Athen, 1. Dez. Im Hinblick auf die Regelung der Balkan⸗Schwierigkeiten, ohne daß irgend welche Rückſicht den Intereſſen Griechenlands gezeigt wird, iſt die hieſige öffentliche Stimmung im Zuſtande grauſamer Ungewißheit. Die Lage iſt ähnlich der am Borabend des Berliner Vertrages, als M. Commoundouros die griechiſche Armee abzurüſten fürchtete, ohne die Annexion von Theſſalien zu ſichern. Agitation und eine ernſte Kriſis find mit Sicherheit zu erwarten, wenn die von dem Lande gebrachten ungeheuren Opfer reſultatlos bleiben. Der Präſident des Miniſterrats hat den Vertretern der fremden Mächte erklärt, daß ein Ringen zwiſchen Griechen⸗ land und der Türkei unvermeidlich ſei. Europa lehne es ab, den Anſprüchen Griechenlands Aufmerk- ſamleit zu ſchenken. Madrid, 2. Dez. Die Agence Havas meldet: Der Miniſter des Auswärtigen, Moret, ver ſprach einer Abordnung von Kaufleuten, die Ent⸗ wicklung der Hand lsbeziehungen mit den lateiniſchen Völkern begünſtigen zu wollen und kündigte an, daß der Plan zu einer Ausſtellung, welche ihm nächſten Jahre zu Madrid ſtattfinden ſoll, ausgearbeitet werde. »Das Miniſterium iſt entſchloſſen, allen wegen Teil- nahme an politiſchen Angelegenheiten Ausgewanderten ohne Ausnahme die Rückkehr nach Spanien zu ge⸗ ſtatten. Kairo, 30. Nov. Hier eingegangener Meldung! zufolge fand heute nachmittag um 3 Uhr in Giniß zwiſchen der berittenen Infanterie, unterſtützt durch den gepanzerten Dampfer „Lotus“, und den Rebellen ein Scharmützel ſtatt. erheblich. Auf britiſcher Seite wurde ein egyptiſcher Soldat ſchwer verwundet und zwei Mann der berittenen Infanterie werden vermißt. Das Groß der Rebellen hat eine Stellung von Koſhai inne, welches ſie anzu⸗ greifen auf dem Punkte ſind. Generolmajor Grenfell 95 ſich mit ſeinem Stabe morgen nach Wady Halfa. 8 Verſchiedenes. ( Mannheim, 3. Dez. (Hopfen.) Nach wie vor bleiben geringe Sorten unbeachtet und können nur zu den niedrigſten Preiſen (M. 7— 15) Unter⸗ kunft finden, während für Primaſorten iramerhin Nachfrage beſteht und hierländiſche Ausſtechware mit M. 70— 75 bezahlt wird. Am hieſigen Hopfen⸗ markte wurden heute geringe Hopfen bis zu M. 12 verkauft. . K — Ludwigshafen, 2 Dez. Volkszählung. Der Verluſt des Feindes iſt⸗ Noch elner probiſoriſchen Aufſtellung der Etgebniſſe der geſtrigen Volkszählung beträgt die Ziffer der Bevölkerung unſerer Stadt etwa 21 130. Bei der letzten Zählung bezifferte ſich die Einwohnerzahl auf 15 012, es iſt alſo ein Zuwachs von 40 pCt. zu verzeichnen. — Freiburg, 2. Dez. Das IV. badiſche Sängerbundes⸗Feſt, welches bekanntlich an den beiden Pfingſt⸗Feiertagen des nächſten Jahres hier ſtattfinden wird, verſpricht einen bedeutenden Erfolg. Es ſind bereits an 1500 auswärtige Sänger angemeldet, eine Zahl die ſich leicht verdoppeln dürfte. Die Vor⸗ arbeiten find längſt im Gang und es wird bald nach den Einzugsfeierlichkeiten mit den gemeinſamen Konzerten begonnen werden, durch deren Ertrag die hieſigen Bundesvereine einen Teil der Feſtkoſten zu decken beabſichtigen. Der Feſtausſchuß wünſcht an den Beratungen und Vorbereitungen auf das Feſt auch die Sänger teitnehmen zu laſſen und hat daher einen woͤchentlich wiederkehrenden Sängerabend (Montag) im Kaffee Thomann angeordnet, zu welchen die (aktiven und paſſiven) Mitglieder der Bundes⸗ vereine Arbeiter⸗Bildungsberein, Koncordia, Frohſinn (Wiehre), Liederkranz (Herdern), Männer Geſang⸗ verein und Typographia eingeladen ſind. Man rechnet auf eine zahlreiche Beteiligung, ſowie einen gedeihlichen Verlauf dieſer Zuſammenkünfte. „ — Aus Baden, 1. Dez. Die Stadtge⸗ meinde Villingen hat in letzter Woche auf