oe fern d teriln ger, eim. 1 n 40 f. feine l. Pfennig n Sten 4 Erſcheint jeden Nrrittwoch und Samstag und koſtet vierteljährlich 1 & 20 3 mit illuſtiertem Anterhaltungsblakt 1 & 70 J exel. Poſtproviſion. uſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der und werden die einſpaltige e . Lokal⸗Anzeigen mit 6 Pf., Reklamen mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen zRabattbewilligung. pedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme Harmondzeile oder deren Raum mit 10 Pf., — — — — * Nr. 42 Volitiſches. Karlsruhe, 22. Mai. Geſtern waren drei Monate ſeit der Erkrankung des Erbgroßher⸗ jogs umlaufen. Ueber kleine Gehverſuche mit Hilfe zweier Stöcke iſt die Bewegungsfähigkeit auch jetzt noch nicht hinausgelangt; Stimmung und Allge⸗ meinbefinden aber ſind gut und geben die beſte Hoffnung. Karlsruhe, 23. Mai. Die Vollzugsver⸗ ordnung zu dem Geſetz betreffend die Gemeindegerichte iſt erſchienen; dieſelbe umfaßt in zwei Abſchnitten 96 Paragraphen und regelt das geſamte Verfahren in ausführlicher und belehrender Weiſe. Die ein⸗ zelnen Gattungen des Verfahrens, wie Mahn⸗, Arreſt⸗ verfahren, Zwangsvollſtreckung u. ſ. w. ſind ſpeziell behandelt. Die Zuſtändigkeit des Gemeindegerichts iſt nur begründet für bürgerliche, die Vermögens⸗ verhältniſſe betreffende Rechtsſtreitigkeiten, ſofern der Streitwert 60 Mark nicht überſteigt und beide Par⸗ teien in der Gemeinde ihren Wohnſitz bezw. Aufent⸗ halt haben. Auch innerhalb dieſer Grenzen find den⸗ noch gewiſſe Streitſachen von der Zuſtändigkeit der Gemeindegerichte ausgeſchloſſen, ſo z. B. Anſprüche von Beamten gegen den Staat, welche ohne Rück⸗ ſicht auf den Streitwert ſtets vor den Landgerichten zu verhandeln find; ferner Klagen wegen unbeweg⸗ licher, außerhalb der Gemarkung gelegenen Sachen und Gewerbeſtreitigkeiten. Die Gerichtsgebühr be⸗ trägt höchſtens 2 Mark bei einem Streitwert unter 20 Mark jedoch nur 1 Mark. Mit der Verordnung iſt eine größere Anzahl von Formulare verbunden. Die Verordnung erwähnt in § 21 ausdrücklich, daß abgeſehen von den wenigen im Geſetz enthaltenen bindenden prozeſſualiſchen Beſtimmungen das Ver⸗ fahren dem freien Ermeſſen des Bürgermeiſters an⸗ heimgegeben iſt; dieſer hat dasſelbe ſo zu beſtimmen, 75 0 1 * 5 . daß dadurch die allſeitige Erörterung und gerechte Entſcheidung der Sache ermöglicht wird. Darmſtadt, 22. Mai. Es wird gemeldet, daß infolge verſchiedener Duelle mehrere Polytechni⸗ ker gerichtlich belangt worden find. Infolge deſſen iſt ein akademiſcher Stricke entſtanden und ſämtliche Vorleſungen mußten ſiſtiert werden. Eine Depu⸗ tion hat ſich an den Miniſter Finger gewandt mit der Bitte, für die Wahrung der Rechte der Stu⸗ dentenſchaft einzutreten. Staatsminiſter Finger er⸗ widerte jedoch, er könne ſich in die Angelegenheit nicht einmiſchen und wies die Deputation zurück. Berlin, 23. Mai. Die Eröffnung der Jubiläums⸗Kunſtausſtellung hat programmmüßig ſtatt⸗ gefunden. Der Kronprinz wies in ſeiner Anſprache an den Kaiſer auf die vor hundert Jahren voll⸗ zogene Stiftung der Ausſtellungen durch Friedrich den Großen hin. Nachdem dann ein Völkergewitter ohne Gleichen vor mehr als 80 Jahren das alte Europa von Grund verändert hatte, bleibe es ewig denkwürdig, daß grade Männer aus dem Norden wie Winkelmann, Thorwaldſen, Carſtens