Ufern getreten. Mehrere Ortſchaft n ſind überſchwemmt, Weinfluren und Feldfrüchte beſchädigt, 2 Menſchen in den Fluten des Wienflußes umgekommen. Der Babnkörper der Franz⸗Joſephs⸗Bahn iſt an einigen Stellen, wenn auch nicht erheblich, beſchädigt. Auch aus Böhmen, Schleſten und Ungarn werden Waſſer⸗ ſchäden gemeldet. — Aus Kolin bei Prag wird berichtet: Einen Unglückstag gleich dem geſtrigen hat die Chro⸗ nik unſerer vielen Jahrhunderte alten Stadt bis jetzt noch nicht zu verzeichnen gehabt. Nicht weniger als 4 Selbſtmorde fanden im Verlaufe weniger Stunden hier ſtatt. Der erſte Fall betraf ein junges, bildſchönes Mädchen, namens Barbara Hayek. Die⸗ ſelbe nahm ſich aus einer wahrhaft idealen Liebe das Leben. Sie hatte ein Liebes verhältnis mit einem bier in Garniſon liegenden Gensdarm, wel⸗ cher ſie jedoch ſitzen ließ und vor wenigen Wochen eine reiche Grundbeſitzers⸗Tochter zum Traualtare führte. Kurz nach der Hochzeit erkrankte er jedoch, und zwar an einem unheilbaren Leiden. Die Treu⸗ loſigkeit des geweſenen Geliebten konnte das Mäd⸗ chen überwinden, daß der Mann jedoch. dem ſie noch immer zugethan war, trotzdem ſie ſeit ſeiner Untreue mit ihm nicht verkehrte, unter gräßlichen Qualen dem ſichern Tod entgegenging, dieſen Schmerz wollte fie nicht erleben. Nach Zurücklaſſung eines Brieſes, in welchem ſie dem Wunſche Ausdruck gibt, mit dem Gegenſtand ibrer erſten und einzigen Liebe im Tode vereint zu ſein, ſtürzte ſie ſich in die Elbe und wurde aus dem Strome, obwohl Hilfe gleich zur Hand war, als Leiche herausgezogen. Kurz nach dem Selbſtmorde der Barbara Hayek nahm ſich einer der reichſten hieſigen Hausbeſitzer, Wenzel Spalney, das Leben, indem er ſich aus Herzeleid darüber, weil ſein einziger, in Prag ſtu⸗ dierender Sohn bei ſeiner vor wenigen Tagen ſtatt⸗ gefundenen rechtshiſtoriſchen Staatsprüfung durchge⸗ fallen war, in den Hausbrunnen ſtürzte. Unmittelbar nachdem man ihn als Leiche aus dem Brunnen ge⸗ zogen, ſtürzte ſich die bei ihm bedienſtet geweſene Hausmogd Marie Vopalka in denſelben Brunnen. Auch ſie wurde nicht mehr lebend herausgebracht. Einige Stunden ſpäter machte eine arme Wäſcherin, Mutter mehrerer Kinder, ihrem Leben durch einen Sprung in die Elbe ein Ende, wie es heißt, weil ſie den Monatszins für ihre kleine, armſelige Wohnung nicht aufbringen konnte. Wahrlich des Unglückes genug für einen Tag. — Prag, 23. Juni. Bei Kozerad ſchlug geſtern beim Ueberfahren Über die Sazowa ein Raßn mit 50 Firmlingen um; bisher ſind 25 Leichen aus dem Fluß gezogen. — Petersburg, 23. Juni. Ein ganz un⸗ erbörter Vorfall ereignete ſich dieſer Tage auf der Woroneſh⸗Roſtower Eiſenbahn. Drei arme Arbeiter wollten von einer Station der Bahn mit dem Ar⸗ beiterzuge nach Roſtow fahren, um dort Arbeit zu ſuchen. Ihre Mittel reichten nicht hin, den vollen Fahrpreis zu zahlen, und ſo verabredeten ſte ſich mit einem Kondukteur, welcher ſie mitzunehmen ſich bereit erklärte, wenn ſie auf der Plattform eines Güter⸗ waggons Platz nehmen wollten, doch nur unter der