ihre Koſten einen Mann, dem ausdrücklichen Verlangen desſelben entſprechend, nach Kamerun geſchickt. Ein Witz⸗ bold machte ſich vor einigen Tagen den Spaß, dem Engelwirt in Ketſch durch die Poſt ein Kiſtchen mit der Aufſchrift „Probecigarren“ zuzuſchicken. Als man das Kiſtchen oͤffnete, flogen nicht weniger als acht Spatzen heraus. g — Eberbach, 2. Dez. Heute früh 7 Uhr wurden die hieſigen Einwohner durch Feuerlärm geweckt. Es brannte in dem Viehſtall der Gebrüder Seligmann, wobei fünf Rinder durch Erſtickung den Tod fanden. Das Feuer entſtand in der über dem Stalle gelegenen Küche, wobei der Boden nach dem Stalle zu durchbrunnte. Hätte das Feuer mehr Luft gehabt, ſo wäre ein großer Brand entſtanden, da ringsrum angefüllte Scheuern ſtehen. Dem raſchen Eintreffen der Feuerwehr u kräftigen Eingreifen der Eigentümer und deren Nach⸗ barn iſt zu nerdanken, daß größerer Schaden ver⸗ hütet blieb. 5 trage. Dadurch i ganz beſonders dem Heller'ſche Spiekwerlle. Wir hatten ſchon bfter Gelegenhelt, an dleſer Stil ein Wort des Lobes Über die vorzüglichen Eigenſchaften der Spielwerke aus der Fabrik des Herrn J. H. Feller 1 Bern (Schweiz) zu ſprechen. Nicht der Grund allein, daß den Heller'ſchen Spielwerken an faſt allen Austellungen wie zuletzt in Melbourne, Zürich, Nizza, Krems, Anzperge erſte Auszeichnungen zuerkannt wurden, giebt unz erneut Veranlaſſung, die Aufmerkſamkeit der Leſer auf die genannte Fabrik zu richten, ſondern hauptſüchlich die Ueberzeugung daß ſich aufe das bevorſtehende Weihnachts und Neuſahrz feſt kaum ein Gegenſtand finden läßt, der als finniges ung paſſendſtes Geſchenk ſo zu empfehlen ſein dürfte, glg ein Heller'ſches Spielwerk, denn wo Wertgegenſtände und Nutz objekte oft die Empfindlichkeit verletzen, da eignet ſich geg, das Spielwerk in vorzüglichſter Weiſe. Ja es darf wohl mit Recht behauptet werden, daß es Niemanden giebt, dem ein ſolcher Gegenſtand nicht die innigſte Freude berele! Kann es eine beſſere Tröſterin in den ſchweren Stunden des Lebens, wo man ſich vereinſamt oder verbittert fühl geben, als die Muſik? Giebt es leider nicht ſo unendlich viele Menſchen, die durch Krankheit an das Zimmer geſeſſell find und dieſe Univerſalſprache aller Herzen entbehren müſſen, Hiezu kommen noch alle diejenigen, welche nicht ſelbſt en Inſtrument ſpielen und durch ihren Beruf oder durch zu große Entfernung von der Stadk verhindert find, Ronzere und Soirczen zu befuchen und ſich aus dem Grunde den ſo oft erſehnten Genuß einer guten Muſik verſagen müſſen, — Allen dieſen, ſowie auch namentlich den Herren Helſh⸗ chen, kann deshalb nicht ganz genug empfohlen werden, i ein Heller'ſches Spielwerk anzuſchaffen, um ſo mehr, az der Fabrikant es verſteht, das Repertoir jedes, auch dig kleinſten Werkes mit ſeltenem Gefchmack zu arrangieren und auf dieſe Weiſe ſeine Abnehmer ſtets mit den neuesten kz, ſcheinungen in der Muſiklitteratur aus den Gebieten der Oper, Operette und Tanzmufſik, ſowie Volkslieder der poyn⸗ ärſten Tondichter bekannt macht. 3 Hierbei möchten wir ſchließlich nicht vergeſſen zu he⸗ merken, daß die große Zahl von Anerkennungsſchreiben von Privaten, Hoteliers, Reſtaurateurs ꝛc. gerade den zuletzt genannten ein guter Wink ſein ſollte, mit der Aufſtellung eines Heller'ſchen Muſikwerkes in ihrem Etabliſſement nicht länger zu zögern, denn die Erfahrung hat in den meiſten Fällen gezeigt, daß ſich die Frequenz ſolcher Geſchäfte ledig lich infolge Auſſtellung ſolcher prächtiger Werke geradezu verdoppelt, ja verdreifacht hat und die Anſchaffungsloſte — Zahlungserleichterungen werden bewilligt — in kurze Zeit ausgeglichen