— Tad 145 nbur General-Anzeiger für Laden Mittwoch, den 9. Zuni och burg und Nachſtehende Annoncen Erpeditionen: Alois Herndl in Wien, Adolf Steiner ö in Hamburg und ſämtliche Annoncen⸗Bureaux von Haaſenſtein und Vogler, Rudolf Moſſe, G. Inſerate find von nachweisbarer Wirkſamkeit. „ Rebaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor in Ladenburg Amgegend. L. Daube und J. Barck und Comp. nehmen Inſerate für uns an. 1886. wird denn der Kulturkampf bald von der Bildfläche ren, 7 und Erſcheint jeden Mittwoch und Hamstag und koſtet vierteljährlich 1 & 20 3 gel, wat mit illuſtiertem Anterhaltungsblakt 1 4 70 J exel. Poſtproviſion. bel, AZ2Bnuſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der f 1 Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die einſpaltige, este, Garmondzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Lokal- Anzeigen mit 6 Pfg. as 5a Rellamen mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen Rabgttbewilligung. Auf zun d. aufn igen, N 5 Politiſches. verſchwinden. Berlin, 6. Juni. In kirchenpolitiſcher Be⸗ b ech 6. ziehung geht gegenwärtig ein frischer, freudiger Zug durch die deutſchen Lande. Seit mit dem Abbruch der Maigeſetze begonnen, mehren ſich erfreulicher Weiſe die Nachrichten über Beſſerungen in dem Ver⸗ hältniſſe zwiſchen Staat und Kirche und gerade die letzte Woche war reich an ſolchen. Der lang ver⸗ waiſte Biſchofsſtuhl von Poſen⸗Gneſen hat einen Beſitzer erhalten, dem der Staat die Vermögens⸗ Verwaltung ſeines Sprengels wieder zurückgegeben; auch in Mainz dürfte demnächſt ein neuer Kirchen⸗ fürſt einziehen, deſſen Ernennung vom Papſt beſtä⸗ tigt und nach Feſtſtellung der Reviſton der Maige⸗ ſetze publiziert werden ſoll. Das freudigſte Ereignis aber bildet die Wiederbeſetzung des Freiburger Erz⸗ biſchofſtuhles in der Perſon des Biſchof Roos von Limburg, die am Dienstag der Telegraphendraht nach allen Richtungen hin berlündet hat. Wie ſchon die Wahl unter großer Anteilnahme in allen Teilen Badens und der oberrheiniſchen Kirchenprovinz, zu der bekanntſich auch Hohenzollern, Württemberg, eſſen⸗Darmſtadt ꝛc. gehören, vor ſich ging, ſo iſt nach Bekanntwerden ihres Reſultats die Anteilnahme auf das böchſte geſtiegen. Sympathiſch wird der neue Biſchof allgemein begrüßt. Man ſtellt es als ein Glück hin, daß ein nichtbadiſcher Prälat den erzbiſchöfl. Stuhl beſteigt, der ganz unberührt von m zur Zeit in Baden wieder ungeheuer ſtark aus⸗ geprägten kirchlichen Parteigezänke und den Leiden⸗ ſchaften der Streitenden ſeine hohe Aufgabe löſe und mit Feſtigkeit die Zügel in die Hand nehme. Zwiſchen der Regierung von Heſſen und dem Va⸗ kan ſollen ebenfalls direkte Verhandlungen in der kirchenpolitiſchen Frage dem Abſchluſſe nahe ſein. So in 1 Mann 40. 