und Schinkel es geweſen ſeien, welche die Botſchaft von Hellas verkündeten: eine andere Schaar, in deren Mitte Cornelius, habe die deutſche Vorzeit zurückgerufen. So erwuchs mannigfaltig, wie es deutſche Art iſt,, auch die deutſche Kunſt; immer mehr ſich erweiternd gewährt ſie eine Fülle von Erſcheinungen, die wir in der Hoffnung genießen, daß die mancherlei Gaben zuletzt in einem Geiſte der Wahrheit, Geſittung und Vaterlandsliebe zuſammenwachſen werden, nach dem Vorbild der Geſchicke unſerer deutſchen Stämme, die unter der väterlichen Leitung des Kaiſers ein einziges Haus, eine ſtarke Familie geworden ſind. Althergebrachter Sitte gemäß iſt auch das Ausland gaſtlich eingeladen worden; mit freudiger Bereit⸗ ochenblal General-Anzeiger für Ladenburg und Amgegend. NVachſtehende Annoncen ⸗Erpeditionen: Alois Herndl in Wien, Adolf Steiner 6 in Hamburg und fämtliche Annoncen⸗Bureaux von Haaſenſtein und Vogler, Rudolf Moſſe, G. L. Daube und J. Barck und Comp. nehmen Inſerate Inſerate ſind von nachweisbarer Wirkſamkeit. 2 Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor in Ladenburg f 8 . für unz an. willigkeit find die Künſtler aus den Nachbarſtaaten und aus weiter Ferne dem Rufe gefolgt. Ihnen Allen ruſen wir ein freundliches Willkommen zu. Verſchiedenes. Ladenburg, 24. Mai. Geſtern machte unſere Feuerwehr in Verbindung mit dem Geſang⸗ Verein Sänger⸗Einheit einen Ausflug nach Schries⸗ heim, von da durch das Schriesheimer Thal gegen Rippenweier. Auf dem hoͤchſten Punkte des Wal⸗ des angelangt, wurde eine kurze Pauſe gemacht, in welcher Zeit der Geſangverein Sänger⸗Einheit unter der Leitung ihres Dirigenten Herrn Hertel in kurzer Pauſe zwei Lieder, „Jägers Luſt“ und „Es liegt ein Weiler fern im Grund“ zum Vor⸗ trag brachte, welche die ganze Geſellſchaft in größter Spannung hielten und mit donnerndem Hurrab aufgenommen wurden. Am Ende des Waldes, wo eine ſchöͤne Fernſicht ſich darbot, ſpielte die Kapelle Hertel, welche die Vereine begleitete, zwei Stücke, die allgemeines Lob verdienen. Von da wurde in Rippen⸗ weier Raſt gemacht, wo bei Mufik und Geſang das Früh ſtück eingenommen wurde. Von da aus bewegte ſich der Zug trotz der tropiſchen Hitze noch über Rittenweier, Heiligkreutz und Leutershauſen wieder nach Schriesheim, wo in der Pfalz noch eine kleine Ruhepauſe gemacht wurde und kamen die Vereine um 2 Uhr Mittags wieder hier an. — Mannheim, 22. Mai. Geſtern Abend 7 Uhr brach in der Anilinfabrik auf dem Waldhof Feuer aus, welches die ganze Nacht hindurch wütete und die ganze Fabrik ein Opfer des Feuers wurde. — Heidelberg, 23 Mai. Von der Redaction der Ruperto-Carola, offizielle illuſtrierte Feſtchronik zur 5 Säcularfeier der Univerſität Heidelberg. Redac⸗ tion Geh. Hofrat Bartſch, Verlag von Otto Petters Verlorene eben. Novelle von Brentano. 1 20. 