Mannheim ausbrachen, eine Bejahung finden, doch ſind dieſe harmlos und obne Rubeſtörungen ber⸗ laufen, ſo daß man durchaus keine militäriſchen Kräfte in Anſpruch nehmen mußte. London, 8. April. Ueber die heutige Unter⸗ hausſitzung, in welcher Gladſtone ſeine höchſt wichtige Rede über die iriſche Vorlage hielt, wird der Frf. Ztg. berichtet: Als Gladſtone eintrat empfingen ihn laute Hochrufe aus 430 Kehlen. Gladſtone begann dann ſeine Rede. Er bringe eine Vorlage ein. welche die Regierungsform in Irland verbeſſern ſolle. Es ſei nutzlos, ferner noch auf Zwangsmaß⸗ regeln zurückzugreiſen, welche ſeit 1883 beſtändig fehlſchlugen, weil die iriſche Geſetzgebung mit frem⸗ den Formen bekleidet ſei. Er glaube, er habe nun die Aufgabe gelöſt, die Einheit des Königreichs mit der Verſchiedenheit der Geſetzgebungen in Einklang zu bringen und zwar durch Schaffung eines Par⸗ laments in Dublin, welches die Geſchäfte der Ge⸗ ſetzgebung und der Verwaltung zu führen habe. Die iriſchen Mitglieder würden ſämtlich aus dem engliſchen Parlament abberufen. Das iriſche Par⸗ lament würde, nach ſeinem Entwurfe, keinen Ein⸗ ſpruch gegenüber der Krone haben in Sachen der Armee und Marine, der Kolonien oder auswärtigen Angelegenheiten. Es ſolle eine Doppellörperſchaft ſein, die aus 2 verſchiedenen Vertretungen beſtände. Jeder derſelben wohne das Vetorecht gegen Alte der anderen bei. Es würden die 28 iriſchen Peers, die gegenwärtig vorhanden find, auch ferner ihren Sitz im engliſchen Hauſe der Lords einnehmen und zwar mit dem Wahlrecht für einen lebenslänglichen Sitz in der erſten iriſchen Vertretung. Der Vice⸗ könig würde beibebalten und ſein Amt mit der neuen Regierung nicht aufgegeben werden. Die iriſche Polizei bleibe unter ihrer jetzigen Behörde, die kai⸗ ſerliche fiskale Einheit werde vollig aufrechterhalten; Einkommen, Zölle und Acciſe ſollen zugunſten Ir⸗ lands zur Ablöſung der iriſchen Verbindlichkeiten dienen und der Ueberſchuß an die iriſche Schatz ⸗ kammer gehen; endlich ſolle die iriſche Legislatur das Recht haben, Steuern aufzuerlegen. London, 10. April. In dem Prozeſſe gegen die ſocigliſtiſchen Aufwiegler Hyndmann. Champiou, Burns und Williams hat der Zentral⸗Kriminal⸗Ge⸗ richtshof heute bezüglich aller vier Angeklagten auf Freiſprechung erkannt. Verſchiedenes. — Viktor von Scheffel, der Dichter des „Trompeter bon Singen“, iſt letzten Freitag Abend in ſeiner Vaterſtadt Karlsrube, wohin er ſich erſt vor einigen Tagen von Heidelberg hat ver⸗ bringen laſſen, geſtorben. Die Nachricht kommt nicht unerwaret, da es längſt bekannt war, daß der Zuſtand des Dichters ein hoffnungsloſer, ſein Hin⸗ tritt nur noch eine kurze Frage der Zeit war. Scheffel wurde am 16. Februar 1826 in Karls ⸗ rube, als Sohn einer ſehr wohlhabenden Familie geboren, ſtudierte Jurisprudenz und Geſchichte und wollte ſich der Docentenlaufbahn widmen, Allein