Teilnahme on dem großen Unglück allgemein. Kurz nach der Mitternachtſtunde weckten Feuerrufe und Feuerfignale die bieſige Einwohnerſchaft Die Säg⸗ mühle des Wilbelm Proß brannte. Dieſelbe wurde im 2. Stock von dem B, ſitzer mit Frau und drei Kindern, ſowie von Auguſt Barth, Schneider und Nachtwächter hier, mit Frau und fünf Kindern be⸗ wohnt. Der erſteren Familie gelang es, ſich durchs Fenſter zu retten, die Familje Barth war nicht ſo glücklich. Zwar gelang es der Mutter, mit einem fünfjabrigen Kinde ſich zu retten, aber der Vater fiel mit vier Kindern dem Feuer zum Opfer. Die fünf Leichen wurden geſtern nochmittag aufgefunden und boten einen berzzerreißenden Anblick. Die balb⸗ verkohlten Körper waren kaum wieder zu erkennen. Barth hatte bedeutende Verletzungen am Kopfe er⸗ litten, der eine Fuß fehlte, während eine Hand erſt später aufgefunden werden konnte. Die Feder ſlräubt ſich gegen eine ausfüßrlich Beſchr⸗ibunga. Der Un⸗ glückliche bi⸗It noch im Tode ſeine Kinder umſchlungen die er hatte retten wollen, aber mit denen er vereint den Flammentod erlitt In jedem Urm bielt Barth zwei Kinder. Man glaubt annehmen zu dürfen. daß der Mann ſich allein hätte retten können aber di⸗ Vaterli b · üb / rwog Dor älteſte Knabe. Auauſt Nartb, war ein gew'ckter, beberzter Rurſch ? von 15 Jaßren Derſelb⸗ bat noch. am Frenſter ſtehend. um Hilfe gerufen, die ihm nicht mehr gele ſtet werden konnt ⸗ da das wilt · nd ⸗ El ment mit raſen · der Schn⸗ſliak⸗ i' um ſich oriff und eine Opf⸗ b imtückicch überfiel. Die beiden Mädch Pauline und Louiſe Narth, ſtanden erſtere im Alter von 12 Jabren. die letztere von 9 Jahren. Das füngſte Kad zäßlte anderthalb Jaßre. Auauſt Barth, ein braver und fleiß ger Mann. war 40 Jahre alt. Die bedauernswerte Wwe. Barth rettete ſich und ihr ſünfjäbrig⸗s Kind Karoline durch die Flucht aus dem Fenſter. Die arme Frau iſt vorläufig bei Ver⸗ wandten untergebracht und liegt ſehr ſchwer krank darn ieder. Im Fieberwabne ruft fie b⸗ſtändig nach ihren Kindern und nach ihrem Manne. Das kleine vaterloſe Mädchen ergibt ſich ſtill und ergeben in ſein Schickſal und ahnt wobl kaum die ganz ⸗ Trag⸗ weite der geſtrigen Begeb⸗nheit. Die Unterſuchung wurde ſofort eingeleitet. Zwei verdächtige Perſonen find dingfeſt gemacht und geſtern abend in das Amts⸗ gefängnis nach Neuenbürg eingeliefert worden. Da die arme Frau nur das nackte Leben gerettet hat, iſt es nötig, für ſie und ihr Kind Sammlungen zu veranſtalten. Mosbach, 28 Feb. Der bieflae Vor⸗ ſchußverein, welcher am kommenden Mittwoch ſeine jäbrliche Generalberſammlung bält, zählt 2793 Mit⸗ glieder, 40 mehr als im Vorjahre, mit einem Mit⸗ gliederguthaben von 438.470 Mark 29 Pfg. 55 Umſatz im Jahr 1885 betrug 6,735,000 Mk. mi einem Reingewinn von 38.718 Mk. gegen 6,615,000 Mk. und 35.000 Mk. G,winn im Jahr 1884. Der Reſervefond iſt 81.829 Mk. ſtark. — Aus Baden, 