— Triberg, 28. April. Heute mittag 1 Uhr fuhr der hieſige Gaſthofbeſitzer M. mit ſeinen Bahnhof, fand beim Straßenübergang über die Bahn eide Schranken noch offen und fuhr deshalb, in am Uebergang ſich befindlichen Tunnel heranbrauſte. Die Maſchine erfaßte das Chaischen, zertrümmerte asſelbe, ſchleuderte Herrn M. auf den Bahnkoͤrper und die Pferde abſeits, wobei Herr M. dicht bei der Maſchine liegen blieb, von derſelben aber zum Glück icht erfaßt wurde. Dagegen erlitt Herr M. einen chweren Knochenbruch am rechten Oberſchenkel, ſo aß er bewußtlos nach Hauſe getragen werden mußte, woſelbſt er ſich jedoch den Umſtänden entſprechend u leidlichem Zuſtande befindet. Das eine Pferd wurde 15— 20 Schritte von der Maſchine geſchleppt und erlitt erhebliche Verletzungen, während das an⸗ rifft den Bahnwart K., welcher ſtatt auf ſeinem Poſten zu ſein, ſich in ſeiner Wohnung, wie man agt, ſchlafend befand. Als das Unglück geſchehen war, kam er ſchlaftrunken aus derſelben heraus, Der⸗ elbe iſt bereits verhaftet. Es muß hier erwähnt werden, daß der Lokomotivführer, als er die Gefahr gewahrte, ſofort Gegendampf gegeben und gebremſt hat, anderfalls wäre das Unglück noch großer ge⸗ — Worms, 21. April. Von einem ſchreck⸗ ichen Unglücksfall wurde die Familie des Schneiders Leinhaas betroffen, deſſen 15⸗jährige Tochter in der Filiale der Kammgarnſpinnerei Bietigheim dahier beſchäftigt war, indem das Mädchen ſo unglücklich unter die Maſchine kam, daß ihm der Kopf voll⸗ ſtändig zerdrückt wurde, ſodaß der Tod unmittelbar eingetreten iſt. — Nordhauſen, 28. April. Wie ein Lauffeuer durcheilte heute früh die Nachricht unſere Stadt, daß der Bankier Moritz Grelling ſich er⸗ choſſen habe. Derſelbe ſoll in einem zurückgelaſſenen Briefe mehrere Verfügungen getroffen haben; vielleicht iſt dabei auch die Urſache der unſeligen That ange⸗ deutet. Angenommen wird, daß er heute früh 6 Uhr den verhängnisvollen Selbſtmord in ſeinem Schlaf⸗ zimmer begangen hat. Bankier Moritz Grelling 56 Jahre alt, und ſeit 11 bis 12 Jahren Witwer, be⸗ gründete vor etwa 15 Jahren mit ſeinem Schwager, dem am 13. Februar d. J. plötzlich in einer oͤffent⸗ ere abriß und davon lief; der Kutſcher kam merk⸗ würdigerweiſe mit dem Schrecken davon. Die Schuld lichen Verſammfung am Herzſchlage berſchedenen Bankier Fritz Schönfeld, am hieſigen Platze en 2 Pferden und einem Einſpännerchaischen nach dem Bankgeſchäft unter der Firma Grelling und Schön⸗ feld. Die Firma Grelling und Schönfeld iſt ols gut ſituiert bekannt; geſchäftliche Verlegenheiten er Meinung, es ſei noch hinlänglich Zeit, über die dürften es alſo nicht ſein, die Grelling zu der That Bahn, als der Zug Nr. 246 aus dem unmittelbar veranlaßt haben. Er hinterläßt 4 Töchter, von denen 2 (in Erfurt und Hanover berheiraſhet find. Zu Liquidatoren des Bankhauſes find die Rechtsanwälle Dr. Richard Grelling⸗Berlin und Albert Träger- Nordhauſen teſtamentariſch ernannt. — (Die Münchener Schwierigkeiten), Das „Münchener Vaterland“ berichtet: Auf Be⸗ fehl des Königs wurden Freitag die Neubauten in Hohenſchwangau eingeſtellt und ſämtliche Ingenieure, Bildhauer und Arbeiter entlaſſen. Dasſelbe geſchah auf Herren⸗Chiemſee. Nach den „N. Nachr.