Erſcheint jeden drittwoch und Samskag und koſtet vierteljährlich 1 & mit illuſtiertem Anterhaltungsblatt 1 4 70 excl. Poſtproviſion. Inſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die einſpaltige 8 Pf., Lokal⸗Anzeigen mit 6 Pf., Reklamen mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen Rabattbewilligung. Garmondzeile oder deren Raum mit 10 — Nr. 29. Volitiſches. Karlsruhe, 7. Mpril. Das beute Vor⸗ mittag ausgegebene Bulletin über das Befinden S. K. H. des Erbgroßßerzoas lautet: S. K. H. der Erbgroßberzoa befinden ſich auch heute moraen noch fleberfrei und zeigt der Zuſtand mit Einſchluß der noch vorhandenen mäßigen Gelenkes ffektion ſeit geſtern keine erwähnungswerte Veränderung. Karlsruhe, 6. April. Wie zu erwarten, nahm die erſte Kammer heute faſt einſtimmia die empfeblende Ueberweiſung der Geſuche um Errichtung einer ſtaatlichen Realfreditanſtalt an die Regierung an. Staatsminiſter Turban bemübte ſich mit anderen Nednern, vor der Täuſchung zu bewahren, als könne eine ſolche Staatsanſtalt Wunder wirken; ſeine Er⸗ Hörung ließ keinen Zweifel, daß unter keinen Um⸗ ſtänden eine Unterſtützung aus Staatamitteln im Betrage von ungemeſſenen Millionen an den Bauern⸗ ſtand erwartet werden dürfe. Die Regierung ſteht auch beute noch im Stadium der Prüfung und aloubt nicht, daß ein geringerer Z! efuß ola 4 Prozent feſtaeſetzt werden könnte. Damit iſt das Intereſſe an einer ſolchen Anſtalt ſchon weſentlich aufgehoben. Einen extremen Standpunkt nahm Baron v. Hornſtein ein, welcher die bäuerlichen Pfandſchulden als größtes Hemmnis des landwirt⸗ ſchaftlichen Gewerbes betrachtet und in ſeiner be⸗ kannten Broſchüre auch einfach die teilweiſe Zwangs⸗ beſeitigung derſelben angeraten hat. Karlsruhe, 6. April. Die Herzogin von Naſſau von dem Großberzog an den Bahnhof geleitet, iſt beute früh mit dem Orientexpreßzug nach Wien gereiſt. — Geſtern traf Prinz Wilhelm von Pots⸗ dam wieder hier ein. — Noch ſind zwar die offi⸗ — General-Anzeiger für Ladenburg und Amgegend. 20 Samstag, den 10. pril ziellen Vergnügungen nicht wieder in dem Refidenz⸗ ſchloſſe eröffnet, wie dies wohl ſonſt in Anweſenheit des Landtages der Fall zu ſein ſcheint; aber mit dem ſteten Geneſen des Erbaroßherzoas bewegt ſich das trauſſche Familienleben unſeres fürflichen Hauſes wieder froher und zuverläſſiger, erhöht durch die Anweſenheit der drei Kinder unſeres großherzoglichen Paares. Erzbiſchof Orbin in Freiburg iſt, wie der „N. B. L.“ telearaphiert wird, heut⸗ früh geſtorben. Berlin, 6. April Der Kommandant des Kanonenboots „Cyklop“, Kapitänlieutenant Stußben⸗ rauch meldet telearoppiſch von der Weſtafrikaniſchen Station: „Ich beſchoß Manga im Bimbiaarm und bin daſelbſt gelandet; die Stadt iſt zerſtört. Vom „Ciklop“ iſt keiner verwundet. Der Gouverneur iſt anweſend.