Kronprinz zu der Beiſetzliſtgsfejer nach München. — Der Kaiſer nahm heute einen Vortrag des Reichs⸗ kanzlers entgegen. Paris, 16. Juni. Aus Saigun wird vom heutigen gemeldet: Ein Hauptmann und ein Lieutnant wurden durch vergiftete Pfeile getötet. Neue Ehriſtenmordungen werden aus Anam gemeldet. Die Rebellen verbrannten einige Dörfer in der Um⸗ gegend von Turan. Verſchiedenes. — Ladenburg, 17. Juni. Aus Freiburg wird der „Frankf. 30g.“ über das badiſche Sänger⸗ bundesfeſt in Freiburg u. A. folgendes berichtet: In dem um 3 Uhr beginnenden Nachmittagskonzerte wurde der Wettgeſang weitergeführt. Es wurde in zwei Abteiſungen geſungen; Volksgeſang für Stadtvereine und Kunſtgeſang. Unter den 16 Vor⸗ trägen der erſten Abteilung gefielen insbeſondere: „Scheiden“ von Iſenmann (Geſangverein La⸗ denburg), „Du biſt mein Traum“ von Zimmer⸗ mann (Liederkranz Lahr), „Ständchen“ von J A. Moyer (Liedertafel Karlsruhe), der friſche Geſang: „Wer iſt unſer Mann?“ von Zöllner (Concordia Karlsruhe), „Frühlingsglaube“ von Zimmermann (äSängerhalle Mannheim), „Heimweh“ von Heim (Männergeſangverein Mannheim), „Abſchied vom Vaterland“ (Liederkranz Waldshut), „Abendlied“ b. Abt (Badenia Karlsruhe). — Freiburg, 15. Juni. Bei dem Wett⸗ fingen auf dem Sängerfeſte des Badiſchen Sänger⸗ bundes wurden folgende Vereine mit Preiſen be⸗ acht: 1. Volksgeſang für Landvereine Liederkranz Lenzkirch. 2. Volksgeſang für Stadtvereine Harmo⸗ nie Säckingen, Deutſcher Liederkranz Baſel, Badenia Karlsruhe, Sängerhalle Mannheim. Sängerbund Villingen, Liederkranz Waldshut. Liedertafel Mannheim, Männergeſangverein Pforz⸗ heim, Männergeſangverein Straßburg, Liedertafel Autelia Baden⸗Baden, Liederhalle Karlsruhe, Lieder⸗ tafel Pforzheim. 5 — Edingen, 17. Juni. Heute vormittag kurz vor 12 Uhr ſchlug der Blitz in der evang. Kirche ein, ohne bedeutende Beſchädigungen zu ver⸗ urſachen. Bei dem gleichen Gewitter wurde auch getroffen. perſon reiſte kürzlich mit ihrem neugeborenen Kinde 3. Kunſtgeſang kranz Mannheim, Singverein Mannheim, Lieder ⸗ der Hand, und führte mit demſelben einen wuchtigen ein Obſtbaum auf hieſiger Gemarkung vom Blitze — Pforzheim, 15. Juni. Eine Frauens⸗ von bier weg. brachte daſſelbe 6 zurück. Die Perſon wurde deshalb in Unterſuchung gezogen und geſtand, daß ſie ihr Kind in der Nähe von Stuttgart erwürgt habe und es hier als natürlichen Todes geſtorben beerdigen laſſen wollte. — Zürich, 16. Juni. Nachdem geſtern mittag vor der Hauptwache ein Auflauf ſtattgehabt wegen der Verhaftung der ſtrikenden Schloſſer, ent⸗ ſtand abends 7 Uhr bei der Ueberführung eines Schloſſers zum Gerichtshaus ein großer Auflauf Die mit Pflaſterſteinen bombadierte Polizeieskorte feuerte ſcharf, verwundete zwei Knaben und tötete einen Tiſchler. Die Polizeiwache wurde von der Menge belagert, worauf die Polizei den Platz mit gefälltem Bajonette ſäuberte. Das Militär