wir einen Rü ſt abgela Geſchäſtsjahr werfen, ſo können wir konſtatieren, das dasſelbe im Allgemeinen befriedigender iſt, als ſeine Vorgänger, d. h. bez. der 84er Ernte, die in quantitativer Hinſicht nichts zu wünſchen übrig ließ, und darum die Mehrheit der Pflanzen doch mehr oder weniger zufrieden ſtellte, obwohl dieſelben vielfach nur ſehr niedrige Preiſe erzielten. Das Ser Produkt erweiſt ſich auch qualitativ beſſer als ſein Ruf; es hat durch vorteilhafte Entwicklung während der Fermentation und auf Lager ſehr ge⸗ wonnen und da es auch ziemlich blattreich, ſo findet es leicht Abſatz. 82er und 83er Tabake waren im Laufe des Jahres ſehr begehrt, doch brachten dieſe Gewächſe, und insbeſondere das 82er den Händlern beträchtliche Verluſte, da ſ. Z. beim Einkauf abnorm hohe Preiſe dafür angelegt wurden. Von der neuen 85er Ernte dürfte etwa das halbe Erträgnis auf⸗ gekauft ſein, größtenteils zu Preiſen, womit die Produzenten ſehr zufrieden find; für ſehr geringe Gewächſe konnten dagegen lohnende Preiſe nicht be⸗ willigt werdeu. In Betracht der im Allgemeinen nicht befriedigenden Beſchaffenheit der neuen Ware, die faſt durchweg kurz von Blatt und gutes Sor⸗ timent nicht liefert, laßt ſich auch bezüglich dieſer 8öer Ernte für die Händler ein lucratives Reſultat nicht vorausſehen, zumal die Anforderungen ſeitens der Fabrikation immer mehr ſich ſteigen, und auch im Auslande im Konkurrenzkampfe mit Ungar. Holländ. und Amerik. Tabaken das Geſchäft ſehr prol⸗matiſch geworden iſt. Wir können daher den Pflanzern zu ihrem eigenen Nutzen und Frommen nur ſehr an's Herz legen. der Kultur des Tabaks als einer unſrer wichtigſten Handelspflanzen, die größte Sorgfalt zu widmen und namentlich nicht unreife Ware an den Markt zu bringen. — Freiburg, 24. Dez. Schon ſeit einiger Zeit find hier beunruhigende Gerüchte über den Geſundheitszuſtand Sr. Excelenz des Herrn Erz⸗ biſchofs verbreitet. Der hochw. Herr iſt bereits ſeit dem Allerſeelentage krank; ſein Leiden iſt eine ſchmerz⸗ hafte Nervenkrankheit des Beines (Ischias), die an ſich zwar ungefährlich iſt, allein inſofern das Allge⸗ meinbefinden des Patienten verſchlimmert hat, als aus Mangel an Bewegung Apetitloſigkeit und da⸗ durch ein Sinken der Ktäfte hervorgerufen wurde. Der greiſe Kirchenſürſt, der im Herbſte 79 Jahre alt geworden, iſt tägliche körperliche Bewegung in freier Luft gewohnt geweſen und entbehrt ſolche daher ſehr ſchmerzlich. — Das erzbiſchöfliche Ordinariat bat a Anlaß des am 3. Januar d. Js. ſtalt⸗ findenden 25jährigen Regierungsjubiläum des Königs von Preußen an den Klerus und die Gläubiger der Erzdiözeſe in den hohenzollern'ſchen Landen, ſowie an die Militärgeiſtlichen in Baden einen Erlaß ge⸗ richtet, worin befohlen wird, daß am Sonntag 8. Januar, nach dem allgemeinen Gu bete noch ein Bitt⸗ gebet für die beiden preußiſchen Majeſtäten verrichtet und am Schluße ein feierliches Tedeum geſungen werde. Die betreffende Verordnung iſt am 1. Januar k. Js. in den hohenzollernſchen Landen, ſowie in den badiſchen Militärgottesdienſten von der Konzel zu verkünden. — Konſtanz, 22. Dez. In der Duell⸗ Affaire Sachs⸗Hellwig hat jetzt die Familie des Getöteten, um jeder Unklarheit ein Ende zu machen, auf das Drängen einer Anzahl von Freunden fol⸗ genden Brief der Veröffentlichung übergeben, den Herr Sachs am Abend vor dem Dull an ſeine Eltern und Verwandten gerichtet. Konſtanz. 