der dichteriſche Drang überwog bei ihm und ſo warf er ſich nach längeren Reiſen ganz der Dicht⸗ kunſt in die Arme, debutierte 1854 mit ſeinem prächtigen „Trompeter von Säckingen“ der heute Gemeingut der ganzen Nation geworden iſt, worauf ſein herrlicher Roman „Eckehard“ folgte, der ſich, wenn auch in engeren Kreiſen, einer ähnlichen Be⸗ liebtheit erfreut. Wer kennt nicht ſeine Gedicht⸗ ſammlung „Gaudeamus“, in welcher alle Töne des Humors ſo entzückend angeſchlagen. Gelegent⸗ lich ſeines 50. Geburtstages (1876) wurde Scheffel von dem Großherzog von Baden in den erblichen Adelsſtand erhoben. — Heidelberg, 9. April. Geſtern vor⸗ mittag wurde bei Wieblingen die Leiche einer 23 —24 jährigen ſehr gut gekleideten Dame aus dem Neckar gezogen und in die Leichenballe des Krankenhauses verbracht. Die Indentität der Leiche konnte bis jetzt nicht feſtgeſtellt werden, ebenſowenig ob hier ein Unglücksfall oder Selbſtmord vorliegt. N — Aus Baden, 8. April. In Meiſſenſeim bei Lahr iſt das 2Jäbrige Kind des Webers Gottlieb Welker in einen Kübel mit kochendem Waſſer ge⸗ fallen und hat ſich dabei ſo verbrüht, daß es andern Tages ſtarb. — In Ettlingen ertrank das 5 jährige Söhnchen des Oberwerkführers Schieß im Gewerbskanal der oberen Buhl'ſchen Papierfabrik. — In Umweg. Gemeinde Steinbach, hat ſich der verheiratete, 76jährige Rebmann Nikolaus Dreſel erhängt. Er ſoll dem Trunk ergeben geweſen ſein. — In Unteregingen, A. Waldshut, wurde dieſer Tage ein Schwein verkauft, das 599 Pfd. wog. — Karlsruhe, 8. April. Heute kam der vielbeſprochene Fall gegen den Hofbräuhauswirt Richard Lorenz von München und deſſen Büffet⸗ dame Eliſe Schwab von da, vor dem Schwurgericht zur Aburteilung. Der Angeklagte hatte ſich beim Herannahen ſeines wirtſchaftlichen Zuſammenbruchs unter Mitnahme größerer Barmittel gepfflchbet, war abwechſelnd in Paris, London, Liverpol und Amſter⸗ dam, kehrte auf die energiſche Verfolgung dur die Sicherheitsorgane nach Deutſchland zurück und fete ſich ſchließlich, im Befitz von nur noch wenigen Mark, freiwillig dahier auf der Polizeiwachtſtube. Ange ſichts des schweren Belaſtungsmaterjols kann Lone nicht leugnen, will aber die ganze Schuld auf die ihm ungünſtigen Verhältniſſe ſchieben. Die Mitange⸗ klagte Schwab iſt nur durch die belaſtenden Aus, ſagen des Lorenz auf der Anklagebank; heute nahm Lorenz dieſelben als auf Mißverſtändnis beruhend zurück Lorenz wurde wegen betrüglichen Bankeruttz und mehrfachen Betrugs zu drei Jahren Gefängniz und dreijährigem Ehrenverluſt, verurkeilt die Schah wurde koſtenlos freigeſprochen. — Frankfurt, 6. Aprll. Am Sonnig morgen 2 Uhr ſprang ein in der Akkien brauen vormals Henninger, bedienſteter Brauburſche, Pale von vier Kindern, von der alten Brücke mit dem Rufe: Jetzt hab ich das Leben ſatt! in den Mann, Derſelbe hatte den Abend in fideler Geſellſchaſt zu⸗ gebracht; drei ſeiner Freunde waren Zeuge dez Selbſtmords. Die Leiche wurde am Sonntag geländel. Wildbad, 7. April. Vorgeſtern firzte in 6 dei dem Hauſe eines Metzgers die Decke ein, in weſchem m0 i ſolchen die Familie ſchlief. Ein 4 ½ jäßriges Mädchen wurde U hn und pf tot aus dem Schutt bervorgezogen, während die cdu e Eltern und ein kleines Kind unverletzt blieben, A , dh — Berlin, 10. April. Nach eie dg en e 85 Berliner Kriminalpolizei von der kaſſerlſchen Poßſ⸗ chen u bolt behörd⸗ erſtatteten Anzeige iſt in der Nacht zum 30. Mätz d. J. aus einem aus Moßfan nd zmtmach Berlin geſandten Briefpacket ein an ein Beiſſher . Bankbaus gerichteter eingeſchriebener Brief m 1. 86 252 000 Mark Wertpapieren abhanden gelommeh, Fuels in Der Inhalt beſtand aus: 110 Stück Orient⸗Auſeh n vir de zu 1000 Rubel mit Mai⸗Kupons von 1886, c ider Stück desgleichen a 1000 Rubel mit Nope ih konnten nicht geräumt werden. Kupons 1886 — 50 Stück desgleſchen g e i kr Rubel mit Mai⸗Kupons von 1888 — 20 Sie wn nuß, desgleichen mit Nobember⸗Rupons 1886, Die N, s Poli mern der Papiere haben ſich noch nicht ermitteln lan welch laſſen. 0 An mit — Wien, 10. April. Das knees ⸗ gebäude in Veſt mußte geſtern plötſſh e etwaff ſchloſen werden, weil die Ingenſeure die eſahr nc wiede eines augenblicklichen Zuſammenſturzes des zan e An⸗ dreiſtöckigen Gebäudes ſignaliſterten; ſelbſt die Archi n Ash. Grund mit ihm zu brechen und zu dieſem ſollen Sie mir verhelfen.“ „Einen Grund alſo?“ wiederholte Bertini und ſtützte ſinnend ſein ſtruppiges Haupt in ſeine Hand. „Gut, foltern wir unſere Bereitwilligkeit mit dem Stachel unſeres intriguanten Genie s, daß wir einen Grund erzeugen, der das Gold der 50 Louisdor aufwiegt.“ „Vor allen Dingen aber,“ flüſterte die Alberti, „entzweien Sie mir den Liberati mit Theodor Lindner.“ „Oho, will es dahinaus?“ dachte der Baſſiſt und ſchaute ſeine Verbündete ſtarr an. Lieben Sie den Lindner?“ fragte er laut. „die Antwort darauf gehört nicht hierher.“ „Doch, ich muß klar ſehen in der Angelegenheit. Was wäre es auch weiter! Aber ſagen Sie mir es offen, damit ich mein armes Gehirn nicht lange nach dem Grund abwarten, warum Sie den ge⸗ liebten Oreſt von ſeinem Pylades trennen wollen?“ „Ich will dem Lieberati, dieſem Freundſchafts⸗ ſchaftsbruch verbittern. Ich weiß, es wird ihn hart treffen denn Lindner iſt ſein Jugendfreund. Aber wiederum wird ihn auch dieſer Schlag meinen Ver⸗ luſt leichter tragen laſſen, da ſein Gram geteilt ſein wird.“ „Teufel, Sie ſind eine milde Tröſterin,“ ſprach der Baſſiſt, „ich hätte das kaum hinter Ihnen ver⸗ mutet. Wunderlich! Und Sie ſtehen wirklich in keiner Beziehung zu Lindner?“ „Bis jetzt noch nicht, obwohl ich nicht läugnen kann, daß der geniale Menſch mich intereſſiert. Er ſieht mich immer mit ſo feindſeligen Blicken an, ja thut, wenn es ihm gerade einfällt, als ſei ich gar nicht auf der Welt. Das darf ich — will ich nicht heiligen, den Frieden ſeiner Seele durch dieſen Freund⸗ dulden. Hängen Sie ſich an ihn, Bertini, erforſchen Sie den Grund ſeines Benehmens.