iſt in der Kaſerne konſiguiert. Mons, 16. Juni. In Flenu ſtreiken 2500 Kohlenarbeiter. In Quaregnon wurden die Ar⸗ beiter durch eine große Schaar Streikender genötigt, die Arbeit niederzulegen. Die Gensdarmerie ber⸗ hinderte die Schaar weiterzuziehen. — Raubmord. Gneſen, 14. Juni. Unſere Stadt iſt heute in hochgradige Erregung verfitzt durch einen dreifachen Raubmord, der in unmittel⸗ barer Nähe der Stadt, in dem Dorfe Roza, vor⸗ mittags 11 Uhr, verübt worden iſt. Da eines der Opfer bei Entdeckung der That noch am Leben war, ſo konnte der Thatbeſtand durch die Ausſagen des⸗ ſelben wie folgt feſtgeſtellt werden: Gegen 11 Uhr vormittags kam auf das Gehöft des Ackerwirts Or⸗ lowski in Roza ein anſtändig gekleideter Mann. er⸗ kundigte ſich bei der vor dem Hauſe mit Holzſpalten beſchäftigten Magd, ob der Herr zu Hauſe ſei, und als ihm geſagt wurde, Orlowski ſei zur Kirche ge⸗ gangen, verlangte er Frau Orlowski zu ſprechen und begab ſich in die Wohnſtube, wo er von Frau Orlowski etwas Milch und Brod verlangte. Wäh⸗ rend die Frau beſchäftigt war, dem Fremden Brod zu ſchneiden, begab ſich derſelbe vor die Thür zur Magd, und mit dem Bemerken, er wolle ihr zeigen wie man Holz haue, nahm er ihr das Beil aus Hieb gegen den Kopf des Mädchens, die ſofort be⸗ wußtlos zuſammenbrach. Hierauf eilte der Mörder in's Haus, erſchlug den 12 Jahre alten Dienſt⸗ jungen, zog Frau Orlowski aus einem Kleiderſchrank in welchen ſie ſich geflüchtet hatte, heraus und zer⸗ ſchmetterte der Frau mit dem Beil den Schädel, ſo daß ſie tot zuſammenbrach. Der Mörder durchſuchte nach der That ſämtliche Schränke und flüchtete dann aber bald darauf tot in ein weißes Kreuz in rotem Grund und den Namenszug R. Brandt's trägt. der Richtung nach Tremeſſen. Nach Meſonnl⸗ werden der That, etwa 2 Uhr nachmittags, war ſofort ein Arzt zur Stelle, doch konnte bel Frau we Orlowski und dem Dienſtjungen nur der ſchon ein⸗ n „ getretene Tod konſtatiert werden, während es gelang, une 3 die Magd wieder ins Leben zurückzurufen. Nach⸗ 1 mittags 4 Uhr war die Magd ſoweit zum Be. wüten wußtſein gebracht, daß ſie den Thatbeſtand angeben und die Perſon des Mörders beſchreiben konnte. Ob die Magd am Leben erhalten werden wird iſt nochfraglich, — Gulkaniſche Ausbrüche in Auſtralien), Ein Erdzuſammenbruch, der mit einer fürchterlichen vulkaniſchen Eruption verbunden war, fand am 9, Juni, wie auſtraliſche Telegramme melden, in Ta⸗ rowera auf Neuſeeland ſtatt. Dort befindet ſich ein Krater, der ſeit Menſchengedenken nicht mehr thälig war, und alle Hänge des Berges waren mit Hütten von Eingeborenen bedeckt und die ſchönſten Rebge⸗ lände zogen ſich in die Höhe. In den Morgen⸗ ſtunden umzog ſich der Himmel plötzlich nach einer heitern Nacht und ein unterirdiſches Getöſe erſchrechhe die Einwohner auf Gebiete von Meilen. Das Nollen nahm immer zu und wurde immer heftiger, eine