7. Dez. 1885, 9 Uhr abends. Morgen früh 8 Uhr, trete ich für meine Ehre, ſowie die meiner ganzen Familie, d. h. von Euch Allen, ein, weil ein Unberufener ſich in meine intimſten Familienverhältniſſe gemiſcht, mir meine Frau, die ich vordem ſehr geliebt habe, abſpenſtig gemacht und entführt hat, wodurch groß Betrübnis, Kummer und Schande über uns gekommen ſind. Ich gehe mit Mut im Vertrauen auf Gott und meine gerechte Sache in den Zweikampf. Sollte das Schickſal wollen, daß ich falle, ſo bitte ich, mir den Euch jeweils bereiteten Kummer und Betrübnis zu verzeihen und mir ein gutes Andenken zu be⸗ wahren. Ganz beſonders lege ich Euch allen an's Herz; Bitte, ſorget für mein herziges auf's innigſte von mir geliebtes, braves, gutes Kindchen, und küſſet es herzlich und ſaget ihm, daß es ſeinem Vater ſchwer um's Herz iſt, in dem Gedanken, er könne dieſen Engel vielleicht morgen früh zum letztenmale ſehen. Nochmals herzlichen Gruß Euch allen und an alle guten Bekannten. Euer treuer Albert Sachs, Premierlieutenant. — Aus Baden, 24. Dez. In der Gas⸗ anſtalt zu Wagbäuſel gab es letzten Samstag eine Gasexploſion, bei der zwei Arbeiter erhebliche Brand⸗ wunden erhielten. — In Mannheim wurde eine, aus 5 Perſonen beſtehende Bande von Einbrechern durch die Polizei auf friſcher That erwiſcht und zur Haft gebracht. — Ebendaſelbi wurde vor einiger Zeit eine Kellnerin vom Schöffengericht zu 4 Wochen Haft verurteilt, weil ſie beſchuldigt war, einer Kol⸗ legin 8 Mark entwendet zu haben. Nun bat es ſich aber herausgeſtellt, daß das Mädchen vollkommen unſchuldig iſt und daß der Diebſtahl durch einen in der Wirtſchaft beſchäftigten Hausburſchen verübt worden war. Der gewiſſenloſe Menſch hat das fort⸗ während ſeine Unſchuld beteuernde Mädchen ganz ruhig verurteilen und ſpäter einige verräterſſche Aeußerungen fallen laſſen. Die unſchuldig Verur⸗ teilte hat unterdeſſen ihre Stelle verloren und iſt erwerbslos. Hoffentlich wird dem Thäter eine exem⸗ plariſche Strafe zuteil. — Bingen, 21. Dez. Der jungen, blühen⸗ den Gattin eines hieſiegen Weinhändlers wurde von iherm Arzte gegen unerhebliche Halsſchmerzen chlor⸗ ſaures Kali zum Gurgeln verordnet. Die Dame glaubte jedoch, daß dieſes Mittel zum Einnehmen verordnet ſei, und verſchluckte in dem Zeitraum von einigen Stunden einige Löffel voll von der in Waſſer aufgelöſten Arznei. Leider traten nach wenigen Stunden Symptome von Vergiftung ein, und trotz der eifrigſten Bemühungen der herbeigerufenen Aerzte war die Beklagenswerte bereits am geſtrigen