n ee ee ie en N e dei e — Garmondzeile oder deren Raum mit 10 Reklamen mit 20 Pf. berechnet. General-Anzeiger für Ladenburg u Erſcheint ſeden Arittwoch und Samskag und koſtet vierteljährlich 1 mit illuſtiertem Anterhaktungsblakt 1 &4 70 A exel. Inſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die einſpaltige, Pf., Lokal- Anzeigen mit 6 Pfg. ( Bei größeren Aufträgen Rabattbewilligung. Poſtproviſion. —— 2 nd Amgegend. Nachſtehende Annoneen ⸗Erpeditionen: Alois Herndl in Wien, Adolf Steiner in Hamburg und ſämtliche Annoncen⸗Bureaux von Haaſenſtein und Vogler, Rudolf Moſſe, G. L. Daube und J. Barck und Comp. nehmen Inſerate 5 Inſerate ſind von nachweisbarer Wirkſamkeit. Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor in Ladenburg 8 72 für uns an. Nr. 51. Abonnements-Linladung. Mit dem 1. Juli beginnt ein neues Quartal dieſes Blattes und wird um Neu⸗ beſtellungen hierauf freundlichſt gebeten. Alle neuen Abonnenten erhalten das Blatt von Nr. 47. an gratis nachgeliefert. Beſtellungen beliebe man in der Ex⸗ edition oder auch bei den Zeitungsträgern zu machen. Die Expedition. Volitiſches. 1 „22. Juni. Wie aus dem am 9. d. Mts. ausgegebenen Staatsanzeiger zu ent⸗ nehmen, hat das Großh. Finanzminiſterium die Eiſen⸗ ahn⸗Schuldentilgungs⸗Kaſſe ermächtigt, zur Beſchaf⸗ ng der Mittel, welche der Eiſenbahnbau in den ahren 1886 und 1887. ſowie die Schuldentilgung fordern wird, ein Staatsanlehen bis zum Betrag von 50,400 000 Mk. aufzunehmen. Dieſe Summe l zunächſt zur Deckung von ſchwebenden Schulden, sbeſondere der Vorſchußſchuld zur Amortiſations⸗ ſſe in Höhe von rund 31 Millionen Mark dienen, während nur der Reſt allmählig begeben werden wird, um damit den die Einnahmen der Eiſenbahnſchuldentil⸗ gungs⸗Kaſſe überſteigenden Bedarf zu decken Nach der bezüglichen Bekanntmachung hat das Großh. Finanz⸗ miniſterium auch dem neuen Anlehen einen Zins⸗ fuß von 4 Prozent zu Grunde gelegt und überdies die Beſtimmung getroffen, daß mit der planmäßigen Tilgung erſt auf 1. Juli 1896 begonnen werde, ſo daß alſo auf die Dauer von 10 Jahren jegliche Tilgung und Konvertierung ausgeſchloſſen iſt. Dieſe — — — — — ä ů— Samstag, den 26. Zuni Beſtimmungen ſind unter obwaltenden Geldverhält⸗ niſſen wohl geeignet, die Obligationen des neuen Anlehens zu einem der beliebteſten Anlagepapiere zu machen, und dürften die Rückſichten, die damit ins⸗ beſondere den zahlreichen inländiſchen Fonds und Vermögeusverwaltungen getragen worden, bei der Begebung fraglicher Obligationen auch der Großh. Finanzverwaltung zum Vorteil gereichen. Metz, 23. Juni. Die Nachricht von dem beabſichtigten Beſuche des Kaiſers in hieſiger Stadt wird nun auch von der amtlichen Landeszeitung be⸗ ſtätigt. Darnach trifft der Kaiſer nach Beendigung der großen Manöver bei Straßburg am 20. Sept. hier ein, wo die zur Beſatzung der hieſigen Feſtung herangezogene 32. Infanteriebriegade vor deren Rückmarſch in das Manöverterrain des 8. Armee⸗ korps beſichtigt wird, Wie bei den früheren Be⸗ ſuchen wird der hohe Gaſt im Gebäude