Ende zu machen. Obgleich man ſofort ärztliche Hilfe in Anſpruch nahm, ſo war die Frau doch nicht mehr zu retten und iſt heute morgen unter den fürchterlichſten Schmerzen verſchieden. — Fonſtanz, 1. April. Geſtern nachmittag iſt Samuel Rainer von Lindau hier in Unterſuchüngs⸗ haft genommen worden unter dem Verdacht, die Filiale der Rheiniſchen Kreditbank dadurch betrogen zu haben, daß er bei derſelben mehrere Hundert rumäniſche Fünffrankenſtücke unter der Vorſpiegelung auswechſelte, daß es ſchweizeriſche Fünffrankenſtläcke ſeien. f — Gießen, 2. April. Auf dem hieſigen Bahnhofe der Main⸗Weſerbahn geriet geſtern abend ein mit Luxuspferden beladener Waggon, welcher dem Pferde händler Cahen aus Düſſeldorf gehörte, dadurch in Brand, daß eine unvorſichtigerweiſe in einen mit Stroh ausgefüllten Waggon hineingebrachte Kerze zu Boden fiel. Es verbrannten 7 Pferde, 1 ſprang auf die Schienen und wurde von einem von Kaſſel kommenden Nachtzuge totgefahren. Der Schaden ſoll 20 000 M. betragen. — Würzburg, 31. März. Zwei in einem Kalkofen im Steinbachsgrunde über Nacht gebliebene vagierende Burſchen wurden heute fruh erſtickt auf⸗ gefunden. — Nach Verbüßung des dritten Viertels ihrer Strafe wurde dieſer Tage, wie man dem „N. C.“ meldet, die ſeiner Zeit wegen Betrugs und Meineidsanſtiftung (in der Ott'ſchen Millionen⸗Erb⸗ ſchaft) zu mehreren Jahren Zuchthaus verurteilte Gräfin Baudiſſin vorläufig aus der hieſigen Zucht- hausanſtalt entlaſſen. — Mülhauſen, 31. März. Geſtern iſt hier in der Burggaſſe ein 6jähriger Knabe verun⸗ glückt, der während des Laufes in ein offen in der Hand getragenes Taſchenmeſſer fiel. Die Schneide drang ihm in's Herz; nachdem das Kind aufgeſtanden, ſich ſelbſt das Meſſer aus der Wunde gezogen und noch ein paar Schritte gelaufen war, fiel es tot nieder. — In Magdeburg wurde am 1. d. M. das zweite Reichswaiſenhaus eröffnet. Moͤgen alle bei der Eröffnungsfeier ausgeſprochenen Wünſche und Hoffnungen in Erfüllung gehen — zum Segen der Kinder und zur Freude der Fechter. — Danzig, 3. April. Geſtern nachmittag iſt bei Neufähr unerwartet Eisſtopfung der Weichſel eingetreten; das Hochwaſſer iſt ſo geſtiegen, daß Dammbrüche unausbleiblich find, der hieſige Hafen iſt ſehr gefährdet. Geſtern abend hat ein Damm⸗ bruch bei der ſogenannten Einlage ſtattgefunden, wo durch ein Tell der Nöhrung überſchwemmt wurde. Die ganze Nacht hindurch wurde mit Hilfe der Garnifon am Schutze der Düne⸗Schleuſen angeſtrengt gearbeitet. Heute früh fand bei Weßlinken ein Damm⸗ bruch und ein Schleuſenbruch bei Rehnendorf ſtatt. Vormittags 9 Uhr löͤſte ſich die Eisſtopfung. Das Eis ſchwimmt in die See ab. Die Hauptgefahr für Danzig und den Haſen ſcheint vorüber zu ſein. — Hamm in Weſtf., 30. März. Die Leſer werden ſich noch des ſchrecklichen Vorfalls entſinnen, der ſich am Morgen des 22. Dez. v. J. hier er eignete. Der Händler Muckelmann hatte nämlich ſeiner Frau und fünf Kindern den Hals abgeſchnitten. Seit der Zeit iſt Muckelmann im Gefängniſſe zu Dortmund von 3 Aerzten auf ſeinen Geiſteszuſtand beobachtet worden. Muckelmann behauptet nach wie vor, vollkommen geiſtig geſund zu ſein und die That ausgeübt zu haben, um ſeine Kin der und ſeine Gattin, die er über alles geliebt habe, zu Engeln zu machen, damit es denſelben nach ſeinem Tode nicht einmal ſchlecht gehe. Zeugt ſchon die ſchreckliche That allein dafür, daß der in Wirklichkeit gute Gatte und Vater, deſſen pekunjäre Verhältniſſe nicht ſo ſchlecht waren, bei der Ausübung derſelben von einer fixen Idee geleitet geweſen iſt, ſo hat die ärztliche Beobachtung dies beſtätigt. Die Aerzte haben jetzt die Ueber⸗ führung des Muckelmann in die Irrenanſtalt ange⸗ ordnet, in der er wohl ſein Leben beſchließen wird, da eine Anklage gegen ihn nicht zu erwarten