Strite in den Steinbrüchen ausgebrochen. — Ein Meeting der Arbeitervereine in Gent tadelte die Ordnungsſtörung und empfahl Ruhe und Beſtehen auf dem Verlangen nach ſozialen Reformen. Ein Komité Brüſſeler Rechtsanwälte hat ſich zur Ver⸗ teidigung der zahlreichen Gefangenen im ganzen Lande gebildet. Alle Gefängniſſe ſind überfüllt und es er⸗ folgen immer mehr Verhaftungen. Die Regierung wird einen Kredit von den Kammern verlangen müſſen zur Entſchädigung für die angerichtete Zer⸗ ſtörung, da die Gemeinden zu arm find, um der geſetztichen Verpflichtung nachzukommen. Die Strikes in den Steinbrüchen ſind beinahe beendigt. Ein großer Stricke droht in den großen Bergwerken von Mariemont. Bezüglich des Strikes in den Fabriken von Dinant iſt erwieſen, daß die beſchädigten und zerſtörten Glashütten diejenigen waren, welche die Fabriken und die Lage der Arbeiter am meiſten verbeſſert hatten. Tournai, 31. März. Die Arbeit in den umliegenden Fabriken iſt faſt überal eingeſtellt. Die Strikenden, welche in Calonne zu einer Beratung zuſammengetreten waren, nahmen bald eine drohende Haltung an; ſie zerſtöͤrten die Telephonverbindung zwiſchen Crevecoeur und Allain, ſetzten ſich in der Stärke von 8000 Mann nach Barges in Bewegung und verübten auf dem Wege zahlreiche Zerſtörungen von Eigentum. — Heute nachmittag iſt zwiſchen Arbeitgebern und Arbeitern ein Arragement zuſtande gekommen. Der Strike iſt beendet. Verſchiedenes. — Mannheim, 30. März. Das amtliche Warenverzeichnis zum Zolltarif iſt von Seiten des Bundesrats einer ſehr eingehenden neuen Bearbeitung unterzogen worden. Der diesbezügliche Entwurf iſt der Handelskammer für den Kreis Mannheim mit dem Auftrag überſendet worden, ſich gutachtlich dar⸗ über zu äuſſern. Es dürfte daher im Intereſſe des Handels- und Induſtrieſtandes gelegen ſein, Einſicht in dieſes umfaſſende Aktenſtlck im Lokal der Han⸗ delskammer zu nehmen. Da die Beſchlußfaſſung über dieſen Entwurf eines amtlichen Warenverzeich⸗ niſſes unmittelbar bevorſteht, ſo werden diejenigen Intereſſenten, für welche eine Aenderung des bis⸗ herigen Warenverzeichniſſes von Wert iſt, gut daran thun, moͤglichſt umgehend die erfordertichen Schritte bei der oben genannten Korporation zu thun. — Mannheim, 30. März. Die amtliche Sektion des plötzlich verſtorbenen Athleten Schäfer von Karlsrube, welche geſtern von dem Bezirksatzte, Herrn Doktor Fiſcher vorgenommen wurde — die Staatsbehörde war durch den Amtsverweſer Referen⸗ dür Dr. Grohe vertreten — ergab: Die Todesur⸗ ſache war Herzlaͤhmung. Als unmittelbare Urſache der eingetretenen Herzläbmung iſt die übermäßige Anstrengung beim Ringen und die nachgefolgte große Aufregung bei der Niederlage anzuſehen. Die Herz⸗ lähmung erfolgte in Vergrößerung des Herzens, Er. weiterung und Erſchlaffung der rechten Hälfte mit Verdünnungen der Wandungen dieſer Seite. — Mannheim, 1. April. Heute nacht geriet der Rangierer Treiber von Plankſtadt im hie⸗ ſigen Hauptbahnhof zwiſchen 2 Puffer und war ſo⸗ fort eine Leiche. Der Wagen, welcher auf den Un⸗ glücklichen rannte war durch den heute nacht herr⸗ ſchenden Sturmwind in Bewegung geſetzt worden. —. Karlsruhe, 29. März. Bei der dies⸗ jährigen Aushebung werden die Militärpflichtigen zum erſtenmale zu anthropologiſchen Zwecken unter⸗ ſucht. und zwar in den Bezirken Karlsruhe, Kehl. Wolfach und Donaueſchingen, während die übrigen Amtsbezirke in den nächſten Jahren folgen ſollen. Die Unterſuchungen erſtrecken ſich auf die Beſchäfti⸗ gung und den Beruf des Pflichtigen, die Geſichtszüge, Farbe der Augen und Haare, auf die Länge, Breite und Geſtalt des Kopfes, die ganze Körperlänge, Sitz⸗ größe und die Beinlänge der Leute, worüber genaue Berichte zu erſtatten ſind. — Karlsruhe, 27. März. Nachdem der Bürgerausſchuß die Mittel zur Erbauung einer Aus⸗ ſtellungshalle bewilligt hat, ſoll nunmehr mit den Arbeiten in Pälde begonnen werden. Wie wir hören, werden dieſelben zur Vergebung ſofort aus⸗ geſchrieben und ſoll der Endtermin zur Einreichung von Angeboten auf Donnerstag den 1. April, an⸗ genommen ſein. Da die Halle bis Mitte Juli fer⸗ tiggeſtellt ſein muß, Behufs Aufnahme der Ausſtellung für Handwerkstechnik und Hauswirtſchaft, für welche ſchon zahlreiche Anmeldungen eingelaufen find, ſo mußten die Arbeitstermine kurz geſtellt werden. — Aus Baden, 30. März. Der Opferſtock im Pfarrmünſter zu Villingen wurde vor einigen Tagen erbrochen und ſeines Inhaltes beraubt. — In Großweiler, A. Achern, wollte ein Mann eine Katze totſchießen, das mit Sprengpulver geladene Gewehr ſprang und verletzte den Schützen an der linken Hand ſo ſchwer, daß dieſelbe abgenommen werden mußte. — In der Nähe von Offenburg, beim Hof⸗ weierer Bahnübergang gingen einem Viehtreiber zwei Ochſen durch, wurden von dem von Freſbutg kommenden Perſonenzug erfaßt und geihtet. Auf dem Bahnhof in Offenburg wurde dem borheirateten Bahnarbeiter Sigmund Rothmann von Schutterwald beim Manöͤverieren eines Güterzuges ein Arm zer⸗ ſchmettert. — In Epfenhofen, A. Bonndorf kam das jährige Söhnchen des Straßenarbeſteng Waldhart von dort, das in einem Kinderwagen schlief dadurch ums Leben, daß das Wägelchen von ſeinem 6jäbrigen Brüderchen in Bewegung geſetzt wurde und unaufhaltſam einen ſteilen Abhang hinunterrollle, Hiebei wurde das Kind derart aus dem Wagen ge ſchleudert, daß es Tags darauf ſtarb. — Frankfurt, 29. März. Durch Kinder wurde in det Nied bei Heddernheim die nakte Leiche eines etwa 16 Jahre alten Mädchens aufgefunden, Dieſelbe hatte einen Strik um den Hals. Zur Feſt, ſtellung der Angelegenheit hat ſich heute eine Kon, miſſion nach Heddernheim begeben. — Zwel jung, Leute ſpielten gemeinſchaftlich ein Loos. Das oog gewann 1500 Mark. Derjenige, welcher ez im Bewahr hatte, kaſſterte den Gewinn ein und ging mit ihm durch. — Dortmund, 29. März. Ein Raubmord iſt hier in vergangener Nacht begangen worden, Auf einem fricchg epflügten Felde wurde in der Nuhe des Knappenberger Weges die Leiche eines Arbeſterz gefunden, neben demſelben lag das leere Portemon⸗ naie geöffnet, der Leiche war auch der Rock ausge⸗ zogen, der aber in einem Garten in der Umgebung der Stadt wiedergefunden worden iſt. Der Tod des äußerſt kräftig jungen Mannes iſt durch Erdroſſeln herbeigeführt und zwar iſt das Verbrechen mit der bloßen Hand, ohne Anwendung irgend welcher ſon⸗ ſtiger Hilfsmittel ausgeführt. Der Ermordete iſt der 19 ½ jährige Fabrikarbeiter Dietrich Ruhrs von ger, Vom Thäter fehlt jede Spur. — Wiesbaden, 29. März. Der Alete Einwohner Wiesbadens, Herr Joh. Kemper, geboren am 4. November 1781 zu Mettmann im Negie⸗ rungsbezirke Düſſeldorf, iſt vergangene Nacht hald 4 Uhr im 105. Lebensjahr hier geſtorben. Remper, früher Polizeikommiſſär in Elberfeld, hatte ſich nach ſeiner Penſtonierung hier niedergelaſſen. Einen dauer⸗ hafteren Penfionär hat es in Preußen nie gegeben. — Hamburg, 30. März. Durch eine wei⸗ hin vernehmbare heftige Detonation wurden zm Morgen des 29. d. die Bewohner der Kieler Slraße und Umgegend erſchreckt. Es zeigte ſich, daß in dem einſtöckigen Hauſe Kieler Straße 108, welches don Dichter geworden, aber es war das alte Lied von dem unglückſeligen Genie, welches nur mitten im Strudel eines wüſten, wilden Lebens die Schwingen entfalten zu können glaubt. Vor einigen Monaten war er nach der Refidenz gekommen und daſelbſt für kleinere Charakterrollen engagiert worden. Er hatte während ſeines Wander⸗ lebens nie große Anſprüche an ſeine Wohnung ge⸗ macht und zog auch hier in ein altes, düſteres Haus in einer ſchmalen Seitengaſſe. Dort traf er als Hausgenoſſin Barbara, die Putzmacherin. eine ſeltſame, eigentümliche Natur. Viele Leute hielten für ein verlorenes Geſchöpf, da ſie mit allen den wüſten Schauſpielern, welche mit ihr dieſes Haus bewohnten, auf einem ſehr vertrauten Fuße ſtand, ſtets mit ihnen und mit Frauen nur verkehrte, wenn ihr Beruf ſie mit ihnen zuſammenführte. Aber ſie war