3. März. Das begonnene Jahr scheint für unſer Land ein an Ffeſten reiches werden zu wollen. Nicht weniger als 5 Landesfeſte ſteben in Ausſicht. Voran ſtebt Freibura mit dem badiſchen Sängerbundesfeſt. welches an Pfingſten ge. balten werden ſoll. Daran ſchli⸗ßen ſich im Juni und Juli das Landesſchützenfeſt iu Baden⸗Baden, die Landesf⸗uerwehrverſammlung in Mosbach, der Landeskricgertaa 'n Konſtanz, das Lendesturnfeſt ein Pforzheim und im Auguſt das Uniperſitätsjubi⸗ läum in Heidelberg. — Nainz. 4. März. (Hinrichtung des Dop⸗ p imdrders Herbſt.) Dos ſchau⸗rvoll' Drama, deſſen blutige D⸗tails im v'rfloſſenen Hochſommer die Be⸗ pölf⸗rung von Mainz und Umgegend auf's Tiefſte erſchütt⸗r'e bot ſo⸗ ben ſ'inen ſübhnend n Abſchluß ga⸗funden. zunächſt dem Hypoth⸗kenburcau endete Herbſt ſein berhrecheriſches Daſein unter dem Fallbeil. Vor der Guillotine war der Tiſch plaziert an welchem die Landaerichtarät⸗ Laiſteu Pretorius, ſomie der Staats⸗ anwalt Dr. Ewald und der Gerichtsſchr⸗ ib zr Dr. Nuß Platz genommen batten. Mit dem Glockenſchlaae hallt⸗ von dem nahen Turme der St Cbriſtopbs⸗ Nirche der Ton des Totenglöckleins und wenige Augen⸗ blick ſpäter wurde Herbſt. bealeitet von dem Gefäng · nisverwalter Grimm, Kaplan Landmann und 2 Gen⸗ darmen vorgeführt. Feſten Schrittes ſich dem Gerichte näbernd, zog er vor dasſelbe hintretend grüßend den Hut Nachdem Kaplan Landmonn ein kurzes Gebet geſprochen und der Staatsanwalt das Urteil und die ablehnende Entſcheidung des Großherzogs verleſen, übergab jener den Del'quenten dem Nachrichter. Gleich feſten Schritt s ſtieg Herbſt, obne eine Miene zu verziehen, die Stufen des Schaffots hinan; als ihn die Gehilfen des Scharfrichters anfaßten, bemerkte man, daß er ſich dagegen zu ſträuben ſuchte. Auf das Brett geſchnallt, wurde er mit demſelben zurück⸗ geſchoben und faſt in demſelben Augenblick fiel auch das Fallbeil. Lautlos ſahen die in Trauerkleidung erſchienenen Anweſenden, etwa 70 Perſonen, darunter In dem Hauptbof ds Juſtizpalaſtes, einige Stadtberordnete, viele uriſten, Aerzte, Alte Militärs und Vertreter der Preſſe, dem ſchr · ch n Schauspiel zu. Es machte ſich allgemeine Ueber, raſchung Luft, mit welcher Rub⸗ Herbſt ſeinen letzten Gang angetreten batte. Als ſich die Verſammlung entfernt, wurden Kopf und Rumpf in einen Holz ſarg geleat. um nach der Klinik geliefert zu werden, Die ganze Prozedur vom Austritt aus dem Arreſt⸗ baus bis zum Fallen des Beiles dauerte kaum 4 Minuten, die Funktion des Scharfrichters, weiches Amt Scharfrichter Brand aus Sachſen belleidete, kaum ande tbalb Minuten. [N. B. 9•8. — Lübeck. 