Reklamen mit 20 Pf. berechnet. — — Nr. 18. 8 urger General-Anzeiger für Ladenburg und Amgegend. und Samstag und koſtet vierteljährlich 1 & 20 3 haltungsblalt 1 4 70 4 exel. Poſtproviſion. Inſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die einſpaltige Garmondzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Lokal- Anzeigen mit 6 Pf., Bei größeren Aufträgen Rabatthewilligung. Mittwoch, öden 3. März Politiſches. Ladenburg, 1. März. Der deulſche Reichs ⸗ tag bat die Vorlage, betreffend die Verlängerung des Sozialiſtengeſetzes, an eine 2 1aliedriae Rommiſſion verwieſen. Der Gesetzentwurf bezüglich der Her⸗ ſtellung des Nordoſtſeekanals wurde auch in dritter Leſuna angenommen. Das pr⸗ußiſche Abgeordn⸗tenhaus hat ſich mit den ſ. g. Polenvorlagen beſchäftiat und die erſte Serie derſelben an ein' Kommiſſion berwieſen. In Frankreich iſt das Tages refan's die Manifeſtation des Prinzen Jerom⸗ Napoleon. Weſch⸗ Maßregeln die fronzöſiſche Regierung ergreifen wird, i noch nicht bekannt. Aus dem Umſfande, daß dem Miniſt / rium nab · teh end / aemüßigt⸗ Nlätter wie der „Temps“, den Raf erteilen, di- Nunda⸗bung des Cb is der Famili- Bonaparte mit Gleicheültiak⸗it aufzun⸗bmen, könnte man ſchließ n, daß die Reaje⸗ rung ſeſpß die ſer Anſicht ſei. Ks fraat ſich aber, ob di⸗ Reaierung imſtand⸗ ſein wird ana ſichts der Provokation des Prinzen Nahol-on die nötige Ruß zun bewabr⸗ n. Di⸗ Nadikalen ſind bereits nor Ver⸗ öffentlichung der Schreiben für die Ausweitung ge⸗ weſen und di⸗Kunda⸗bnna des Prinzen iſt darnach nicht ana⸗ than, um di ſe Grupp ⸗ der republikaniſchen Partei milder a⸗aen die Prätendent⸗nfamilien zu ſtimmen. — Di⸗ Regierung könnte unter dieſen Um⸗ ſtänden viell⸗ icht noch eine Majorität für ihr⸗ Anſicht zuſamm e nbr 'nen, wenn ſi⸗ die Unterffützung der Rechten accehtierte, dann aber würde ſich die repu⸗ blikaniſche Partei ſpaſten und es fraat ſich daber, oß die Reaierung des Herrn Freyeinet mebr G⸗wicht auf dee Rube und Bequemlichk⸗it des Prinzen von Orl-ans und der Bonapartes legt oder auf die Ei⸗ nigkeit der R⸗publifaner. Bezüglich der iriſchen Landfrage hat nun 8 8 0 8 — — — 8 8 2 8 A 2 40. Auskunft erteilen die General-Agenten — auch der Erzbiſchof von Dublin namens des irischen Episkopat es an den engliſchen Premierminiſter Glad⸗ ſtone ein Schre ben ger chtet, in welchem ſich derſelbe über di Home rule, die Landfrage und die geſetz⸗ lich Ordnung ausſpricht. Der Erzbischof erklärt, die Home rule ſei allein imſtande, die Bedürfniſſe, Wünſche und berechtigten Beſtrebungen des iriſchen Volkes zu befriedigen; die Landfraae müſſe alsbald durch den Ankauf der Gulsberren⸗Int⸗reſſen an dem Grund und Boden ſeitens der Regierung und die Weſtervervachtung zu b⸗trächtſich reduziertem Pacht⸗ zins gelöſt werden; bierdurch würde alsdann die Frog⸗ der geſellſchaftlichen Ordnung von ſelbſt gelöst. Was das türkiſch⸗bulgariſche Abkommen betrifft, ſo ſollen die Großmächte geneigt ſein das⸗ ſelbe zu ratiftieren, obne die Era⸗bniſſe der Unter⸗ ſuchung abzuwarten, welche der R⸗vifton des rume⸗ liſchen Statuts vorausgehen ſoll. Es erübriat nur noch, ſich übe die alle fünf Jabre vorzunehmende Erneuerung der Vollmachten des Fürſten Alexander zu berſtändigen. Karlsruhe, 26. Feb Das Befinden des Erbaroßherzogs iſt ein weſentlich beſſeres, obwohl der urſprünalich nur katarrbaliſche Zuſtand in einen leichten Geſenksrbeumatismus übergegangen war. Karlsrube, 1. März. In der „K. 3.