es gelang dem Mütterchen, was hier nicht gar ſchwer iſt, bei dem Großherzog Audienz zu erhalten. Dem Fürſten erzählte die Frau, ihr habe geträumt, der Erbgroßherzog werde geneſen, wenn er eine aus ihrem ſchwarzen Huhn bereitete Suppe genieße; da ſei ſie denn ſofort mit zur Stadt gekommen und — bier ſei auch gleich das Huhn; und damit zog ſie das auserkorene Opſer aus dem Korbe und bot es dem Fürſten dar. Dieſe kleine treuherzige Ge⸗ ſchichte wird in der ganzen Stadt erzählt und faſt ſcheint es, daß die ſchmarze Hühnerſuppe auch gekocht und gegeſſen wurde, wenigſtens wird es ſich das Mütterchen nicht nebmen laſſen, daß die entſchiedene Beſſerung des Erbg oßherzogs vom Tage ihres Beſuches an mit ihrer Spende eng zuſammenhängt. — Eine aufregende Scene ßpielte ſich kürzlich in Langentheilen ab. Der in Neuſtadt a. W.⸗N. ſtationierte Gendarm Simon entfernte ſich eigenmächtig von ſeiner Station, um ſeine Geliebte in Langentheilen und ſich ſelbſt zu erſchießen. Nach⸗ mittags zwiſchen 2 und 8 Uhr ſollte Simon durch die Gendarmerie⸗Mannſchaft Mengersreuth verhaftet und an die Kompagnie abgeliefert werden. Als der Kommandant und der Gendarm Braun an das Zimmer, das Simon bei einem Bauern bewohnte, fanden ſie die Thüre verſchloſſen. In demſelben Augenblick fiel ein Schuß, der den Gendarmen Braun tötlich traf. Simon hatte ſich mit einem Dienſtge⸗ wehr durch einen Schuß in's Herz entleibt. Das Verhängnis wollte es, daß die Kugel den Korper des Simon und die Zimmerthür durchbohrend, un⸗ glücklicherweiſe den Gendarmen Braun in den Ober⸗ leib traf und töͤtlich verwundete. — Blankenburg a. H. 5. April. Vor wenlgen Tagen entgleiſte, wie es heißt, der um 5 Uhr nachmittags von Rübeland nach hier abgelaſſene Güterzug, infolge falſcher Weichenſtellung, in der Nähe des Bahnhofes Rübeland. Der Bremſer König blieb tot, der Betriebskontrollcur Feiertag und ein Paſſagier aus Blankenburg (Hofuhrmacher Clemens) wurden ſchwer verletzt. — Köln, 8. Kpril. Als neulich Abend nach Schluß der Strafkammerſitzung die Verurteilten in den Zellenwagen transportiert wurden, entſprangen zwei der Verbrecher. Den einen derſelben nahm man nach heftiger Gegengewehr wieder feſt; der Andere aber, der zu 15 Jahren Zuchthaus ver⸗ urteilte Lucas Eſchdorf, warf dem ihm folgenden fand man die Zuchthauskleidung des Entwichenen i aiſenhausgaſſe. een e ene O. flundern) ſind Ruheſtörungen vorgekommen. Auf Anſuchen der Stadtbehörden ſind 600 Mann der Garniſon Gent mittelſt Spezialzuges nach Ninove abgegangen. — Der Gebrauch von Dynamit durch gewöhnliche Bergleute iſt verboten, und nur durch Aufſeher erlaubt. Es ſind Strikes in den großen Bergwerken von Monceau und Fontaine ausge⸗ rochen. 