8 einen Wert von mindeſtens 80,000 Mk. bis zu 8 Mk. vorgeſehen. Der Ertrag der Lotterie wird aus⸗ ſchließlich zur Unterſtützung hilfsbedürftige Mitglieder der Verbandsvereine berwendet und dem Grundſtock des Bad Militärvereinsverbandes zugeteilt. — Karlsruhe, 6. Juni. Große Senſation erregte dieſer Tage der Selbſtmord des 62 Jahre alten Zeichners Weindel, der verhaftet werden ſollte, da er bei der Generaldirektion der Staatsbahnen beglaubigt hatte, für mehrere tauſend Mark Im⸗ preſſen für die Direktion erhalten zu haben, ſich aber durch einen Revolverſchuß entleibte. Zu gleicher Zeit wurde während der Aufführung des „König Lear“ der Hoflithograph Straub verhaftet, der bie Impreſſen angefertigt batte. — Bruchſal, 4. Juni. Geſtern nachmittag wurde hier ein Individuum namens Schneider wegen verſuchter Falſchmünzerei in Haft genommen. Die bei ihm vorgefundenen Apparate und Bleiſtücke wur⸗ den mit Beſchlag belegt. — Aus Baden, 5. Juni. In Büchenau bei Bruchſal iſt vor einigen Tagen der erſte Impf⸗ ungsverſuch an Schweinen gegen die Rotlaufkrank⸗ heit vorgenommen. Im ganzen wurden 21 Tiere mit der Paſteur'ſchen Lymphe geimpft und durch einen kleinen Einſchnitt in das Ohr gezeichnet. Zu⸗ gleich wurde den Beſitzern von den anweſenden Be⸗ zirkstierärzten von Pforzheim, Bretten, Bruchſal und Wiesloch die nötige Anweiſung über die Haltung der geimpften Schweine erteilt. Am 9. Juni ſoll die Impfung wiederholt werden. — Kutſcher S. von Wertheim verunglückte beim Einfahren in das Dorf Weißenthal. Das Gefährt ſtürzte einen Rain hinab, wobei S. das Genick brach, ſo daß er ſofort tot war. Der Inſaſſe des Wagens, Weinhändler St. von Tauberbiſchofsheim, erlitt gleichfalls ge⸗ fährliche Verletzungen und mußte nach Hauſe ge⸗ bracht werden. Vom Bodenſee, 6. Juni. Die öſterreichiſche und die badiſche Regierung, dann die Schweizer⸗ oſtbahn haben ſich zum Bau je eines Bodenſee⸗ ampfers entſchloſſen. Baden will einen großen alondampfer Zäbringen mit einer 120pferdekräf⸗ igen Maſchine auf der Konſtanzer Werfte bauen, odurch der Schiffspark des Großherz ogthums auf eun, darunter drei vorzüglich ſchöne Salonboote, ebracht wird. Oeſterreich hat die Abſicht, das neue Boot weder größer noch eleganter als den Franz oſeph, dafür aber mit einer Maſchine auszuſtatten, ie demſelben die größte erreichbahre Fahrgeſchwin⸗ digkeit giebt. Dieſes Schiff hätte als Eilboot zu dienen und abwechſelnd mit dem Franz Joſeph die Schnellzugsverbindung mit Konſtanz berzuſtellen. Da Oeſterreich außerdem noch einen größeren Pro- preller und mehrere Kähne zum Trajektdienſte her⸗ zustellen beabſichtigt, wird deſſen Fahrpack auf dem Bodenſee binnen Kurzem jenen der Nachbarſtaaten erreichen. — Kaiſerslautern, 4. Juni. Herr Malz⸗ fabrikant Auguſt Fuchs dabier ließ am letzten Diens⸗ tag früh 7 Uhr 7 Min. (Bahnzeit) über 300 Stück Brieftauben aufſteigen, welche einige Tage vor dem Auflaſſen aus Hagen eingetroffen waren. Die Tauben legten die 217 Kilometer (Luftlinie) betragend? Ent⸗ fernung in erſtaunlich kurzer Zeit zurück, denn 6 der Tauben waren ſchon um 9 Uhr 54% Min. an ihrem Beſtimmungsorte eingetroffen. Wenn man bedenkt, daß die Zurücklegung eines Kilometers in der Minute ſchon eine große Leiſtung für Brief⸗ tauben iſt, ſo haben dieſe Tierchen, welche die Tour bereits in 2 Stunden 47⅜ Min. abſolvierten, wirklich einen vorzüglichen Erfolg zu verzeichnen. Von den 24. ausgeſetzten Preiſen fielen die erſten 14 auf Herrn Apotheker Funcke in Hagen. i — Baſel, 4. Juni. Der Aufmerkſamkeit der deutſchen Zollbeamten in Baſel iſt es dieſer Tage gelungen, einen hieſigen Einwohner zur An⸗ zeige zu bringen, welcher auf ſeinem