Expedition eingehen, finden ſofortige Gaxmondzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Reklamen mit 20 Pf. berechnet. Die Zeit verrauſcht, die Jahre fliehn, Wie droben ſchnell die Wolken ziehn, Vom Windeshauch getrieben. Es bleibt das Rad der Zeit im Drehn, Geſchlechter kommen und vergehn, Ihr Werk, Ihr Haß, Ihr Lieben! Was lebt, was ſchafft, was liebt, was haßt, Es wandert ohne Ruh und Raſt Von Wiege bis zur Bahre, 1 Drum mahnt an die Vergänglichkeit Des Menſchenlebens und der Zeit Die letzte Nacht im Jahre. 5 Wer jn dem nun berfloſſnen Jahr Vom Glücke reich begünſtigt war, Der denke an das Ende, Befehle fromm ſein fernres Los, i Das ruhet in der Zukunft Schoß, In ſeines Gottes Hände! 5 Doch wer vom Sturm des Leids umtoſt, Dem ſei der Wendepunkt ein Troſt; Stehn ja die Pforten offen ö Des neuen Jahrs und froh erglüht Das Herz, dem neues Glück erblüht, Das darf auf Beſſrung hoffen. Nichts iſt zu groß, nichts iſt zu klein, Die Vorſicht paßt es weiſe ein 5 In ihren Weltenrahmen. 8 Den Einzelnen, die Stadt, das Land, Das Reich hält ſegnend ſie umſpannt, Streut ihm der Zukunft Samen. Mög' dieſe Saat der Friede ſein, Zaupfriedenheit und Wohlgedeihn 5 5 General-Anzeiger für Erſcheint jeden Larittwoch und Samstag und koſtet vierteljährlich 1 4 20 4 75 mit illuſtiertem Anterhaltungsblakt 1 70 3 a. d 9 Inſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Aufnahme und werden die einſpaltige 1 10 Lokal⸗ Anzeigen mit 6 Pf., Bei größeren Aufträgen Rabattbewilligung. Rudolf Moſſe, Mitkwoch, d Der Stadt, dem Land, dem Reiche, Daß, was von früh'ren Jahren wund Erſteh' im neuen kraftgeſund . Und jede Trübung weiche! 15 Ob dann auch Jahr auf Jahr vergeht Wenn nur in uns der Sinn beſteht Fürs Gute, Schöne, Wahre! — — — Zwölf Uhr! — — Der Glockenton erklang Rings Jubelruf und froher Sang: 5 1 Glück auf zum neuen Jahre! Volitiſches. Berlin. Aus Aden kommt folgende Nach⸗ richt? Die Deutſch⸗Oſtafrikaniſche Geſellſchaft hat mit ihren Erwerbungen im Somalilande einen neuen großen Schritt gethan. Herr v. Anderten, der längere Zeit mit einem anderen Agenten der Geſellſchaft, einem Herrn Winter, hier in Aden weilte, hat die erſten Verträge durch neue ergänzt, welche mit dem Sultan abgeſchloſſen find und durch welche der ganze Küſtenſtrich vom Hafen Obiah bis zu der dem Sultan von Zanzibar gehörigen Stadt Warriſchin mit dem dazu gehörenden Hinterland unter den Einfluß und die Hoheit der Geſellſchaft gebracht iſt. Insbeſondere iſt auch hier das Handelsmonopol ausbedungen. Wie es ſcheint, iſt die Geſellſchaft damit in den Befitz der ganzen bislang noch völlig unbeſtritten freien Küſtenſtriche von Oſtafrika überhaupt gelangt. Es dürfte Aden zum zweiten Ausgangspunkt für die weiteren Unternehmungen der Geſellſchaft neben Zanzibar werden müſſen. Berlin, 29. Dez Die Ereigniſſe werfen ihre Schatten vor ſich her; am Hofe des Kaiſers herrſcht bereits eine außerordentliche Bewegung. man trifft große Vorbereitungen zum fünfundzwanzig⸗ jaͤhrigen Jubiläum des Kaiſers als König von Nachſtehende Annoncen ⸗Erpeditionen: Alois Herndl in Wien, Adolf Steiner in Hamburg und fämtliche Annonten⸗Bureaux von Haaſenſtein und Vogler, 33 N Inſerate find von nachweisbarer Wirkſamkeit. 