iſt. — Aus Schleſien wird geſchrieben: In der Nähe von Planten bei Liegnitz iſt dieſer Tage beim Ausſchachten von Sand in der Nähe des Denk⸗ mals am Rehberge ein Maſſengrab mit zahlreichen Skeletten aufgefunden worden. Die Zoͤpfe, welche bei den Schädeln lagen, und die altmodijchen Ga⸗ maſchen, ſowie die Uniformknöͤpfe bewieſen, daß die Skelette Preußen und Oeſterreicher angehören, welche in der Schlacht bei Liegnitz am 15. Auguſt 1760 gefallen ſind. In dem Sande haben ſich die Farben der zu den Uniformen verwendeten Tuche gut erhalten. — Pommern. In der Nacht vom 30. auf 31. März brach auf dem Ritergute Warnim Feuer aus, welches einen Schafſtall einäſcherte, wobei der in dem Gebäude wohnende Schäfer, ſowie 300 Schafe verbrannt. — Paris, 1. April. Vor etwa 10 Tagen wurde im Friedhofe Sain Quen die Leiche eines jungen Mädchens nächtlicher Weile ausgegraben und geſchändet. Die Polizei forſchte noch immer nach dem Urheber dieſer grauſigen That, als ſie einen anonymen Brief erhielt, der einen gewſſſen Chor Duhamel des Verbrechens zieh. Er wurde berhafte und nun ergab es ſich, daß er ſelbſt den Brief ge ſchrieben hatte. Ueber die That befragt, erzühlle er den Vorgang mit den ſcheußlichſten Details und verflel ſchäumend und mit Gliederverrenkungen 9 Krämpfe. Da Duhamel ſchon früher ſelbſt wege verſchiedener Morde und Brandſtiftungen angellag und es ſich ergeben hatte, daß Alles Spiel feine verwirrten, müßigen Phantaſte war, ſo iſt man Annahme berechtigt, daß er ſich auch diesmal df Dinge wieder ſo lebhaft vorſtellte, daß er glaube ſie ſelbſt erlebt zu haben, dann Gewiſſensbiſſe eine Schuld empfand und die Polizei davon in Kenginz ſetzte. g — Mailand, 2. April. Infolge der geue Erhöhung des Stadtzolles auf Reis und Brod, nach welcher nar noch ganz kleine Quantitäten unverzolt die Thore paſſieren dürfen, fand geſtern abend gegen 8 Uhr auf dem Domplatz ein ungeheurer Auflau ſtatt. Die Menge zertrümmerte eine große Anzah Glaslaternen, ſowie elektriſche Glühlichtlampen, dag auf dem Domplatz zur Zeit befindliche Gerüſt zu Ausbeſſerung der Trottoirs wurde unter Schreſe und Toben niedergeriſſen. Die Polizei erwies ſic trotz der Unterſtützung der Carabineri der Meng gegenüber zu ſchwach. Es wurden ſchlleßlich einig Kompagnien Militär aufgeboten, welche gegen 1 Uhr abends die Ruhe wieder herſtellten, Vieſe Ver haftungen wurden angenommen. — (Ranibalismus.) Vor einigen Mongze wurden, wie man ſich noch erinnern dürfte, in einem Steinbruche bei Chancelade etwa 20 Arbeiter ber ſchüttet, ohne daß es moglich geweſen wäre, dieſelben zu befreien. Die Arbeiten ſind nun ſo weil vor geſchritten, daß eine photographiſche Aufnahme einer Höhlung vorgenommen werden konnte. Dieſelb ergab nach ſtattgehabter Vergrößerung der Probe beinahe die vollſtändige Gewißheit, das die unglack lichen Verſchütteten ſich gegenſeitig verzehrt haben Die Thatſache iſt um ſo wahrſcheinlicher, als eine Leiche vollkommen intakt geblieben iſt und die eines Verhungerten ſein dürfte, und ein ganz ſſeolſerter menſchlichen Arm. der an ſich keine Verlez ungen aufweiſt, in der Nähe bemerkt wurde. Jetzt eillart man ſich auch den dichten peſtillenzartigen Rauch, der von Zeit zu Zeit aus der Unglücksſtätte auf ſtieg: Die dem Hungertode Preisgegebenen briete 6. Satei ſchublos Momme Veltle die Ueberreſte ihrer Kameraden. der bitter, „und macht die Rechnung nicht ohne den Wirt. Wißt Ihr denn überhauyt ſchon ſo genau, ob ſie mich haben will?“ „Nun, wenn Du ihr keine Grillen in den Kopf geſetzt haſt,“ entgegnete ärgerlich der Baſſiſt, „wer thot es denn ſonſt? Irgend wer hat eine Verän⸗ derung in ihr hervorgebracht, ſo viel ſteht feſt.