Körper unter ſeinen Kleidern die Kleinigkeit von 260 Stück gol⸗ denen und ſilbernen Taſchenuhren verborgen hatte, um dieſelben, wie er ſich geſchmackvoll ausdrückte, zur Hebung ſeines noch jungen Geſchäftes einzu⸗ ſchmuggeln. Er erleidet für dieſen Hebungsverſuch eine Geldſtrafe von 4054 M. ſowie die Beſchlag⸗ nahme der Uhren, deren Wert auf 5600 Mark ab⸗ geſchätzt iſt. — Lübeck, 4. Juni. Eine erſchütternde Fa⸗ milientragödie ereignete ſich heute Morgen auf dem hieſigen allgemeinen Gottesacker. Gegen 10 Uhr er⸗ ſchoß ſich daſelbſt auf dem Grabe ſeiner Mutter der vierundzwanzigjährige Handlungsgehilfe Z., welcher erſt geſtern abend nach längerer Abweſenbeit von Manila nach hier zurückgekehrt war. Die Liebe zur Mutter, welche während ſeines Fernſeins geſtorben war, hat den jungen Mann zu feiner unſeligen That getrieben. — Hamburg, 6. Juni. Der Hamburger Poſtdampfer „Rio“, welcher geſtern früh nach Süd⸗ amerika abgegangen war, iſt heute hierher zurückge⸗ kehrt; derſelbe war bei Norderney mit dem Schlepper „Kronprinz in Kolliſton geroſen, wobeſ der „Kron⸗ prinz“ ſank. Die Mannſchaft desselben wurde durch den „Rio“ gerettet. Letzterer löſcht die Vorderlg⸗ dung, um den Bugſchaden über Waſſer zu bringen und zu reparieren und wird vorausſichtlich alsbald ſeine Reiſe wieder antreten können. 5 — Budapeſt, 4. Juni. In der Gemeinde Bote im Torontaler Comitate brach am 1. d. M. Feuer aus, welches in wenigen Stunden den ganzen Ort einäſcherte. Mehr als 300 Häuſer ſind zu Grunde gegangen. Eine Frau, welche einer Kleinig ⸗ keit halber in ihr Haus zurücklief, wurde von herab⸗ ſtürzendem Gebälke getötet. Ein 8jähriges Mädchen, welchem ein 4 Monate altes Kind anvertraut war, fand mit Letzterem den Tod in den Flammen, Eine Frau iſt vor Schrecken wahnſinnig geworden Alle Einwohner find im vollſten Sinne des Worfez Bettler. — New Pork, 5. Juni. Die Hochzeſt des Präftdenten Cleveland mit Fräulein Folſon fond am 2. Juni in der Amtswohung Clevelands falt. — (Wie bereitet man Kopfſalat ?) Kopffalgt darf nicht ſo bereitet werden, daß man die Blätter einzeln den Köpfen entnimmt und dann dieſe waſcht, Der Kopf muß ganz gewaſchen, gereinigt, von Schnecken befreit werden. Dann wird der Ropf Über der Schüſſel zerpflückt. Macht man's anders, ſo geht das Beſte vom Salat, die Milch, der weiße Saft, verloren und ihn zu haben, iſt der Genuß des Salats. Kaffee ohne Kaffein, Tabak ohne Ni⸗ kotin, Zitrone ohne Saft ꝛc. ſind ohne Werk. Der weiße Saft des Kopfſalats iſt opiumartig, darum ſchläft es ſich gut nach einem Salatgericht, das dem beſten Braten gleichkommt. — In einem Briefe des heſſiſchen Landgrafen Philipps des Großmütigen an Herzog Ullrich von Württemberg ſchildert der Vater ſeinen Sohn, d zu des Herzogs Eidam beſtimmt war, folgender maßen: „Es iſt zwar ein flörriger, zorniger Kopf, ein Trinker, Spieler und Nachtſchwärmer, aber ſonſt ein frommer, treuer, guter junger Menſch.“ Ob ein anderer Vater ebenſo der Wahrheit gemäß ſeinen Sohn empfohlen hätte? g — Moderne Toiletten. „Was denkſt Du, lieb Schwägerin, ſtebt mir beſſer zu Geſicht: dunkelblau oder hellgrau?“ — Schwägerin: „Ich denke hell⸗ grau!“ — Emma: „Dann werde ich alſo d lieber den Kapitän von den Kaiſerjägern heiraſen, als den von der Artillerie!“ 8 J 1 5 1 maß 0 l 1 fran. fakt Ia bz-Ar enen on Lindner ſtarrte zu Boden. „Haben ſie mich angeſchwärzt bei Dir? Theodor, aß doch die Leute reden, was ſie wollen,“ fuhr ſie angſtvoll fort, „die Leute lügen ſo gerne! Laß ſie doch! Zweifelſt Du an meiner Liebe? Was muß ch thun, daß Du mir glaubſt?