U Müller in Mannheim Auskunft erteilen die General-Agenten Arr. D U Erſcheint jeden Mittwoch und Hamstag und koſtet vierteljährlich 1 &ο 20 3 mit illuſtiertem Anterhaktungsblatt 1 4 70 J exel. Poſtproviſton. Inſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werd Garmondzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Lokal⸗ Anzeigen mit 6 Pf., Bei größeren Aufträgen Rabatthewilligung. Reklamen mit 20 Pf. berechnet. — — — —̃x Nr. 26. Abonnements Linladung. Mit dem 1. April beginnt ein neues Quartal und laden wir zu zahlreichen neuen Beſtellungen ergebenſt ein. Die Expedition. Volkitiſches. Karlsrube, 29. März. Bulletin über das Befinden des Erbgroßherzogs: Der geſtrig⸗ Tag berſtef recht befriedigend Fieber und Gelenfaff⸗ktion nur gering. Nach rubig durchſchlafener Nacht zeigt daz Thermom⸗ter faſt Fiebergrenze an. Allgemein ⸗ befinden bat ſich entſprechend gebeſſert. Dr Tenner. Karlsruhe, 26. März. Der Kronprinz und die Kronprinzeffin von Schweden und Norwegen find mit Gefolge heute morgen vormittag 11 Ubr 42 Min. bier eingetroffen. S. K. H. der Großherzog, ſowie Prinz Max und Prinzeſſin Marie waren zum Em⸗ pfang am Baßnhbof erſchienen, ferner waren daſelbſt Oberſthofmeiſter Frhr. v. Edelsheim und Staats⸗ miniſter Turban, ſowie der Stadtkommandank Gene⸗ ralmajor v. Vogel. Offizieller Empfang fand nicht ſtaft. Oberſtſtallmeiſter v. Holzing war den hohen Herrſchaften bis nach Heidelberg entgegengefahren. Freiburg, 29. März. Erzbiſchof Orbin iſt an einer Rippenfellentzündung ſchwer erkrankt. Berlin, 28. März. Die preuziſche kirchen ⸗ politiſche Vorlage kommt im preußiſchen Herrenhaus am Samstag zur Beratung. Zur Zeit bemühen ſich die Mitglieder der kirchenpolitiſchen Kommiſſion des Herrenhauſes noch immer, zu einer Vereinbarung über Amendements zu kommen, welche dem Zentrum die Annahme der Vorlage ermöglichen ſollen. In en die einſpaltige Rudolf Moſſe, Mittwoch, den 31. März parlamentariſchen Kreiſen will man geſtützt auf Windthorſts eſgene Aeußerungen, wiſſen, derſelbe nehme namentlich an zwei Punkten weſentlichen An⸗ ſtoß; an der Berufungs- und Abſetzungsfrage. In dieſen Beziehungen würde die Kurie ſich niemals nachgiebig zeigen, und wenn darin keine Aenderung getroffen würde, ſo müßte das Zentrum die ganze Vorlage verwerfen, auf die Gefahr hin, die ſelbe gänzlich zum Scheitern zu bringen. Berlin, 28. März. Mit 181 gegen 3 Stimmen ſind geſtern in ſpäter Nachmittagsſtunde nach zweitätiger Spezialberatung die grundlegenden Paragraphen 1 und 2 der Branntweinmonopolbor⸗ lage abgelehnt worden; ſämtliche andere Paragrophen wurden debattenlos verworfen; 37 Konſerpatibe ent⸗ hielten ſich der Abſtimmung. Brüſſel, 27. März. General von der Smiſſen iſt mit ſeinem geſamten Gene ralſtabe und zwei Bataillonen heute morgen um 5 Uhr nach Charleroi abgegangen. In Cbarleroi ſind nach weſteren Ermittelungen in letzter Nacht 5 Schlöſſer und 8 große Glasfabriken vollſtändig geplündert und niedergebrannt worden. St. Louis, 25. März. Zwiſchen den ſtriken⸗ den Arbeitern und Beamten der Miſſouri⸗Pariflebahn und der Polizei kam es zu einem Zuſammenſtoße. Erſtere