3. März. Die Trap münden Bucht iſt infolge der durch den Sturm erzeugten Anſtauungen auf Meilen weit ein einziges Giige⸗ birae. aut deſſen Gipfeln Schöffe feffizen. Es dreh die Gefahr, daß einzelne dieſer Schiff ⸗ verloren gehen, Das Ganze bi⸗tet ein ſchaurig⸗ſchöͤnes Schaufel Man alaubt ſich an den Nordpol verſetzt. Die Schiff⸗ fabrt ſtockt. — Lauſanne, 27 Febr. Einen ſeſtiomen Tod ſuchte und fand kürzlich ein Metzgerſehrling in Locle, Canton Neuenbura. Derſelbe befeſfiat⸗ ſich eine beim Großvieb oft angewendete Schußmasle um die Bruſt und ſchſua mit einem Beſl auf die Zündkanf⸗l. Der Schuß ging los und der Tod trat augenblicklich ein. — Memel. Neulich vormittag gelangbe die Melpung an Lotſen⸗Kommandeur Krieger, daß ein Friſcherboot mit 5 Inlaſſen (Fiſcher Mazeit und Geb'lfen) moraens zum Lachsfang in See gegangen und nicht zurückgek⸗brt ſei“ Ebenſo war der Fisch⸗ kutter „Hoffnung“ in See. Da die Eisverbaltaiße beſoraniserregend waren fubr der Lotſen⸗Komman⸗ deur mit dem fiskaliſchen Dampfer „Aſchenbach“ um balb 1 Ubr in See, um Boot und Rute gufzu⸗ ſuchen. Nachdem „Aſchenbach“ etwa 6 Meilen dom Lande entfernt war, wurde das Boot, im ie ſie⸗ ckend, gefunden, die Inſoſſen desſelben an od genommen und den Umſtänden gemäß erfrischt, wo⸗ rauf „Aſchenbach“ dem Lachsſfiſchkutter „Hoffnung“, der eben in Sicht gekommen war, zur Aſſiſſenz en gegenfubr, da das Eis dort ſchon 2— 2 % ge Stärk⸗ hatte. Etwa um 3 Uhr wurde der Rue erreicht und nun ebenfalls geborgen. Die armen Fiſcher hatten die ganze Nacht im Eiſe geſteckt und ſich nur durch energiſche Bewegung vor dem Erffſe⸗ ren ſchützen können. 1 . ſeiner zu bemächtigen. Ich begreife, daß Sie un⸗ gedultig find, dieſe Papiere, für die Sie riskierten Vermögen zu opfern, weniaſtens einmal zu ſehen,“ bemerkte Hausmann ſpöttiſch. Alexander ſchien dieſen Hieb zu überhören, warf nur einen flüchtigen Blick auf die vor ihm ausge⸗ breiteten Wechſel und ſchrieb mit ſchnellem Fed rzuge ſeinen Namen darauf. f „Weiter fragte er dann ſich aufrichtend. „Hier mebrere »igene Wechſel, zahlbar 24 Stunden nach Sicht!“ „Wenn Sie die Güte haben wollen, ſich morgen in meine Villa zu bemühen, ſo wird die Honor⸗ ierung daſelbſt durch Herrn Alphons Wolter er⸗ folgen.“ „Und wenn. verz'iben Si⸗ es feat ja nicht ganz außer dem Bereich der Möͤglicht⸗it! — wenn Herr Alphons Wolter es veri ben ſoſſt,, ſich durch die Flucht allen weiteren Unb qu⸗miichk⸗iten zu ent⸗ zi⸗ ben?“ „So wird, da die Unterichreſt üb⸗rall auf „A. Wolter“ lautet, Herr Artbur Wolter onhe Schwierig ⸗ keit an ſeine Stell, treten können.“ „Dann bier noch zwei Papier- ouf Herrn v. Solwitz.“ „Die Herr von Salwitz »benfalls morgen in meiner Wobnung bereit ſein wird zu bonorieren.“ „Es dürfte Jbnen vielleicht unbekannt ſein, daß Alphons Wolter auf dem Punkt⸗ ſtand, ſich durch eine Verlobung mit Fräulein v. Salwitz zu retten und die Fami ie zu kompromittieren?“ „Sollt⸗ dies auch der Fall geweſe“ ſein. ſo betrachtet Herr v. Salwitz die bloße Abſicht doch als keinen Grund die Anerkennung ſeiner Unter⸗ ſchrift zu verweigern.“ Hausmann erhob fich. Jetzt bielt ſeine Selbſt⸗ beherrſchung kaum noch die furchtbare Erregung zurück. „Noch eins!