5 7 — Mons, 7. April. Van der Smiſſen verläßt heute mit ſeinem Stabe Mons und begiebt ſich nach Brüſſel. In dem Tagesbefehl teilt der General mit, die Truppen würden, da die Ordnung wieder hergeſtellt ſei, nach und nach zurückgezogen. Die Verordnungen betreffs der Verhaftung der Arnar⸗ chiſten in den Gemeinden, welche Militär nachgeſucht haben, werden aufgehoben. Der General dankt den Truppen für ihre Hingebung. 5 1 ö 8. April Fräulein Anne Gray, Tochter eines Fabrikanten unserer Stadt, ſollte am 27. v. M. ihre Vermählung mit Lieutenant Lapin aus Brüſſel feiern. Da kamen die Arbeiter- unruhen und als der Hochzeitsmorgen dämmerte, lag der blutende Leichnam des Offiziers, der mit einer Kompagnie Soldaten in Eilmärſchen herangerückt war, um Leben und Eigentum des Vaters ſeiner Braut zu ſchützen, im Hof. Frl. Gray konnte, trotzdem unaufhörlich Kugeln, Steine und Bomben in den Hof geſchleudert wurden, nicht von der Leiche hin⸗ weggebracht werden. Umſonſt riefen ihr die Sol⸗ daten zu, ſich zurückzuziehen, ſie blieb bei dem Toten, bis ein neuer Trupp eindrang und auch ihrem jungen Leben ein Ende machte. Es waren nicht Arbeiter, ſondern Strolche, welchen das Mädchen zum Opfer fiel. — Friedeberg N.⸗W. Die Ehefrau des Zimmermanns Wollgramm in Neuhaferwieſe wurde vor einigen Tagen in den letzten Atemzügen in ihrem Zimmer vorgefunden. Sie hatte ſich mit einem Tiſchmeſſer den Hals durchſchnitten und ſtarb in einigen Augenblicken. Ganz in derſelben Weiſe war einer vierjährigen Tochter der Garaus gemacht. In der Wiege lag ein zweites Kind, das ebenfalls tot war. Offenbar hatte die Frau dem Mädchen und dann ſich ſelbſt das Leben genommen. Ob ſie ſich auch an dem zweiten Kind vergriffen hat, iſt bisher Schutzmann Sand in die Augen und entkam. Später nicht feſtgeſtellt. Aeußere Verletzungen waren an dem Körper nicht wahrzunehmen. In Benzingen brach auf einer Wies e dortigen Markung, als der Eigentiimer hen auf dem Platze war, ein brunnenartig aussehende Loch in den Boden. Die bisherigen Meſſungen etgeben eine Tiefe von mindeſtens 50 Fuß, ohne den Gand erreicht zu haben. Weit unten bemerkt man wagrecht verlaufende Höhlungen. — Marſeille, 3. April. Am Diengtog früh wurden aus dem Poſtwagen zwiſchen Abignon und hier zwei Poſtſäcke mit Wertſachen im Betrag von 50000 Fr. geſtohlen. Der deklarſerte Weg betrug 4000 Fr. Das iſt nun ſchon der zpeſte Fall, der nicht ſehr für die Wachſamkeit der Verwale n in . tung. Man hat übrigens zwei der Thäter bereits enge T 100 fangen; der eine iſt ein Briefträger aus Mog, mia 1 ſichtigen des * Buchſtaben 415 190 1860 aus n den 1 Rictigen der! . Fhanhof und n Emstag d u bung der Vfl 4 r nor gab der andere ein früherer Cafetier von hier, Es würden bei ihnen bis jezt vorgefunden: eg. Fr. 280 hr, 1 Chek über Fr. 2800, ein deutſcher Wechſel gie M. 12, ca. 20 Tratten von Fr. 500 bis 00h, 6 goldene Halsketten, 1 filberne Uhr, 1 Bankgohe von Fr. 1000, zuſammen einen Wert von cg, zr, 30000 repräſentierend. Ein drittes Indipſnam wurde verhaftet, deſſen Teilnahme an dem Diehſſahſ f n 1 Ahern jedoch noch nicht erwieſen iſt. Ir he — Trieſt, 7. April. Eine mit fünf Nong; 1 e beſetzte Barke der Finanzwache wurde vorgeſtern, 1 in den Quarnero⸗Gewäſſern vom Sturme berrasch, d var zeidung Pendizung des g 1 Nihtigen habe int Krunthe n eirzuſend emiſeramtlich Die Barke klippte um und wurde ſpäter gufgefun⸗ den; von der Bemannung, welche zweifellos extrunlen iſt, hat man keine Spur. — Trieſt, 6. April. Der Kaſſier der dor⸗ tigen ſtädtiſchen Steuerbehörde, Karl Adelmann, feht ſich heute ſelbſt der Staatsanwaltſchaft mit der Mit 4 51 teilung, er habe aus der Steuerkaſſe 70 000 Halden 755 eee defraudiert. Adelmann wurde in Haft behalten, Ii heren Vürger Die ſtrengſte Reviſtion der Kaſſen wurde begonnen, Die Angelegenheit erregt in Trieſt großes, peinſcheg Aufſehen. — In der Gegend von Coſenzg hoben Erdbeben ſehr beträchtlichen Schaden angerſchtel, Die in der genannten Stadt erſcheinende „Avangugedig“ berichtet, daß in Marano Marcheſato der Schaden 7 200 000 Lire beträgt. In Rende wird er a 100 000 Lire geſchätzt, ohne die Kirche zu kechten, welche gänzlich demoliert und deren Kunftwert auf wenigſtens 200 000 Lire angenommen ſuſtd. Anerkennung. Ich weiß Hert Profeſſer, welchen Dank ich Ihnen ſchulde! — Wenn Sie 1 wären wäre mein Sohn der größe el. i Keinen. dameim, den 31. kftheide Velannt en der ffentlicht. 1 amftle gret 1b Bruſteir iu Hiligtten ihrem Munde ſeine eigenen Empfindungen zu hören, die ihn dann als eine ſeltſame, bezaubernde Sym⸗ pathie entzückten. So betrog er ſich ſelbſt. Die General⸗Direktorin hatte dies klug zu benutzen verſtanden und den reichen, gefeierten Künſtler mit unauflöslich ſcheinen⸗ den Banden an ſich gefeſſelt. Veielleicht hatte ſie einmal geglanbt, ihn wirk⸗ lich zu lieben — jetzt aber war die Zeit gekommen, wo ſie wünſchte, daß die Kette leichter zu zerreißen wäre, denn der Liebesrauſch zu ihm war längſt ver⸗ flogen und nur noch ein egoiſtiſches Intereſſe ließ ſie ihm gegenüber ein Gefühl heucheln, welches ſie in Wahrheit nicht empfand. Ja, ſelbſt dieſes Intereſſe ſchien ihr nicht mehr genügend, ihre Liebesheuchelei noch weiter zu treiben. Eine wirkliche, mächtige Leidenſchaft brannte ſeit Wochen in ihrem Herzen — ſie liebte, vielleicht zum erſtenmale in ihrem Leben, wahr heiß und der Gegen⸗ ſtand dieſer Liebe war — Theodor Lindner. Seit dieſer angekommen war und in ihrer Nähe weilte, verdrängte er jeder anderen Gedanken aus ihrer Seele. Sein feindliches zurückhaltendes Benehmen reizte ihre Leidenſchaft nur noch mehr und ſie wollte alles daranſetzen, den wildgenialen Künſtler für ſich zu gewinnen. — Alles! Oft in ſtillen Stunden der Einſamkeit malte ſie ſich ein anderes Glück an ſeiner Seite, als an der des Liberati fühlte ſie doch längſt, daß dieſer ſo ganz anders liebe, als ſie, daß er ihr zu rein, zu klar, zu lalt ſei, während Lindner, von deſſen wilder Vergangenheit ſie Vieles wußte, ihr näher ſtand und deshalb ſymphatiſcher war. Freilich die Sympathie der Schande. Doch er ihr ſeine Gefühle ein und glaubte im Echo aus was kümmerte ſie das? Die General⸗Direktorin wurde aus ihrem Sinnen durch einen Beſuch geweckt. Es war der Baſſiſt Bertini, welcher bei ihr eintrat. „Ah,“ rief ſie erſtaunt, „Bertini! Welch' ſelt⸗ ſamer Beſuch!