jelt 0 10 ie Pofſ 8 8 m0 8 5 bitte m dige aß 886. Rr. , — i enbutg Expedition eingehen, Garmondzeile oder deren Raum mlt Reklamen mit 20 Pf. berechnet. Erſcheint jeden Mittwoch und Samstag und koſtet vierteljährlich 1 „ 20 3 mit illuſtiertem Anterhaltungsblakt 1 % 70 3 exel. Inſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der finden ſofortige Aufnahme und werden die einſpaltige 10 Pf., Lokal⸗Anzeigen mit 6 Pf., ( Bei größeren Aufträgen Rabattbewilligung, Poſtproviſion. — 2 Volitiſches. Karlsruhe, 31. März. Das heute Vor⸗ miltag ausgegebene Bulletin über das Befinden Sr. Königlichen Hoheit des Erbgroßherzogs lautet: Die Fieberbewegung des geſtrigen Tages war nur eine zußerſt geringe, auch wurden neue Gelenk⸗ nicht befallen. Heute morgen zeigt das Thermometer normole Temperatur. In den pleuritiſchen Ergüſſen noch wenig Veränderung. Allgemeinbefinden be⸗ friedigend. Dr. Tenner. 8 Karlsruhe, 29. März. Die zweite Kammer beſchäftigte ſich am Samſtag mit einer Anzahl von Petitionen ohne allgemeinere Bedeutung. Von der Regierung wurde mitgeteilt, daß ſie in Ausführung eines Wunſches der Kammer eine Anleitung für die Anterweiſung in einfacher landwirtſchaftlicher Buch⸗ flübrung zum Zweck des Unterrichts an den Fort⸗ bildunasſchulen habe ausarbeiten laſſen. Es iſt dies die Erfüllung eines jener Beſchlüſſe, die ſeiner Zeit im Zuſammenhang mit den landwirtſchaftlichen Er hebungen gemacht worden find. — Die Zweite Kammer nahm das Geſetz, betreffend die Gewerbe⸗ ſteuer einſtimmig an; dasſelbe hat mehr eine formelle als ſachliche Bedeutung, doch zieht es u. A. die Wanderlager zur Einkommenſteuer heran. Bezüglich der Petſtion der nichtbürgerlichen Einwohner, will die Rammer keine Verringerung der Steuerpflicht in And ſpricht ſich entſchieden gegen die Aufhebung des — Baurgernutzens und gegen die Einführung der Ein⸗ aut“ wohnergemeinden in den kleineren Orten aus. n Berlin, 31. März, Die „Poſt“ will wiſſen, „daß die kirchenpolitiſche Vorlage als geſcheitert anzu⸗ ern ſehen ſei. Die Kurie beantwortete das weite Ent⸗ gegenkommen der preußiſchen Regierung und der Herrenhaus⸗Kommiſſion und der öffentlichen Meinung DSamskag, den 3. April mit neuen Forderungen anſtatt auch nur mit einem einzigen verſöhnlichen Schritte. Der „Kreuzztg.“ zufolge erklärte der Kultusminiſter, daß er ſich den Kopp'ſchen Anträgen gegenüber zur Zeit paſſiv ver⸗ halte. Dasſelbe Blatt meldet, Schlözer ſei nach Berlin berufen und geſtern eiligſt abgereiſt, es werde alſo weiter verhandelt. Nach der „Germanja“ iſt es wahrſcheinlich, daß bis jetzt nur der Einſpruch gegen die Beſetzung der heute vakannten Pfarreien zugegeben ſei. Berlin, 31. März. Im Reichstag wird heute die Beratung über das Sozialiſtengeſetz fortgeſetzt. Leutſcher (Rchsp) ſpricht für die Regierungsvorlage, Hänel erklärt, die Deutſchfreifinnigen würden event. für die Anträge Windthorſt ſtimmen, das Geſetz ſelber aber in jeder Form ablehnen. Hertling (ultr.) und Marquardſen (n.