gegengetreten worden, daß er darauf berzichten mußte. So iſt denn auch der zweite Beratungstag ohne das Eingreifen des Reichskanzlers vergangen, in welcher die Bedenken gegen das Branntweinmonopol wieder weit üb rwogen. Am überraſchendſten war die Erklärung des Abg. Buhl, daß die nationallibe rale Partei das Monopol für unannehmbar halte, um ſo überraſchender, als nach der Haltung der betreffen⸗ den Parteiorgane, einſchließlich der „Nationalliber⸗ alen Korreſpondenz“, auf eine ſolche Ablehnung durchaus nicht gerechnet werden konnte, ſondern nur auf einzelne Emwände geſchloſſen werden mußte. Auch dieſer Redner wollte zur Auffindung einer anderen Regelung der Branntweinſteuer Kommiſſion⸗ beratung. Verſchiedenes. * Ladenburg, 9. März. Ob gute oder chlechte Zeiten, Prinz Karneval iſt jedes Jahr bereit, einen Tribut zu erheben und findet — erſtaunlich — immer willige Steuerzahler. Auch die Mitalieder des hiefigen Geſangvereins, nebſt deſſen eingeladenen Gäſten buld'gten am Sonntag dem luſtigen Herrſcher. Die Räume des tollen Sitzungssaal 's füllten ſich herricht⸗ von aller Anfang die ungezwungenſt⸗ H= terkeit Alle programmgemäßen Pcen wurden tadel⸗ ſos vorgetragen und erntete ßanp ächlich die F ſt Kantat ſtürmiſchen Beifall Möchten ſich die dabei mitwirkenden Närrinnen dem drohenden Eh ic pier mit derſelben Präziſion künn, als dem Scepter des vertückten Prinzen Der anbrechende Morgen fand noch eine getreue Schaar Männlein und Weiblein, die dem ſchönen Spruch buldiaten: „Und die alten Deutſchen tranken noch eins ꝛc“ Möge der G ſana⸗ dere in fortfahren, den Humor in ſo familiärer Weise zu pflegen, dann können wer demſelben noch manche ebenſo tolle wie geſellige Unterbaltung vorausſagen. — Mannheim, 6. März. Heute früb vor 6 Ubr brach in dem Hobel⸗ und Sägewerk der Herren Allſtadt und Mayer auf dem Rheinvorland, Feuer aus, welches durch die reichen Holzvorräte genährt, größere Dimenſionen annahm, ſo daß es oller Anſtrengung bedurfte, um den Brand moalichſt einzuſchränken, was der Feuerwehr ſowie den übrigen Hülfeleiſtenden im Verlaufe einiger Stunden gelang. — Das Feuer wütete in den bochausgeſchichteten Schnittwaren mit furchtbarer Gewalt und lag die Befürchtung nahe, daß die ſehr enge nebeneinander aufgebauten Holzſtöße nach einander ein Raub der bor d t mit Narren beiderlei Geſchlechts und or der Ze ſeinem Leben ein Ende — Augenblckliche Zahlunas⸗ verlegenbe t ten ollen den ſonſt ſehr gut ſitu'erten Flammen werden würden; hier aber bewührte fich die Anwendung dreier Extincteure, mit deren Inholt man die Außerſeiten der 9 e eine ipulation, welche ſehr erfolgrei ar. 9 . März. Die Einbrecher Ries und Fritz werden ſich am kommenden Donners⸗ tag vormittag vor der hieſigen Strafkammer zu ver⸗ aben. 4 Baden, 5. März. Kaſſier Franz von der Sterbekaſſe der Tiſchler und Genoſſen in Feudenbeim iſt ſeit etwa 8 Tagen verſchwunden. Wie es mit der Koſſe ſtebt, iſt erſt noch feſtzuſtellen — In Käfer thal iſt der ledige Sattler, Peter Fertig von dort, beim Abhängen von Tabak ſo un⸗ glücklich gefallen, daß an Fertig's Aufkommen ge⸗ zweifelt wird. — In Seckenheim wurden ver⸗ gangene Woche einig⸗ Partien 84er Tabak an Mann⸗ beimer Händler verkauft zu 44 — 48 Mark (verſteuert). Die neuen Sachen find meiſtens in der Fermentation. roh wenig verkauft — In Eppelheim ſind auch ca. 2000 Zentner 85fer unverkauft und werden von den Produzenten ſelbſt fermentiert. — Bingen, 8. März. Der Gemeindevor⸗ ſtiher der großen preußiſchen G meinde Schw ppen⸗ haufen machte geſtern vormittag durch Erſchießen Mann, der Famil'envoter iſt, zu dieſem verzweifel⸗ ſen Sch'itte veranlaßt haben — Keel. 6 März. Der beut⸗ mittag nach Nor ör aba gangen Poßfdampfer „Holſatia“ iſt nach⸗ mittags bierber zurückgekehrt. Er traf in See