5 Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor in Ladenburg G. L. Daube und J. Barck und Comp. für uns an. nehmen Inſerate 1886. — Preußen. Man hat überall die Empfindung, daß der Abſchnitt dieſer letzten 25 Jahre einen der be⸗ wegteſten Teile der Weltgeſchichte umfaßt. Der König ſelbſt, damals an der Schwelle des Kreiſenalters, glaubte bei ſeinem Regierungsantritt am wenigſten an eine ſo lange und bedeutungsvolle Zeit ſeiner Herrſchaft. Als der König zur Krönung ſeinen Einzug hielt in Königsberg, horte ich ihn zu den verſchiedenen Abordnungen, die ſeiner am dortigen Brandenburger Thor harrten, ſagen: „Mir wird es ſchwerlich beſchieden ſein, lange zu regieren, über⸗ tragen Sie dann nur Ihre Liebe, Treue und An⸗ hänglichkeit auf meinen Sohn!“ Wir haben Wunder⸗ bares erlebt in dieſer Zeit und ſo wird es nur zu erklärlich, daß daß Volk ſich anſchickt, eine außer⸗ gewöhnliche Feier zu begehen! Der Empfang im weißen Saale des königlichen Schloſſes wird groß⸗ artig werden, alle landſäſſigen Fürſten und eine große Zahl Fremden von beſonderem Anſehen werden erſcheinen, der Bundesrat wird in corpore ſeine Glückwünſche darbringen, ebenſo das diplomatiſche Korps; zu dieſem werden ſich die deutſchen Bot⸗ ſchafter in London, Graf Hatzfeldt, Paris, Graf Münſter, und in Wien, Prinz Reuß, geſellen u. ſ. f. Man wird indeſſen nichts verſäumen, um dem greiſen Monarchen die bei ſolchen Gelegenheiten doch nicht zu vermeidenden Anſtrengungen zu erſparen. Verſailles, 28. Dez. (Kongreß.) Grevy wurde zum Präſidenten der Replubik auf 7 Jahre wiedergewählt. Wien, 30. Dez. Kaiſer Franz Joſeph ſendet zu dem Regierungsjubiläum des Kaiſers Wilhelm als Königs von Preußen ein eigenhändiges Glück⸗ wunſchſchreiben, deſſen Ueberbringer General der Kavallerie Fhr. v. Kober iſt. Dem Dichter J. J. Kraszewski iſt von — — Die Lieblingskinder. 3 Novelle von M. Gerbrandt. 855 3 „Was Liebe!“ ſagte er, mit den Fingern chnippend, „zeige mir eine Partie, die für mich ſo vorteilhaft iſt, wie dieſe für Valerie, und ich frage den Teufel nach Liebe. Eine große Mitgiſt bekommt ie nicht, bübſch iſt ſie auch nicht — alſo worauf will ſie warten? Wenn, wie es den Anſchein hat, Leonie ſich bald verlobt — Starkow macht ja bereits ie ernſteſten Anſtalten, ſo iſt das für Valerie auch icht angenehm. Summa Summarum: „Daß ich uders als fördernd bei der geplanten Verlobung aleriens mit Bergen mitwirken werde, damit ſchmeichle Dir nicht.“ 5 Umſonſt verſuchte Arthur den Bruder umzu⸗ ſlimmen. — „Daß ich es überhaupt noch verſucht nſtrengung. „Ich hätte mir die Mühe ſparen konnen, bei Dir ein Herz zu ſuchen. Alphons lehnte ſich gelaſſen an's Fenſter und rehte ſeinen hübſchen Schnurrbart. „Warum haſt u ſie Dir nicht geſpart?