5 Auskuntt orteiles 4 General- Agenten Dürr „ Müller in BND München, 5. Jun]. Die Lage in Bayern ſcheint jetzt unmittelbar an einer Kataſtrophe ange⸗ langt zu ſein. Von beachtenswerten Stellen aus⸗ gehende Privatnachrichten aus München laſſen eigent⸗ lich keinen Zweifel darüber beſtehen, daß die dermalen hertſchenden Zustände einer Aenderung dringend be⸗ dürfen, wenn nicht unermeßlicher Schaden angerichtet werden ſoll. Leider beſtätigt es ſich von Tag zu Tag mehr, daß nicht nur die königliche Kabinets⸗ kaſſe ſich in einem Zuſtande großer Unordnung be⸗ findet, ſondern daß auch der Geſundheitszuſtand des Königs in erheblichem Maße zu Beſorgniſſen Anlaß gibt. Es werden Einzelheiten darüber berichtet, die einen ſehr betrübenden Einblick in ſeltſame Verhält⸗ niſſe gewähren, angeſichts deren man ſich am meiſten darüber wundern muß, doß dieſelben ſo lange fort⸗ dauern konnten. Die Sprache der bayriſchen Preſſe wird jetzt von Tag zu Tag offener; ſelbſt diejenigen konſervativen und gemäßigt liberalen Blätter, die den heiklen Gegenſtand bisher aus ehrfurchtsvoller Scheu unberührt ließen, treten jetzt aus dieſer Hal⸗ tung heraus. Paris, 5. Juni, meldet man: In der heute vormittag ſtattgehabten Sitzung hat ſich der Miniſter⸗ rat gegen den Antrag der Kommiſſion zur Vorbe⸗ ratung des Geſetzentwurfs über die Ausweiſung der Prinzen entſchieden, nach welchem die Ausweisung eine allgemeine und vollſtändige ſein ſoll. Da⸗ gegen ſtimmte der Miniſterrat dem Antrage zu, nach welchem die Ausweiſung der direkten Präten⸗ denten erfolgen und der Regierung das Recht zuſtehen ſoll, den übrigen Prinzen den Aufenthalt in Frank⸗ reich eventuell zu verſagen. Rom, 6. Juni. In dem morgen ſtattfin⸗ denden Konftſtorium wird der Pabſt 7 Kardinäle ernennen und neue Erzbiſchöfe und Biſchöfe für Italien, Spanien und Oeſterreich⸗Ungarn präͤkoniſteren Athen, 5. Juni. England teilte offiziell mit, es ſei geneigt, die Blockade aufzuheben. Gleich⸗ zeitig befahl die engliſche Regierung der Flotte, ſich bereit zu halten, die griechiſchen Gewäſſer zu ver laſſen, und der G⸗ſandte Sir Horac Rumbold wurd angewieſen, nach Athen zurückzukehren. Die Auf hebung der Blockade erfolgt vorausſichtlich am 5. Juni. Der franzöſiſche Geſandte de Mouy konferierte heute mit Trikupis. 5 Verſchiedenes Mannheim, 5. Juni. Ein Duell iſt, wi die „N. B. Iztg.“ mitteilt, geſtern früh halb 6 Uh im Käferthaler Walde (an den Militärſchießſtänden) zum Austrage gebracht worden. Dasſelbe iſt zwiſchen einem Lieutenant der Heidelberger Garniſon un einem dortigen Studenten ausgefochten worden. Als Waffen dienten Revolver mit viermaligem Kugel⸗ wechſel und iſt beim 4. Gang der Offizier leicht an einer Hand verletzt worden. Wenn wir rech unterrichtet ſind, heißt derſelbe v. Windheim, währen als Sekundant en Offiziere der hieſigen Garniſo fungierten. — Leutershauſen, 6. Juni. Geſtern hat ein zwölfjähriger Junge einem andern beim Spiel die Hand mit einem Handbeil vollſtändig abgehauen. 5 — Karlsruhe, 5. Juni. Das Präfidium des Landesverbandes der bad. Militärvereine tritt in dieſen Tagen an die Veranſtalfung einer Krieger wohlthätigkeitslotterie zum Beſten der Unterſtützungs kaſſe des Landesverbandes heran. Die Lotterie um⸗ faßt 60,000 Looſe zu 1 Mk. Die Gewinne müſſen Verlorene Leben. Novelle von Brentano. f „Ich habe geſtern nochmals mit meinem Manne ſprochen,“ ſprach haſtig die geängſtigte Frau, „gehen Sie hinüber, er wird Ihnen einen günſtigen Beſcheid mitteilen.