widerſetzten ſich gewaltſam dem Verſuche, einen Güterzug abgehen zu laſſen. Die Lokomotiv⸗ führer und Heizer verließen ihre Poſten und nur durch Einſchreiten der Polizei gelang es, den Zug unter ſtarker Eskorte abgehen zu laſſen. Die Miliz e zur Aufrechterhaltung der Ordnung einbe⸗ rufen. Chaleroi, 27. März. In dem diesſeitigen Bezirke herrſcht Furcht und Schrecken. Geſtern vor⸗ a Ke en ee N eee, 224 1715 Nachſtehende Annoncen ⸗ Expeditionen: Alois Herndl in Wien, Adolf Steiner in Hamburg und ſämtliche Annoncen⸗Bureaux von Haaſenſtein und Vogler, G. L. Daube und J. Barck und Comp. nehmen Inſergte für uns an. . Inſerate ſind von nachweisbarer Wirkſamkeit. 5 3 Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor in Ladenburg 1886. mittag mußte in Gilly bei Chalerol, zunächſt in einer Eiſengießerei, dann auch in einer Keſſelſchmiede, der Betrieb eingeſtellt werden, weil die Arbeiter feiern. Dieſe zogen in Haufen nach einer Glashütte, deren Gebäude ſie zum Teil zerſtörten, wandten ſich dann nach verſchiedenen Kohlengruben. um überall die Ar⸗ beitseinſtelung berbe zuführen. Als ſie nachmittags auch durch die Stadt ziehen wollten, gelang es der Bürgerwehr nur mit Mübe, die Haufen zu zerſtreuen, welche bierauf in Eouillet, Montigny und Chatelineau ihr Verwüſtungswerk fortſetzten. In Trien⸗Kaifin kam es zu einem blutigen Handgemenae; die Sol ⸗ daten, welche mit den blanken Waff⸗n vorgehen mußten. verwundeten eine groß⸗ Anzahl Unrubeſtifter. Die Pöbelbaufen zogen ſodann nach den Glashütten. In der von Le Dorlodot wurde der Werkmeiſter mit dem Revolver bedroht. Am Abend wurde das Zer⸗ ſtörungswerk auf das Schloß und die Glasbütten von Baudoux in Jumet ausgedehnt. In den letztern iſt der Haß der Arbeiter beſonders durch die Ein⸗ führung einer neuen Ofeneinrichtung hervorgerufen worden, durch welche die Handarbeit eingeſchränkt worden iſt. Die Wohnung des Beſitzers wurde ver⸗ wütet; die Arbeiter drangen in die Keller ein und berauſchten ſich in den Weinvorräten. Sie ſtecklen ſodann mit Petroleum das ganze Gebäude in Brand. Die Fabrik von Bandoux hat einen Wert von 2 Millionen. In der Nacht wurden dann auch die Landhäuser und die Schlöſſer in der Umgebung von Fleurus. Wagnelee und Wayaum in Brand geſteckt, Gegen 3 Uhr früb ſtand das Schloß des Abgeord⸗ neten Dumont⸗Chaſſart in hellen Flammen; auch das Glaswerk von Mariemont wurde eingeäſchert. Ein ähnlicher Anſchlag gegen die Spiegelfabrik in Roux wurde nur durch das rechtzeitige Eintreffen und Verlorene ehen. 5 Novelle von Brentano. 1 4 Als ihn der Liberati daſelbſt zum erſtermale aufſuchte, befand er ſich gerade in jener ſeltſamen, Uberwallenden Stimmung, die ihn jetzt oft beherrſchte, ihn zum einſamen Träumer gemacht batte. Er lag in dem Garten, der ſich weit, aber etwas wüſt hinter dem Hauſe ausdehnte, an einer der wildeſten Stellen in dem hohen Graſe, welches ihn faſt verbarg. In der Hand hielt er ein Buch, welches Auguſti als die Leiden des jungen Werther erkannte. „O Königin, das Leben iſt doch ſchön,“ rief er dem Freunde entg'gen und gab ihm einen Wink ſich auf der nahen Gartenbank niederzulaſſen, während