dichte Finſternis herrſchte und plötzlich ſchlugen dom Krater dicke Flammen empor, ein Feuerausbruch von immenſer Kraft ſtellte ſich ein und die Steine flogen bis nach Tarowera, indes die Lava ſich in Strömen über die blühenden Anſiedlungen der Ein⸗ geborenen ergoß, dort alles Leben vernichtend. An verſchiedenen Stellen zeigen ſich Riſſe und Sprünge 6 und ganze Hütten mit der Einwohnerſchaft find vom — Erdboden verſchwunden. Es ſind etwa 200 Eings⸗ borene getötet worden und auch fremde Anfledler, 0 die in den Dörfern waren, gingen zu Grunde, (Eine gute Empfehlung.) Oppenau (Baden), Sehr geehrter Herr Brandt! Sehr gern beantworte ich Ihre geehrte Anfrage bezüglich der Wirkung der von Ihnen bezogenen Schweizerpillen Nicht allein ich und meine Familie, 1 ſondern alle hier, welche Ihre Pillen ſchon im Gebrautz hatten, können nicht genug ihre Zufriedenheit ausdrücken, Es iſt das wirkſamſte, angenehmſte und unſchädlichſſe Ab⸗ führmittel. Jeder der geſundes Blut erhalten will und ſchon Schweizerpillen von Ihnen bezogen hat, läßt ſie geiz in ſeiner Haushaltung nicht mehr ausgehen. Dietz mu vollſter Wahrheit bezeuge ich Ihnen gern und grüße Sie — 955 Hochachtung freundlichſt Math, Volz, Blechner⸗ meiſter. Man achte genau darauf, daß jede Schachtel als Eignet Man wende ſich ſchriftlich am beſten und billigſten unter Einſendung des Betrags (à Schachtel M. 1. —) in Mief⸗ marken an die Apotheken in Ludwigshafen. alte Bibelbuch, das mir ſchon einmal in ſchwerſter Zeit Troſt verliehen, hat mich aufrecht erhalten, und je mehr ich mich an den langen Winterabenden, wenn Haus und Hof eingeſchneit waren, in das⸗ ſelbe vertiefte, deſto mehr tobte der Kampf in meinem Innern aus. Längſt wäre der Friede wieder bei mir eingekehrt, wärſt Du anders geweſen, Ulrich, hätteſt auch Du Dein Herz dem Troſt des Glaubens erſchloſſen. Aber Dein finſteres Schweigen, Deine nächtlichen Gänge zum Wald, um die ich längſt wußte, ehe Du es ahnteſt und ſo manches Andere ließen mich nicht zur Ruhe kommen. Der Blick aber, den Du mich heute in Dein Inneres thun ließeſt, zeigt mir die ganze Tiefe Deiner Verblendung gegen Gott und Welt und läßt mich zurückſchaudern vor dem Abgrund an dem Du ſtehſt. O, Ulrich, Ulrich, hätteſt Du der Mutter früher Dein Herz er⸗ ſchloſſen, ehe das Gift ſo tief in Dich hineingefreſſen, es wäre ſo weit nicht gekommen. Vielleicht iſt es noch Zeit — komm, mein Sohn, lege die Mordwaffe ab und bleibe.“ Er war auf den Schemel geſunken und kühlte ſeine brennende Stirn an dem Gewehrlauf, den er mit beiden Händen umfaßt hielt. wie ſegnend die Hände auf ſein Haupt. Einen Augen⸗ blick ſchien es, als zögere der beſſere Geiſt in ſein krankes Herz. „„ „Du bleiſt 2“ fragte ſie leiſe. 4 Da tönte ganz in der Ferne ein Schuß vom Wald herüber und ſchreckte ihn auf. „Nein, nein!“ rief er aufſpringend. „Heute nicht — ein andermal, morgen, Mutter!