Bedingung, daß ſie beim Einlaufen des Zuges in eine Station ſofort abſpringen und erſt bei der Weiterfahrt ſodann ihre früheren Plätze einnehmen. Die Arbeiter kommen der Forderung aufs Pünktlichſte nach und alles ging ohne welchen Zwiſchenfall vor ſich. Vor Nowotſcherkask geſellte ſich der Kondukteur zu ihnen auf die Plattform und forderte ſie auf, auf den Stufen derſelben ſich hinzuſetzen. Hierauf — der Zug war noch in vollem Gange — b rſetzte er jedem Einzelnen einen kräftigen Fußtritt und einer nach dem anderen ſtürzte kopfüber auf den Fahrdamm. Der eine der Unglücklichen fiel unter den Zug und wurde von den Rädern der Waggons buchſtäblich halbiert, ein anderer ſtürzte auf die Böſchung ver⸗ ſtauchte ſich die Füße und ſchlug mit dem Kopfe ſo heftig an einen Stein, daß er infolge der erhaltenen Verletzung kaum mit dem Leben davonkommen wird, der Dritte aber renkte ſich bei dem Falle das Geſicht auf ſchreckliche Weiſe. Einer der Streckenwächter, welcher die Verunglückten fand, ſorgte für die Ueber⸗ führung der beiden letzterwähnten ins Krankenhaus in Nowotſcherkask. Der herzloſe entmenſchte Kondukteur aber befindet ſich jetzt in Arreſt. — In Konſtantinopel ſind durch einen Be⸗ febl des Juſtizminiſters, ſämtliche Unterſuchungsrichter, ſowohl bei den Strafkammern wie bei den Zucht⸗ polizeigerichten in Disponibilität verſetzt. Die Unter⸗ fuchung, die dieſer Maßregel vorherging, hat wahr⸗ haft erſchreckende Reſultate zu Tage gefördert. Einer von den Unterſuchungsrichtern iſt überführt worden, ein junges Mädchen, die bei ihm um die Freilaſ⸗ ſung ihrer Mutter nachſuchte, verführt und von der letzteren fünfzehn Pfund (dreihundert Mark) dafür verlangt zu haben, daß er ſie außer Verfolgung ſetzen werde. Was die übrigen Richter anlangt, ſo iſt feſtgeſtellt, daß ſie von den Verwandten und Freunden der Angeklagten Geld geſchenke angenom⸗ men und diejenigen, die ir Abegend nicht geen bezahlen können, im Gefängniſſe haben ſchnachten laſſen. In dem Gefängniſſe von Galata⸗Sergl haben nicht weuiger als achtzig ſeit ſieben bis acht Mo⸗ naten darauf gewartet, daß es dem Unterſuchungs⸗ richter gefallen möchte, ſie zu verhören. In der That eine draſtiſche Illuſtration zu der Juſtizber⸗ waltung der türkiſchen Hauptſtadt im Jahre 1886 (Der Wahnfinn auf den Throneng Nach dem Tage, an welchem Ludwig II. von Bahern einen ſo traurigen Tod fand, mag es zeitgemäß er⸗ ſcheinen, an die hiſtoriſchen Schickſalsgenoſſen des unglücklichen Wittelsbacher Fürſten zu erinnern, d 19. Jahrbundert hat 3 Vorläufer des armen n wigs II. Da war vor allem Georg III. von En land, der am 10. Januar 1811 wegen Wahn den Thron räumen und ins Windſorer Schloß unt die Hut des Herzogs von York wandeln mußte. S9 4 manches Attenkat hatte die Geiſteskrankheit des greife Monarchen, der ein Jahrzent ſpäter im Alter 9 82 Jahren ſtarb, vorgezeitiat. Der Andere w König Friedtich Wilhelm IV. von Preußen, d ältere Bruder des deutſchen Kalſers. Der hochg lehrte und reich begabte Monarch, der bergebens in der Schweiz und Italien