Expedition eingehen, Garmondzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Reklamen mit 90 Pf. berechnet. — Erſcheint jeden Arittwoch und Samstag und kostet vierteljährlich 1 & 20 3 mit illuſtiertem Anterhaktungsblakt 1 & 10 K epel. Poſtproviſton. Zuſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der finden ſofortige Aufnahme und werden die einſpaltige, Lokal⸗Anzeigen mit 6 Pfg. ( Bei größeren Aufträgen Rabattbewilligung. Nr. 4 Politiſches. 8 — Freiburg, 29. Mai. Geſtern 4 Uhr Abends durcheilte die Trauerkunde unſere Stadt, daß der langjährige Seelſorger der hieſigen altka⸗ und hi nderten Ag 810 Vom tholiſchen Gemeinde, Profeſſor Dr. Friedrich 886 „ Michelis, infolge eines Schlaganfalls, der ihn 90 während eines Spazierganges auf dem Schloßberge 9 „ belroffen hat, geſtorben iſt. Schwer werden durch dieſen ſo unvermuteten Schickſalsſchlag ſeine Ver⸗ wandten, welchen er ein opferwilliger väterlicher Für⸗ ſorger war, ebenſo ſchmerzlich aber auch die Mit⸗ glieder der altkatholiſchen Gemeinde berührt, welche in dem Verſtorbenen einen treuen Berater, einen ſtets eifrigen Seelſorger und einen immer hilfsbe⸗ reiten Wohlthäter verlieren. Ein Ehrenmann im umfangreichſten Sinne des Wortes iſt von der Welt geſchieden, der in ſeinem ganzen Leben, ſomit auch ſeit dem Jahre 1870, keine Sekunde aufgehört hat, er hen un ein ächter, wahrer, chriſtaläubiger Katholik zu ſein. ſelbac. Des Verſtorbeuen ganzer Lebenslauf und feine vielen — geiſtigen Arbeiten des Näheren zu beſchr⸗ben, mag gerung. einer berufenen Feder vorbehalten bleiben. Ehre N ſeinem Andenken; Friede ſeiner Aſche! — Freiburg, 31. Mai. Unter den zahl⸗ ds. Mi. reich beim Leichenbegräbnis des Profeſſors Mich⸗lis 88 2 Uh anweſend geweſenen Geſtlichen, die von auswärts der diesſthe⸗ ſich eingefunden batten, befanden ſich auch der deutſche neinderigng altkatholiſche Biſchof Dr. Reinkens, ſowie der sheim, an k. Schweizer altkatholiſche Biſchof Herzog. Bei der Rain an Beerdigung zelebrierte der oltkatholiſche Geiſtliche Dr. tze am Nah Watterich aus Baden und hielt derſelbe eine vor⸗ ſog. Hehn treffliche Rede. Am abend fanden ſich die Altka⸗ Wosz, tholiken in der „Alten Burſe“ zuſammen, bei welcher Gelegenheit Biſchof Reinkens in vorzüglicher Rede — — Mittwoch, den 2. Zuni üblichen Opfer für den Verſtorbenen unter ſehr zahl⸗ reicher Beteiligung ſtatt. Berlin, 29. Maj. Das Abg. Haus nahm die Komunalſteuer der Offiziere endailtig im Ganzen an. Die Konſervativen und das Zentrum arbeiten einen Branntweinſteuerentwurf aus auf der Grund⸗ lage von Bezirksgenoſſenſchaften, welche den genann⸗ ten Sprit in Lagerhäuſern aufnehmen und von dort vertreiben; auch die geſetzliche Feſtſtellung des Preiſes ſoll beabſichtigt ſein. Moskau, 28. Mai. Der geſtrige Jahrestag der Krönung des Kaiſers und der Kaiſerin iſt in feſtlicher Weiſe begangen worden. Die Majeſtäten wohnten in der Himmel fabrtskathedrale einem Feſt⸗ gottesdienſte zum Gedächtnis des Krönungstages bei und beſuchten hierauf die Erzengelkathedrale. Auf dem Wege wurde das Kaiſerpaar von dem zahlreich vberſammelten Volke durch jubelnde Zurufe bearüßt. Nachmittags wohnten der Kaiſer und die Kaiſerin einem von den Studenten in der Univerſität veran⸗ ſtalteten Konzerte bei. Die Studenden empfingen und geleiteten die Majeſtäten mit begeiſterten Zu⸗ rufen. — Dem Generalgouverneur, Fürſten Dolgo⸗ rukow, hat der Kaiſer als Zeichen ſeiner beſondern Huld die Abzeichen des Andreasordens in Brillanten verliehen. Verſchiedenes. 