Inſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die einſpaltige, Garmondzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Lokal- Anzeigen mit 6 Pfg. Reklamen mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen Rabattbewilligung. — — Ahbonnemenks-Linladung. Mit dem 1. Juli beginnt ein neues Quartal dieſes Blattes und wird um Neu⸗ beſtellungen hierauf freundlichſt gebeten. Alle neuen Abonnenten erhalten das Blatt von Nr. 47. an gratis nachgeliefert. Beſtellungen beliebe man in der Ex⸗ pedition oder auch bei den Zeitungsträgern zu machen. 25 Die Expedition. e Poli fiſches. Karlsruhe, 26. Juni. Von S. K. H. dem Erbaroßherzog iſt dem Herrn Staatsminiſter Turban heute folgendes Schreiben zugegangen: Wert⸗ geſchätzter Herr Staatsminiſter! Während der langen Zeit meiner Erkrankung ſind mir fortwährend von allen Seiten zahlreiche Beweiſe von Liebe und An⸗ Hhlünglichleit zu Teil geworden, die mir ſehr wohl⸗ tithuend geweſen ſind und die mich mit lebhaft em Dankaefühl erfüllt haben. Es iſt mir deshalb eine werte Pflicht, j⸗tzt, da ich nach glücklich überſtandener Krankbe't zur völligen Wiederherſtelung meiner Ge⸗ ſundheff Bad Nauheim aufzuſuchen im Begriff ſtehe, 1 warmer Teilnahme auszusprechen. Indem ich Sie, Herr Staatsminiſter, erſuche, dieſen Ausdruck meines Dankes zur offentlichen Kenntnis zu bringen, ver⸗ bleibe ich mit der Verſicherung meiner vorzüglichen Wertſchätzung Ihr ergebenſter F iedrich, Erbgroßherzog. Karlsruh⸗, 26. Juni 1886 ö Karlsruhe, 26. Juni. IJ. KK. HH. der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin ſind mit meinen herzlichſten Dank für dieſe Kundgebungen Mitwoch, den 30. Jun Gefolge heute vormittag 10 Uhr 52 Min. nach Bad Nauheim abgereiſt. Karlsruhe, 25. Juni. Die Finanzver⸗ waltung begab drei Millionen neuer Anleihe an das Bankhaus Ladenburg und die Creditbank in Mann⸗ heim zu 106 Berlin, 24. Jun. Der in der geſtrigen Bundesratsſſtzung im Auftrag des Kaiſers von Staatsſekretär v. Boetticher dem König Ludwig II. von Bayern gewidmete Nachruf lautet: Der Kaiſer beauftragte mich, im Schooße des Bundesrats den Empfindungen Ausdruck zu geben, welche Allerhöchſt⸗ dieſelben gegenüber dem tief erſchütternden Verluſte hegen, den durch Hintritt weiland König Ludwi⸗ von Bayern der Kaiſer und das Reich erlitten baben. Se. Majeſtät erinnern ſich in unvergänglicher Dank⸗ barkeit an die verſtändnisvolle Mitwirkung mit wel⸗ cher König Ludwig einſt an der Neub'gründung des Reiches beteiligt geweſen; an die der Entwicke⸗ lung und Förderung der Reichseinrichtungen von dem Heimgegangenen Bundesgenoſſen allezeit bereit⸗ willig gewährte Unterſtützung; an die Bundestreue, welche der höchſtſelſge König ihnen ſowie einzelnen Gliedern des Reiches ſelbſtlos und thatkräftig er⸗ wieſen. Je lebhafter dieſer Dank iſt, um ſo auf⸗ richtiger iſt die Trauer, weſche mein erhabener Herr über das Hinſcheiden des Königs empfindet, um ſo inniger die Teilnahme für das bahyeriſche Koͤnias⸗ haus und das ſeines