Feuſcheint jeden drittwoch und Expedition eingehen, Garmondzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Neklamen mit 90 Pf. berechnet. 2 8 Ba den, 16. Mal. Die deutſche Kaiſerin iſt geſtern Abend mit Sonderzug aus Berlin hier ein⸗ getroffen und wie in den früheren Jahren im Meß⸗ mer ſchen Hauſe abgeſtiegen. 5 Berlin, 17. Mal. Graf Herbert Bismarck i zum Staatsſekretär, Graf Berchen zum Unter⸗ 8 N dlſaatsſekretär im auswärtigen Amt ernannt worden. Berlin, 17. Mai. Der zum Staatsſekre⸗ r ernannte Sohn des Reichskanzlers, Graf Her⸗ bert Bismarck hat eine beiſpiellos ſchnelle Carriere gemacht. Als Vierundzwanzigjähriger trat er 1874 in den Staatsdienſt ein und hat jetzt als Sechs⸗ unddreißigjäbriger nur noch einen einzigen Vorder⸗ mann — ſeinen Vater. Als Staatsſekretär hat er e zweithöchſt dodierte Stelle im Staats⸗ und Reichs ⸗ dienſt. Er bezieht 50,000 M. jährlich, der Reichs⸗ kanzler 54,000 M., wäbrend der Gehalt der taatsminiſter nur 36,000 M. beträgt. Madrid, 17. Mal. Die Könſgin iſt heute n einem Sohn entbunden worden. Madrid, 17. Mai. Der neugeborene Knabe wurde ſofort bei der Präſentation als König von Spanien proklamiert. Er wird in der Taufe die Namen Fernando Alfonſo VIII. erhalten. Im Senat und in der Deputiertenkammer, deren Mit⸗ glieder verſammelt der Entbindung der Königin harrten, wurde die Nachricht von der Geburt des Königs mit ſtürmiſchem Enthuſtasmus aufgenom⸗ men. Die Königin batte bei dem letzten Unglück durch den Cyklon in Madrid viel Mut und Opfer⸗ willigkeit gezeigt und ſich dadurch noch beliebter ge⸗ macht. Man ſagt, die Aufregungen der letzten Tage hätten die Niederkunft verfrüht. Sebaſtopol, 19. Mai. Der Stappellauf des neuen Panzerſchiffes „Tſchesme“ erfolgte im 0 Samstag und koſtet vierteljährlich 1 &“ 20 mit illuſtiertem Anterhakkungsblalt 1 K 70 1 exel, Poſtproviſton. N AJuſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der finden ſofortige Aufnahme und werden die einſpaltige Lokal⸗Anzeigen mit 6 Pf., Bei größeren Aufträgen JRabatthewilligung, Samstag, öden 22. Mai Beiſein des Kaiſerpaares, der Großfürſten, des Marine⸗ miniſters Scheſtakow, des Kriegsminiſters Wannowski und ſonſtiger Perſonen des kaiſerlichen Gefolges, ſo⸗ wie der Veteranen aus dem Krimkriege und zahl⸗ reicher Zuſchauer. Der Stappellauf ging glücklich von Statten, doch wurde die impoſante Ceremonie durch heftigen Regen beeinträchtigt. Am Freitag wird in Nicolajew der Dampfer „Katharina II.“ vom Stappel gelaſſen. Philippopel, 16. Mal. Das „Bureau Reuter“ meldet: Von den Feinden des Fürſten Alexan⸗ der wurde heute morgen der Verſuch gemacht, eine Volksverſammlung abzuhalten. Eine große Menſchen⸗ menge ſcharte fich zuſammen und ſpielte den Veran⸗ ſtaltern der Kundgebung übel mit. Sechs von ihnen erlitten ſchwere Verletzungen. Darauf wurde eine Volksperſammlung zu Gunſten des Fürſten und ſeiner Regierung gehalten und Reſolutionen gefaßt, welche die Politik derſelben gutheißen. Es herrſcht voll⸗ kommene Ordnung. Die „Times meldet aus Konſtantinopel vom 15. Mai: Privatmeldungen aus verläſſiger Quelle deuten es als nicht