Heidelberg, gebt uns dos vorläufig feſtgeſtellte Pro⸗ gramm der Jubiläumsfeierlichkeiten wie folgt zu: Montag, 2. Auguſt: Empfang der Feſtgäſte in der Feſthalle durch die Vertreter der Stadt. Dienſtag, 3. Auguſt: Feſtgottesdienſt in der Heiliggeiſtkirche. Empfang der Deputationen in der Aula. Abends: Schloßfeſt. Mittwoch, 4. Auguſt: Feſtakt in der hl. Geiſtkirche. Feſtrede. Feſtmahl im Muſeum. Abends Fackelzug von der geſamten Studentenſchaft dem Rektor magnificentiſſimus. Donnerſtag, 5. Auguſt: Ehrenpromotionen in der hl. Geiſtkirche. Mittags und abends noch zu beſtimmendes Feſt (wahrſcheinlich Schwetzingen). Freitag, 6. Auguſt: Hiſtoriſcher Feſtzug. Abends allgemeiner Kommers in der Feſthalle. Samſtag, 7. Auguſt: Verſchiedene Ausflüge. Abends Schloßbeleuchtung, Gartenfeſte mit Tanz im Muſeum und der Harmonie. — Heidelberg, 23. Mai. Ein bier in Kondition geweſener Bandagiſtengehilfe entlieh vor 2 Tagen einen Nachen, um eine Stunde auf dem Neckar zu fahren, kam aber mit demſelben nicht mehr zurück. Die Vermieterin des Nachens zog deshalb am nächſten Tage neckarabwärts Erkundi⸗ gungen ein und brachte in Erfahrung, daß der Nachen bei Edingen geländet und in demſelben der Rock und Hut des Mieters vorgefunden worden ſei. Man ſcheint demnach annehmen zu ſollen, daß fich derſelbe ertränkt hat. — Frankfurt, 20. Mai. Geſtern Nacht zwiſchen 1 und 2 Uhr verließ der Barbdiergehilfe Heinrich Lepp aus Darmſtadt mit ſeinem Freunde eine in der Gegend der Schnurgaſſe und der Ecke der Kornblumengaſſe belegene Wirtſchaft und be⸗ gleitete dieſen, wobei er Engliſch ſprach. Die fremde Sprache erregte das Mißfallen zweier Vorübergehen⸗ den derart, daß der Eine mit den Worten: „Wart' ich will Dir Engliſch geben!“ ein Dolchmeſſer zog und es dem Manne derart von hinten in den Hals ſtieß, daß die linke Schlagader durchſchnitten wurde. Man brachte den töͤdtlich Verletzten zum Barbier Jakob Held. Sehr bald darauf erſchien Herr Dr. med. Ripps, welcher indes nur noch das Hinſcheiden zu konſtatieren vermochte. — Kaiſerseſch (Kreis Cochem), 23. Mai. Heute nacht um 1 Uhr brach in dem benachbarten Dorfe Hambuch Feuer aus, das bei der großen Trockenheit ſich mit raſender Schnelligkeit über einen großen Teil des Dorfes erſtreckte. 32 Wohnhäuſer mit den dazu gehörigen Oekonomiegebäuden wurden ein Raub der Flammen. An ein Retten der meiſt nicht betficherten Mobilien war nicht zu denken; ſelbſt das Vieh verbrannte vielfach in den Ställen. Leider find auch 2 Menſchenleben zu beklagen; ein an Epilepſie leidendes Mädchen und die Frau des Gemeindevorſtehers kamen in den Flammen um: letzterer erhielt ebenfalls beim Retten ſeiner Kinder ſchwere Brandwunden, ſodaß an ſeinem Aufkommen gezweifelt wird. — In Roßſtein in Mähren wurden letzten Freitag durch ein großes Feuer achtzig Häuſer ein⸗ geͤſchert. Fünf Menſchenleben ſind leider zu bekla⸗ gen; außerdem erhielten zahlreiche Perſonen Ver⸗ letzungen. — Ueber ein blutiges Verbrechen wird aus Peſt Folgendes berichtet: „In einem Kornfelde im Engelsfeld wurden die Leichname zweier Knaben — der eine dürfte ſechs Jahre, der zweite fünf bis ſechs Monate alt geweſen ſein — aufgefunden. Die Kinder ſind offenbar einem Verbrechen zum Opfer gefallen, denn um den Hals des älteren Knaben war eine blutige Spagatſchnur geſchlungen, während in den Mund des jüngeren ein rotes Tuch gedrückt worden war; Beide find alſo ohne Zweifel erdroſſelt worden, Bisher konnte weder die Identität der Kinder, deren Geſichter entſetzlich verzerrt find, feſt⸗ geſtellt, noch der Mörder der Aermſten ermittelt werden. — Brüſſel, 19. Mai. In Südtrabant tobte dieſer Tage ein furchtbarer Sturm, begleitet von Donner und Blitzſchlag. Die ganze Kommune Dinter befand ſich während dem in der Kirche, in der eine feierliche Prozeſſion veranſtaltet wurde. Der