“ „Sie liebt den Liberati,“ ſtieß Brander dumpf hervor. Die Beiden fuhren entſetzt von ihren Stühlen empor und ſtarrten den Kollegen erſtaunt an. „Ja, ja,“ fuhr dieſer leidenſchaftlich fort, „liebt ihn, ſeit ſie ihn zum erſtenmale ſah, bis zum Wahnfinn.“ „Den Liberati?“ ſagte der Baſſiſt, „armes Mädchen, Du haſt ein beſſeres Schickſal verdient, als in Liebe zu dem zu vergehen.“ „Den Liberati,“ höhnte der Komiker, „Bärbel, ich verzeihe Dir Du biſt beſtraft genug.“ Eine lange Pauſe folgte. Die Mitteilung Branders hatte die Beiden trotz ihrer Wüſtheit, eigentümlich berührt. „Laß uns gehen, Wagner,“ ſprach endlich Bertini, „hinaus in die Luft, mir ſchmeckt kein Tropfen mehr — weiß der Teufel warum!“ Und beide verließen das Zimmer. Michael aber ging nochmals zur Bärbel hinüber. Sie lag auf dem Sopha und der letzte Abendſchein fiel auf ihr bleiches Antlitz. „Sind ſie fort, die häzlichen Geſellen,“ fragte ſie. „Eben hörte ich ſie noch auf dem Gange ihr Weſen treiben. „Rotes Bärbel, wir rächen Dich!“ was wollten ſie damit?“ Michael Brander knüpte einen ſchweren Ent⸗ ſchluß. „Steh auf, Bärbel,“ ſprach er endlich dumpf, „ich will Dir den Liberati zeigen und das Weib, welches er liebt!“ Das Mädchen fuhr im Zwielicht empor, als ob eine Natter ſie geſtochen und griff krampfhaft nach ihrem Herzen. „Wen liebt der Liberati?“ fragte ſie mit be⸗ bender Stimme. „Die General⸗Direktorin Alberti.“ „Woher weißt Du das ?“ 51 0 „Wie Schuppen fiel es mir heute von den Augen, als ich ihn weit draußen vor dem Thore heimlich aus ihrem Wagen ſteigen ſah. Laß uns Wache ſtehen vor ihrem Hauſe, Bärbel, und wenn er nächtlich geſchlichen kommt von ſeinem Lieb, wirſt Du geheilt ſein — nicht wahr?“ Armer Michael, wie ſchlecht kannteſt Du das Menſchenherz! — —. — „Komm, komm,“ ſprach ſie haſtig, „gehen wir!“ „Laß uns noch warten,“ entgegnete Brander, „eben ſchlägt es erſt acht vom Thurm. Elf — zwölf Uhr — daß iſt die Zeit, wo wir hoffen dürfen, ihn zu treffen.“ PPPPPPUFU.w! ꝙð T. Kühl war die Herbſtnacht hereingebrochen und ſchneidend fuhr der Wind durch die Hauptſtraße, welche matt von einer hie und da flackernden Oel⸗ lampe erhellt war. Gegenüber dem Theater, im dichten Schatten der Häuſer regte es ſich. Zwei Geſtalten, Michael und die Börbel, ſie lauerten auf den Liberati, den ſie oben in der Wohnung des General⸗Direktors im Schauſpielhauſe vermuteten. dichter in ſeinen M „Noch ein wenig Geduld,“ bat das vor Auf regung zitternde Mädchen, „bald muß er kommen Horch, hoͤrſt Du Nichts — nein es iſt der Wind der durch den Korridor da drüben rumort.“ Und während unten Liebe und Haß auf ihn lauerten, ſaß der Künſtler oben der ſchönen Fe gegenüber, für die er entbrannt war in heißer und und doch ſo reiner Liebe. Und wieder beſchwor er ſie, ſich von dem Gatten zu trennen, die Seine zu werden für ewig; wieder ſchilderte er ihr, welch el Leben er ihr bereiten wolle, voll Glanz und Ehre Sie aber ſchaute träumeriſch herab auf den Künſtler, der im Feuer der Liebe ihr zu Füßen ge ſunken war und wie finſterer Schatten flog es übe ihr Antlitz. Was träumte ſie wobl in dieſem Augenblick Von einem andern Leben voll Glück — ohne Trennung und obne Eklat vor der Welt. Ob es ihr wobl, als ſie in das begeiſterte Antliß des Knieenden ſchaute, klar wurde, daß ſie ihr Glück nie bei dieſem Manne finden würde? — — — Die unten Harrenden ſchracken aus der dumpfen Stille auf, in welche ſie nach und nach verſunklen waren. Da drüben hatte eine Thür geknarrt, eine hohe Geſtalt trat aus derſelben, ſchloß ſie wieder und eilte mit haſtigen Schritten an ihnen vor⸗ über. „Er iſt es,“ ſtöhnte Barbara, „Du haſt Recht b gehabt, Michael!“ 5 „Laß uns nun gehen,“ ſagte er dumpf, „mich friert.“ Und ſie gingen, als aus einem Thorweg eine dunkle lange Figur ſich erhob und ihnen den Weg vertrat. Fortſetzung folgt. „Mich friert,“ flüſterte Brander und hüllte ſich antel. 11575