9 5 0 en Iittwoch und Samstag und koſtet vierteljährlich 1 && 20 . mit illuſtiertem Anterhaktungsblakt 1 %% 70 . exel. Poſtproviſion. AIJnſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Ervpedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die einſpaltige, Garmondzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Lokal- Anzeigen mit 6 Pfg. Reklamen mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen Rabattbewilligung. ſtand — Nr. 48. doch den 16. Zuni * 1 g 75 Pokitiſches. f ſchütternden Ereigniſſe über den 7 Konig Ludwig II. a München, 14. Junl. Die königliche Polizeidirektion erläßt ſoeben folgende Bekanntma⸗ chung: „Nachdem der König den ärztlichen Rat⸗ ſchlägen ruhig Folge geleiſtet, machte derſelbe geſtern abend mit dem Obermedizinalrat Gudden einen Spazier⸗ gang im Park, von dem der Konig und Gudden längere Zeit nicht zurückkehrten. Nach Durchſuchung des Parkes und des Seeufers wurde der König und Gudden in dem See gefunden. Der König gab, ebenſo wie Gudden, anfangs noch ſchwache Lebens⸗ zeichen; die von Dr. Müller hierauf vorgenommenen Wiederbelebungsverſuche waren jedoch vergeblich. Um 12 Uhr nachts wurde der Tod des Königs feſtge⸗ von Baiern, deſſen tragiſches Ende Jedermann mit tiefer Trauer erfüllen wird, müſſen wir der großen Verdienſte gedenken, die ſich der König um Baiern und das übrige Deutſchland erworben hat. König Ludwig II., geboren am 25. Auguſt 1845, folgte ſeinem Vater, dem König Maximilian II., am 10. März 1864. In den erſten Jahren ſeiner Regierung ſtand er ganz unter dem Einfluſſe der antipreußiſchen Politik ſeines Miniſters v. d. Pforten. Am 2. Juli 1866 erließ der König einen Aufruf, worin er als das Ziel des Krieges die Erbaltung Geſamt⸗Deutſchlands als eines freien und mächtigen Ganzen, gekräftigt durch den Bund ſeiner Fürſten und die nationale Vertretung ſeiner Stämme, die Erhaltung Bajerns als eines ſelbſt⸗ u. g . . ſtändigen würdigen Gliedes des großen deutſchen 775 ſtellt. Gleiches war bei Gudden der Fall. Vaterlandes bezeichnete. Nach dem unerwarteten 5 5 München, 14. Juni. Nach einem Draht⸗ 80 0 105 1 87 19 0 e 1 eri f em Bundesgenoſſen, welchem er am 22. Au⸗ berichte des Oberſtleutnants Waſhington erfolgte dos gust zu Schutz und Trutz verpflichtet batte, und als 10 Unglück kurz vor 7 Uhr abends. Die Uhr des Königs im Jahre 1870 die Verfuchung an ihn herantrat, zeigte Waſſer zwiſchen Glas und Zifferblatt und ſich den übernommenen Verpflichtungen zu entziehen, blieb dieſelbe 6 Minuten vor 7 Uhr ſtehen. Dr. da lebnte er den Empfang der Adreß⸗Deputation 118 Müller und Schloßverwalter Huber brachten die] des Reichsrates ab, obgleich von den ſieben bei der Abſtimmung anweſenden königlichen Prinzen ſechs für die Adreſſe geſtimmt hatten. Dasſelbe Schickſal wurde der von Joͤrg verfaßten, mit 78 gegen 62 Stimmen angenommenen Adreſſe des Abgeordneten⸗ hauſes zu Teil. Der einzige Erfolg der Bemüh⸗ ungen des Landtags war die Entlaſſung des Fürſten Hohenlohe und Ernennung des Grafen Bray an ſeiner Stelle zum Miniſter des Auswärtigen. Am 10. Juli erhielt der franzöſiſche Abgeſandte auf die Anfrage, ob er auf Baierns