“ Die Nachricht kommt Üb⸗rraſchend, da von neu⸗ren Verwicklungen oder Aufſtänden in dem Bimbiagebiet nichts bekannt war. London, 6. April. Heute bat beim biefigen Central⸗Kriminalaerichtshofe der Prozeß gegen die ſozialiſtiſchen Aufwiealer Hyndmann, Champion. Burns und Williams begonnen. Die Ankloge lautet auf Aufwicklung durch aufrühreriſche Reden bei den jüngſten Londoner Unruhen. — Verſchiedenes. * Ladenburg, 8. April. Die geſtern abend abgehaltene Generalverſammlung des Turnvereins beſchäftigte ſich nur mit Vereinsangelegenheiten. Dieſes Jahr ſoll ein größeres Anturnen und zwar am 9. Mai abgehalten werden, zu dem die befreundeten Vereine einzuladen find. Der auf das Turnen fol⸗ gende Ball wird in der „Roſe“ abgehalten und ſoll die Kapelle Hertel die Muſik ſtellen. Der Nachbar⸗ Nachſtehende Annoncen ⸗Erpeditionen: Alois Herndl in Wien, Adolf Steiner in Hamburg und fämtliche Annoncen⸗Bureaux von Haaſenſtein und Vogler, Rudolf Moſſe, G. Inſerate ſind von nachweisbarer Wirkſamkeit. Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor in Ladenburg %ͤ;]·ů. L. Daube und J. Barck und Comp. für uns an. nehmen Inſerate 1886. verein Ziegelhauſen aibt anläßlich ſeiner Fahnenweihe ein Preisturnen, welches von hier aus beſchickt werden ſoll! Auf den zweiten Oſtertag wird ein Turngang unternommen, an dem ſich auch die Turnſchweſtern mit ihren Angehörigen beteiligen können. Die Turn⸗ hallebaugelder ſind auf dem hieſigen Vorſchuß⸗Verein niedergelegt. Eingegangen ſind ca. 160 M., wovon ca. 140 M. zinstragend hinterlegt ſind. — Weinheim, 7. April. Heute früh erſchoß ſich der Gärtnerlehrling Adam Brockenauer von bier in dem nahen Walde. Der junge Mann iſt ſchon längere Zeit leidend und dürfte hierin das Motiv zum Selbſtmord liegen. — Geſtern abend kamen dabier einige Rekruten mit einander in Streit, wo⸗ bei das Meſſer wieder ſeine Rolle ſpielte. Eine der⸗ ſelben wurde in den Rücken geſtochen und ſoll die Verwundung eine erheblich⸗ ſein. — Karlsruhe, 7. April. Heute vormittag wurde in einem Hauſe der Werderſtraße ein Dienſt⸗ mädchen wegen dringenden Verdacht des Kindsmordes verhaftet. Es wurde nämlich in dem an das Haus anſtoß⸗ nden Garten der noch aut erhaltene Leichnam eines neua⸗borenen Kindes aufgefunden und ver⸗ ſchiedene Anzeigen deuteten auf ein im Haus be⸗ dienſtetes Frauenzimmer als die unnatürliche Mutter hin und es beſtätiaten ſich die Verdachtsumſtände derart, daß dasſelbe auch gefänglich eingezogen wurde. — Karlsruhe, 4. April. Eine rührend 1 naſve und zugleich, wie der „Straßb. Poſt“ beſtimm⸗ 1 feſt verſichert wird', wahre Geſchichte hat ſich dieſer 5 Tage im Refidenzſchloſſe zugetragen. Eine alte Bäu⸗ erin, einen ziemlich großen Korb unterm Arme, ver⸗ langte dringlich den Erbgroßherzog zu ſprechen. Dieſem Wunſche konnte zwar nicht willfahrt werden, aber ovelle von Brentano. 5 6 7. 1 h „He, Brander,“ rief der neue Ankömmlina mit gellender Stimme, daß es ſeltſam durch die Nacht klang, „was führſt Du im Schilde, daß Du nächt⸗ licher Weile hier herumlauerſt? Was iſt es für ein Spitzbubenſtück, bei dem Du mitwirkſt, he?