“ wird Folgendes bekannt gegeben: Die deutſchen Be⸗ hörden und namentlich das auswärtige Amt erhalten aus den verſchiedenſten T⸗ilen des Reichs und auch aus dem Auslande fortgeſetzt zablr⸗ iche Geſuche um Anſtelluna. Verwendung und Anſi⸗delung in den unter deutſchem Schutze ſſehenden überſeeiſchen Ge⸗ bieten, um koſtenfreie Beförderung nach denſelben, um Zulaſſung zum Militärdienſt daſelbſt, ſowie um Belebrung und Auskunftserteilung über die dortigen Verhältniſſe. Es iſt daher wiederholt darauf auf⸗ 1 e 2 10 „Nachſtehende Annoncen ⸗Erpeditionen: Alois Herndl in Wien, Adolf Steiner in Hamburg und ſämtliche Annoncen⸗Bureaux von Haaſenſtein und Vogler, Rudolf Moſſe, G. L. Daube und J. Barck und Comp. nehmen Inſerate für uns an. Inſerate ſind von nachweisbarer Wirkſamkeit. Redaktion, Druck und Verlag von Rarl Molitor in Ladenburg 1886. merkſam zu machen, daß das Reich Stellen in den Schutzgebieten nicht mehr zu vergeben hat und daß Unterſtützungen an Auswanderer um ſo weniger ge⸗ währt werden können, als überhaupt nicht die Ab⸗ ficht beſtebt, eine Auswanderung nach jenen Ge⸗ bi⸗ten zu lenken. Auch ſteht in den Kolonien kein Militär und bietet ſich daher auch keine Gelegenheit, daſelbſt der Militärpflicht zu genügen. Die Behörden befinden ſich ſomit nicht in der Lage, den Geſuchen der erwähnten Art irgend welche Folge zu geben, und können ſich auch nicht auf eine Korreſpondenz mit den zahlreichen Geſuchſt⸗llen einlaſſen. Karlsruhe, 26. Feb. Zwei kleinere Vor⸗ lagen werden den Ständen noch in nächſter Zeit zugeben; die eine, ſchon in der Thronrede erwähnt, erfüſlt einen länaſt gehegten Wunſch binſichtlch der Schlachtvi⸗sakciſe. indem die Gerichtagrenze zu Gunſten einer billig ⸗ren Berechnung binaufgerückt wird; die andere betrifft die Erweiterung der Badeanſtalten in Baden, die ſich durch die unerwartete Frequenz des Fri⸗drichsbades als notwendia he rausgeſtellt bat. Vom Miniſterjum wurde die Erlaubnis zur An⸗ ordnung einer allgemeinen Sammlung unter den Ifraeliten des Landes erteilt. Der Ertrag iſt be⸗ ſtimmt zur Beſeitiguna des ſogenannten Wander⸗ tiſches der Lebramtsbefliſſeneu. ſomie für die Beſſer⸗ ſtellung der Hiaterbli⸗ benen der iſraelitiſchen Reli gions⸗ lebrer und Vorſänger. — Die Schonzeiten des Wildes erfahren vorausſichtlich Verkürzung in der zweiten Kammer. Die Hauptarundlagen der Ge⸗ meindeſteuervorlage werden nicht beanſtanden. Berlin, 27. Feb. Offizielle Meldung: Der Kaiſer zog ſich durch den Fall auf dem letzten Hof⸗ ball eine Kontaſion der linken Hüfte zu, welche zwar nicht erheblich iſt. aber doch für die nächſte Zeit ein ruhiges Verhalten erforderlich macht. Die Lieblingskinder. Novelle von M. Gerbrandt. 24. „Er wird nicht wieder kommen!