Mitwirkung in einem Kriege gegen Preußen rechnen könne, die Antwort, Kbrper des Königs und des Obermedizialrath Gudden an das Ufer und dann in das Bett, wo Puls und Atmung nicht mehr wahrnehmbar waren. Dr. Müller mit den Pflegern und 2 früberen Sanitätsſoldaten machten bis 12 Uhr nachts Wiederbelebungsberſuche, alsdann erklärte Dr. Müller die Fortſetzung der⸗ ſelben als nutzlos. Die Bevölkerung iſt erſchüttert, überall Zeichen der aufrichtigſten Trauer, Ladenburg, 15. Juni. Anläßlich der er⸗ 2 General. Anzeiger für Ladenburg und Amgegend. Nachſtehende Annoncen ⸗ Erpeditionen: Alois Herndl in Wien, Adolf Steiner in Hamburg und fämtliche Annoncen⸗Bureaux von Haaſenſtein und Vogler, Moſſe, G. L. Daube und J. Barck und Comp. nehmen Inſerate Inſerate ſind von nachweisbarer Wirkſamkeit. für uns an. —88 daß ſich Bafern keinesfalls von dem übrigen Deutſch⸗ land trennen werde, und am 16. Juli erteilte der König den Befehl zur Mobilmachung, und zwei Tage darauf verlangte der Kriegsminiſter von der Kammer einen außerordentlichen Militärkredit von 26 700 000 Gulden. Am 19. Juli fand die ent⸗ ſcheidende Debatte ſtatt, in welcher 5 600 000 für die Mobilmachung und 12 660 000 Gulden für den Unterhalt der Armee bis Ende Oktober bewil⸗ ligt wurden. Die Kammer der Reichsräte trat dem Beſchluß am 20. Juli einſtimmig bei, und infolge deſſen übernahm Kronprinz Friedrich Wilhelm den Oberbefehl über die baieriſche Armee. Die Umnachtung des Geiſtes, welche Ludwig II. erreicht hat, kündigte ſich ſchon vor 11 Jahren an. Im Jabre 1874 war es das letztemal, daß er ſich bei gebotener G⸗legenbeit öffentlich zeiate. Am 13. Juli 1874 empfing er den deutſchen Kaiſer auf deſſen Durchreiſe nach Gaſtein auf dem Münchener Bahnhofe und erregte damals durch ſeine impoſante jugendfriſche Erſcheinung die allgemeine Bewunder⸗ ung. Kurz vorher, am 4. Junf, hatte er die Frohnleichnamsproceſſion an der Seite des Erzbi⸗ ſchofs von München⸗Freifing durch die Hauptſtraßen Münchens mitgemacht, und im Herßbſt erſchien er auch zur Freude des Volkes beim Oktoberfeſt auf der Thereſienwieſe. Seitdem bat er ſich nur noch einmal gezeigt, bei einer großen Parade, welche er im Spätſommer 1875 in München abhielt. Von da ab zog er ſich auf ſein Beraſchloß Hohenſchwangau zurück und widmete ſeine Zeit hauptſächlich dem Bau von Prachtſchlöſſern. Nur auf einige Wochen pflegte er in München während des Winters zu er⸗ ſcheinen, aber auch dort trat er aus ſeiner Einſam⸗ keit nicht heraus und verfolgte als Hauptzweck den Beſuch von Separat⸗Theatervorſtellungen. Trotzdem den wiederkehrenden Moͤrder,“ heißt es im Munde des Volkes. f * Und auch diesmal hatte ſich das propbetiſche 5 kee en ee. Wort bewahrheitet. Der ſchreckliche Krieg hatte end⸗ 5 2. 