“ hat Miniſterialrat von Schneider ein zweites Mal mit Herrn v. Lutz konferiert. Zwiſchen dem König und den Prinzen ſoll in letzter Zeit ein lebhafter Brief⸗ wechſel ſtattgefunden haben. Die Zahl der beim Landgericht gegen die Civilliſte angemeldeten Kla⸗ gen nimmt zu. — Bamberg, 20. April. Die zwoͤlf alten Männer, an welchen am Gründonnerstag Erzbiſchof Friedr. v Schreiber die ceremonielle Fußwaſchung in der Domkirche vornimmt, haben ein Alter von zuſammen 928 Jahren. Der jüngſte iſt 71, der aͤlteſte 90 Jahre alt. Ihrem Beruf nach iſt die Mehrheit der älteſten Männer der Stadt Gärtner. Die „zwölf Apoſtel“ erhalten im erzbiſchöflichen Pa⸗ lais ein Frühſtück und ein Geldgeſchenk. Die zwölf Apoſtel in München zählen zuſammen 1088 Jahre, — Berlin, 24. April. Dem plößlichen Ausbruche der Cholera im äußerſten Süden der Appeninnen⸗Halbinſel, in Brindiſi, iſt jetzt das Wiederauftreten der Seuche im nördlichen Italien, im Venetianiſchen gefolgt. In Venedig ſelbſt er⸗ krankten in der Zeit vom 19. zum 20. April 8 Perſonen an der Cholera und ſtarben hiervon 2, während in der Umgebung Venedigs, in Chioggia und Carvarzere, je eine Erkrankung vorkam. Seit dem Auftreten der Cholera im Venetianiſchen im vorigen Herbſte iſt dieſelbe hier nie ganz erloſchen, es kamen immer ſporadiſche Fälle vor und ihr nun⸗ mehriges verſtärktes Wiederhervortreten deutet da⸗ rauf hin, daß ihre Keime ſelbſt den Winter müſſen überdauert haben. Wenigſtens iſt nicht anzunehmen, daß die Epidemie ſofort von Brindiſt nach Venedig verſchleppt worden ſein ſollte, zumal in Anbetracht der . 5 2 italien'ſchen Regieru r den Schiffsverkehr im Adriatiſchen Meere angkordneten Quarantaine⸗Maßregeln. Der verhältnißmäßig milde Charakter, den die Epidemſe bis jetzt in Beindiſt wie im Venetianiſchen aufweiſt, läßt ihre Polali⸗ ſirung erhoffen. a — Wien, 23. April. In Lemberg kon⸗ ſtituierte ſich ein Hilfs komits für Stryj mſt dem Statthalter Zaleski an der Spitze. Die bisherigen Spenden betrogen 20 000 fl. Nach Mitteilungen des Komités iſt ein Barackenbau nötig, welche 30 000 fl. koſten ſoll. Der Wiederaufbau der Sſadt wird 2 400 000 fl. koſten, wovon 800 000 fl. ſo fort notwendig find, welche durch Anleihe guf dag Propinations⸗Einkommen gedeckt werden ſollen. Der Verluſt der Lehrer, Aerzte, Beamten, Gewerbs⸗ und Kaufleute beträgt 1800 000 fl. Das Komſts be⸗ ſchloß eine Staatsanleihe für Stryj zu erwirken. — (Ein verunglückter Lebensretter.) Ein er⸗ ſchütternder Vorfall hat ſich am Mitwoch Früh an der Donaulände unterhalb der Sofienbrücke in Wien zugetragen. Rayonspoſten, Sicherheitswachmann Peter Kohlmer, einen jungen Mann bemerkte, welcher haſtig die Böſchung herniederſtieg und fich, am Ufer angelangt, ſeines Rockes entledigte. In der Mutmaßung, daß dieſer Mann einen Selbſtmord plane, eilte ihm der Wachmann nach. Doch gelang es ihm nicht mehr, den Lebensüberdrüſſigen zu faſſen, denn dieſer war eben in den Donaukanal geſprungen. Ohne lang zu überlegen, ſprang der brave Sſcherheitswachmann dem Lebensmüden nach. Die heftige Strömung hatte die Beiden bald erfaßt und von dem Ufer hinweggetrieben. In der Mitte des Flußes ſchſen ſich ein verzweifelter Kampf zwiſchen dem Lebens⸗ retter und dem Selbſtmörder zu entſpinnen. Bom gegennüberliegenden Ufer aus hatte ſich unterdeſſen dieſer verzweifelnden Scene eine dritte Perſon, aktiv eingreifend, zugeſellt. Es war der Sſcherheſtswach⸗ mann Weiſer, welcher eben am linken Ufer des Donaukanals patroullierte und ſo Zeuge des er⸗ ſchütternden Schauſpiels wurde. Weſſer ſprang ebenfalls in den Donaukanal. um ſeinem bedrüngſen Kollegen beizuſtehen. Vergebliches Bemühen. Es gelang ihm trotz aller Anſtrengungen nicht mehr, die mit dem Tode Ringenden zu erreichen, welche, von der Strömung rapid ſtromabwärts getrieben, nach kurzer Zeit in den Wellen verſchwanden Nicht ohne Mühe vermochte Weiſer ſich ſelbſt wieder an das Ufer zu retten. ſchlecht gelernt und der Alberti hat Dir in ſeiner iebenswürdigen Weiſe in das Gewiſſen geredet?“ ben zugeteilt hat.“ „Wie ſo?“ hat kein Gefühl und ich ſelber mache dadurch Fiasko.“ „Hängſt Du denn ſo ſehr an der Bärbel?