Krleger⸗ und Veteranen⸗Vereſne, auch zahlreiche andere Vereine und viele Korporationen an⸗ ſchloſſen. a Den Schluß des Zuges, welcher gegen zwei Stunden dauerte und deſſen Spitze um 19% Uhr in der St. Michaelshofkirche anlangte, bildete In⸗ fanterie und Artillerie. Nachdem in der Kirche die feierliche Einſegnung der Leiche und das Gebet ſtatt⸗ gefunden hatte, wurde das Koͤnigsherz, unter mäch⸗ tiger Bewegung aller Anweſenden um 3 Uhr in die Gruft verbracht — die ſich hierauf über einem der genialſten, leider aber auch unglücklichſten Fürſten dieſes Jahrhunderts ſchloß. München, 19. Juni. Der beſondere Aus- ſchuß der Kammer der Reichsräte trat heute dreimal zuſammen; zu der 2. Sitzung war Profeſſor Grafhey zugezogen worden. Es wurde ſchließlich einſtimmig der Beſchluß gefaßt, der Uebernahme und der Fork⸗ ſetzung der Regentſchaft durch den Prinzen Luitpold zuzuſtimmen. München, 18. Juni. Die Einzelheiten die aus den Kommiſſionsſitzungen über den Zuſtand weiland König Ludwig's bekannt werden beweiſen, daß die Sache die neuerliche Wendung erſt genom⸗ men, nachdem der König ſich an die Orleans ge⸗ wandt hatte. Der Bertrag iſt zum Abſchluß fertig geweſen, wonach der Konig gegen Zahlung von 40 Millionen Franks ſich zur Unterſtützung der Be⸗ ſtrebungen der Orleans, auf den Thron zu ge⸗ langen, und zur Neutralität im Falle eines Krieges verpflichtet. Der Hofbedienſtete, der, wie mit vielen anderen Aufträgen, ſo mit dieſem betraut wurde, verriet ſchließlich aus Furcht vor den Folgen die Sache an den Vorgeſetzten. Die Angelegenheit wurde nach Bertin mitgeteilt. Von dort erfolgten die nötigen Maßregeln in Paris, hier begann un⸗ mittelbar darauf die Aktion (F. Ztg.) Verſchiedenes. — Heidelberg, 19. Juni. Ein ſeit einigen Tagen in einem hieſigen Hauſe logierender Reiſender aus Straßburg hat ſich in der Nacht von vorgeſtern auf geſtern in ſeinem Zimmer erſchoſſen. Als der⸗ ſelbe geſtern vormittag nicht zum Kaffee kam, wurden die Hausbewohner ängſtlich, öffneten ſchließlich das Zimmer und fanden den Mann zwar noch lebend, aber ſchwer verletzt im Bette liegend. Er hatte ſich eine Kugel in den Kopf geſchoſſen, die durch und durch drang. Der Schwerverletzte, welcher ca. 36 Jahre alt iſt, wurde alsbald in's akademiſche Kranken⸗ baus verbracht, wo er im Laufe des geſtrigen Tage feinen Leiden erlag. Seiner etwas defeeten Kleidung nach und aus dem Umſtande zu ſchließen, daß er weder Uhr noch andere Wertſachen beſaß und auch nur 4 Mark an Geld bei ibm vorgefunden wurden, dürfte den Mann wohl die Not zu dem Selbſtmord getrieben haben. — Heidelberg, 19. Juni. Compagnie des hieſigen Bataillons befindet ſich zur Zeit ein Elſäſſer, der dieſer Tage ſeiner ganzen An⸗ tipathie gegen Deutſchland in eben ſo origineller als komiſcher Weiſe Ausdruck verlieh. Der biedere Sohn des Mars überſtieg nämlich letzthin früh in der An⸗ lage eine Gartenmauer, um in den Garten eines Photographen zu gelangen. Dorten angekommen, riß er ſeine deutſche Infanterieuniform vom Leibe und warf die einzelnen Monturſtücke nach allen Richtungen der Windroſe. Nichts behielt er auf dem Leibe, als das Hemd, das nicht ärariſch, vielmehr ſein Eigentum zu ſein ſcheint. So ſaß denn der edle Vaterlandsverteitiger nur mit dem Hemd be⸗ kleidet, ſo lange auf einer Gartenbank, bis er, da es an jenem Morgen empfindlich kühl war, zu ſchloddern anfing, wie ſeine geliebten ehemaligen Landsleute, als ſie von den Deutſchen über die Schweizergrenze geſchoben wurden. In dieſer eines Soldaten wenig würdigen Situation wurde der El⸗ ſäſſer ſchließlich von dem Photographen bemerkt und ge⸗ beten, ſich doch wieder anzuziehen, da der Garten doch erſichtlich keine Badeanſtalt wäre. „Sie ſin au ſo e vermaledeiter Luuschaib, aber wartet nur, in 8 Tage ſin unfere Franzoſe hüwe, dann müſſet ihr Chaibe alli verrecke“, war die höfliche Gegenrede des