über 2000 neue Anmeldungen zu derzeichnen — zeigt am Deutlichſten ein wie großes Bedürfnis für die Vereinigung der nicht in Staatsſtellung befind⸗ lichen Perſonen beſteht, und daß es nur der An⸗ regung ſeitens beſonnener und die Verhältniſſe des Privatbeamtenſtandes richtig beurteilender Männer zur Gründung des Deutſchen Privatbeamtenvereins bedurfte, um ſofort ein ſo umfangreiches Terrain zu gewinnen. Dieſer Verein hat es ſich bekanntlich zur Aufgabe gemacht, die Zukunft ſeiner Mitglieder — Kommunalbeamte, Lehrer, ſowie alle in kauf⸗ mäniſchen, induſtriellen, landwirtſchaftlichen ꝛc. Un⸗ ternehmen thätige Perſonen können Aufnahme finden — ſicher zu ſtellen. Um dieſes Ziel zu erreichen hat der Verein für ſeine Mitglieder eine Penſions⸗ taſſe (jährlicher Beitrag nach Wahl 20 bis 140 M), eine Witwenkaſſe (jäbrlicher Beitrag 20 bis 60 M.) und eine Begräbnißkaſſe errichtet. Er iſt ferner bemüht, ſtellenloſen Mitgliedern geeignete Va⸗ kanzen nachzuweiſen und unterſtützt unverſchuldet in Not geratene Mitglieder oder deren Angehörige aus einem gut dodierten Unterſtützungsfond. In An⸗ erkennung des edlen Zweckes und der dringenden Notwendigkeit hat auch der Staat in dankenswerter Weiſe dem Beſtreben des Vereins ſeinen Schutz an⸗ gedeihen laſſen. Auch trat der Herr Reichskanzler mit dem Herrn Miniſter des Innern behufs Erör⸗ terung der Frage in Verbindung, in welcher Hinſicht eine ſtaatliche Forderung der Beſtrebungen des Deut⸗ ſchen Privatbeamten⸗Vereins zuläſſig und ratſam er⸗ ſcheint. Die ſociale Frage pocht auch hier ſo über⸗ aus laut an unſere Thüre, daß gewiß jeder dem Privatbeamten⸗Stande Angehörige mit Freuden eine Inſtitution begrüßen wird, welche an der Löſung dieſer Frage arbeitet. Für Süddeutſchland iſt der Privatbeamten⸗Virein in Frankfurt a. Main zur Erteilung von Auskünften, ſowie Verſendung von ausführlichen Proſpekten ermächtigt. Bis jetzt be⸗ ſtehen bereits in 62 Städten Zweigvereine. — Hechingen, 3. Juni. Dieſen Abend zwiſchen 5 und 6 Uhr erſchoß ſich in einem bieſ. Wirtshauſe Lehrer Haag aus Sigmaringendorf. Der⸗ ſelbe war kurz vorher mit dem Bahnzug aus ſeiner Heimat hier angekommen, um als Reſerviſt zu einer zehntägigen Uebung mit den übrigen Hohenzollern⸗ ſchen Mannſchaften abzugehen. Schon unterwegs gab er untrügliche Zeichen hochgradiger Schwermut zu erkennen. Hier angekommen, kaufte er ſich in einer Eiſenhandlung einen Revolver nebſt Patronen und ließ ſich mit ſeinen Genoſſen ein Zimmer geben. Hierauf schrieb er noch 3 Briefe, eouvertlerte und adreſſierte ſie und ſchoß ſich gleich darauf 2 Kugeln ins Gebirn. Der Unglückliche litt noch mehrere Stunden, bis er gegen neun Uhr im ſtädtiſchen Spital, wohin er überführt wurde, ſeinen Geiſt aufgab. — Würzburg, 2. Juni. Große Aufregung herrſchte geſtern in der chirurgiſchen Klinik des Julius⸗ ſpitals. Ein Knabe hatte eine Bohne geſchluckt, die in die Luftröhre und Lunge kam und deſſen ſicheren Tod in Aasſicht stellte. Geheimerat Prof. Dr. Maas öffnete ihm die