“ „Ulrich!“ ſchrie ſie auf. „Ich ſuche ihn nicht auf, verlaſſe Dich darauf,“ * 1 1 65 ſprach er, und wehrte die Hand der Mutter ab, mit welcher ſie ihn vergeblich zu halten verſuchte. „Schlaf wohl!“ Schon war er draußen. Die Nacht war längſt angebrochen. Durch das Brauſen des Herbſtwindes klangen vereinzelte Glocken⸗ klänge vom Dorf herüber — die Bäuerin aber faltete die Hände, und wie unbewußt flüſterten ihre Lippen: „Führe uns nicht in Verſuchung!“ Der Förſter war langſam auf das alte Forſt⸗ haus zugeſchritten. Da unten lag es vor ihm. Zwiſchen den Bäumen ſchimmerte das einſame Licht der Wohn⸗ ſtube durch die Nacht — noch wenige Schritte und er war daheim. Aber immer zögernder wurde ſein Gang, immer dunkler der Schatten auf ſeiner Stirn. halb verwittertes Steinbild — kein Menſch wußte es zu deuten — lag ſeit urdenklicher Zeit hier am Weg. Er betrachtete es ſinnend mit fremden, ſtarren Blicken, als ob er es nie geſehen, dann nahm er Die Mutter war zu ihm getreten und legte 5 mechaniſch die Büchſe von der Schulder und ſetzte ſich auf den umgeſtürzten Stein. Er mochte nicht älter ſein, als drüben der Ulrich von Schwedenhof, und doch wie alt, wie müde ſah er aus, als er hinüberſchaute nach dem flackernden Licht des Jägerhauſes. Es war nur ein nebelhafter, bleicher Dämmer, der von dorten zu ihm herüberdrang, keinen Blick in die Stube geſtattend — um ihn her war es ſtill und tot, und dennoch 175 ſah er, horte er Alles. Er ſah beim Schimmer der Lampe das blaſſe junge Weib dorten an dem alten eichengeſchunzten Tiſch ſitzen, ſah ſie thränenloſen Auges nach der 1 leeren Wiege hinüberſtarren, aus der ſie dor wenigen un du Tagen das tote Kind hinausgetragen hatten in den herbſtlichen Wald — er hörte das gleichmäßige, Mok ſchwere Ticken der uralten Wanduhr, 5. er 5 . Kindheit auf gehört hatte in dem ſtillen Baler⸗ I prdlbe be haus. tt d So ſaß er lange, das Haupt zur Erde ge⸗ n beugt, bis ein ferner Ton ihn auſſchreckte. Die 1 Dorfuhr ſchlug 7, und faſt feierlich klang langſam 8 Schlag um Schlag durch die Nacht, Er erhob fh 10 und ſchritt in das Haus. Da war Alles, wie er es draußen im dunklen Wald geſchaut. An dem Tiſch das junge Weiz drüben an der Wand die leere Wiege und zwiſchen den beiden Fenſtern die alte Uhe. Tick — tack — tick — tack! „Guten abend, Gertrud!“ sprach er mit scheue Herzlichkeit. e „Guten Abend,“ antwortete ſie konlos, ohne 91 den Blick zu ihm zu erheben. * „Ich bin lange weg geweſen“, fuhr er fo, wan b „Haſt Du Dich einſam gefühlt?“ l „Bin ich's nicht immer ?“ fragte ſie fu i ſchneidend, „und doch, nein, ich bin es eigentlich 3 nie. Die böſen Gedanken leiſten wir kreulich Ge⸗ N ſellſchaft. 5 Ne „Gertrud!“ brauſte er auf, „laß das thörichte N. Gerede, Du weißt, ich mag es nicht leiden und am N wenigſten heute — an unſerem Hochzeitstage, fügte a mn er weicher hinzu. e din Fortſetzung folgt. ö 1