Königs beraubte Bayern. Se. Mojeſtät wiſſen ſich mit den hohen Verbündeten in dieſen Empfindungen eins und leben der Ueberzeu⸗ gung, daß, wie bei dieſen, ſo auch im deutſchen Volke die dankbare Erinnerung an den dahin eſchiedenen König nicht erlöſchen wird. Berlin, 26. Juni. Der Reichstag nahm die Literarkonvention mit Großbritanien definitiv an. Nachſtehende Annoneen ⸗Erpeditionen: Alois Herndl in . in Hamburg und ſämtliche Annoncen⸗Bureaux von Haaſenſtein und Vogler, Rudolf Moſſe, G. L. Daube und J. Varck und Comp. Wien, Adolf Steiner nehmen Inſerate für uns an. Inſerate find von nachweis harer Wirkſamkeit. Rebaktian, Druck und Verlag von Karl Molitor in Ladenburg * 1886. Sodann lehnte er einſtimmig die B'annkweinſteuer⸗ Vorlage ab, nachdem die Redner der verſchiedenen Parteien ihre ablehnende Haltung begründet hatten. Der Finanzminiſter ſprach die Hoffnung auf ein ſpöteres Zuſtandekommen der Branntweinſteuer⸗Vor⸗ lage aus. Der Präſtdent gab die übliche Ueberſicht über die Geſchäfte der Seſſion. Auf Antrag des Aba. Windthorſt dankte das Haus dem Präſidenten durch Erheben von den Plätzen. Staatsſekretär v. Bötticher verlas hierauf eine Kaiſerliche Botſchaft, welche den Schluß der Reichstagsſeſſion ausſpricht. Die Sitzung ſchloß mit einem dreimaligen Hoch auf den Kaiſer. München, 26. Juni. Nach dem ſoeben be⸗ kannt werdenden offiziellen Progromm für die feier⸗ liche Eidesleiſtung des Prinzregenten wird Prinz Luitpold am Montag, den 28. Juni, mittags 12 Uhr, den verfaſſungsmäßigen Eid im Thronſaal des Reſidenzſchloſſes ablegen, und zwar in Gegenwart der Landtagsmitglieder, der Miniſter, der Hof und Staatsbeamten, der Offiziere, des Magiſtrats, des diplomatiſchen Korps und der Prinzen, ohne Ab⸗ legung der Landeskrauer. Verſchiedenes. () Ladenburg, 28. Juni. Bei unſerem Feuerwehrkorps ſcheint eine ganz gewaltige Laubeit zu herrſchen. Am Sonntag fehlten beim Ausrücken ſoviel Chargirten und Mannſchaſten, daß der Kom⸗ mandant ſich genötigt ſab, ſein Mißfallen vor der Front auszuſprechen. Es werden ſobiel uns be⸗ kannt nur ca. 8 Uebungen abgebalten und wäre es im Intereſſe des allgemeinen Wohls, wenn ſich jeder Wehrmann dazu pünktlich einfindet. Auch die ein⸗ laufenden Entſchuldigungen müßten beſſer geprüft werden, damit es nicht vorkommt, daß ſich ein Mann Der Wilderer. Von Fritz Brentano. 5 51 Aber es blieb lange, lange ſtill. Nur die Aeſte, rauſchten vom Wind bewegt zuweilen auf und ein einſamer Vogel gab verſchlafen einen kurzen, kräch⸗ zenden Laut, während in Ulrich jenes nervenauf⸗ regende G⸗fühl ſich regte, welches nur der kennt, der in atemloſer Erwartung anf dem nächtlichen Anſtand der Beute harrt. Er dachte nur noch an den Hirſch, alles Andere war tot und vergeſſen, ſelbſt der Förſter und ſo lebte und webte das ſtattliche Thier in ſeinen Sinnen, daß es zuweilen vor ſein geiſtiges Auge trat und ihm zweimal war, als ſähe er es aus dem Gehölz in die kleine Lichtung treten und mit ſeinen großen, klugen Augen nach ihm herüber⸗ ſchauen. 