unwahrſcheinlich an, daß die bulgariſche Nationalverſammlung, deren Sitzungen demnächſt beginnen, das Land zum Königreich erklären wird. was Verschiedenes. t Mannheim, 19. Mal. Die in letzter Zeit hier graſſierende Selbſtmord⸗Epidemie fordert immer noch Opfer. So erſchoß ſich geſtern nach⸗ mittag wieder am Ausgange der Stephanienpromenade ein Kaufmann Schn., aus Speier gebürtig. Der Lebensmüde vollbrachte ſeine unglückſelige That dicht am Rheinufer und zwar anſcheinend in einer Stellung, die, ſobald der Korper wankte, einen Fall in's Waſſer bedingen mußte, denn als die Leiche aufge⸗ — oc nd Amgegend. Nachſtehende Annoncen ⸗Erpeditionen: Alois Herndl in Wien, Adolf Steiner in Hamburg und ſämtliche Annoncen⸗Bureaux von Haaſenſtein und Vogler, Rudolf Moſſe, G. Inſerate find von nachweisbarer Wirkſamkeit. Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor in Ladenburg L. Daube und J. Barck und Comp. nehmen Inſerate für unz an. 1886. funden wurde, ragten nur die Füße aus dem Waſſer heraus — Einem Eiſenbabnarbeiter wurde geſtern im Perſonenbahnhof ein Fuß abgefahren. Der Ver⸗ unglückte wurde ins Allg. Krankenhaus verbracht. — In einer hieſ. Mühle erſtickte geſtern nachmittag ein Arbeiter, der auf unglückliche Weiſe in einen Mehlkaſten geraten war. Die Leiche wurde auf den Friedhof verbracht. 5 — Handſchubs beim, 19. Mai. Im Laufe des heutigen nachmittags begab ſich der in den fünf⸗ ziger Jahren ſtehende ſehr wohlfitujerte Landwirt Leonh. Elfner von hier in den Gemeindewald um ſeinem Leben durch Erhängen ein Ende zu machen Der Verſtorbene gilt allgemein als ein braver und fleißiger Mann, der nur zeitweiſe Symptome geringer Geiſtesgeſtörtheit zeigte. Da abſolut kein Grund zu dem Selbſtmord vorlag, denn Elfner lebte im beſten Frieden mit ſeinen Familienange⸗ hörigen, dürfte die Annahme, daß er in einem Anfall von Geiſtesgeſtörtheit die That begangen, richtig ſein. i — Feuden beim, 19. Mal. Der Bauern⸗ derein bier zählt nunmehr 210 Mitglieder. Vorſtan iſt Bürgermeiſter Schaaff. — Heidelberg, 19. Mai. Heute früb 1 Uhr ſtarb nach längerem ſchweren Leiden im beſten Mannesalter, im 44. Lebensjahre ſtehend, Herr Bürgermeiſter Sagelsdorff. i — Freiburg. 18. Mai. (Sängerfeſt.) Die Anmeldeliſten zum Sängerfeſt find im weſentlichen abgeſchloſſen; nur wenige Vereine find mit ihren Anmeldungen im Rückſtande. Schon jetzt kann die Thatſache konſtatiert werden, daß von den am Feſte teilnehmenden Vereinen über 85 Prozent bei den großen muſikaliſchen Aufführungen mitwirken werden. Dabei ſind die Sänger der ſechs Freiburger Verein Verlorene Jeben. Novelle von Brentano. A vrh 0, ich bin ſchändlich betrogen,“ ſchrie die Generol⸗Direktorin mit gut geſpielſer Extaſe auf lit und verbarg ihr Geſicht in die Kiſſen des Divans. 1 10. Dem Liberati war es, als ob ein ſchwerer len Enn Traum ihn ängſtig, den er vergeblich abzuſchüt⸗ fin fteln ſuche. „Wer hat Ihnen geſagt, daß ich das Mädchen 1 und . liebe ?“ fragte er leiſe. „Sie lieben das Mädchen, ich weiß es. Können Sie es läugnen?