Abend eine Leiche. Dieſer ſchreckliche Vorfall ruft in allen Kreiſen der hieſigen Bevölkerung die innigſte Teil⸗ nahme hervor. — Bordeaux, 21. Dez. Hier fand zwiſchen zwei Schülern der unterſten Gymnaſtalklaſſe, dem neunjährigen Clement Boucher und dem zehnjährigen Max Foulon, ein Piſtolenduell nach allen Regeln und leider auch mit tragiſchem Ausgange ſtatt. Am 1. Dez. gerieten die beiden Knaben bei der Vertei⸗ lung der Fortgangszeugniſſe in einen Streit, der mit Thätlichkeiten endigte. Am folgenden Tage wurde Foulon von ſeinem neunjährigen Gegner zum Duell gefordert, welches er auch ſofort annahm. Foulon ſchlich ſich in das Schlafzimmer ſeines Vaters, eines böberen Offiziers, und entwendete daraus zwei Piſtolen mit der nötigen Munition. An einem be⸗ ſtimmten Tage nun traf man in einem verlaſſenen Parke zuſammen, wo vier ebenſo jugendliche Sekun⸗ danten die Entfernung auf zwanzig, ſage zwanzig Schritte, genau abmaßen. Foulon als der Geforderte, hatte den erſten Schuß, er zielte und traf den kleinen Boucher mitten in die Bruſt, der mit einem lauten Aufſchrei zuſammenbrach. Zwei Tage darauf iſt der arme Knabe der Verletzung erlegen. Lehrer: „Sage mir, Jakob warum nennt man einen Hingerichteten einen armen Sünder?“ — Jakob: „Weil die reichen Sünder nicht hin⸗ gerichtet werden.“ Zeit zu ſparen!“ fiel von der Thür her eine ſcharfe Stimme dazwiſchen. Herr Wolter war unbemerkt eingetreten und ſtand jetzt, ein Lächeln des Spottes auf den Lippen, aber mit finſterer Stirn dem Sohne gegenüber. Es giebt Menſchen, die durch das Schickſal verwöhnt, obne Kämpfe und Entſagungen aufge⸗ wachſen, kein Verſtändnis für das Flehen der menſch⸗ lichen Not haben, weil keine Erfahrung ihres eigenen Innern dabei in ihrem Herzen einen Widerhall weckt. Sie nehmen Opfer, die oft mit tauſend Schmerzen gebracht werden, als ſelbſtverſtändlich hin und wundern ſich böflichſt über Alles, was ſich ihrer Laune entgegenſtellt. Herr Wolter gehörte zu dieſen Menſchen. Er galt für gut und teilnehmend, er war ein beſtechender Geſellſchafter und liebenswür⸗ diger Ehemann. Aber ſein erſtes Geſetz war ſein Belieben, und daß dies oft der Tyrann ſeiner Um⸗ gebung war, hätte er nie begriffen, ſo verwöhnt war er von Jugend an. Er wies auf den Schreibtiſch und machte dem Sohn, deſſen ſchönſte Träume er an dieſem Morgen mit ſorgloſer Hand durchkreuzt, den er hart an den Grenzen der kindlichen Pictät niedergerungen, Vor⸗ würfe, daß ſo viele der dort liegenden Geſchäftsbrieſe noch unerledigt ſeien. Der junge Mann ſah mit flammenden Blicken auf und öffnete die Lippen. Aber Valerie legte flehend die Hand auf ſeinen Arm. Sie wußte, daß Arthur ſich gegen Vorwürfe, die ihm freilich meiſtens Alphons zuzog, entweger gar nicht, oder in maß⸗ loſer Heftigkeit verteidigte. Der Gewarnte ſtrich das Haar aus der Stirn und ſetzte ſich ſchweigend an die Arbeit. weißt, daß Mama es miß⸗ fällt, wenn Du zurückbleibſt, ſobald Beſuch da iſt,“ fuhr Here Wolter, zu ſeiner Tochter gewendet fort. Du haſt ein großes Talent, Dich als das Aſchen⸗ brödel des Hauſes aufzuſpielen, für das Du gern gelten möchteſt.