815 Brorbara ſetzte ſich ſchweigend wieder nieder und der Kranke, welcher ihre beiden Hände erfaßt hatte und in den ſeinen hielt, ſchaute ihr träumend in das Antlitz, bis ſeine Augen ſich ſchloſſen und ihn ein wilder Schlummer umpfing. „Liebes Mädchen,“ ſagte der Liberati, als er wieder aus dem Bette weilen konnte zu der Bärbel, „es muß klar, recht klar zwiſchen uns werden, da⸗ mit wir endlich wiſſen, wie wir zu einander ſtehen. Mein vergangenes Leben hat ein böſes Ende ge⸗ nommen, jetzt beginnt für mich ein neues — viel⸗ leicht ſchöneres Daſein. Barbara, ich habe Dich an jenem Tage mißhandelt, ich weiß es; wider mein beſſeres Gefühl, glaabe mir. Damals aber lag ich noch in den Banden jener entſetzlichen Circe. Sie ſind zerriſſen und iſt es auch Nacht geworden in meiner Seele, ein Lichtſtrahl ſiel doch hinein Deine Treue. Ich habe Dich von mir geſtoßen und Du biſt trotzdem wiedergekommen, haſt mich gepflegt, bei mir gewacht, wie ein ſchützender Engel: Sprich, Barbara, warum thateſt Du ſo?“ „Weil ich Dich liebe,“ rief das Mädchen in überſtroͤmendem Gefühle und warf ſich an die Bruſt des Liberati, „und keine Macht der Erde mich von Dir trennen kann.“ Sanft ſchob der Schauſpieler das erregte Mäd⸗ chen von ſich und ſprach ernſt: „Du liebſt mich Mädchen! Betrüge Dich nicht ſelbſt. Was liebſt Du an mir? Ich beſaß Reichtum — er iſt dahin, ich habe ihr der Falſchen, Alles geopfert. Oder liebſt Du mich um meiner Kunſt, um des Ruhmes willen, der ſich an meinen Namen knüpft — o, ſo gehe hin und weine, denn mit meiner Kunſt iſt es aus — ich bin gebrochen. Der Ruhm des Schau⸗ ſpielers aber verliſcht mit dem Augenblick, wo er aufhört, ſeine Gebilde der graffenden Menge vorzu⸗ führen. Ich ſage Dir in der Minute, wo ſie mir die Thüre wies, wie einem Bettler war ich es auch und werde es bleiben für immer.“ „Nun, ſo will ich mit Dir betteln gehen,“ ſprach Barbara und aus ihren Zügen leuchtete es hell auf, „will ſo Dein Herz erringen, Du ſtolzer, lieber Mann. Nie ſollen ſie ſagen, Barbara Gilbert habe Dich nur im Glück verehrt, nein, ich laſſe mich nicht zum zweitenmale von Dir jagen, Du ſollſt es einſehen lernen, daß ich Dich nur um Deinerſelbſtwillen geliebt habe. Ich will Hunger und Kummer, Not und Tod mit Dir tragen, aber Dich lieben bis in das Grab.“ Da war es dem Liberati, als erſchlöſſe ſich ihm ein Himmel, als bräche Frühlingsglanz in die Nacht ſeiner Seele. Feſt ſchloß er das weinende Mädchen an ſein Herz und wie ſtiller, ſeliger Frieden zog es ein in ſeine wunde Brnſt. d Und als der erſte Rauſch ihres Glückes ſich gelegt hatte und ſie ſich ausſprachen über die B gangenheit, als Barbara ihm die Geſchichte mit dem ihr übergebenden Bilde erzählte, von deſſen Daſein er keine Ahnung gehabt hatte, da erkannten Beide, daß ſie die Opfer einer ſchändlichen Intrigue ge⸗ worden waren, deren Leiterin die General⸗Direktorin Alberti geweſen. Die Bärbel aber ſegnete im Stillen die Machina⸗ tionen des Weibes, denn ſie hatten ihr zum Beſißz des Geliebten verholfen, während der Liberati finnend ſaß und vergeblich ſeinen müden Geiſt zermarterte, warum dies Alles ſo kommen mußte. War es wirklich Eiferſucht wegen ſeines kurzen Umganges mit Barbara Gilbert — war es der Verluſt ſeines Reichtumes, der ſie ihn verſtoßen ließ, oder war es ein unbekanntes Etwas, was ihm die Zeit noch enthüllen ſollte? i Gewaltſam riß er fich aus ſeinem Brüten. denn wieder zuckte der alle Schmerz in ihm auf. Noch einmal faßte er die Hände des Mädchens, welches ihn ſtill beobachtete und ſprach: „Bei Dir will ich fortan mein Leben verträumen, Du gutes Herz! Du ſollſt mit einem Blick Deiner lieben Augen mein bewegt Gemüt zur Ruhe bringen und an Deiner treuen Bruſt will ich dies müde Haupt bergen, das noch vor Kurzem ſo ſtolz in die Welt blickte, 8