⸗J.) find für zweijährige Ver⸗ längerung des Sozialiſtengeſetz's. Der Antrag Windt⸗ horſt auf Streichung der Beſtimmung über das Ver⸗ bot ſozialiſtiſcher Verſammlungen (8 9) wird mit 146 gegen 135 Stimmen angenommen (Zentrum und Deutſchfreifinnige dafür, Konſervative und Na⸗ tionalliberale dagegen); ebenſo werden die die Preſſe und die Beſchwerdekommiſſion betreffenden Anträge Windthorſts angenommen. Auch die übrigen Anträge Windthorſts werden in der Einzelberatung, ſodann bei der Geſamtabſtimmung mit 164 gegen 142 Stimmen angenommen. (Während der Abstimmung tritt Fürſt Bismarck ein.) Bei Beratung über die 5 oder 2jährige Verlängerung erklärt Fürſt Bismarck, die Regierung würde die nur zweijährige Verlänge⸗ rung des Geſetzes nicht zum Anlaſſe der Ablehnung nehmen; die geſtrigen Ausfübrungen Bebel's, der den Fürſtenmord unter gewiſſen Umſtänden zum Programm ſeiner Partei gemacht, ſollten aber doch Nachſtehende Annoneen ⸗Erpeditionen: Alois Herndl in Wien, Adolf Stein in Hamburg und fämtliche Annoneen⸗Bureaux von Haaſenſtein und Vogler, Rudolf Moſſe, G. L. Daube und J. Barck und Comp. Inſerate find von nachweisbarer Wirkſamkeit. N nedottien, Srud und Verlag von Karl Molitor in dabenburg nehmen Inſerate für uns an. 77 75 1886. 5 auffordern, den längeren Zeitraum anzunehmen. Auch nach 2 Jahren werde man den Meuchelmord nicht in unſere politiſchen Theorien aufnehmen können. Die Regierung werde der zweijährigen Verlängerung zuſtimmen, wenn ſchon dieſelbe das gewünſchte Maß der Sicherheit nicht erzeuge; bei nur einjähriger Verlängerung würde die Regierung aber verſuchen, ein Jahr lang auch ohne Geſetz auszukommen. Das Bewußtſein der Notwendigkeit des Geſetzes werde dann ein größeres ſein. Bebel behauptet, Bismarck habe ſeine Aeußerung über den Zarenmord unrichtig aufgefaßt. Bismarck konſtatiert das Gegenteil aus dem Stenogramm und bemerkt dazu: Es hängt darnach doch nur von Ihrer theoretiſchen Beurteilung ab, ob ſie die Zuſtände hier für ſolche halten, wie ſie in Rußland beſtehen, Sie halten ſich alſo unter Umſtänden zum Fürſtenmord berechtigt, deshalb ſind Ausnahme⸗Geſetze durchaus notwendig. Anlangend die Ehefrage, ſo iſt doch ein großer Unterſchied zwiſchen Zivilehe und Ehe auf Kündigung, wie Sie ſie wollen. Das ſozialiſtiſche Programm iſt die Ne⸗ gation von Allem, was das Leben wertvoll macht. — Das Haus nahm das Sozialiſtengeſetz mit den Herdling'ſchen Amendements (zweijährige Verlänge⸗ rung) mit 173 gegen 146 Stimmen an. Wien, 31. März. Aus Athen wird gemeldet: Aus Kleinaſien treffen zahlreiche Freiwillige ein. Der ruſſiſche Admiral trifft heute hier ein. Die ruſſiſche Flotte iſt definitiv von dem kombinierten Geſchwader losgelöſt. Die Türken haben in Theſſalien 76 000, in Epirus 18 000 Mann. — Aus Konſtantinopel: Behufs Begrüßung des Zaren geht Said oder Server Paſcha nach der Krim. Brüſſel, 31. März. Die Nachrichten lauten * im Allgemeinen beruhigend. Bei Manage iſt ein 1 Verlorene eben. Novelle von Brentano. 35 „So ſind wir einig,“ rief der Liberati, „und werde Dich dennoch erringen! Ich werde Dir eine Stellung verſchaffen, groß und königlich, wie Du ſelbſt biſt, wärſt Du auth nicht die gottbegnadete Künſtlerin, als welche man Dich heute ſchon verehrt. O, Emilie, könnte ich nur faſſen, wie Du Dich jemals dem Manne opfern konnteſt, deſſen Namen Du trägſt?