“ „Q ja,“ erwiderte der Sänger, „die gnädige Frau haben meinen Beſuch zur Seltenheit gemacht, doch wenn man einen treuen Hund noch ſo oft mit Füßen ſtößt, er kommt doch immer wieder und tiſcht wedelnd ſeine ſchöͤnſten Kunſtſtücke auf. Und ſolch ein einfältiges, treues Tier iſt nun einmal auch der Joſeph Bertini.“ „So ſcheint es,“ rief die Dame mit einem erzwungenen lächelnden Ausdruck im Geſicht. „Nun ſo machen Sie mir doch ihre ſchönſten neueinſtu⸗ dierten Triller und Gurgelgaloppaden vor. Laſſen Sie ihre Baßtöne wie ein wildes Heer in Faſtnachts⸗ kleidern an mir vorüberwalzen und Sie ſollen als kluger Baſſiſt aach ein Stückchen Zucker haben oder den Inhalt meiner Bonboniere.“ „Viel Güte,“ ſagte höhniſch der Baſſiſt und ſetzte ſich ohne Weiteres in den Divan neben Emilie, „aber es gelüſtet mich nicht mehr nach Ihren Süßig⸗ keiten, ma chère, obgleich die Eeinnerung an ſchöne, entſchwundene Tage dadurch wachgerufen würde. Haha! Es war doch recht amüſant, als Sie mir mit Ihren ſamtweichen Fingern die ledernen Wangen ſtreichelten — wie?“ e ziſchte die General⸗Direktorin leiſe. „Nun,“ lachte er, „ ü . 1 ch war es nicht ſchön da „Schweigen Sie, ich bitte,“ entgegnete Emilie. 199 c el 885 erſcheint mir jetzt ſo edern, wie ihr Geſicht. eiß ich do i wie ich damals dazu kam 1 e 135 „Die Huldigungen des ledernen Baſſiſt 5 1 500 1555 zunehmen?“ höhnte Bertini. „O, das ſſt doch leicht erklärt. Sie mußten doch einen Contraſt zu dem ſchönen, tugend haften, moraliſchen Liberal haben, der - „Noch einmal! ſchweigen Sie — ode rief die General⸗Direktorin drohend und walf eigen — Blick nach der Thüre. „Nun, es iſt ſchon gut,“ ſprach kalt der Sanhes, „es iſt ſchon verſchmerzt. Von Anfang ſteſſich de zuckte es zuweilen heiß auf in der Bruſt dis keen Hundes Bertini, als er ſeinen Laufbaß halten hatte — aber jetzt — jetzt iſt Alles vorüber ud er macht Ihnen nur ſeine Aufwartung, u ſich nach dem Befinden der gnädigen Frau zu ezkün⸗ digen.“ „Ich bin ſchlecht gelaunt, Ber tinf!“ antworkele die Dame. 3 „Und was trübt Ihren Sonnenſcheſn, kenne Apollonia?“ fragte ſpöͤttiſch der Baſſiſt. i „Apollonia?“ ſprach Emilie Alberti. „ kommen Sie auf dieſen Namen.“ „Weil Apollo ſelbſt Sie liebt, ma ches Apollo, der Göttliche, der herabgeſtiegen iſt dem hohen Olymp und Sie in Geſtalt des Hexen den Auguſti beglückt.“ . „Ach,“ feufzte die General⸗Direklorin, ich wünſchte, daß er auf ſeinem Olymp geblieben wäre.“ Der Baſſiſt brach in ein schallendes Gflächlet felt, aus de ende Etinnerun aus Mit klaren Worten, Madame, Sie wünſchen ihn in das Land wo der Pfeffer wächſt.“ 1 Fortſetzung folgt