Luftröhre und brachte die Bohne glücklich aus der Lunge. Die 300 Hörer brachen in foſenden Beifall aus. Der Fall ſteht einzig da. — Eine ſchreckliche Liebesaffaire hat ſich in Oſterholz zugetragen. Ein in einer dortigen Druckerei beſchäftigter Setzer Meyer ſuchte mit einem hübſchen jungen Mädchen namens Kaiſer ein Ver⸗ hältnis anzuknüpfen. Die K. wollte von dem Be⸗ werber jedoch nichls wiſſen und gab ihm mehrfach ihre Abneigung zu erkennen. Dies reizte den M. zu verzweifelter Wut. Am Sonntag abend gegen 11 Uhr begab er ſich hinter das Wohnſtubenfenſter der Frau Greve in Ritterhude, wo die K. logierte. Er zog einen geladenen Revolver und feuerte durch das Fenſter zunächſt auf die Geliebte zwei Kugeln ab, von denen die eine an einer Korſettſtange ab⸗ prallte, die andere das Mädchen in die Bruſt traf, ſodann verwundete er die Frau G., ſchließlich ſchoß er ſich ſelbſt eine Kugel in den Kopf, was ſeinen ſofortigen Tod zur Folge hatte. Die Verletzungen der beiden weiblichen Perſonen ſind ſchwerer Natur. — Goslar, 2. Juni. Bei der etwa eine halbe Stunde von hier belegenen „Herzog Julius⸗ Hütte“ brennen ſchon ſeit Monaten die aus Kohlen⸗ ſchlacken gebildeten Halden. Schon ſeit längerer Zeit iſt Tag und Nacht Wache dabei geweſen und die Löſcharbeiten ſollen täglich einen Koſtenaufwand von 150 Mk. verurſachen. Als man den Vorfall ent⸗ deckte, war der vorbeifließende kleine Fluß, die Graue, zugefroren, ſo daß man die Angelegenheit nicht gleich energiſch angreifen konnte. In dieſen Tagen wird man einen Röhrenſtrang von der Graue bis zur Brandſtelle legen, um dieſelbe fortwährend unter Waſſer zu halten. Das Feuer iſt tief unter die ſeit Jahrhunderten hoch aufgeſchütteten Halden ein⸗ gedrungen und glimmt daſelbſt immer weiter, obgleich eine Spritze in fortwährender Thätigkeit geweſen iſt. Nur noch einige Meter braucht ſich der Brand aus⸗ zudehnen und er gelangt unter den einige taufend Meter betragenden Holz⸗Vorrat, der einen Wer don mehreren tauſend Mark repräſentiert. Die Entſtehung des Brandes iſt dem Umſtande zuzuſchreſben, daß die auf die Halde gefahrenen glühenden Kohlen durch den lang andauernden ſcharfen Oſtwind angefacht wurden und eine Zeit long unendeckt in der Tiefe ihr Zerſtörungswerk fortſetzen konnten. — Sydney, 31. Mai. Der Dampfer „Lycemoon“ von der Auſtraliſchen Dampfſchifffabrts⸗ Geſellſchaft iſt geſtern Abend um 9 Uhr in der Nähe von Green Cape untergegangen. An Bord dez Schiffes befanden ſich 85 Perſonen, von denen 70 ertranken. Der „Lycemoon“ war auf der Reife von Melbourne nach Sydney begriffen. Berichtigung. Der Bericht über die Zuſammenkunft der Mitglieder der Central Kranken⸗ und Sterbekaſſe der Tiſchler und anderer gewerblicher Arbeſter iſt dahin zu berichtigen, daß nicht ein Hoch auf die „Sozialdemokratie“ ſondern auf das Gedeſhen der „Kaſſe“ gusgebracht wurde. Die Redaktſon. Geheimniſſe unſeres Organismus“. Während des Jahres ſcheidet das Blut fortwährend unbrauchbare Stoffe aus, die, wenn ſie nicht rechtzeitig