“ „Die Macht der Verhältniſſe, mein Freund! hätte ich Dich damals gekannt —.“ „Ein entſetzlicher Gedanke,“ rief der Liberati, N 11 zum wahnſinnig werden! An dieſem einen Umſtand hängt das Glück — das volle Leben zweier Menſchen! Aber,“ fuhr er ruhiger fort, „noch iſt es nicht zu ſpät. Wolle nur dieſe ſchmähligen Feſſeln brechen, und Alles — Alles wird noch gut!“ „Ich will,“ ſagte die Schauſpielerin feſt, „habe nur Geduld.“ „Geduld und immer Geduld! dabei verzehrt ſich die beſte Manneskraft und Alles bleibt beim Alten.“ Stumm ſaßen ſich die beiden einander gegen ⸗ über; der Schauspieler hatte ſein Haupt in die D E 2 1 beide Hände vor die Stirne preſſend. „Ein Gedanke Hände geborgen. Hätte er in dieſem Augenblick das kalte, höhniſche Geſicht des Weibes geſehen, um welches er ſich in Gram verzehrte — vielleicht wäre er noch zu retten geweſen. Nach einer Weile fuhr er aus ſeinem Sinnen auf. „Laſſen Sie halten, Emilie! Es drängt mich an die Luft. Mein Kopf brennt fieberhaft.“ Und noch einmal die Hand der Dame an die Lippen drückend, ſprang der Liberati aus dem Wagen. „Phantaſt!“ flüſterte dieſe ihm nach und ſank in die Kiſſen ihres Wagens zurück. — — In dem Augenblick, als Auguſti ausſtieg, trat ein junger Menſch aus einer obſkuren Schänke am Weg. Sein Auge ſtreifte unwillkürlich mit ſcharfem Blick dem Liberati und die ihm nachblickende Dame. ö „Teufel,“ murmelte er, „was war das?“ Wie ein Blitz der Freude flog es über ſeine Züge und raſchen Schrittes ging er der Stadt zu. Es war Michael Brander. 1 f IV. 5 Michael Brander war auf eigentümliche Weiſe an das Theater geraten. Aufgewachſen in einem ſtillen bürgerlichen Leben, hatten ihn plötzlich, Schlag auf Schlag eine Reihe herber Schickſale getroffen, welche ſeinen bisherigen Frieden tief erſchütterten. Er ſuchte Heilung in einem exkravaganten, wechſelvollen Daſein und kam eines Tages auch mit einer reiſenden Schauſpielergeſellſchaft zaſammen, . deren frivoles Leben ſeinem damaligen Zuſtande 1 gerade zuſagte. Die bemalte Leinwand, die bunten 1 Lappen, dieſe verlogenen Geſichter und hochtraaiſchen 1 Reden erſchienen ihm als das Schönſte auf der Welt. 1 Das Theaterfieber kam über ihn heiß packend und verzehrend, und als er den letzten Reſt ſeiner 3 bürgerlichen Habe mit den Komödianten verjubelt 0 hatte, ſchloß er ſich ihnen an, Allem Valet ſagend, was ihn an frühere Zeiten und Zuſtände erinnerte — ſelbſt ein fahrender Komddiant. Zwei Jahre lang hatte er ein wüſtes Wander⸗ leben geführt, zuweilen im Ueberfluſſe ſchwelgend, wenn irgend ein reicher Mäcen die Geſellſchaft frei hielt, meiſtens aber darbend — am Abend bejubelt und beklatſcht, am Morgen von derſelben Menge verlacht und verhöhnt, wenn er in ſchäbigem Gewand über die Gaſſe ſchritt. In dieſer Zeit begann er ſein Trauerſpiel. „Die Königin Tiburtia.“ war farmlos und wüſt — ungeniesbar, wie feuriger Wein, den der ungeſchickte Küfer in ein eckles, ſchmutziges Gefäß gegoſſen. Allein trotzdem das Stück jedes künſtleriſchen Maßes entbehrte, konnte man ihm zwei Vorzüge nicht abſprechen — Origina⸗ lität und tiefgehende, faſt gewaltige Leidenſchaft. Vielleicht wäre aus Michael Brander ein großer . 1