Klerus im Ornat, die Teiluehmer mit Bannern, brennenden Kerzen, mit Blumen geſchmückte Kinder ſtanden am Altar, da ſchlug der Blitz in die dicht gefüllte Kirche; er traf die Seitentürme und ptaſ⸗ ſelnd fielen die Steine in die Menge. Alles ſchrie auf; die Prozeſionsteilnehmer warfen Banner, Ker⸗ zen fort; es folgte eine unbeſchreibliche Szene. Alles ſuchte zum Ausgange zu gelangen, die Prieſter machten alle Anſtrengungen um Ordnung zu ſchaffen, doch vergeblich. Nachdem die Kirche fich einigermaßen geleert, bot ſich ein ſchrecklicher Anblick; ein Mäd⸗ chen war vom Blitz getödtet, ſechs Perſonen ver⸗ wundet und gelähmt, darunter ein Mädchen mit einer Stirnwunde und durch den Blitz verbrannten Haaren. — Catania, 22. Mai. Heute vormittag wurden in Paterno und Biancavilla neue Erdſtöße verſpürt. Die neu erſchloſſenen Krater befinden ſich in dauernder Eruptſon, Nicoloſte, Belpoſſo un Pedara ſind noch immer gefährdet. — Ueber Mianca⸗ villa, Belpaſſo und Nicoloſte geht ein Sand⸗ und Bimſteinregen nieder. Die Lapaſtröme, welche die letzteren beiden Orte bedrohen, fließen jetzt lang⸗ ſamer. — Newyork, 20. Mal. Aus Kanſas wird über folgenden Fall von Lynchjuſtiz berichtet; Vorigen Samstag wurde die Frau eines in Seward County, Kanſas, wohnhaften Farmers Jakob Freimuth von fert Rupin, einem Deutſchen, welchem Freimuth Obdach gewährt hatte bis er Arbeit finden wrde, vergewaltigt und darauf ermordet. Als der Mann nach Hauſe kam und ſeine Frau kot fand erſchoz er ſich. Der Mörder wurde mehrere Meſlen bam Schauplatz des Verbrechens in einer Schlucht ent⸗ deckt. Die entrüſtete Menge holte ein feuriges ge⸗ ſatteltes Pferd herbei. Das Ende eines ſongen Laſſos wurde ſodann dem Mörder um den Hals befeſtigt, während das andere Ende um den Saſtel⸗ knopf geſchlungen ward. Hierauf wurde das Pferd losgelaſſen und unter dem Geſchrei der Leute und unter dem Knallen von Revolvern und Flinten riß es den Verbrecher mit ſich fort. Nachdem das Thier faſt 5 Meilen gelaufen war, fiel es vor Erſchöpfung zu Boden und der lebloſe Körper dez Mörders wurde losgebunden. — Sanſibar, 20. Mai. Der Methodſſten⸗ Miſſionar Hougbton und ſeine Frau ſind von Maſais am Fluſſe Tanna unweit Lamoo ermordet worden. Gut erzogen. „Was würden Sſe ſagen, mein Fräulein, wenn ich Sie umarmen würde!“ „Ich würde rot werden.“ Liebeserklärung. „Hugo, liebſt Du mich wirklich?“ — „Himmelherrgott⸗Donnerwetter — Jo Wie oft ſoll ichs Dir denn noch ſogen !“ „ 4 a 18 4 Man laſſe ſich nicht irre machen bei Verſtopfung, verbunden mit Blutandrang, Schwindel, Herzklopfen, Kohf⸗ ſchmerzen ꝛc. ſofort die Apotheker R. Brandt's Schweizer⸗ pillen anzuwenden und man wird ſicher mit dem Ver ſuch zufrieden ſein. Vor billigeren und ähnlich verpackten wird das Publikum gewarnt. 5 Man achte genau darauf, daß jede Schachtel als Etiqnett ein weißes Kreuz in rotem Grund und den Namenszug R. Brandt's trägt. Man wende ſich ſchriftlich am beſten und billigſten unler Einſendung des Betrags (6 Schachtel M. 1. —) in Brief⸗ marken an die Apotheken in Ludwigshafen. die mit Bewunderung auf den Künſtler ſchaute. Wir wollen weit fortziehen, Barbara; dahin wo mich Niemand kennt. Dort ſollſt Du mich zu Tode pflegen mit Deiner Liebe und mein einſames Grab mil Blummen ſchmücken. Und wenn Du ſie mit Deinen Thränen betaueſt, ſo mag Dir der Gedanke Troſt verleihen, daß dem Geliebten Deines Herzens für immer wohl iſt.