“ ſagte er. „Ich weiß, daß man Schritte gethan bat, um Alphons militärischen Chef zu bewegen, daß die Motive der Dienſtentlaſſung falſch angegeben worden, um die Familie zu ſchonen. Sie begreifen wobl. daß es einigen Anſtrengungen gelingen dürfte, den Herrn Oberſt von Röder r zu voller Gerechtigk⸗ii zu zwingen.“ „Dieſe, Ibre löblichen Anſtrengungen dürften überflüſſig ſein,“ bem rte Starkow mehr mitleidig als erzürnt. „Alphons bat Alles geſtanden, und die Kaſſation erfolgt auf dem verdienten Wege.“ Hausmann ſtützte ſich auf den Tiſch. Ein plötzſich auf'pringend, rief er: leies Geränſch an der Thür ließ ſie beide herum. fahren Billet in den Händen. Hausmann ſtreckte mechaniich dle Rechte dar⸗ nach aus. öffnete und las die an ihn gerichteten Zeilen. Er blickte lange ſinnend vor ſich bin und faltet donn des Papier nachdenklich zufammen. Starkow batte ſich gleichfalla erhob 'n. „Alſo ich hoffe, morgen noch das Vergnügen zu baben,“ ſaate er im Begriff, aufzubrechen. Der Andere verbeugte ſich ſtumm. Alexander zögerte noch einen Moment, als müſſe er dem Manne, der zwar rubia vor ihm ſtand, aber doch den Eindruck macht,, als ſei ihm im Innern etwas zerſtört, noch ein tröſtlich⸗s Wort ſagen. Aber da Hausmanns Selbfibeberrſchung zu Ende zu gehen ſchien, verließ Starkow ſchnell das Zimmer. Der Geſchlagen⸗ blieb allein. Er ſank in einen Seſſel, ſein Haupt lehnte ſich ſchwer und ſchwerer * 4 4 1 Ein Diener war eingetreten und hielt ein an die auf den Tiſch geſtützten Arme. — „Umſong Umſonſt!“ ſeufzte er bitter. Er dachte nicht daran, daß er ſich noch im Haufe ſeiner Gegner des fand, er dachte nicht daran, welche Erlöſung Aleponder denen dort oben mit ſeiuer Nachricht bringen werde — er ſab, boͤrte, füßlte, dachte nichts als das d Wort: Umſonſt, umſonſt, umſonſt! — Da — Hausmann wußte nicht, wie laune ek ſo verharrt — rauſchte ein Kleid in fee Nahe und ein⸗ weiche Hand legte ſich auf die Hint Er blickt⸗ auf. „Valerie, Sie! 2% ac er leiſe, obne zu wiſſen, daß er etwas sagte. Den, „Warum kommen Sie 2 Was wollen Sie noch? Ich din nich ehe zu fürchten, es lohnt nicht, etwas von mir u bitten. Ich bin beſiat, ich bin vernichtes, ich Ain machtlos wie ein Kind!“ „Ich wollte Ibnen nur Lebewobl ſagen,“ k aeqn ie ſie leiſe. „Sie ſprachen ſo oft don den Recht, das ſich lange, aufrichtige Liebe erwirbt. Ich wo ich Sie nicht mehr fürchten darf, erkenne 0 dies Recht an, und darum wollte ich Sie nch geben laſſen, ohne Ihnen zu ſagen: Zehen Sit in Frieden!“ „In Frieden!“ er lachte höhniich auf. „Und doch! — alſo — mein Gott, ch 1 ſo arm. daß ich ſelbſt um dies Almoſen betteln muß! alſo Valerie werden ohne Bitterkeit und ohne Ha meiner gedenken ?“ a N „Ja 0 ja!“ ſprach ſie und ihre kleine Hand verſuchte recht kräftig die ſeine zu drücen. — 5 Fortſetzung folgt. b * * Kann * 117 N. 7 I * 2 6 * n 2 1 T*