Heilung flir ſeinen zerrüit⸗ teten Geiſt ſucht⸗, begab ſich im Oktober 1847 der königlichen Macht und legte ſie in die Hände des Prinzregenten Wilhelm, der 4 Jahre ſpzler den Hohenzollernthron beſtieg. Der 3 ſſt Murad F. der Nachfolger des ermordeten Sultans Abdul Ai, der nach dreimonatlicher Herrſchaft die glanzvglleg Räume des Kaiſerpalaſtes von Dolma Bagdſch mit den Souterrains von Tſchiragan vertauſchen mußte, um ſeinem Bruder Abdul Hamid II. Platz zu machen, Der 4. iſt der unglückliche Bayernkönig Ludwig II. der geſchieden iſt von den ſonnenbeglänzten Hohen des Thrones, welchen er ſo lange als eine der ddegl⸗ ſten Erſcheinungen als einer der ſchwärmerſſchſen Förderer des Kunſtſinnes und der Kunſt inne gehoßl, In der heißen Jahreszeit ſtellen ſich durch Dich fehler ſehr häufig Störungen in den Verdauungsorganen (Verſtopfung mit Blutandrang, Herzklopfen, Kopfschmerzen z.) ein und ſoll man in ſolchen Fällen durch rasche An⸗ wendung eines guten Hausmittels, wie es belannzlich die 8 Brandt's Schweizerpillen find, anderen Leiden vorzu⸗ eugen. Man achte genau darauf, daß jede Schachtel als Giiguelt ein weißes Kreuz in rotem Grund und den Namenzzug R. Brandt's trägt. Man wende ſich ſchriftlich am beſten und billigſten unter Einſendung des Betrags (4 Schachtel M. 1. —) in Brief⸗ marken an die Apotheken in Ludwigshafen. „Nun alſo“, ziſchelte der Andere, „was be⸗ 9 Du Dich lange? Heute nacht geht's an den 0 * „Und wenn der junge Bauer erwacht — wenn er Lärm ſchlägt ?“ „So kriegt er eins über den Kopf, daß er für ewig das Maul hält?“ „Menſch! Menſch! Soweit biſt Du ſchon!“ rief entſetzt Dieter. „Ein Mord! Nein, dazu biet ich nie meine Hand.“ „Unfinn!“ ſenkte der Andere ein, „wer ſpricht von einem Mord? Glaubſt Du, ich will mit Ge⸗ walt in des Teufels Küche kommen? Sei ohne Sorge, die Geſchichte gebt glatt ab und Geld liegt dort in Fülle. Haben wir's erſt, dann iſt alle Not vorbei und Heidi, geht's über die Grenze doch, ſtill, was iſt das ?“ Deutlich tönte durch die Nacht, welche längſt hereingebrochen war, der Schritt eines Menſchen, — — 1 unter diſſen Füßen das gefallene Laub kniſterte, während von Zeit zu Zeit das Krachen eines dürren Aſtes die Richtung kundgab, aus welcher ſich der⸗ ſelbe nahte. Der Alte faßte ſeinen Gefährten am Arm nnd zog ihn lautlos tiefer in das Gebüſch zurück, von wo aus ſie, vollſtändig unſichtbar den Ankömmling beobachteten. Jetzt trat dieſer zwiſchen den Bäumen hervor in das Niederholz. und überraſcht flüſterte Dieter ſeinem Genoſſen zu: „Alle Wetter, es iſt der Bauer vom Hof trüben!“ Ja es war Ulrich vom Schwedenhof. Büchſe über die Schulter geworfen, den Hut tief in das Geſicht gedrückt und wilden Grimm im 7 Die Herzen, ſo war er in den Wald geſchritten, unbe⸗ kümmert, ob ihn der Förſter treffe oder nicht. Er war hinausgegangen, um das Heer der wüſten Ge⸗ danken abzuſchütteln, welches ihn drinnen in der engen Stube des Schwedenhofes überflutete, aber als ihn die friſche Waldesluft umwehte, die Nächt⸗ liche Ruhe und Stille ihn