nicht zu Übe windend⸗ unabſehbare E sflächen, daher iſt bis auf weiteres auch die deutſche Tagespoſtfahrt Ni. l⸗Kor'ör unmzöalich. — Vom Niederrhein, 3. März Die Stadt Emmerich iſt um circa 200 000 Mk. ärmer a-worden. Joh. von Raqy Rendant der dortigen St. Jos pos⸗Spar⸗ und Darlehenskaſſe, ein Mann, der durch ſein frömelndes Benehmen ſich das größte Vertrauen ſeiner Mitbürger zu erwerben wußte, iſt ſeit vorigen Samstag verſchwunden. nachdem er die Kaſſe — wie es heißt — um 200 000 Mark be⸗ trogen but — Druſenheim, 5. März. Hopfen. Auch ſelbſt diejenigen Hopfenzüchter, welche bis jetzt immer ja noch nicht adreſſiert.“ — Burſche: noch auf beſſere Zeiten hofften, ſehen jetzt ein, daß ihre Hoffnungen eitel find und beginnen, immer mehr ihr Lager zum Preiſe von 8— 16 die 50 Kg. je nach Qualität zu räumen. Wenn der Landmann die Ausſagt von Hafer und Heiße in Jahn mh normaler Witterung um die jetzige Zeit ſchon g oder teilweiſe vollendet hatte, ſo hat er beuer 50 nicht damit beginnen können. Im gleichen Rückſtande befindet er ſich auch mit den Arbeiten in den Hopfen, gärten. Von Neuanlagen von Hopfengärten und neuen Hopfenſtangen iſt leine Rede. Jeder Pflanz ſucht seinen Beſtand wenigſtens um ſo pie Sh zu veringern, als ihm Hopfenſtangen fehlen. Wen man den jäbrlichen Verluſt von Stangen einer Be brauchsfriſt von 8— 10 durchſchnittlich auf 10— 127% anſchlagen kann und auch ältere Anlagen bereitz verſchwunden ſind oder noch verſchwinden, ſo ann man wenigſtens eine Reduzierung des Hopfenbauz hieſiger Gegend um 15— 18, auch 20 pgt. annth⸗ men. Dasſelbe trifft in allen hopfenbaubetreſbende Gegenden des Elſaß zu. Unſeren badiſchen Nachbarn, welche ſich erſt in den letzten Jahren zum Hopfenbah entichloſſen hatten, iſt dieſes Geſchüft schon gründſſg verleidet. Für ſogenannten Akkordhopfen werden 48 bis 60 M. geboten, aber faſt keine Geſchäfte ohe ſchloſſen. 15 Paris, 7. März. Aus Perpignan wil gemeldet: Geſtern abend iſt eine wahrſcheinlich aug Spaniern beſtebende Bande in die vor der Sah gelegene Anſtalt der P⸗tites ⸗Seours eing⸗ drungen und bat den Pfarrer der Anffalt, Mal que, uud den Pfarrer Caſeponce von R vesaltes, die heim Abendeſſen ſaß n, ermordet. Es ſcheint, daß die Bande es auf Raub abgeſehen hatte. Mehrere ez ſonen fin verhaftet worden. — Rom, 6. März. In Marano⸗Marcheigdd (Provinz Coſenza) fand ein Erdbeben flat, Mehrege Häuſer find eingeſtürzt. (Eingegangen) „Wenn ich recht bericht wurde, werter Freund, ſo haben Sie ſich während meiner Abweſenheit verheiratet?“ „So ſſt es iir drei Wochen habe ich meine Hochzeit gefeiert.“ Ich gratuliere! Es wurde wirklich hohe Zeit, daß Sie ſich von dem Drachen, Ihrer Haushalte, frei machten.“ „Die iſt jetzt meine Fraus“ — Zu ſchlau. Hauptmann: „Johang pi iſt aus dem Brief geworden, der auf dem Ti lag?“ — Burſche: „Ich habe ihn zur Po geſrageh Herr Hauptmann.“ — Hauptmann: „Aber 8 war „O, das habe ich ſchon gemerkt, aber ich dachte, Sie wolleh, daß Niemand wiſſe, an wen Sie geſcheiehtg haben.“ Er durfte keinen Schlüſſel anwenden, um binein zu gelangen, man hatte ihm die Mühe erſpart. Leonie hatte von ihrem Rechte als Hausfrau Gebrauch ge⸗ macht, das zeigte auch der offene Sekretär ihres Gatten. Alexander trat näher und warf einen Blick auf die durchwühlten Fächer. Einen Moment deckte er, einem Gefühl der Scham des Abſcheues folgend, die Hand über die Augen. O, dieſes Leben hatte er einſt geliebt! — Dann jedoch mußte er unwill⸗ kürlich auflachen. Nicht aus Bitterkeit, ſondern weil er objektiv genug war, die Weisheit des Schick⸗ ſals anzuerkennen, das einen Knoten an deſſen Dö⸗ ſung ſein Verſtand ſich oft vergebens abgearbeitet, ſo einfach entwirrte, ſo ſehr einfach und Leonies Charakter ſo ganz angemeſſen, daß Alexander meinte, es hätte ſeiner ganzen ehrlichen Naivetät bedur't, um dieſen Ausweg nicht vorauszuſeh 'n. „Und eine Laſt kann ich mir vom Herzen wälzen: Vor Mangel ſind ſie geschützt le ſprach er za ſich ſelbſt, finnend das einzige Goldſtäck b⸗trachtend, das man, wohrſcheinlich aus Verſeben, zurückgelassen batte. „Ein Glück, daß ich die Mittel zum Arran⸗ aement der Wechſelongelegenbeit nicht auch noch bier deponierte, denn Lenonie wäre unedel genug geweſen, uns ſammt und ſonders in dieſer kleinen wie es ſcheint.