er ruhig im Graſe liegen blieb. „Ach ſo wunder⸗ ſchön! Verſtehſt Du den ſäuſelnden Falter, der be⸗ gehrlich von Blume zu Blume flattert, den Schlag der Nachtigall, den berauſchenden Blumenduft? Der blaue Himmel breitet ſich über den düſteren Tannen aus und blickt hinunter wie ein großes tröſtendes Frauenauge auf den armen Kerl, der hier im feuchten Graſe liegt — und die brennende, verzehrende Sehn⸗ ſucht erfaßt mich, nie geträumte Gefühle werden in mir wach —“ Was iſt Dir, Theodor,“ unterbrach ihn der Liberati in ſeinem Erguß, „Du redeſt ja plötzlich ſo hoch⸗poetiſch und ſentimental, daß ich verſucht bin, einen Dichter in Dir zu wittern.“ „Einen Dichter! Ha, ſprächſt Du wahr! Ja ein Dichter möchte ich ſein, der die Welt mit ſeinem Ruhm erſchüttert, um deſſen Haarlocken ſich die ſchöͤnſten Weiber bemühen. So aber bin ich in den Augen der Welt doch nur ein Kaſpar, der Hans⸗ wurſt, und wenn der gefühlvoll wird, ſo lachen ſie ihn aus, denn der Hanswurſt bleibt ein Hans⸗ wurſt!“ „Sei nicht ungerecht, Theodor,“ ſprach ernſt der Liberati. „Der Himmel hat Dir viele ſchöne Gaben verliehen, welche die Welt wohl anerkennt. Sie trennt den Menſchen vom Künſtler.“ „Hols der Teufel!“ ſchrie Lindner. „Ha, meinſt Du's auch ſo? Den Menſchen vom Künſtler trennen! Haha, das mag mir ein ſchöner Künſtler ſein, der den Menſchen nicht unter ſich kriegt und mit ſeiner Künſtlernatur verwachſen macht. — Poſſen, Ein⸗ bildung! Schneidet dem Menſchen das Herz aus dem Leibe und der Künſtler ſollte es nicht fühlen! Nehmet dem Künſtler die Seele und der Menſch ſollte nicht in Sehnſucht nach ihr ſterben? Unſinn ! Wir Alle, die wir Komödianten von Fach find, ſpielen durch das volle Leben Komoͤdie bis in's Grab!“ „Bis Liberati. in's Grab!“ murmelte darauf der Lindner fuhr in ſeiner Extaſe fort: „Auf dem Totenbett noch wollen wir den großen Schauſpiel⸗ Direktor da oben betrügen, aber da hilft kein Ent⸗ rinnen, der Kontrakt iſt unlösbar. Aber ſo viel iſt gewiß. naht meine Stunde, ſo ſoll meine letzte Todesfraße eine luſtige ſein und die Welt ſoll nicht darüber weinen, wenn ihr Theodor Lindner zum letztenmale über ihre Erbärmlichkeit in das Geſich lacht!“ 2 „Um Gotteswillen, Menſch. was fehlt Dir?!“ rief der Liberati, entſetzt über dieſen wilden Ge. fühlsausbruch. 0 „Pah, ich bin verliebt!“ murmelte der Ander und barg ſein Antlitz, welches in dieſem Augenblick von einer erſchreckenden Bläſſe war, im Graſe. „Verliebt!“ rief Auguſti. „In wen?“ „Ja,“ lachte Lindner auſſpringend, „glaub's, daß Du's gerne wiſſen moͤchteſt, Liberati! Nun, ich 05 will Dir die Geſchichte nicht vorenthalten. Höre! Da war ein Ritter, der trug eine Schellenkappe auf dem Haupt und im Hirn leergedroſchenes Stroh. Der entbrannte in Liebe zu der Göttin Juno. Hoch⸗ auf ſchlug ihm bei ihrem Anblick das Herz. in deſſen Kammer ſonſt nur allerhöchſte Narrheit ſaß. Er trieb ſich im Gefolge der hohen Göttin umber, der blaſſe Ritter, der Narr unter der griechiſchen Götter⸗ anmut. Und ſeine Liebe wurde immer heißer, ſein Verlangen immer gewaltiger, das brennende Sehnen immer verzehrender, bis er ſich endlich das närriſche