“ rief die Mutter plötzlich und nervös emporfabrend. „Er wird ſich erſchießen, um der Schande zu entgeben. Eil⸗ ihm nach, Arthur rufe ihn zurück! — Doch chon wieder ibm Tone ihrer gewohnten Selhſthe⸗ herrſchung. Sie ſetzte ſich auf ihren Platz zurück nd ſtrich einigemale mit der Hand über die bleiche Stirn. Artbur, dem ihr Anblick zu Herzen ging. trat neben ſie, um ihr, was ſie zu ſprechen hakte, zu erſeichtern. Doch ehe ſie noch begann, trat Starlow ein. „Ich komme nur im Vorübergehen,“ ſagte er. „War ſoeben bei Herrn von Röderer, der ſchon im egtiff ſtand, Alphons zu ſich zu rufen, domit er ich wegen der über ihn umlaufenden Gerüchte ver, eidige. —. Iſt Alphons ſchon fort? Schade! — ätte ihm gern noch Vorſicht empfohlen. Man will hm officiell die Entloſſung wegen „Dienſtperaeben“ eben — das heißt natürlich, wenn die Wechſelan⸗ elegenheit nicht n einer Weiſe zur Sprache kommt, aß Herr von Röderer gezwungen iſt, dienſtlich gegen I Mppors einzuſschreitn. Aber eine solche Ungeſchickt⸗ heit dürfen wir Alphons wohl am allerwenigſten zu⸗ I trauen.“ „O, wie ſoll ich Ihnen danken!“ rief Frau Wolter, Starkows Rechte mit innigem Druck um⸗ ſpannend. Er naßm mit der Linken Arthurs Hand, ſtreifte mit flüchtigem Blick Valerie und ſchaute die Beiden ſtrablend an. „Mein Verdienſt iſt ſehr gering, ich wünſchte nur, es reichte hin, Alles aut zu machen! Vorſäufia iſt's wohl das Beſte, Herrn Wolter Alles gebeim zu halten. Wie geht es dem Schwieger⸗ papa?“ „Er hat eine ſchlechte Nacht gehabt — ich fürchte, er kann die entſetzliche Neuigkeit nicht über⸗ leben,“ entgegnete Arthur. 5 „Und Hausmann hat ſeinen Beſuch in einer Stunde gemeldet,“ fügte Frau Wolter hinzu. um ſich die Entſcheidung abzuholen, oder meinem Manne Alles zu entdecken. „So, ſo, ſo!“ ſproch Alexander, die Hände der Beiden ſinken laſſend, mit einem verdülſterten Blick. „Nun, ſehen wir, was ſich thun läßt, Adieu!“ „Ich möchte Sie begleiten ſagte Arthur. „Nein, noch nicht, in keinem Fall!“ Alexander machte eine kaum merkliche Kopfbewegung nach Va⸗ lerie hin. „Ich babe mit Dir zu ſprechen, Arthur!“ rief Frau Wolter. a „Ja, ich will mich bei dieſer Gelegenheit auch gleich empfeblen,“ ſprach Leonie, der es hier un⸗ gemütlich zu werden begann. „Adieu, Ihr Lieben! Haltet Euch tapfer Alle mit einander. — Wo iſt felix?“ Der Kleine hob den Kopf über Valeriens Schooß empor, auf deren Kleidſaum er bisher ganz ſtill ge⸗ kauert. „Du ſagteſt, Tante Volerie würde mit mir ſpielen!“ rief das Kind faſt beſtürzt. „Tante Valerie hat heut nicht Zeit. Komm!“ rief Leonie beftig. Der Kleine hielt ſich an Valeriens Arm und blickte flehend auf ſeinen Papa. „Laßt ihn doch bei mir!“ bat Valerie, die in der rührenden Anhänglichkeit des Kindes eine Art Troſt und Stütze fand. „Nein, nein, auf keinen Fall!“ rief Leonie, und es bebte eiwas wie unterdrücktes Weinen in ihrer erregten Stimme. „Ich ſehe nicht ein, Leonie — wenn er hier nicht ſtört?“ ſprach Alexander. „Bleibe nur Junge, aber artig ſein!“ „Nein Felix komm, komm mit deiner Mama!“ „Laß ihn doch hier, Leonie!“ miſchte ſich Frau Wolter ein. „Wenn Dein Mann es geſtattet, ſo darfſt Du nicht —“