“ Brander ſtieß einen tiefen Seufzer aus und ſchob ſeinen Arm durch den Bertini's. „Komm' mit mir nach Hauſe,“ ſagte er. „Ich will mich auf andere Idee bringen. Laß uns eine Parti Schach ſpielen, oder ich will Dir mein Trauer⸗ ſpiel vorleſen.“ „Iſt die Königin Tiburtia, ſo hieß doch Dein Trauerſpiel, fertig?“ fragte Bertini lauernd. „Ich habe in letzter Zeit fleißig an dem Stück gearbeitet,“ antwortete der Schauſpieler, „Dank der vielen ſchlafloſen Nächte, die mir das Mädel verur⸗ ſachte. O, ſie iſt doch manchesmal noch zu etwas gut, ſo 'ne herzbrechende Liebe! Das Büchlein wuchs und gedieh zur herzinnigſten Freude ſeines Autor's Michael Brander.“ „Das muß ein ausgezeichnetes Werk ſein, was ſo in ſtiller Mitternachtsſtunde entſtand,“ ſprach der Sen halb ironiſch. „Wohl etwas ſtarke Effekte e „Ein Königrei eht Grunde.“ e, „Was Du ſagſt!“ „Der Heldenſtamm Tiburtia's erliſcht mit Mann und Weib.“ „ „Teufel, das gefällt mir.“ ganzes darin zu „Nein,“ ſagte der Schauſpieler, „das nicht, aber ich falle in meiner Rolle durch, die mir das „Meine Liebhaberin hat zu ſchlecht gelernt, „Und eine große Feldſchlacht ſchließt das Stück.“ . v Vortrefflich! Aber iſt das Stück aufführbar?“ „O, es muß von großer Wirkung ſein!“ 9 „So reiche es doch dem General⸗Direktor ein.“ „Daran habe ich auch ſchon gedacht.“ „Sei nicht blöde, Michael, immer kühn vor⸗ wärts! So allein kommt der Menſch durch das Leben. Beſcheidenheit nagt am Hungertuche. Nackt und hager, vom Elend zerriſſen, läge ich noch auf den Stufen der Thomaskirche zu Leipzig, hätte ich mich nicht mit ungehörter Kühnheit zum Liebling einer vornehmen Dame emporgeſchwungen. Geholt hätte mich Niemand — Dein Trauerſpiel holt Alberti ebenfalls nicht. Oder glaubſt Du vielleicht, daß ſeine Hochwohlgeboren eines Tages zu Dir kommt, die ſchmale Treppe hinaufkriecht in Deine Kammer und ſagt: Wie ich hörte, Herr Brander, ſo haben Sie ein Trauerſpiel geſchrieben, geben Sie es mir doch, das Trauerſpiel!“ „Warte ich denn darauf?“ fragte Brander un⸗ willig. „Nein, nächſter Tage ſchon werde ich das Stück einreichen.“ „So iſt es recht,“ antwortete der Baſſiſt, „da kommt mir eine Idee. Ich ſagte Dir vorhin, Du ſollteſt Deine Königin Tiburtia dem General⸗Direktor einreichen. Ich weiß was Beſſeres.“ „„ „Nun?“ „Gieb das Stück zuerſt ſeiner Frau.“ 5 I macht.“ „Der General⸗Direktorin.“ a „Ich ſtehe Dir dafür, daß es auf dieſe Weiſe am ſchnellſten ſeinen Weg über die Bretter Und weßhalb?“ „Die Alberti hat einen weit beſſeren Geſchmoc als ihr Mann. Gefällt ihr die Tragödie, ſo wrd ſie aufgefübrt, mag er dawider haben, was er ul, Es war etwa 7 Uhr, als der dorlige 1 115 fene Juftiger dung ben g. Angens 9 U ier mehrert 3 derte ihm Net II., Ne Fannie Mie Fäblſce Be Koͤnigin Tiburtia — hm, hm! Was meinſt Du, I boalei wenn es ein Kaſſenſtück würde?“ in der Idee. Der große Haufen wird nicht in die Triebfedern meiner Charaktere eindringen.“ „Fließt viel Blut in dem Stück g „Blut — wie meinſt Du das? O, ja“ „Dann wird es ein Kaſſenſtück, bei meinem wußt Du es auch zur Leben! Und dann Junge, Probe dem Liberati zeigen.“ Brander zuckte zuammen. „Dem Liberati?“ fragte er. „Weshalb ſo hoͤhniſch?“ 99 „Der Lieberati ſcheint mir zu kalt, um mein Werk in ſeiner wilden Leidenſchaft zu würdigen. „Iſt es denn wirklich ſo übermäßig leſden⸗ ſchaftlich?“ f Sie waren unterdeſſen in Brander's Wohnung angekommen und dieſer gab dem Sänger eine Size der Tragödie. welche dieſen zu tiefem Nachdenken veranlaßte. Er hatte ſeine Abſicht, Brander in Verbindung mit dem Liberati zu bringen und er ſah nach dem eben Gehörten ein, daß Leß lebe; welcher ſtets nur den Geſeſetzen der Schönheſt ges huldigt hatte, ſich unmoglich von dieſem, don un lauterer Phantaſie befleckten Werke angezogen f 6 f 116 . 25 könnte.“ g 5 „Das glaube ich nicht. Dafür iſt es zu gem mein