten, ſtammen aus dem 16. Jahrhundert und tragen teils das Mainzer, teils das Würzburger Wappen. Der Geldwert beträgt durchſchnittlich h Mark 50 Pfg. pro Stück. — Ingolſtadt, 24. Juni. Soeben wurde ein früher im Hauptlaboratorium beſchäftigtes Mäd⸗ chen, das ſchon längere Zeit durch unverhältnißmäßigen Aufwand ſich bemerkbar machte, bei Verausgabung falſcher Zweimarkſtücke betreten. Man fand noch über 100 ſolcher Falſtfikate bei ihr vor; gleichzeitig wurde auch em Gemeiner des 1. Pionier⸗Bataillons, ihr Geliebter, inhaftiert, bei dem man die Modelle, ſowie ebenfalls eine größere Menge des gefälſchte n Geldes vorfand. — Barmen, 26. Juni. Amt Karlsplatz hierſelbſt ſtürzte heute voemittag ein Neubau ein, wobei ein Maurerpolier getötet, ein Architekt ſchwer verletzt wurde. Wie Sachverſtändige erklären, waren kommt, ſondern nur darauf, den Beweis zu liefern, Material und Konſtruktion des Neubaues ſo mangel⸗ haft, daß der Einſturz unvermeidlich war. Die ge⸗ richtliche Unterſuchung gegen den reits eingeleitet. — Papuſchienen, 26. Juni. Eine traurige Nachricht erhielten die Wirtsfrauen Szalſes in Gr Breltſchneidern und Smaluhn in Pußkeppeln. Ihre Ehemänner waren auf einem Kahn nach der Lappfner Gegend zum Heumachen gefahren, wobel ihr Kahn auf dem Lauknen Strom keuterte und ſämtliche In⸗ uni nternehmer iſt be⸗ ſaſſen ertranken und zwar: Szalies mit ſeiner alten 615 Mutter und dem Arbeiter Martin Kryßon, ſowje lenden Smaluhn, ſein Bruder und deſſen Tochter. Erſterer Rennt hinterläßt eine Witwe mit 5 und Letzterer eine mit genie 3 unerzogenen Kindern. — Paris, 20. Juni. Vorgeſtern abend um 17 11 Uhr wurde in Nizza ein böchſt frecher Raubmord 00 9 verübt. Eine junge Tabak- Verkäuferin, welche die u l l Kaſſe mit den Tages⸗Einnahmen in der Hand, in Begleitung des Thürhüters heimgehen wollte, wurde vor ihrem in der Rue Charles Albert, 2 Schyftte vom Caſino entſernt, gelegenen Hauſe von zwe Strolchen angefallen. Dieſelben ſchlugen ihren Be⸗ aleiter zu Boden, entriſſen ihr die Kaſſe und machten ſich dann ſo ſchnell aus dem Staube, daß man, ungeachtet man ſte ſofort verfolgte, ihrer nicht hab⸗ haft werden konnte. Nizza, namentlich deſſen Um⸗ gegend, wo viele Einbrüche vorkommen, iſt in der letzten Zeit überhaupt ſehr unſtcher. — Paris, 25. Juni. Bei einem geſtern im 4 Bergwerk von Ronchamp ſtattgehabten ſchlagendem Wetter ſind von 27 Arbeitern einer lebend und 15 tot herausgezogen worden. — London, 26. Juni. Die Vorſtadt Bow war vor einigen Tagen abends der Schauplaß einer ſchrecklichen Tragödie. Der 19jährige Walter Edwin Wright begab ſich nach der Wohnung ſeiner Brauk, namens Alice Clark, zog dort anſcheinend ohne jede Veranlaſſung einen Revolver und feuerte erſt auf ſeine Braut, dann auf deren Mutter, und jagle ſich ſchließlich ſelber eine Kugel durch den Kopf. Frau Clark verſchied im Hoſpital unter der Operafon, die Kugel aus dem Halſe zu entfernen. Für das Wiederaufkomme n der Alice Clark wird nur geringe a Hoffnung gehegt, da die Kugel in ihre linke Schlafe drang, und dann ihren Weg durch die Naſe in die Wange nahm; und Wright's Wiedergeneſung wird für unmöglich geholter, da die Kugel im Gehirn fit. f Berichtigung. Das Stiftungsfeſt der Geſellſchaft⸗„He⸗ müthlichteit“ hier ſindet nicht Sonntag, ſondern Samstag, den 3. Juli ſtakt. 1 1 l- n nd jn Mörder! Er hatte es deutlich gehört, und doch blieb Alles ringsum ſtumm und tot — kein Blatt regte ſich nach dem Schuß, der Pulverrauch ſchwebte langſam, verwunderliche Figuren bildend, in die Hohe, und als der dünne Schleier, den er zwiſchen dem Schwedenhofbauer und ſeinem Opfer gezogen hatte, verweht war, da lag der Jäger kalt und ſtarr. Juſt, wie einſt der ermordete Rottmeiſter, lag er an der⸗ ſelben Stelle — die gebrochenen Augen — flirrten — eine ſtumme, fürchterliche Anklage gegen Himmel, und langſam rieſelte das Blut aus der breiten Wunde, welche die moͤrderiſche Kugel geriſſen hatte. Der Mond aber leuchtete kalt und gleich⸗ giltig in das Geſicht des Toten, als ob alles Weh, alle Leidenſchaften der Welt ihm alte, längſt bekannte Dinge ſeien. Dem