“ 1 Der Liberati preßte die Hand gewaltſam auf die Bruſt. ichett, 0 „Sie beſchuldigen mich der Treuloſigkeit — “ ſet. „Der Treuloſigkeit — der Falſchheit — ja, — 18 iet. Liberati, wir Beide ſiad mit einander zu Ende.“ Der Schauſpieler fühlte ſich roh und gewalt⸗ ſam in ſeinen zarteſten Empfindungen verleßt — mißhandelt von dem Weibe, dem er Alles geopfert hatte. „Sie kennen mich,“ ſprach er, ſich hoch auf⸗ richtend, „und wiſſen, daß ich nie eine Unwahrheit geſagt habe. Nun, ſo erfahren Sie denn, daß ich das Mädchen, welches ſich mir als Schülerin an⸗ vertraute, liebte — daß ich aber meine Neigung mannhaft niederkämpfte und ihr entſagt habe.“ „Entſagt! Hahaha!“ lachte ſie höhniſch auf. „Wen wollen Sie das glauben machen? Die Zeiten der heroiſchen Entſagung find vorüber. Ich aber will Ihre Liebe nicht mit jedem beliebigen Frauen⸗ zimmer teilen. Sie ſagten, dieſe Demoiſelle ſei Ihre Schülerin geweſen? Warum ſprachen Sie mit mir kein Wort davon?“ „Und wenn ich es Ihnen nun geſagt hätte ?“ 10 „Ich würde Ihnen dieſen Umgang verboten aben.“ Die Adern auf der Stirne Auguſti's ſchwol⸗ len an. „Verboten!“ ſchrie er auf. Gewaltſam aber dämmte er ſeine Erregung hinab und fuhr fort: „Ja, Sie haben Recht, mir dies zu bieten, war ich doch in Wahrheit Ihr Sclave! Aber bei dem All⸗ mächtigen, das iſt vorüber und als ein freier Mann ſtehe ich jetzt vor Ihnen! Ja, ich liebte Barbara Gilbert und werde dies dereinſt verantworten können vor dem Gericht der Liebe! Kein Zucken meiner Lippen, kein Blick meiner Augen that ihr kund, was ich für ſie empfinde und im Gedanken an Sie, Emilie, habe ich dieſer aufkeimenden Liebe entſagt. Jetzt aber, da Sie mir ſo gegenüber ſtehen, fühle ich, wie die brennende Sehnſucht nach dem Mädchen in mir erwacht, denn ich erkenne, daß Sie nur ein abſcheuliches Spiel mit mir getrieben haben. Liebten Sie mich wirklich, Sie wären mit Thränen in den Augen zu mir getreten, hätten mir vielleicht Vor⸗ würfe der Liebe gemacht, hätten aber verſucht, mir doppelt zu erſetzen, was ich in dem Mädchen von mir ſtieß.“ s 8 „Ich ſoll Ihnen die Nebenbuhlerin erſetzen!“ rief die General⸗Direktorin. „Sie raſen!“ „Ich habe Sie geliebt,“ fuhr der Liberati fort, „jahrelang mit einer Liebe, wie ſie ſelten auf Erden gefunden wird. Sie waren mir heilig — unnah bar, denn ein Band knüpfte Sie an einen Andern. Sie haben mir hundertmal verſprochen, dieſes Band zu löſen, die Meine zu werden — heute aber ſehe ich klar Sie haben mit mir nur eine Ihrer Rollen durchprobiert. Jede Ihrer Launen habe ich erfüllt — denn ich liebte Sie Haha, welche Thorheit! Als dieſes Mädchen in mein Leben trat, die verkörperte Anmut und Romantik, ſtieß ich fie von mir und doch wußte ich, daß ſie mich wahrhaft liebe, mit einer ganz anderen Liebe wie Sie, denn ich wollte Ihnen treu bleiben — und mein Lohn! Sie opfern mich mit kaltem Blut! Nun ja, Ihre Ernte iſt ja gefallen Sie waren eine gute Schnitterin! — Leben Sie wohl!“ „Stolz aufgerichtet, aber den Tod im Herzen, ſchritt der Schauspieler hinaus. Als die ſchwere Portiere hinter ihm fiel, da fühlte er, wie Alles entſchieden war zwiſchen ihm und dem Weibe, dem er jahrelang gehuldigt hatte wie einer Gottheit. Ein