Herrn Elſäſſers. Da eine wiederholte Auffor⸗ derung, ſich anzukleiden, und den Garten zu ver⸗ laſſen, fruchtlos blieb, und der grollende Franzoſen⸗ freund ſein deutſches Schwert vom Boden holte, um den Photographen damit zu bedrohen, ſah fich dieſer veranlaßt, Leute herbeizuholen, welche den Renitenten zwangen, ſeine Uniform wieder anzulegen und ſich nach der vielgehaßten „dütſchen“ Kaſerne zu begeben. — Wölchingen, 17. Juni. Heute er⸗ eignete ſich hier ein ſchrecklicher Unglücksfall. Land⸗ wirt Philipp Schleßinger war ſeinem Nachbar beim Abladen eines Eichſtammes behilflich. Schleßinger glitt aus und das eine Ende des Stammes ſiel ſo unglücklich auf denſelben, daß er ſofort tot war. Durch den Fall wurde ihm vom Stamme die Hirn⸗ ſchale eingedrückt. Allgemeines Mitleid und tiefes Bedauern herrſcht im ganzen Dorfe, da ein braver und noch ung Familienvater ein ſo Bei der 8. gefunden. — Zur Warnung. Aus Gottingen wird be⸗ richtet: Wie gefährlich es iſt, kleine Kinder unbe⸗ auffichtigt ſich ſelbſt zu überlaſſen, zeigt wieder ein Unglücksfall, der ſich am Dienstag in dem benach⸗ barten Dorfe Grone ereignet hat. Ein dortiger Ackermann war mit ſeiner Frau zur Arbeit auf das Feld gegangen und hatte ſeine Kinder allein zu Hauſe gelaſſen. Dem größeren von dieſen fiel ein Beil in die Hände. Es hantierte mit demſelben um⸗ her und hatte dabei dos Unglück, einer kleinen Schweſter (etwa 5 Jahre alt) die rechte Hand ab⸗ zuhauen. Das Kind iſt freilich ſofort nach dem Hoſpitate geſchafft und dort iſt ihm die Hand an den Arm wieder angenäht worden. Die Aerzte haben aber dabei ſelbſt bezweifelt, daß ſie dem Un⸗ glücklichen Kinde gerettet werden wird. — Newyork, 19. Juni. Die Stadt Vancouve in Britiſch Kolumbien iſt geſtern vollſtändig nieder⸗ gebrannt. Das Feuer in der Stadt geſchah durch einen großen Waldbrand. Längs der canadiſchen 4 1 ee 0 1 f ag u 5000 0 1 1 f l g/ 16 U Main 55 10 in fun. Het he Muir 1 1 cuftoßer g ſultersh Pacifiebahn war Reiſig in Brand geraten. Das Feuer 10 li fi pflanzte ſich in die meilenweiten Waldungen bis zur Stadt Vancouve fort, die total eingeäſchert wurde. Mehr als 100 Perſonen ſind verbrannt. Die Zahl der Obdachloſen beziffert ſich auf 3000. Die meiſten Einwohner verloren ihre ganze Habe. Der Geſamtſchaden dürfte ſich auf 2 Millionen Dollars beziffern. — Die Urſache der Einäſcherung war das Abbrennen von Strauchwerk zur Schaffung eines freien Streifen Landes entlang der Canadian⸗Pac fig⸗ bahn. Durch einen plötzlich auftretenden heftigen Sturm wurde dieſes Feuer gegen die Stadt ge⸗ trieben. — Reſpektvoll. Amtmann: „Er Eſel, ich hab, ihm doch geſagt, er ſoll ſeinen Namen direkt unter den meinen ſchreiben, nun ſetzt er ihn hier in die Ecke.“ — Bauer: „Euer geſtrengen wollen ver⸗ zeihen, i hab' mich halt net ſo nah hin traut. — Begründet. Ein noch ſehr junger Mann bittet den Vater um die Hand der Tochter. „Aber, mein Herr, Sie ſcheinen mir doch noch nicht alt genug zuſein, um zu heiraten.“ — „Bitte mein Herr, ich leide ſchon an der Gicht!“ — Ein Ungläubiger. Offizier: „Nun, wie haſt du dich im zoologiſchen Garten amüſiert ?, — Burſche: O Herr Lieutenant, es iſt da ganz nett, aber Schwindel is es doch. So 'ne Tiere, wie man da zu ſehn kriegt, gibt es ja gar nich.“ der Flinte, lehnte. „Nur zu!“ rief die Föͤrſterin, die noch bläſſer geworden war, in höchſter Erregung fort, „nur zu! Töte mich und kröne ſo das Werk Deines Lebens mit dem Mord des Weibes, daß Du gewaltſam an Dich gefeſſelt! Nun, warum drückſt Du nicht los? Triffſt ja ſo ſicher — draußen das Grab des alten Ulrich kann davon erzählen.“ Der Förſter ließ die erhobene Flinte ſinken und ſtöhnte tief auf. „Gertrud,“ ſagte er, und der Schmerz des ſtarken Mannes klang ergreifend, „mahne mich nicht daran. Ich that meine traurige Pflicht — die Notwehr lenkte den Schuß aus meinem Rohr. Gott ift mein Zeuge, daß ich dieſe That am 85 Gericht mit freier Stirn verantworten ann.