Ulrich war das abgeſchoſſene Gewehr aus den Händen entfallen, aber er hatte es nicht bemerkt. Noch immer ſtand er regungslos und ſtarrte zu dem Toten hinüber, während in ſeinem Innern ein ent⸗ ſetzlicher, namenloſer Jammer erwachte, gegen den alles Leid der vergangenen Jahre eitel Spiel⸗ werk war. Mörder! Immer wieder klang das fürchterliche Wort wie Donnerhall des jüngſten Gerichtes in ſeinem Ohr und all der Groll und Haß erſchien ihm jetzt ſo klein und nichtig vor dem ungeheuren Frevel, den er begangen, der ungeheuren Schuld, die er auf ſich geladen. Wie hundertmal hatte er gegen den — jetzt, wo die That wirklich geſchehen und begangen, da ſchwanden mit dem rinnenden Blut des Unglück⸗ lichen all ſein Zorn, ſeine Rachegedanken dahin. Endlich ſchüttelte er mit einer gewaltſamen Anſtrengung das Grauſen von ſich und trat ſeinem Opfer näher. Er ließ ſich an deſſen Seite auf die Knie nieder und befühlte ſcheu das Geſicht des Feindes. Wie von einer Naſter geſtochen fuhr er zurück — es war kalt wie Eis. Ihm graute vor den offenen Augen des Toten, und er verſuchte mit abgewendetem Antlitz ſie zu ſchließen — umſonſt, fie blickten ſtarr und furchtbar wie zuvor. Der Mörder knickte zu⸗ ſammen und ſein Haupt fiel ſchwer auf den Cadaver des Hirſches, um den all dieſes Grauenvolle über ihn gekommen war. So lag er lange — lange Zeit in dumpfer Betäubung, bis ein rauher Windſtoß durch die Bäume fuhr und ihn aufweckte. Mit wirren Blicken ſchaute er um fich, einen Augenblick dünkte ihm, als ſei dies Alles nur ein wüſter Traum geweſen aber bald gemahnte ihn die Leiche des Förſters an Förſter gewütet, ihm den Tod geſchworen und jetzt ihn ihm — er mußte daran denken, die Spuren ſeines Verbrechens zu verwiſchen, für ſeine Sicher⸗ heit beſorgt zu ſein. Mühſam richtete er ſich auf und muſterte ſeine Umgebung. Er gedachte die Leiche in den kleinen Teich zu werfen, den die Quelle hier bildete, aber das dünkte ihm nicht ſicher genug, denn das Waſſer war ſo ſeicht, daß beim geringſten Fallen desſelben der Förſter gefunden werden mußte. Sollte er den Toten in das Gebüſch ſchleppen und ihn der nächſten Nacht verſcharren? — Nein nicht um alle Schätze der Welt wäre er nochmals nach der Mordſtätte zurückgekehrt! Da ſiel ſein Blick auf die Eiche — die Zeit hatte ſie zum großen Teile ausgehölt, er hatte oft ſeine Waffe und Jagdbeute darin verborgen. In ſie mußte er den Leichnam ſchaffen — kein Menſch kannte das Verſteck, und wie ſelten betrat auch J- and die deen die blutige Wirklichkeit. Doch der Menſch regte ſich Frau ein Kolumbus geworden. Jede ſchreit; „Land e Es war eine ſchwere, ſchreckliche Arbeit, ober dies g rade reizte ſeine ganze Thatkraft. Der Jammer ſeines Innern wurde auf Augenblicke von dem Ge⸗ danken, ſich zu ſichern, verdrängt, und mit aller Umſicht ging es an's Werk. Mit ſtarken Armen faßte er die Leiche des Föͤrſters und trug ſie an den Fuß der Eiche, die nicht beſonders hoch war, aber gewaltig in die Breite ging. Der weite Spalt, der in das Innere des hohlen Baumes führte, war unten an der Seite überwuchert von Schmaroßer⸗ pflanzen, Geſtrüpp und dichtem Moos. Es koſſele viele Mühe, den Leichnam da hinein zu zwängen, und als das furchtbare Werk end lich vollbracht, der Tote geborgen, die beiden Gewehre in dem Baum verſteckt und auch die verräteriſchen Spuren am Fuße desſelben verwiſcht waren, da rann der Schwelß in dichten Strömen don der Stirne Ulrichs, und erſchöpft warf er ſich zu Erde nieder, um neue Kraft für den Rückweg zu ſammeln und noch einmal über das Geſchehene nachzuſinnen. Es waren schwere, trübe Gedanken, die ihn beherrſchten, aber es war nun einmal nicht zu ändern, und die Kette, an die er ſich ſelbſt geſchmiedet hatte, mußte getragen werden durch das lange, düſtere Leben, welches freudlos vor ihm lag. g Endlich raffte er ſich auf und ging. Und hinter ihm ſchlichen ſchon die Geiſter der Rache und Ber⸗ geltung — die beiden Vagabonden, welche Alles mit angeſehen hatten, und ihre glühenden Augen heftet an ſeine Schritte. 1 Fortſetzung folgt. der Monat Mai gekommen, iſt 55 [Kaum iſt