“ Brander brach in ein dumpfes Gelächter aus. 5 „Unnfinn, gnädige Frau, Unſinn!“ antwortete er, „der Herr General⸗Direktor läßt mich zur Thüre hinauswerfen, wenn ich ihn an mein Trauerſpiel ahne. Nein, ſo leichten Kaufes kommen Sie nicht bon. Die Bärbel iſt mir verloren — die ſtolze Königin Tiburtia iſt mir verloren aber Sie ſollen auch verloren ſein, ſo wahr ich Michael Brander heiße. Und wenn mich Galgen und Rad erwarteten ich bin neugierig wie Sie ſterben werden, gnädige Frau! Sterben ja auf dem Theater immer ſo ſchön!“ „Brander! Um des Himmelswillen, Brander.“ i Die General⸗Direktorin ſah in ein Paar ent⸗ ſetzliche wahnſinnige Augen — der Dolch flirrte vor hren Blicken — — — „Stirb — Schlange!“ Sie ſtieß einen gellenden Schrei aus, da wurde Michael Brander von ſtarker Hand fortgeſchleudert Lindner ſtand zwiſchen Bei 5 8 Brander ließ den Dolch fallen, Theodor aber faßte den Schauſpieler und drängte ihn kräftig zur Thüre hinaus. „Halt — halt!“ ſchrie die General⸗Direktorin. „Er hat mich ermorden wollen! Haltet ihn, Mörder! Mörder!“ Lindner ſtellte fich vor die Thüre und wehrte ruhig der Aufgeregten ab. „Laſſen Sie ihn laufen, Madame,“ ſprach er kalt, „denn Sie würden höͤchſtens ausgelacht, ein Fiasko für Sie, das unmöglich wieder gut gemacht werden könnte. Ihr Ruf als Künſtlerin wäre ſehr gefährdet, wollten Sie den armen Brander über die Scene belangen, die er mit Ihnen ſpielte und der ich vollſtändig angewohnt habe.“ „Eine Scene — geſpielt — nennen Sie das!“ rief die entſetzte General⸗Direktorin, „ich fühlte den Dolch durch meine Kleider dringen.“ „Sie ſcherzen,“ ſagte Lindner, das Stilet auf⸗ hebend. Sehen Sie doch, es iſt ein unſchädlicher Theaterdolch, mit dem er Sie bedrohte. Ich wette, er wollte Ihnen nur eine Scene aus ſeinem Trauer⸗ ſpiel vorſpielen — aus ſeinem Trauerſpiel, ma chèere! Werden Sie blaß — he? O, Sie verſtehen ſich auf Trauerſpiele und haben ſelbſt ein ganz vor⸗ zügliches zur Aufführung gebracht — bei Gott!“ „Was iſt mit Dir, Theodor?“ fragte ſie ent⸗ etzt. „Welche Sprache? Und wenn man uns über⸗ 38 Weshalb kommſt Du ſo früh zurück zu mir 2“ 1 „Sind Sie meiner auch ſchon überdrüſſig? Geduld, wir ſtehen im letzten Akt der Tragödie — beruhigen Sie ſich, bald iſt ſie zu Ende; ich ſelbſt wünſche, der Vorhang wäre ſchon gefallen, denn es iſt ſo ſchwer zu ſterben.“ 5 „Sterben,“ rief die Alberti und verfuchte zu lachen. Aber dies Lachen kam nicht aus ihrer Kehle heraus, als ſie in das ernſte Geſicht des Schau⸗ ſpielers blickte. „Meinen Sie, es ſei leicht zu ſterben.“ 0 15 „Nein, nein! Wer denkt überhaupt noch jetzt daran? Du kennſt meine Deviſe, Theodor! Leben, Liebe, Ruhm!“ 0 „Und Geld!“ lachte er auf. Sie ſah ihn einen Augenblick ſtarr an, dann zog ſie ihn neben ſich nieder. 4 „Ich habe von Dir geträumt, Theodor! Ich denke ja ſtets an Dich. Ach könnte ich Dich doch immer um mich haben, Du lieber, teurer Mann!“ . „Rühre mich nicht an,“ rief Theodor, ſich ihrer Umarmung entzlehend. „Hinweg, Verwor⸗ fene!“ 8 Allein vergebens wehrte er die weichen Arme ab, die ſich um ſeinen Hals ſchlangen. 1 „Schmähe mich, Theodor! Thue was Du willſt, 8