“ „Lindner,“ rief Brander erſchrocken, „auch Sie hier zur nächtlichen Stunde, ha, ha, ha! Machen wohl den Ehrenwächter der Frau General⸗Direktorin Alberti?“ weiß ſchon,“ knirſchte „Teufel, Lindner. „Wollen Sie vielleicht Ihren Freund, den Herrn Auguſti nächtliche Komödie ſpielen ſehen — wie 2“ höhnte Brander und lachte dem ärgerlich da⸗ voneilenden laut nach. Die rote Bärbel hatte ſich ſcheu in den Schatten gedrückt. „Nun Barbara,“ redete Michael ſie an, „liebſt Du den Liberati noch?“ Das Mädchen antwortete nicht. „Liebſt Du den Liberati noch?“ wiederholte ihr Begleiter. „Nun, wenn Du es doch wiſſen willſt jetzt liebe ich ihn mehr denn je, wo ich weiß, daß auch der ſein Herz dem Gefühl zugänglich iſt, welches mich in heißem Brande zu ihm verzehrt. Ja, jetzt werde ich den Kampf beginnen mit ihm und mit der, die er liebt — wer weiß, vielleicht gewinne ich ihn, doch noch, den Mann, nach dem meine Seele lechzt.“ Der Schauſpieler ſtöhnte tief auf. „So liebſt Du mich nicht, Barbara,“ rief er faſt flehend, „wirſt mich niemals lieben?“ Sie ſchwieg. „Wirſt mich niemals lieben?“ wiederholte er und ſeine Stimme klang rauh und heiſer. „Mach mir das Herz nicht noch ſchwerer, Michael!“ ſagte ſie leiſe. „O, wie ſch Dich geliebt habe — wie ich Dich noch liebe!“ ſchluchzte er, „hier, hier ſitzt es wie Feuerbrand — o, verflucht der reiche Liberati, der dem Armen ſein Einziaſtes ſtahl!“ „Fluche nicht, Michael,“ ſprach das Mädchen, entſetzt vor dem wilden Ausbruch ſeines Haſſes, „wenn Du mich liebſt, wie Du ſagſt, ſo fluche dem Manne nicht, dem mein Herz gehort. und den ich mir mit tauſend Schmerzen erſt erringen muß. „So läſſeſt Du nicht von ihm?“ „Selbſt im Tode nicht,“ ſprach feſt das Mädchen. „Nun,“ rief Brander entſchloſſen, „ſo mogen mir alle guten Geiſter beiſtehen, Bärbel, ſo will ich Dir die ganze Große meiner Liebe beweiſen und aufſchlagen. General⸗Direkterin Emilie Albertini. will Dir ſelbſt zu ihm verhelfen. Wenn Du mich doch nicht lieben kannſt, ſo magſt Du denn glücklich werden mit ihm mir wird Gott Troſt ver leihen.“ „Dank, tauſend Dank, Du guter Michael! ſprach leiſe das Mädchen, „ich aber will Dir ewig eine treue Schweſter ſein.“ „Gott lohne es Dir,“ ſagte der arme Schau ſpieler und drückte die Hand des Mädchens, au welche eine brennend heiße Thräne fiel. Barbara aber hing ſich fröſtelnd an ſeinen Arm und ſchweigend ſchritten ſie durch die Nach dahin. In ſeinem Herzen war es in dieſem Augen blicke ſo recht öde und ausgebrannt und er meinte nimmer würde der Funke zu verzehrender Flamm Armer Michael! In einem reich ausgeſtattsten Zimmer ſaß di 1 Nachläſſig bielt ihre Hand ein Buch, aus dem ſie von Zeit zu Zeit einen Blick hineinwerfend, leis vor ſich hin memorierte. Es war ein neues Drama, in welchem ſie die Hauptrolle ſpielte, um ſie unter des Liberati's Leitung auszuführen. Denn ſei langer Zeit war er ihr Lehrmeiſter; unbewußt hauchte