“ fragte er lachend. — nd Arthur mußte abreiſen, ohne ſeine Beſorgniſſe eſtillt zu haben. 85 habe!“ ſprach er bitter am Schluß ſeiner fruchtloſen reiſe vergangen. Alexander von Starkow' hatte ſeine 3. Kapitel. Es waren mehrere Wochen ſeit Arthurs Ab⸗ Beſuche im Wolterſchen Hauſe fort geſetzt zur großen Befriedigung aller Beteiligten. Alphons hatte noch nie einen Freund gehabt, der eine ſo offene Hand ö 1 duft und Frühlingspracht, Wort fanden, das ihr längſt geſchloſſenes Herzens⸗ und ein ſo ſchwaches Gedächtnis für gewiſſe kleine „Gefälligkeiten“ beſaß. Frau Wolter ſah ſchon im Geiſt ihren Liebling an der Seite des Mannes, welcher ein Stern der Geſellſchaft war und für die erſte Partie der Reſidenz galt. Heute noch konnte vielleicht dieſer Traum zur Wirklichkeit werden. Es war dem wundervollen Frühlingstage zu Liebe eine kleine Waldpartie verabredet worden, und Herr v. Starkow hatte bei Frau Wolter die Erlaubnis aus⸗ gewirkt, ſie und ihre Kinder ſchon am Morgen ab⸗ zuholen, damit ſie den Vormittag ungeſtört im herr⸗ lichen Wald verleben könnten. Was war nun natür⸗ licher, hatte die zärtliche Mutter berechnet, daß an einem Tage wie dieſem, zwei Menſchen, die zu ein⸗ ander paſſen wie Starkow und Leonie, befreit von den Feſſeln der Konvenienz, inmitten von Blüten⸗ endlich das erlöſende bündnis zu einem öffentlichen machte. Als man nun aber in den herrlichen Mai⸗ morgen hinausfuhr, war die allgemeine Stimmung Hauſes erlebten, etwas peinlichen Scene zitterte noch in Allen nach. Valerie pflegte, teils wegen ihres ſtillen, zurück⸗ gezogenen Weſens, teils, weil es ſich zufällig immer gerade ſo ſchickte, ſelten an derartigen Vergnügungen Teil zu nehmen, und auch heute hatte man ihr Zurückbleiben als ſelbſtverſtändlich vorausgeſetzt. Nun aber hätte ſie ſich ſchon längſt unbeſchreiblich geſehnt, einmal in die neubelebte Natur hinauszukommen. Alexander von Starkow, der die Gabe beſaß, auch unausgeſprochene Klagen zu verſtehen hatte dies auf den erſten Blick bemerkt und ſeinen Einfluß zu Valeriens Gunſten bei Frau Wolter verwandt. Dies aber hatte Leonie, welche die Aufmerkſamkeit ihres erklärten Anbeters für ſich allein beanſpruchen z dürfen meinte, ſehr ungnädig aufgenommen; — e hatte — und dies war nicht das erſtemal — eine 1 leinen Streit zwiſchen den Beiden gegeben deſſen Leonie ſich tief gekränkt und Alexan verdroſſen fühlte. Als aber jetzt der Wagen in den Wald einbog, als der Frieden der Natur die verſtimmten Gemüte 5 begrüßte, da verwandelte ſich Leonie's Aerger plötzlich in ſanfte Rührung. Sie blickte eine Weile gan ſtill um ſich und ſagte dann mit feuchten Augen „O, Mama — Valerie, ſeht nur wie ſchöͤn! Starkow, der beim beſten Willen einen ſo keineswegs ſo freudig, wie man hätte erwarten ſollen. Der Eindruck einer dem Verlaſſenen des kleinen Groll nicht hätte feſthalten können, war aufs 5 Neue von ihrem anmutigen Weſen entzückt, und die