“ Und während die rote Bärbel lautſchluchzend an das Herz des Liberati ſank, lag Theodor Lindner zu den Füßen der ſchönen Circe Alberti und ſchwur ihr ewige Liebe. Sie aber lächelte dämoniſch über den Knieen⸗ den, — ſie hatte abermals ihr Ziel erreicht — was fragte ſie darnach, um welchen Preis? Ja, Lindner hatte Alles, was er begehrt, nicht ſo Brander — er hatte Alles, was er beſeſſen, was er zu beſitzen hoffte, verloren. Die Barbara hatte ihn verlaſſen, ſein Trauerspiel, die Königin Tiburtia, wollte nicht zur Aufführung kommen. Michael beſtürmte die General⸗Direktotin bei⸗ nahe täglich, doch was war ihr noch der halbirre Menſch, den ſie als ihr williges Werkzeug gebraucht batte und nun wegwarf — ein ihr weſenloſes Nichts. Zuerſt vertröſtete ſie ibn von einem Tag zum an⸗ dern, dann ſchützte ſie Schwierigkeiten vor, dann erklärte fie, ſie habe die Tragödie ihrem Manne Übergeben, dieſer habe über die Aufführung zu ent⸗ ſcheiden und an ihn müſſe er ſich wenden. Brander wandte ſich an Alberti. Er berief ſich auf das Verſprechen der General⸗Direktorin; er wollte den General⸗Direktor zwingen, das Trauer ſpiel, den wilden Erguß ſeiner Seele, zur Aufführung zu bringen und hatte, als ſein Chef ſich deſſen end⸗ lich beſtimmt weigerte, einen heftigen Auftritt mit ihm, der ihm natürlich die volle Ungnade des General⸗ Direktors zuzog. Von dieſer Stunde an war das Schicksal des armen Schauſpielers entſchieden. Mit bleichem, ver⸗ zerrtem Geſicht ging er umher, tieffinnig, Niemand Rede ſtehend — ein unheimliches Bild des aufkeimen⸗ den Wahnfinnes. Dem Baſſiſten Bertini ging es eine Zeit lang recht wohl. Er traktierte ſeine Kollegen, machte den Aktricen Geſchenke und warf mit den Goldſtücken um fich, als ob er eine reiche Erbſchaft gemacht babe. Vergebens zerbrach ſich ſeine Umgebung den Kopf, wie er plotzlich zu dem Gelde gekommen, denn es war längſt bekannt, daß ſeine Verhältniſſe durch ſeine frühere Verſchwendung auf das Aeußerſte zer⸗ rüttet waren und lein Wucherer ihm mehr borgte. Mehr denn je ſaß er jetzt hinter der Flaſche, ver⸗ ſäumte ſeinen Beruf, kam zu ſpät zu den Proben und ſang während der Vorſtellungen ſchlecht. Der General⸗Direktor hatte vielfach Urſache, ihm Verweiſe zu erteilen, ohne zu ahnen, daß ſein eigenes Weib dem Sänger die Mittel gab, ſeinem lüderlichen Leben zu froͤhnen. Denn wenn dieſe geglaubt hatte, den Genoſſen mit den 50 bedungenen Goldſtücken zu erkaufen, ſo war ſie in einem großen Irrtum. Sie hatte ihm längſt das Doppelte gegeben, er wurde immer un⸗ verſchämter in ſeinen Forderungen, welche das hab⸗ ſüchtige Weib nur noch knirſchend erfüllte, denn es machte ſie faſt raſend, zu ſehen, wie der Elende täglich das Geld verpraßte, welches er ihr mit frechen Drohungen abgetrotzt hatte. Und doch mußte ſie ſchweigen. Wenn der Sänger ſie an Lindner verriet, wenn dieſer den Verr Liberati erfuhr — 0 ſie verloren, das fühlte ſie, denn ſchon glauble ſie, in dem Geſicht Theodors manchmal bange Zweſfel zu leſen, wenn irgend ein Wort über den Aſbe⸗ rati fiel. Und ſie hatte recht geleſen. Beſinnen fragte ſich Lindner oft grübelnd, ob es denn wirklich Alles ſo, wie er es ſich ausgedach Bei ruhigetem und der Liberati wirklich ſchuldig ſei. Aber hatt er ihn denn nicht mit eigenen Augen zu den Fuß der Barbara Gilbert geſehen — geſehen, wie er ihre Hände mit Külſſen bedeckte? Und doch war ihm nicht wohl und nur gewaltſam kämpfte er iu einem Egoismus der Liebe und Leidenschaft die Zweifel wieder hinab. 4 Aber das neue Glück ſollte nicht lange dauern und bald ſollte es ihm über Alles tragen. Eines Tages war Bertini wieder in trunlenem Zuſtande bei der General⸗Direktorin erſchienen und hatte mit trotzigen Worten eine bedeutende Summe von ihr verlangt, da er, wie er frech hinzuſehte, beute einigen Kollegen eine Föte zu geben beab'⸗ ſichtige. „Sie baben in der letzten Zeit ſo viele Feſen auf meine Koſten gegeben,“ entgegnete ihm das ge⸗ reizte Weib, der mit ihrem Gelde ein Stück von der Seele ging, „daß ich es für weit erſprießlicher in Ihrem und meinem Intereſſe halte, wenn ich Ihnen die Mittel zu ſolch eben ſo kostbaren wi unnützen Zeitvertreib entziehe.“ „Pah, Redensarten!“ lachte der Sänger. 1 Fortſetzung folgt.