“ Lindner blickte in das ſchöne, dicht über ihn gebeugte Antlitz, deſſen Zauber durch die Erregtheit des Augenblicks noch erhöht ward. Verführeriſch leuchteten ihm die wunderbaren Augen entgegen und 5 dieſen Augen ſtrahlten die Geheimniſſe der Selig⸗ eit. — — Einen Augenblick ſchwankte er, aber vor ihm tauchte das bleiche Bild des Liberati mahnend auf — der Kampf war entſchieden. Wild ſprang er auf und ſtieß die Schauſpie⸗ lerin von ſich. „Ja, ich verachte Dich,“ fuhr er immer wilder fort. Kannſt Du es leugnen, daß Du den Liberati zu Grunde gerichtet haſt und ihn dann verſtießeſt? Kannſt Du leugnen, daß Du dem Baſſiſten Bertini Liebe vorlogſt, während Du gelobteſt, das Weib des Liberati zu werden?“ „Theodor!“ ſchrie ſie mit der Stimme der Verzweiflung auf. gerächt! Denn Dich allein habe ich geliebt, Theodor Lindner — und wenn ich auch der Anderen lachte im Stillen, Dich liebte ich treu und wahrhaftig. Ich wollte Allem entſagen und mit Dir fliehen — weit über das Meer und dort in fernen fremden Lande, wollt ich Dir und unſerer Liebe leben!“ „Mit dem Golde des Liberati!“ lachte ſchneidend Lindner. „Es war ein Traum,“ flüſterte ſie und brach in den Seſſel zuſammen; „ein Traum und Alles iſt zu Ende.“ „Den Liberati haſt Du zum Bettler gemacht — er hat Dir Hab und Gut geopfert und Du ver⸗ ſchloſſeſt ihm die Thüre. Er hat Deine Liebesſchwüre — Deine Meineide teuer erkauft. Aber er iſt mein Eine lange Stille folgte. „Emilie,“ ſprach endlich der Schauſpieler, den 5 ein namenloſer Jammer überkam, als er das Weib vernichtet und gebrochen ſah, „wenn Du mich wirk⸗ lich liebteſt, mag der Himmel Dir verzeihen, was Du gethan. Er verzeihe auch mir, denn unſere Liebe war ein ſchweres Verbrechen gegen gött⸗ liche und menſchliche ſcheiden!“ „Theodor,“ ſchrie ſie auf, „ich trenne mich von meinem Gatten — beute noch ſoll er es wiſſen Ordnung. Wir müſſen E bleibe, Theodor, bleibe!“ „Es iſt zu ſpät,“ erwiderte er, die „Freund⸗ ſchaft verlangt das große Opfer von mir muß es bringen. Ich köante nie glücklich werden 77 in Deinen Armen, denn ſein Bild würde mich ewig 1 aus ihnen aufſchrecken — das Bild deſſen, den Du ſo elend gemacht, daß er, ein heimatloſer Bettler, ch laſſe nicht von Dir. Weiß ich doch nicht, was] Freund und ich will ihn durch meine Verachtung J in der Welt umherirren und nur noch zum Ho Wat n Ser: ch Dir gethan habe? Habe ich Dich doch geliebt — an Dir rächen!“ den Namen Liberati führen wird.“ 1 iebe Dich über Alles und Du, Du giebſt mir Die Generaldirektorin griff krampfhaft nach dem Die General- Direktorin hing ſich krampfhafk an . Sankoh! einen ſo furchtbaren Namen? Was haſt Du? Herzen. ſeinen Arm und wimmerte: „Bleibe, Theodor laß . Rede!“ „Du haſt ihn gerächt,“ ſtöhnte ſie, „furchtbar uns glücklich ſein! Ich will dem Liberati Alles wie⸗ un der herausgeben.“ „Zu ſpät,“ wirderholte er, „Du kannſt Deine Abſicht nicht veredeln, kannſt ihm Geſundheit und Frieden nicht mehr zurückgeben.“ „Bleibe, ich beſchwöre Dich!“ . „Es iſt zu Ende mit uns,“ ſprach er elerſſch. „Auf dieſer Welt ſind wir fertig. Möge Gott uns nicht zu ſchwer richten.“ f Und feſten Schrittes verließ er das Zimmer. während Emilie Alberti mit hohlem, ſtierem Blick ihm nachſtarrte. e ö XVI. Ein trüber Novembermorgen breitete ſich über der Landſchaft aus. Bleifarben hingen die Wolken am Himmel, ſo ſchwer, als wollten ſie jeden Augen- blick hereinbrechen über die Stadt tief unten. Die entlaubten Bäume waren weiß bedeckt, denn der erſte Schnee war gefallen. Wo am Ende der Hauptſtraße die Allee be⸗ gann, welche vor das Thor führte, gingen zwei Männer in Mäntel gehüllt ſpazieren. „Der arme Brander dauert mich,“ ſprach det Eine. „Er war ein Genie und hätte es vielleicht noch zu Etwas bringen konnen.“