nach außen abgeführt werden, die manigfachſten und ſchwerſten Krankheiten her vor⸗ rufen können. Im Frühjahr und Herbſt iſt aber die rechte Zeit, um die ſich im Körper während des Jahres abgeſetz⸗ ten überflüſſigen und die Thätigkeit der einzelnen Organe hemmenden Stoffe und Säfte (Galle und Schleim) durch eine regel rechte, den Körper nicht ſchädigende Abführkur zu entfernen und hierdurch ſchweren anderen Leiden, welche durch dieſe Stoffablagerungen leicht hervorgerufen werden, vorzu⸗ beugen. Nicht nur für Diejenigen, welche an geſtörter Ver⸗ dauung, Verſtopfung, Blähungen, Hautausſchlag, Blutan⸗ drang, Schwindel, Trägheit und Müdigkeit der Glieder, Hypochondrie, Hyſterie, Hämorrhoiden, Schmerzen im Magen, in der Leber und den Därmen leiden, ſondern auch den Ge⸗ ſunden oder den ſich für gefund haltenden kann nicht dringend genug angeraten werden dem koſtbaren roten de⸗ bensſaft, der unſere Adern und Aederchen durchſtrömt, die volle Reinheit und ſtärkende Wirkſamkeit durch eine zweck⸗ müßige una regelmäßig durchgeführte Kur vorſſchtig zu wahren. Als das vorzüglichſte Mittel hierzu können Jeder⸗ mann die Apotheker Richard Brandt'ſchen Schweizer pillen, welche unſere hervorragendſten medeeiniſchen Autoxitlten als ebenſo wirkſam wie abſolut unſchädtich wärmſtens empfehlen, aufs beſte angeraten werden. Man achte genau darauf, daß jede Schachtel als Eliguelt ein weißes Kreuz in rotem Grund und den Namenszug R. Brandt's trägt. Man wende ſich ſchriftlich am beſten und billigſten unter Einſendung des Betrags (à Schachtel M. 1. —) in Prief⸗ marken an die Apotheken in Ludwigshafen. den Seſſel. Hochaufgerichtet aber ſtand der Liberati vor ihm. „Entſage jenem Weibe,“ wiederholte er bedeu⸗ tungsvoll“ „Ich flehe Dich darum an, nichi wegen ihr, die ich ſo tief verachte, wie ich ſie einſtens hoch verehrte — nein um Deinetwillen. Ich mochte Dich retten aus den tötlichen Uma rmungen der ſchillern⸗ den, gleißenden Schlange, welche Alle vergiftet, die mit ihr in Berührung kommen; mochte mir den Freund erhalten, der fich und mir auf ewig verloren wäre, wenn er jetzt nicht ſich mannhaft über den Sumpf erhebt, in welchen er zu verfinken droht. Noch einmal Theodor: Entſage dem Weibe!“ Lindner kämpfte einen ſchweren Kampf. Er liebte Emilie Alberti, wie er nie geliebt und doch — der Liberati hatte Recht, er mußte unter⸗ gehen in dieſer Liebe ſeine Ehre, ſein ganzer moraliſcher Halt — Alles war dahin, wenn er in ihren Schlingen blieb. Und vor ihm ſtand der Freund ſeines Herzens, den er heute wieder gewonnen und mit neuer Liebe umfaßte — arm und gebrochen ſtand er da mit dem doppelten Recht, eine Sühne zu fordern. Ja, es mußte ſein — wenn auch das Herz darüber in Stücke ging. „Du verlangſt es,“ rief er aufſpringend, „ich entſage! Nimmer ſoll unſere Freundſchaft durch die ſes Weib vernichtet werden.