“ Starkow verſchloß ſchnell das Bureau, bevor der junge Mann, das Zimmer betrat. „Biſt Du hier, Alxander ?“ fragte Arthur, den die Verſtörtheit des ganzen Hauſes nun auch angeſteckt zu baben ſchien. „Balerie ſchickt uns ſoeben dies.“ Er nahm aus einem Couvert einen Zettel, den Starkow ſofort als denjenigen erkannte, der vorhin Klemme ſtecken zu laſſen. — Doch da kommt Arthur Richard Hausmann abgegeben worden und von dem⸗ ſelben wahrſcheinlich im Wolterſchen Hauſe vergeſſen worden war. Er enthielt die Worte: „Herr Alphons Wolter ſehr lange bei Herrn „von Stockhauſen verweilt. Endlich Beide an⸗ „ſcheinend im beſten Einvernehmen das H eus ver⸗ „laſſen und zwar Herr von Stockhauſen in C vil, „ſein Gaſt in der Gardeuniform Stockhauſens. „Sie begaben ſich in die Villa Starkow. „Werde den Weg von hier zum Bahnhof über⸗ „wachen. P „Paul Lucht, das Faktotum und der Spion Hausmann's,“ erklärte Arthur. „Und jetzt?“ ſiehſt. Da man bon einer Arretierung Alphons nichts gebört hat, die wahrſcheinlich erfolgt wäre, wenn der Unſelige ſich von hier aus zum Bahnhofe begeben hätte, ſo nehme ich an, daß er nach einer der nächſten Stat onen mit einem Wagen gefahren iſt. Der Oberſt von Roderer, der nicht mehr ver⸗ tuſchen konnte, hat ſich wenigſtens Zeit gelaſſen. Weißt Du aber. Arthur, in w ſſen Begleitung Al⸗ phons jedenfalls gereiſt iſt ?“ 8 Er führte den Freund zum Sopha und machte ihn ſchonend mit ſeinen Vermutungen bekannt. Leider erwieſen ſich dieſelben bei näherer Nich⸗ forſchung als durchaus richtig. Alphons, der von einem Chef auf Ehrenwort noch vierundzwanzig Stunden Freiheit erlangt, hatte dieſelbe benutzt, um allen Anſchein noch in der Uniform des Herrn v. „Und jetzt find ſie nicht mehr hier, wie Du Stockbauſen. de in der beginnenden Dämerung leicht batte täuſchen können, mit Leonie zu entfluhen Herr von Stockhausen war früher als die Beiden in Ciwil abgereiſt, natürlich jedenfalls, um an ſicherem Ort wieder mit ihnen zuſammenzutreffen. — der neuen Welt würden ſie dann der Feſf in patzen die ſie hier allzu lange getragen, wie onze dich dem zurückgelaſſenen Brief an ihren Galen aus drückte. 18. Kapitel. Mehr als ein Jahr war vergangen. eit den Wogen eines empörten Meeres halte ſich die Aufregung über die Ereigniſſe in der Wolterſchen Familie allmäl'g b'ruhigt. Nur in den Herzen der zunächſt Beteiligten verlor ſie ſich langſam und mi ſchmerzlichim Nachhall. Die Firma „Bergen Nach ⸗ folger“ war aus der Röſidenz verſchwunden, und man erzählte ſich, daß Hausmann, ihr Inhaber l einer norddeutich en Probinzialſtadt ein schul af, blübendes Geſchäft gegründet habe. — Heber ken Wolter'ſchen Hauie lagen noch ſchwer und dae die Schatten der Vergangenheit. Elternherzen, die der Undank jener Weſen gebeugt, für die ſie ein Unmaß eiteler Liebe verſchwendet, für die ſie geſündigt haben, erholen ſich ſchwer. Frau Wolter keug 100 die Reue mit äußerlicher Faſſung, aber bon ihre Gatten war vorauszufehen, daß uur der Tod, 10 er langſam entgegenkränkelte ſeiner Seile den de ſöhnenden Frieden bringen werde. b . Der Einz'ge, für den dieſer Sturm wind, welche das Wolterſche Haus rückſichtslos vor allen unreinen Elementen g'ſäudert, nicht zu ſpäͤt gekommen, ius Fo etzung folgt. 1 a 30 1 1 1 25 5 51 in dn Alt g Suu L U 12 — 5 5