“ „Und ſollten Sie denſelben wirklich noch nicht erraten haben, ſchöͤne Frau?“ „Würde ich Sie dann darüber wohl aus⸗ fragen?“ „Er iſt in Liebe zu Ihnen entbrannt.“ Die General- Direktorin faßte den Baſſiſſen krampfhaft bei der Hand. „Wie kommt Ihnen dieſe Idee?“ „Hm.“ lachte der Sänger. „Welch ein ge⸗ waltiger Druck! Nicht ſo inquiſitoriſch, meine Teure. Solche Dinge laſſen ſich wohl merken, doch ſchwer beweiſen. Es iſt bis jetzt eine Vermutung, doch glaube ich nicht, daß ich mich irre. Aber wenn er Sie liebt, wenn ich das Geſtändnis nun aus ihm herauspreſſe — was dann?“ „Donn arrangieren Sie ein ganz zufälliges Rendezvous zwiſchen ihm und mir auf den ſieben Bergen im Park.“ „Ein Rendezvous mit Ihnen?“ „Ja, er ſoll mir ſeine Unarten abbitten.“ „Alſo ein Zwiſt — Stelldichein — Liebesge⸗ ſtändnis! Liberati — Lindner ſieben Berge, bon! Werd's beſorgen, ſo wahr ich ein ehrlicher Kerl bin. Adieu, Frau General⸗Direktorin! Ihr einſtiger Schooßhund und jetziger Spürhund geht an ſein Geſchäft.“ Er ging, doch an der Thüre kehrte er noch einmal um. „Wollen mir Ew. Hochwohlgeboren mit be⸗ konnter Generoſität und Nobleſſe nicht einen kleinen Vorſchuß bewilligen auf die akkordierten 50 Gold. füchslein? Etwa fünf oder ſieben Louisdor, um die notwendigen Vorbereitungen zu dem großen Werk zu treffen ?“ Die Alberti erhob ſich und gab ihm aus ſheem Schreibtiſch das Gewünſchte. Bertini küßte die Hand, welche ihm das Geld reichte und de ſchwand. Die General⸗Direktorin ſchickte ihm eineß Nac des tiefſten Haſſes und der Verachtung nach, daun öffnete ſie das obere Fach ihres Sekretärs und ſchaule lange auf den Inhalt — prachtvolle Schmucgegen ſtände, Spangen, Perlen, Ringe, Diademe! Fi Reichtum, wie man ihn ſelten zufammenfand auer häuft durch eine Kombdiantin in frevelhafter Rode mit dem Allerheiligſten. Es war die Niehe des Liberati, welche da gleißte und funkelte ſeine Liebe verkörpert in Gold und blißenden Petſeh, Und Perlen bedeuten ja Thränen! Pet es nicht ſo im alten Lied? — — — — Der Baſſiſt ſchlenderte, als er die Gigl Direktorin verließ. nach jener Konditorei, ioo e Lindner zuerſt geſprochen hatte. Dort ſaß er in tiefen Sinnen verfunken hi einem Glaſe Punſch und dachte Über das eben gez führte Zwiegeſpräch nach. „Teufel,“ flüſterte er leiſe vor ſich hin, % iſt der ſtolze Liberati auch ſchon am Ende! Welch eine leichte Dirne iſt doch das Glück, — noch 1 als Frau Emilie Alberti. Ha, ha, ha, den Alberal hat ſie glücklich ein paar Jahre am Narrenſeile herum geführt und jrtzt laßt ſie ihn laufen, und des dre willen, der ihm doch im Grunde die Schußriennen nicht aufloſen darf. Aber ſo iſt die 7 115 — ein Weib — vergeßlich undankba 1 e 1 — — —