7 Lodenburg, 1. Juni. Vergangenen Sonn⸗ tag feierte der Turnverein Ziegelbauſen ſeine Fahnen⸗ weihe, zu welcher auch der hieſige Turnverein ein⸗ geladen war. Bei dem Preisturnen, an welchem 70 Turner teilnahmen, errang der hieſige Verein durch die Turner Carl Schmitt den 6. und Joſeph Scharnberger den 9. Preis unter 20 Preiſe. ochenbla nburg und Amgegend. . Nachſtehende Annoncen ⸗Erpeditionen: Alois Herndl in Wien, Adolf Steiner in Hamburg und ſämtliche Annoncen⸗Bureaux von Haaſenſtein und Vogler, Rudolf Moſſe, G. 2. Daube und J. Barck und Comp. Inſerate find von nachweisbarer Wirkſamkeit. a 2 Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor in Ladenbur . nehmen Inſerate für uns an. 1886 Am 15. Maj beteiligte ſich unſer Verein eben⸗ falls bei dem Preis urnen in Kirchheim, wobei d Turner Gg. Obſſer den 2. und Gabriel Schäfer den 6. Preis erwarben. (Schmitt un Scharnberger waren in Kirchbeim nicht anweſend.) Es find dies innerhalb einem Monat 6 Preis die unſere wackeren Leute holten, und dürfen wi beſonders auf die Preiſe in Ziegelhauſen ſtolz ſein da dort von den beſten Turnern (welche teilwei in Dresden bei dem Deutſchen Turnfeſte mitg⸗rungen mitturnten. Darum wünſchen wir ein fernere gutes Gedeihen dem Vereine und rufen ihm m freudigem Herzen ein kräftiges „Gut Heil“ zu. — Ladenburg. 1. Juni. Der Centra Kranken⸗ und Sterbe⸗Kaſſe⸗Verein der Tiſchler un anderer gewerblicher Arbeiter wollte am verfloſſene Sonntag in Weinheim ein Waldfeſt abhalten, er bielt aber von der dortigen höheren Polizeibe hörde keine Genehmigung hierzu. Infolge deſſe wurde hier die Zuſammenkunft veranſtaltet und be Muſik und Reden der Mittag verbracht. Mit einem kräftigen Hoch auf das Wohl der Socialde mokratie trennten ſich Abends gegen 10 Ubr di von den umliegenden Orten vertretenen Mitgliede der Kaſſe. — Heidelberg, 29. Mai. Herr Profeſſo Dr. Theodor Plitt, welcher ſeit dem Jahre 186 als evangeliſcher Pfarrer in Doſſenheim wirkte, ver ſtarb vorgeſtern Abend an einem Herzleiden daſelbſt Der Verſtorbene war 1841 Vikar in Neckargemünd, von wo aus er als Pfarrverwalter nach Karlsrub kam. Im Jabre 1852 wurde er an die Heiliageiſt kirche dahier berufen und erfreute ſich ſeiner gedie genen Kanzelreden wegen großer Beliebtheit. Zu gleich hielt er und zwar von 1852 — 1859 Vorle ſungen an der hieſigen Univerſität und war auch k. Nil. die Gediegenheit und Tüchtigkeit des viel zu früh a9 2 ll Dahingeſchiedenen feierte. Heute früh fanden die ge vr, ö et Neckarblült ten ul Verlorene Leben. amm dun 1 4 ovelle von Brentano. k. N. „ 3 2 l Ich mußte mein Gewiſſen mit dieſem Geſtänd⸗ 5 der Nan. nis erleichtern, es ließ mir keine Ruhe mehr,“ ent⸗ pal gegnete demütig der Sänger. „Auch meinte ich, es müſſe Ihnen Troſt verleihen, zu vernehmen, daß Sie das Opfer eines angelegten Planes waren und daß die Alberti ſehr wohl weiß, daß Sie vollſtändig unſchuldig find.