des Be⸗ zirkspräfſtdiums abſteigen, wo zur Herſtellung der betreffenden Räumlichkeiten bereits die erforderlichen Anordnungen getroffen ſind. Daß während des vor⸗ erſt auf zwei Tage feſtgeſetzten Aufenthaltes in Metz eine Rundfahrt auſ die umliegenden großen Schlacht⸗ felder unternommen wird, gilt als ſicher. Berlin, 24. Juni. Die Auflöſung des engliſchen Parlaments ſindet nächſten Sonnabend ſtatt. Nach kaum halbjährigem Beſtand hort damit das erſte engliſche Parlament zu exiſtieren auf, wel⸗ ches annähernd auf demokratiſchem Stimmrecht be⸗ ruht. Paris, 22. Juni. Der Senat verwirft das Gegenprojekt Barthe und nimmt Artikel 1 der Vor⸗ lage (Prinzenausweiſung) mit 137 gegen 122 Stim⸗ men, ebenſo Artikel 2, 3 und 4 an. Für die Ab⸗ ſtimmung über die ganze Vorlage wird Namensauf⸗ ruf beſchloſſen. General Faidherbe läßt ſich im 1886. ———— — Seſſel auf die Tribüne tragen zur Stimmabgabe (Applaus). Die ganze Vorlage wird angenommen mit 141 gegen 107. Stimmen. Verſchiedenes. — Frankfurt a. M. 20. Juni. Ein⸗ Student aus Bayern, der in einem hieſigen Hotel logierte, und ſich daſelbſt ohne Begleichung ſeiner Zeche entfernen wollte, wurde von einem Kellner eingeholt und nach der Wache des 2. Polizeireviers gebracht. Kaum hier ana⸗lommen, zog er einen Dolch, den er bei ſich führte, hervor und er⸗ ſtach ſich. — Berlin, 24. In der Küche für die Mann⸗ ſchaften des Füfilier⸗Bataillons des Kaiſer⸗Franz⸗ Grenadierregiments an der Haſenhaide explodierte geſtern früh nach 8 Ühe ein ſogen. Seking'ſch⸗r Kochherd (Papinſches Syſtem) mit ſolcher Gewalt daß Thüren und Fenſter zerſplitterten. 2 Soldaten Bolz von der 10. Kompagnie und Koroſchitzki vo der 12. wurden von den aus dem Keſſel geſchleu⸗ derten Speiſen dermaßen verbrüht, daß an der Er⸗ haltung ihres Lebens gezweifelt werden muß. Die Gewalt der Exploflon war eine ſo große, daß di 2 Zentner Fleiſch, welche ſich in dem Keſſel befan⸗ den, zu Atomen zerſtückelt in der Küche umherlagen Die beiden Verwundeten wurden in das Militärla zeret bei Tempelhof überführt. — Man vermutet daß eine Verſtopfung der Ventile die Exploſton ver anlaßt habe. — Wien, 21. Juni. Infolge von ſtarken Regengüſſen, welche von Samstagabend bis heut vormittag andauerten und namentlich geſtern abend von heftigem Sturmwind begleitet waren, ſind der Wienfluß und die Bäche in der Nähe der Haupt⸗ ſtadt ſtark angeſchwollen und ſtellenweiſe aus den Der Wilderer. Von Fritz Brentano. 1 5 4. , „Hol's der Teufel, Heinz!“ ſprach der Jüngere, dem er ſich lang ausſtreckte und das Bündel unter den Kopf ſchob, „ich habe das Hundeleben ſatt! Hätte ich eine Ahnung gehabt, daß es mir ſo er⸗ gehen ſoll, ich hätte den Schießprügel hübſch auf dem Rücken behalten — — — “ 5 „Und die Striemen von dem Stock des Herrn Korporals dazu!“ ſiel der Andere ihm roh lachend, mit rauher, heiſerer Stimme in die Rede, „gelt, Dieter, die ſchmecken prächtig?