“ welche neben ihm an der Wand „Am jüngſten Gericht!“ ſprach dumpf die Frau. „Ja dort treffen wir uns wieder — Auge in Aug⸗ — und dort ſieh zu, wie Du uns allen in's An⸗ geſicht ſchauen kannſt.“ a Trotzig ſchritt ſie hinaus, ohne den Foöͤrſter eines Blickes zu würdigen. Dieſer war auf einen Stuhl am Tiſch geſunken und vergrub ſein Geſicht in die Hände. Tiefe Stille herrſchte in dem Gemach; nur die alte Uhr ging dickend ihren Gang und das Rauſchen der Bäume klang zuweilen durch das Fenſter, wenn ein Windſtoß die Aeſte bewegte. In dem Hirn des Förſters wogten und wir⸗ beſten die Gedanken — wohl eine Stunde verging, ehe der Sturm in ſeinem Innern ſich legte und die Erinnerung ihre wechſelnden Bilder langſam vor ſeinem geiſtigen Auge entrollte. Alles — Alles lebte noch einmal in ihm auf. i e Die glückliche Jugend im Forſthauſe — das friſche fröhliche Leben im Wald draußen — dann der Tag, wo er ſie zum erſtenmal drüben im Dorfe geſehen, wo ſie ihm freundlich begegnet war und ſich mit dem ſchmucken Jäger im Tanz gedreht hatte. Zum erſtenmale war die Liebe in ſein Herz einge⸗ zogen und er hatte das ſüße Gefühl genährt in ihrem Anblick — mehr und mehr — täglich — ſtündlich. Und auch die Quolen jener Stunde empfand er heute nach Jahren wieder, wo er zuerſt entdeckte, daß die Gertrud ihm den Ulrich von Schwedenhof vorzog, daß ſie ihn liebe mit aller Glut des Herzens. Wieder empfand er den grimmigen Haß, der ihn denden That trieb, als er den Vater als Wilderer ertappte. . Tick — tack — tick — tack. Die Uhr redete weiter, ruhig, gleichmäßig und flüſterte ihm immer und immer wieder die Geſchichte ſeines elenden, verfehlten Lebens zu. Die leere Wiege drüben an der Wand gähnte ihn an wie ein offenes Grab, ihm war, als ſchaue dort durch das Fenſter das bleiche Geſicht des erſchoſſenen Alten vom Schwe⸗ denhof und winkte ihm mit den geſchloſſenen, toten Augen zu. Es litt ihn nicht mehr in der Stube; gewaltſam raffte er ſich auf, warf die Büchſe über die Schulter und noch einen Blick auf die Thür, hinter welcher das trotzige Weib verſchwunden war, dann ſchritt er hinaus in den rauſchenden, nächtlich webenden Wald. Im Forſthauſe aber brannte das einſame Licht weiter — es gewahnte an das Totenlicht am Sarge — und am Fenſter lehnte es, eines Verſtorbenen gleich einem dunklen Schatten. 1 Es war die junge 1 Förſterin, welche ihre ſieberheiße Stirn an den kalten Scheiben kühlte und in den Dämmer der Nacht ſellen. Ein zerriſſenes Soldatengewand deckte den Leib des Jüngeren, während der Aeltere in einem braunen Rock ſtak, der eine verteufelte Aehnlichkeit mit dem Kleidungsſtücke hatte, welches man damals den Inſaſſen der Raſpelhäuſer mit auf den Weg gab, wenn ſie nach erſtandener Strafe der Freiheit damals beſeelte, die verzehrende Leidenſchaft, welche ihn von dem Pfad der Pflicht und zu der entſchei⸗ Gertrud ſtand auf ihren verwitterten Geſichtern mit ſcharfen wieder gegeben wurden. Sie mußten Beide des Lebens Not in aus⸗ giebigſter Weiſe erfahren haben, aber noch Anderes Zügen geſchrieben. Leidenſchaft und Verbrechen halten ihr Runen da eingegraben, und der Aeltere ganz beſonders, der, entgegen der damaligen Sitte, einen wirren grauen Vollbart trug, ſchien längſt ſchon die Wege des letzteren gewandelt zu ſein. „Sie hatten ſich auf den abendthaugetränkten Boden niedergelaſſen, neben ſich ihre mageren Bündel, welche all' ihr Hab und Gut enthielten, und ſtillten mit zuſammengebettelten Brocken den nagenden Hunger, den ihre lange Wanderſchaft heute in ihnen erregt hatte. loſen Vagabondenfahrt, die Schnapsflaſche, der aber kein Tropfen mehr zu entlocken war. Fortſetzung folgt. Verächtlich bei Seite geworfen, lag einige 5 Schritte entfernt, ihre einzige Tröſterin auf der kroſt⸗ mend . e 5 ah, vn i Or lieh. a bons ren . —