1 lich ausgetobt und Friedenslüfte wehten wieder über und als der nächſte Sommerwind über die den großen, weiten Kirchhof, das Deutſche Reich ge⸗ Gräber der G⸗ fallenen wehte, da dachte kaum Einer nannt. Da fanden ſie draußen an der Eiche beim fern dd fo terilt Der Wilderer. noch ihrer. Spielende Kinder tummelten ſich auf Quell, wo der tote Wallone faulte. Einen im zer⸗ dem Anger und pflügten die Feldblumen, welche auf lumpten Soldatengewand, mit zerſchmettertem Haupt, ger f den Leichenhügeln wucherten, lachende Kränze daraus kalt und ſtarr. ö windend für ihre blonden Häupter. Der Landmann en. aber beſtellte friedlich daneben ſein Feld und dachte 1 3 5 0 e e 1 0 05 5 erſt der Schrecken des Krieges wieder, wenn ſein da abgeſchoſſene Fauſtrohr in der Hand. neben ihm aber lag ein Zettel, darauf ſtand, daß er bor Jahren den Roſtmeiſter aus Hibernien um ſchnöden Geld⸗ gewinn hier erſtochen; wie er ſeitdem nicht Raſt noch Ruhe gefunden und nach langer Marodeurfahrt geſtern die Stätte ſeines Frevels erkannt habe. Das ſei ihm als eine abſonderliche Mahnung der ewigen Gerechtigkeit erſchienen, und darum wolle er auch hier vor feinen Richter treten. Und als der Selbſtmörder neben ſeinem Opfer verſcharrt war, da richteten mitleidige Seelen ein rohes ſteinernes Kreuz an der Stelle auf, Der ent⸗ weihte Quell aber kam in Verruf, der Wald über⸗ wucherte im Lauf der langen Zeit den breiten, Pfad, der dort vorüberführte, und die Sage wob ihre Schauer um die Blutſtätte. Hundert Jahren waren verfloſſen ſeitdem, doch die Geſchichte war nicht tief einſchneideter Pflug ein Stück Menſchengebein aufwarf. Die Kinder ſtarrten es einen Augenblick aan, mit großen, verwunderten Augen, um in der naächſten Minute wieder lachend und jubelnd zu ihren Spielen zurückzukehren. Aber wunderbar. Während Niemad mehr der vielen Leichen am Dorfrain gedachte — der einſame Tote am Quell drüben im Wald war nicht vergeſſen worden. J Denn das iſt der geheimnisvolle Zauber, den der Mord um ſich verbreitet, daß ſein Angedenken nicht zur Ruhe kommen kann, und ſich fortſpinnt von der Ahne zum Enkel, in Flüſtern der Winde, im Rauſchen der Blätter. „Wo aber Blutſchuld auf einer Stätte liegt, da umſchweben ſie rächende Geiſter und lauern auf 40. Ruskubft ertelen die General-Rgenten BDoarr Meller za Mannbe erſtorben und der Zauber des Mordes nicht er⸗ loſchen. Warum der Förſter heute gerade ſo lebhaft der beiden längſt vermoderten Toten gedachte — warum ihm heute die alte, balbverklungene Sage nicht aus dem Sinne kam? Er hatte doch 'die Stelle, wer weiß, wie oft, betreten und haite nie der Ge⸗ ſchichte gedacht. Er war hierhergekommen, um die Spur eines Hirſches zu verſolgen, die ſich deutlich in dem feuchten — Grund ausprägte, welcher die Quelle und den kleinen 1 Teich, den ſi⸗ bildete, umgab. Aber er hatte noch 1 eine andere Spur gefunden, diejenige eines Mannes, . eines Wilderes. An die Mordeiche hatte derſelbe 4 ſein Gewehr gelehnt; da unten zeigte ſich in dem 1 lockeren Boden deutlich der Abdruck des breiten Kol⸗ a bens, und oben am Stamm, wo der Lauf ge⸗ 1 ruht hatte, war das feine glatte Moos ſchlürft. Drüben am Teich aber waren die Schilfgräſer aus einander gebogen worden von Menſchenhand und daneben — was war das, was daneben lag? Der Föͤrſter hob es auf und betrachtete es lange, während ein Zug jähen Erſchreckens Über ſein wetter⸗ gehräuntes Antlitz flog. „Er!“ klang es faſt ſtöhnend aus ſeiner tiefſten Bruſt. „Er! Es iſt ein Tuch, ich habe es wohl hundertmal an ihm geſehen!“ 1 abge 1