“ f Der Liberati ſchloß den Freund in ſeine Arme. „Das iſt ein ſchöner, männlicher Entſchluß,“ ſprach er, „um ſo mehr, da Du der Freundſchaft allein das Opfer gebracht haſt. Aber Du ſollſt ihn mit noch leichterem Herzen faſſen, Dich mit Ekel von dem Weibe wenden, denn ſie iſt eine nichts⸗ würdige Dirne. Wiſſe denn, der Sänger Bertini war ihr Geliebter, während ſie mir gelobte, ſich von ihrem Gatten zu trennen und mein treues Weib zu werden.“ Wie ein Blitzſtrahl tauchte vor Lindner's Augen jener Abend auf, wo der Sänger ihm das Bild der Alberti gezeigt. Er ſchauderte zurück vor dem Weib ſeiner Liebe. „Wo willſt Du hin?“ fragte Auguſti, als Theodor nach Hut und Mantel griff. „Zu ihr!“ rief der Schaufpieler und ſchritt hinaus. Auch der Liberati ging vollbracht. ſein Werk war XV. Die General⸗Direktorin war allein in ihrem Boudoir. Es war ihr nicht wohl zu Mute böſe Träume, noch am frühen Morgen, hatten ſie ver⸗ ſtimmt, ein unbeſtimmtes Gefühl nahenden Unheils, welches uns zuweilen überkommt, ohne daß wir es uns enträtſeln können, trübte ihre Stimmung und träumend lag fie in dem Lehnſeſſel vor ihrem Schreibtiſch. Da öffnete ſich geräuſchlos die Thüre und Michael Brander erſchien in derſelben. Mit einem triumphierenden Aufleuchten ſeiner Augen bemerkte er Emilie Alberti und ſchlich unhörbar auf dem weichen Teppich näher. Er zog aus ſeiner Rocktaſche einen langen Dolch und wickelte, ſtill vor ſich hin⸗ lächelnd, die Aermel auf. Wieder kam er der Direk⸗ torin näher, als ſein Fuß an einen Stuhl ſtieß und ſie bei dem Geräuſch jählings emporfuhr, und hinter ſich den jungen Schauſpieler erblickte, welcher in der Hand das Stilet zückte und ſie mit ſtarren, ent⸗ ſetzlichen Blicken betrachtete. 4 Mit einem Schrei wollte ſie entfliehen, aber Michaels Hand legte ſich ſchwer auf ihren Mund und der drohend erhobene Dolch machte ſie wieder in den Seſſel niederſinken. „Ich ſteche Sie nieder, gnädige Frau.“ flüſterle geheimnisvoll Brander, „wenn Sie ſchreien, und ſo ihren langweiligen Mann und deſſen Bedienſtete her⸗ beilocken. Schreien, gnädige Frau, pfui! Ich hätte Ihnen mehr Bildung zugetraut! Gänſe ſchreſen, wenn ihuen das Meſſer an der Kehle ſitzt, große Künſt⸗ lerinnen ſterben mit Anſtand. Lachen Sie doch, Teure; zaubern Sie jenes füße, infame Lächeln auf Ihre Züge, mit weſchem Sie den Menſchen, die Seele abkaufen. Wie, Sie wollen nicht 7 Lächeln Sie, oder — —“ 1 Und wieder ſchwang er den Dolch. „Brander,“ rief die Alberſi, entſetzt das Wort dummes Zeug zu ſagen. Madame, Sie find ſicher in des Teufels Dienſt denn ſonſt würde es Ihnen nicht ſo unauſprechliches Vergnügen bereikeh, den Menſchen Alles das abzujagen, was ihnen Selige keit dünkt. Ja, Sie ſind des Teufels, Madame, und ich bin des Teufels, ſeitdem Sie mir durch Ihre höllischen Ratſchläge die Bärbel ent riſſen haben und meine Königin Teburtia, die Si verſprachen.“ 5 und am ganzen Leibe zitternd, „um Gotteswillen, was it Ihnen zugeſtoßen?“ „Zugeſtoßen!“ ziſchelte Michael, nach ſeiner wahnſinnigen Idee auffaſſend, „züge ſtoßen! Ha, wollen Sie ſelbſt kommandieren ? Es hat noch Zeit, denn ich habe Ihnen noch alete uhren — 77 — — — —