es nicht. Hatte ſie mit den tollen Geſellen auch gelacht, geſcherzt und gejubelt, halbe Nächte long an ihrem Treiben ſich ergötzt — in einem war ſie ſich ſtets treu geblieben und keiner ihrer tollen Genoſſen war jemals in ein näheres Verhältnis getreten. Als Brander die „rote Bärbel,“ ſo nannten ſie Barbara, um ihres wundervollen Haares willen, kennen lernte, machte das ſchlanke intereſſante Mädchen einen gewaltigen Eindruck auf ihn. Er fühlte ſich mächtig vor ihr angezogen und je weniger ſie auf ſeine Gefühle zu achten ſchien, deſto höher ſchlug die Flamme in ſeinem Innern empor. Sie aber verkehrte mit ihm, wie mit den An⸗ dern, immer heiter, lach nd und tollend, denn ſie war eben ein ſeltſames, verwunderliches Geſchöpf, welches die Welt verachten, aber nie begreifen kann. Eine ihrer originellſten Grillen aber war, daß ſie, trotz ihres Umganges mit den Schauſpielern, 155 * 1 23 noch niemals das Theater beſucht hatte. Wie oft war ſie von denſelben darum gebeten worden, allein umſonſt. Sie meinte ſich tot lachen zu müſſen, wenn ſie ihre Freunde in den bunten Rittermänteln und angethan mit den Helmen von Pappe ſähe, wie ſie herumraſten zwiſchen geleimten Häuſern und erlogenen Bäumen. Nein, ſie wolle lieber ſelbſt mit ihnen raſen, draußen im grünen Wald, unter den wirk⸗ lichen, wahrhaftigen Bäumen. „„ Und das thaten ſie oft genung. Mit Brander aber war ihr trübes Verhängnis über ſie gekommen. Seiner Ueberredungskunſt war es endlich gelungen, ſie zum Beſuch des Theaters zu bewegen. Man gab Schillers „Räuber,“ das wildpackende, geniale Jugendwerk, voll verzehrender Glut. über das die Herren Kritiker heute ſo vornehm die Naſen rümpfen und es „einen überwundenen Standpunkt“ nennen. Aber ſchaut ſie nur an, unſere Jugend, wie ſie daſitzt, glühenden Auges und aufmerkſamen Ohr's wenn der gewaltige Jugend⸗ geiſt unſeres volkstümlichen Dichters über die Bretter ſchreitet. So erging es auch der roten Bärbel. Au ſie fühlte ſich allmächtig berührt von der 1 fremden Welt, welche ſich vor ihr aufthat mit un⸗ geahntem Zauber ſie umſtrickend. Sa hatte ſie ſich das Alles nicht gedacht — ſo nicht. Starren Auges folgte ſie dem hinreißenden Spfele des Liberati welcher den Karl Moor darſtellte; nicht den geſchmink⸗ ten, geputzten Theateräuber, nein die urwüchſige Kraftgeſtalt, welche dem Publikum wie brauſender ſchäumender Wein erſcheinen muß, au deſſen Feuer es ſich unbewußt erwärmt und berauſcht. Das Mädchen fühlte ſich im tiefſten Innern bewegt von der prächtigen Erſcheinung des Nibereh, Ein ihr bisher fremd gebliebenes, unnennbahes Gefühl zog ein in ihr junges Herz. Sie lone es nicht faſſen und deuten, aber das Eine war ihr klar, daß ſie von nun ab den Mann lieben e mit aller Macht ihrer Seele. Wie traumverſunken kehrte ſie nach Holl. Still ſinnend ſaß ſie wieder in jene Raue, die ihr ſo lange verſchloſſen gebliehen waren, Sit wollte Ihn ſehen und wieder Ihn, an dem fett alle ſhee Gedanken hingen. Manchmal kam es über ſie, wie eine unendliche Verzweiflung, wenn ſie ſich klar machte, wie fern ſie dem Ideal ihres Herzens fiehe und dann verſuchte ſte wieder mit den tollen Ge⸗ ſellen, den Schauſpielern, wie ſonſt zu belehren, zu ſcherzen und zu jubeln und ſo die Sehfacht nach dem Liberati zu ertränken, die ſie ja niemals ſtillen konnte, denn er war bekannt als ein ler reiner Geiſt, der ſeiner hohen Kunſt mit Begel⸗ ſterung lebte und feſt den Lockungen der Sinne widerſtand. Als Värbel ihn eines abends den König Lear ſpielen ſah, ergriff ſie ſeine mächtige Darſtellung ſo tief, daß der Baſſiſt Bertini, welcher zufällig mn ihrer Nähe ſaß, ſie halbohnmͤͤchtig nach Hause bringen mußte, 85 0 3 0 Fortſetzung folgt. IN 0 Kindermund. Die Bonne des Bankers S. zu dem zehnjährigen Sohn deſſelben, dem ſie noch die Stiefel anziehen helfen muß. Was 1 5 Du nur machen, wenn Du Soldat ſein wirft „Oh, die Soldaten haben jeder ein Bonne hn zugewieſe 6 aller, ond I Schr en ken; 1 teller hunn.