5 Zehn Uhr dröhnte von der Dorfuhr durch die Stille der Nacht. Es war kalt geworden und auch blen . duch den Körper des harrenden Wilderers ging ein a eiſiges Fröſteln. 5 Aber was kümmerte ihn das. Er hatte ganz El, andere, grimmig kalte Winternächte im Walde ver⸗ bracht, ſeit ihm ſeine Liebe geſtorben war, und war gefeit gegen Sturm und Wetter. Und jetzt, 5. f jetzt regte ſich etwas in der Ferue, er richtete ſich hoch auf und horchte hinaus, während ſein Auge den leichten Nebelflor zu durckdringen ſuchte, der aus dem Boden aufſtieg und, vom Mondlichſt durch⸗ woben, ſich um die Büchſe legte. Ha, es war der Hirſch! Da trat er aus dem Dickicht in die Lichtung den Kopf hoch erhoben, und ſchritt, vorſichtig witternd, dem Waſſer zu. ahnungs⸗ los, daß wenige Gänge von ihm der Todesbote lauerte. Einen Augenblick drohte die Aufregung den Bauer von Schwedenhof faſt zu erſticken, als er ſich ſo nahe dem Ziel ſeines lang gehegten Wunſches, als er den ſtolzen Hirſch vor ſich ſah. Aber nur einen Augenblick — dann hob er die Büchſe und zielte lange und ſicher. Eben neigte ſich das Tier zu dem Waſſer hinab, da donnerte der Schuß aus dem Rohr des Wilderes — der Hirſch machte einen mächtigen Sprung und brach dann, weitaus die Glieder reckend, verendet zuſammen. Ulrich ſtieß einen Schrei des Triumphes aus und ſprang alle Vorſicht vergeſſend, hinter der Eiche hervor und in weiten Sätzen auf den erlegten Hirſch zu, als ihm ein donnerndes „Halt“ entgegen⸗ tönte. Er ſtand augenblicklich, und wie ein Schauer kam es über ihn. Er kannte die Stimme — die gehaßte, oft verfluchte — gemiedene und doch wieder geſuchte Stimme ſeines Todfeindes, des Foͤrſters. Die Stunde der Abrechnung zwiſchen ihnen war ge⸗ kommen — das fühlte er, jetzt galt kein Beſinnen — und allmächtig bäumte ſich der alte, langgenährte Groll in ihm auf, als er den Gegner wenige Schritte vor ſich im Anſchlag ſtehen ſah. „Leg' Deine Maffe nieder, Schwedenboſbauer, und folge mir, denn Du biſt nach Recht und Geſeß mein Gefangener!“ „Ich Dir folgen!“ rief der Wilderer als Ant⸗ wort auf dieſe Anrede des Gegners. „Dir folgen! Lieber zehnfachen Tod ſterben! Ja, hebe nur das Gewehr zum Schuß. Bube, Räuber meines Lebens und meiner Liebe! Triffſt ja ſo gut, Mörder meines Vaters!“ Der Föͤrſter taumelte einen Augenblick rückwärts und griff mit irrer Hand nach der Stirn, als ihm ſein Gegner die haßerfüllten Worte entgegenſchleuderte. Dann aber hob er blitzſchnell das Gewehr und drückte in wilder Wut auf den Wilderer ab. „Ha, ſo iſt's gemeint!“ rief dieſer in wildem Hohn. als die Kugel des Foͤrſters dicht an ihm vor⸗ überpfiff, „nun denn, ſo nimm das!“ Wieder krachte der Schuß aus ſeinem Doppel⸗ rohr — aber er hatte beſſer gezieblt. Mitten durch die Bruſt war der Jäger getroffen und brach dicht bei dem Hirſch mit einem Wehlaut zu⸗ ſammen. Mörder! Wie! Hatte ſo nicht Jemand aufgeſchrien! Nicht der zu Tod Getroffene, nein, eine andere, fremde, entſetzliche Stimme. 5