“ Eigentlich aber hätte er ſagen müſſen: Ich bin hierher gekommen, weil ich Dich haſſe Aberati, wie das Böſe das Gute, — das Unreine das Reine haßt, aus Nakurtrieb. Weil ich Dich haſſe und Dir gern den Todesſtoß verſetzen möchte. Du haſt mich verachtet, jahrelang, weil das Trübe mein Element iſt. Und dafür will ich Dich jetzt peinigen, wie Du mich ſtets mit Deiner Nobleſſe gepeinigt haſt.“ So hätte er ſprechen müſſen, denn die Schmerzen welche der Liberati duldete und die ſich genugſam auf ſeinem Geſicht ausprägten, erfüllten ihn mit ge⸗ heimer Luſt. Und wenn er auch an Auguſti kein Rachewerkzeug fand, wie er gehofft hatte, ſo wog doch das Gefühl, ihn bis in die Tiefe der Seele verwundet zu haben, den vereitelten Plan vollſtändig perſteigel 1886. auf. machen. „Rächen Sie ſich, Auguſti,“ flüſterte er dem Schauſpieler zu. „Rächen Sie uns alle! Ich weiß, daß Sie allein die Macht haben über Theodor Lindner. Entreißen Sie ihn der Elenden und Sie haben ſie vernichtet.“ N Der Liberati ſprang auf. 50 „Gehen Sie — gehen Sie, ich beſchwöre Sie.“ rief er, „in meinem kranken Hirn brauſt und tobt es, und umſonſt verſuche ich einen vernünftigen Gedanken zu faſſen. Aber eins weiß ich — um der Dirne wegen, die mein Herz vergiftet, werde ich keinen Finger regen. Sie entgeht ohnehin ihrem Schicksal nicht.“ „Wie Sie wollen,“ antwortete der Baſſiſt und erhob ſich. „Noch eines — ich habe Sie als meinen Beichtiger betrachtet und Ihnen alles vertraut, was ich auf dem Herzen habe; werden Sie mich darum haſſen?“ Der Sänger reichte ihm die Hand ſah es nicht, wollte es nicht ſehen. Und doch wollte er nochmals einen Verſuch 1 0 doch Auguſti XIV. a Viele Stunden waren ſeit dieſer Unterredung vergangen, es war tief in der Nacht — und noch immer briütete der Liberati in ſeinem Zimmer über die Enthüllungen, die ihm der Sänger gemacht hatte. Sein Geficht war aſchgrau geworden und unheim liche Schatten fuhren jählings darüber hin. Man ſah, mit welch' wüſten Gedanken er kämpfte und zu⸗ weilen ſtarrte er mit hohlen Augen in das Licht der Lampe. Und es war ſeltſam, an was er dachte. Nich das verlorene Weib, der geopferte Reichtum, ſein zertrümmertes Künſtlerglück kam ihm jetzt in den Sinn, er dachte nur des Freundes, der ihm die Freundſchaft gekündigt, weil er ihn für einen Elen⸗ den gehalten hatte und der jetzt an ſeiner Statt in die Netze der Verführerin gefallen war. Es wehte zu ihm herüber, wie Klänge der Jugendzeit, wo ſie zuſammen Freud und Leid geteilt — ſich ewige Freundſchaft gelobt hatten — er dachte wieder des Tages, wo er den Freund aus dem Elend gerettet, ihn dem Sturm der Landſtraße entriſſen und hier warm gebettet hatte und jetzt? Ging er nicht tauſendmal größerem Elend entgegen — demſelben Elend, in welchem er, der Liberati jetzt ſchmachtete? War es nicht ſeine Pflicht — die letzte, welche ihn an dieſen Ort feſſelte, den Freund nochmals zu retten? — Und wieder verſank er in langes Nachdenken. Die benachbarte Thurmuhr ſchlug — wieviel. er wußte es nicht. Mit den Geberden eines Nacht⸗ wandlers nahm er ſeinen Mantel vom Stuhl auf und hüllte ſich in denſelben ein. Mechaniſch griff er nach ſeinem Hut und drückte ihn vor dem Spiegel —