“ Er ließ ihr den Vortritt, und ſie begaben ſich in den Salon, wo Frau Wolter, eine vorzüglich konſervierte, ſehr ſtattlich»Dame mit größter Liebens⸗ würdigkeit die Unterhaltung mit Herrn v. St hatte. 5 2. Kapitel. Einige Wochen nach jenem Morg Arthur auf Veranlaſſung ſeines Vaters eine Geſchäfts⸗ reiſe von längerer Dauer antreten. Der junge Mann fürchtete nicht mit Unrecht, daß man ſeine Abweſenheit benutzen würde, die ſchüchterne Valerie zu der erwünſchten Heirat mit dem reichen Kaufmann Bergen zu zwingen, ja, daß man ihn, an dem ſie einen Halt beſaß, vielleicht hauptſächlich aus dieſem Grunde entfernte. Er bat die Schweſter daher vor der Abreiſe noch einmal, in ihrem eigenen Intereſſe recht ſtandhaft zu ſein und verſicherte ſie, daß im ſchlimmſten Falle ein Brief von ihr ihn augenblicklich herbeirufen . möge für ihn daraus auch folgen, was da wolle. Ueberdies verſuchte Arthur in einer ernſten Unterredung noch ſeinen Bruder Alphons als Valeriens Beiſtand zu gewinnen. Alphons ſelbſt hatte dieſe Unterredung veranlaßt. „Denn,“ ſagte Alphons, „ich möchte durch Dich einmal erfahren, wie es eigentlich mit unſerem Vermögen ſteht. Wir haben ja immer auf ſehr großem Fuße gelebt, aber es kam f mir manchmal vor, als ſei nicht ſo viel dahinter, wie es den Anſchein hatte?“ „Leider!“ beſtätigte Arthur ſchon die Summen, welche Deine neue Laufbahn koſtet, müſſen dem Geſchäft entzogen werden. Uebrigens b'ſitze ich noch keinen genauen Einblick, da der erſte Buchhalter, Herr Hausmann, der bekanntlich mehr als Papa ſelbſt die Leitung der Angelegenheiten dirigiert, vorläufig noch durchaus nicht beliebt hat, mir eine klare Ueber⸗ ſicht möglich zu machen. „Herr Hausmann wird ſein Scepter hier bald niederlegen,“ bemerkte Alphons. „Ich glaube wahr⸗ haſtig, dieſer ſehr kühle, ſehr weiſe, ſehr beſonnene Menſch, dieſe Perle aller Buchhalter hat ſich in die Tochter ſeines Prinzipals, in Valerie verliebt. Aber mit ſeinem reichen Onkel, Herrn Bergen, iſt er klug genug, nicht in die Schranken treten zu wollen, und ſobald Bergen die Rechte des Bräutigams zuerteilt werden. wird Herr Hausmann es für angemeſſen finden, das Feld zu räumen.“ Hier nahm Arthur, Gelegenheit, Valeriens Abneigung gegen die ihr zugemutete Verbindung mit Bergen hervorzuheben, Aber Alphons, der ſonſt, wo es ſich um den Begriff „Liebe“ handelte, kroß ſeiner Jugend ſehr viel Verſtändnis an den Tag legte, ſchien die Berechtigung der freien Wahl in 1 Punkte für Valerie durchaus nicht einzu⸗ ehen.“ 8 Fortſetzung folgt. %%% . . 1 (Schwer vereinbart.) „Ach, Arthur, mit Dir allein auf einer ſtillen Inſel im fernen Weltmeer — wie glücklich wäre ich!“ — „Haſt Du ſonſt noch einen Wunſch, teure Ella?“ „Ach ja, beſorge mir doch ein Abonnement in der Oper!“ ä * 8 A. N 8 * * X — N A NN — * . . 1 * K 8 K D 2 1 N * 8155 2 *