umſingen, da legte ſich nach und nach die Brandung in ſeinem Innern, und die alte Jagdluſt regte ſich leiſe. Der Hirſch kam ihm zu Sinn, den er ſeit Wochen wiederholt dort unten am Quell bei der Mordeiche hatte äſen ſehen, das ſtolze, ſtattliche Thier, deſſen Spur er erſt am Morgen wieder entdeckt hatte und das zum Schuß zu kriegen ſein einziger Ge⸗ danke war. Er nahm unwillkürlich die Büchſe von der Schulter und machte ſich ſchußfertig. Dann ſtand er einen Augenblick ſtill und ſpäte mit ſcharfem Auge durch den Dämmer der Nacht umher, wo er ſich befand. Sein kundiger Blick ließ ihn ſofort die einzuſchlagende Richtung erkennen, und ohne Zoͤgern wendete er ſich nach links und ſchritt nach der Ge⸗ auch traf — wenn er ihn traf mußte der alte Groll endlich einmal ausgefochten gend der Mordeiche. ſeine Schritte zu dämpfen, — wer konnte ihn auch hören? Pah, der wich ihm aus, — nun ja, dann werden, mußte ſich das Schickſal Eines von ihnen erfüllen. Wieder ſtieg ihm heiß das Blut zu Kopf, und feſter umſpannten ſeine Hände die Büchſe; aber der Nachtwind, welcher leiſer durch die Bäume ſtrich, kühlte ſeine glühende Stirn, er atmete ein paarmal tief auf und ſchritt ruhig weiter. Und wie die 5 1 einſamen Nachtwanderers unten, ſo kongen oben om Himmel die Wolken einen ſchweren Rampf, Bald jagten ſie in dichten, bleiſchweren Maſſen ber ein⸗ ander hin, daß auf Augenblicke vollſtändige Finſternis eintrat, dann kamen wieder einzelne, feichls Nach⸗ zügler binterdrein. nur halb und halb die bleiche Mondſcheibe verhüllend, bis endlich der Perbſtem, des Spieles müde, die Backen aufblies und mit einem mächtigen Hauch die ganze geſpenſtige Gefell ſchaft vor ſich hertrieb, daß ſie erſt langſam und widerwillig, dann raſcher und raſcher abzog und endlich vom nächtlichen Horizont verſchwand. Der Mond, der war noch nicht ganz voll, aber gab ſchon lichten Schein, behauptete als Sieger das Feld und ſandte ſeine bläulichen Strahlen binunter auf Buſch und Bäume, daß es gar ſeltſam glißerte und funkelte in den herbſtlichroten, von Nachkfan Er nahm ſich keine Mühe, Leidenſchaften in der Bruſt des getränkten Blättern, wie Blut und Thränen. Itzt hatte Ulrich den Rand des Dickſchts er⸗ reicht, welches die Waſſerlache umſchumte, die dom Ausfluß der Quelle gebildet wurde. Sie enthielt nur wenige Schritte im Gevfert und ihr Spiegel verſchwand unter den wuchernden Waſſerpflanzen und einer Lage falber Blätter, welche die mͤchlige und wenn er ihn Eiche auf das Gewäſſer herabgeſtreut hatte. Der hunder tjährige Baum war nicht beſonders hoch, aber weitverzweigt und ſtreckte ſeine knorrigen Aeſte nach allen Seiten aus. Der Wilderer trat in ihren Schalten, ſpähte ſcharf nach der Seite, von woher er den Hirſch erwartete und horchte dann, als ſich ſeinem Auge nichts zeigte, geſpannt in die Nacht hinaus, jeden Augenblick bereit, dem ſorglos nahenden Tier den bleinernen Todesboten aus dem ſchußferkigen Gewehr entgegenzuſenden. 8 in tt 150 50 1 a oe fiber ant . allet % Bel e la, . Al. 18.5 i 5 10 nt ec r l