“ „Immer beſſer als das erbärmliche Leben, welches ich führe, ſeit ich Deiner Lockung folgte und vom Regiment auskniff. Da hatte ich wenigſtens des Lebens Notddurft, und wenn es auch nur Bohnen und Kommißbrod waren ſie waren doch den elenden Bettelbrocken vorzuziehen, die man uns zu⸗ ſchmeißt und um die man ſich noch mit den Dorf⸗ Hunden herumbalgen muß.“ „Pah“, antwortete der Andere „aber die Freiheit — die goldene Freiheit, Dieter. Rechneſt Du die für Nichts?“ „ne nette Freiheit“ ſprach grimmig lachend der Deſerteur. „Nennſt Du das Freiheit? Des Tags über auf der Landſtraße herumſtrolchen mit der ewigen Angſt im Leibe, von den Landreitern aufgegriffen und in das nächſte Raſpelhaus geſteckt, oder gar zum Regiment zurückgelieferk zu werden? Freiheit! Jahraus, jahrein auf freiem Felde, im Waldesdickicht, oder wenn's hoch kommt, in einer Scheune auf einer Strohſchütte übernachten und am Morgen nie wiſſen, woher das elende Vischen Speiſe und Trank nehmen, das unſeren erbärmlichen Cadaver zuſammenhält. Nein, ich hab's ſatt! Lieber wieder in den bunten Rock. Bei den Preußen freilich darf ich mich nicht mehr ſehen laſſen, wenn ich nicht die Spießruten koſten und mir den Buckel zerfleiſchen laſſen will, aber jenſeits der Grenze blüht auch der Korporalsſtock, und noch heute mach' ich mich auf den Weg zu den Oeſterreichern.“ * „Biſt halt ein geborner Soldat,“ höhnte der Andere, und wirſt es gewiß noch zum Feldmarſchall bringen. Na, meinetwegen mach' was Du willſt, feige Seele, die nicht mal ein paar Tage lang das bischen Hunger vertragen kann. Und hätteſt's gar nicht nötig, wenn Du nur meinem Rat folgteſt. Haſt Dich nicht umgeſchaut drüben in dem einſamen Hof, wo wir heute anſprachen? Dort ſteckt Geld und Gut, Junge, und Niemand im Hauſe als 'ne Alte mit ihrem Sohn. Das Geſinde ſchläft all im Nebengebäude. Höre, Dieter, wie wär's, wenn mir da heute nacht einen Coup mochten, der uns mit einem Male aus der Patſche riſſe?“ ſo oder ſo!“ „Wie meinſt Du das?“ fragte ſcheu der Andere. „Menſch, biſt Du ſo dumm oder ſtellſt Du Dich ſo?“ erwiderte Heinz, und ſeine Stimme ſank zu einem heiſeren Flüſtern herab, „einen Einbruch wollen wir riskieren heute nacht. Die ganze Gegend iſt ſtill, kein Hofhund da, und die Leute ſchlafen, wenn ſie vom Feld heimkommen, wie die Hamſter im Winter — was iſt da für Gefahr dabei?“ „Einen Einbruch — hm —“ ſprach zögernd der Deſerteur, „hab's noch nie getrieben und doch, das Waſſer ſteht uns an der Kehle — Hunger und Durſt — — die verfluchten Lumpen wollen auch nicht mehr am Leibe halten, und jeder Land⸗ reiter wittert aus ihnen den Durchgänger, aber einen Einbruch Heinz, ich hab's meiner ſterbenden Mutter verſprochen, ein ehrlicher Kerl zu blei⸗ ben — — — —“ „Haha?“ lachte roh der Andere auf. „Ein ehrlicher Kerl! Haha! Denkſt wohl, Du biſt einer geblieben? Frag nur Deinen Herrn Oberſten, was Du biſt! Ein Schurke und Fahnenpflichtiger, der ſeines Königs Montierung ſtahl und von den Spieß⸗ ruten zu Tode gehetzt wird, wenn man ihn er⸗ wiſcht!“ „Verdammt, daß Du Recht haſt!“ ftöhnte mehr, als er ſprach, der Deſerteur, der längſt auf⸗ geſprungen war, „die Geſchichte muß ein Ende nehmen,