wurden. . Infolge bedeutenden Rückganges der Rohmatericl. preiſe bewilligt die Firma auf ihre bisherigen Preiſe 20 ut Naruf 77 Prozent Rabatt, und zwar ſelbſt bei dem kleinſten Au lt nun auch dem weniger Bemittelten dz bene Perf Möglichkeit geboten, in den Beſitz einer Spieldoſe zu gelangen. — Reichhaltige, illuſtrierte Preisleiſten werden auf Ber langen zugeſandt. Wir raten jedoch, jede Beſtellung direll 4 an die Fabrik in Bern zu richten, da dieſelbe, außer in 0 U 8 in chu u Volllut weißen ſllsbit bat gl 1 Etat er lifftlun mi — E fer Raf ing n n i der Erhed — — 12 en mur noch Nizza, nirgends Niederlagen hält und vielfach fremde Fa⸗ brikate als ächt Heller ' ſche angeprieſen werden. Wohl zu beachten iſt ferner, daß jedes Werk den Namen des Fabri⸗ kunde aufbewahrt ein rotes Dach erhalten; wer will nachher dem Grafen Polando entgegenhalten, daß die Ausſagen der Baroneß nicht im Irrſinn ge⸗ ſprochen waren? Im Grunde genommen aber wird Signora nicht im Ernſte daran denken, auf ihren Willen beſtehen zu wollen. Ich denke, daß Ihr auch nach dieſen Eröffnungen und ohne ſie ferner öͤffent⸗ lich Eure Gattin zu nennen, Euch der Liebe der Signora erfreuen werdet.“ „Wenn ich auch in Deinen Plan willigen wollte, Dolores, ſo wird ſie unſere Abſichten durchſchauen und es nicht thun; denn ich ſage Dir Dolores, wenn Du es noch nicht weißt: Eine Königin auf dem Thron beſitzt nicht mehr Stolz als dieſe Tochter eines armen Edelmannes Sie iſt in vielen Stücken nachgiebig, aber wenn ſie ihre Ehre im Spiele glaubt, 3 hat ſie einen Sinn, furchtbar und ſchnell wie der litz.“ „Gut, Signor,“ entgegnete Dolores. „Eure Herrlichkeit find ein weiſer und ehrenfeſter Herr und ſehr erfahren in jenen romantiſchen mächtigen Gewiſſenszweifeln, die in Arkadien Mode find. Ich bin Euer unterthäniger Diener — ein Mann von dieſer Welt und ſchätze mich glücklich, daß Eure Herrlichkeit nicht verſchmäht, von meiner Kenntnis auf Ihrem Pfade Gebrauch zu machen. Nun gilt es aber die Frage, wie ich ſchon einmal erwähnte, wer in dieſer glücklichen Verbindung mehr gewonnen hat, Ihr oder Signora, und wer darum dem andern mehr Gefälligkeit und Nachficht für ſeine Wünſche ſchuldig iſt, beſonders wenn dieſe durch die Not⸗ wendigkeit und aus Beſorgnis um Ruhm und Ehre entſtehen.“ „Ich ſage Dir, Dolores,“ verſetzte der Graf, alles, was in meiner Macht ſtand, ihr zu verleihen, iſt durch ihre Tugend und Schönheit nicht ſo reich⸗ lich verdient, ſondern tausendfach übertroffen; immer ſenkte ſich irdiſche Größe auf ein Weſen herab, das wehr wie ſie von der Natur dazu beſtimmt wäre, ihren Glanz zu erhöhen.“ „Es iſt gut Signor, daß Ihr zufrieden ſeid“, antwortete Dolores mit ſeinem gewöhnlichen ſardiſchen Lächeln, welches ſelbſt die Ehrfurcht für ſeinen Gönner nicht immer zu unterdrücken vermochte. „Ihr werdet Zeit genug haben, die Geſellſchaft einer ſo ſchönen und tugendhaften Frau ungeſtört zu genießen — das heißt: Sobald Ihr am Bettelſtab ſeid, wohin Euch die Gräfin Bianca, ſobald Ihr ihre Neigung zu täuſchen gedenkt, bringen wird.“ „Boshafter Teufel,“ antwortete Polando, „ſpotteſt Du noch meines Unglücks? — Mache es wie Du willſt.“ „Wenn das Euer Ernſt iſt, Signor, ſo gebt mir Euern Ring zum Zeichen Eurer Vollmacht.“ „Hier haſt Du ihn; und nun gehe, eile, damit mein Entſchluß mir nicht wieder leid wird. Der Teufel hat Dir jene Beredtſamkeit gegeben, welche zu ſchlechten Zwecken am mächtigen wirkt. Ich würde daſtehen, wie ein Überwieſener Verbrecher. wollte ich ſo etwas von ihr verlangen. — Geh, ſage ich Dir, muß ich Dich ſelbſt zu einer Entehrung treiben?“ Dolores verließ triumphierend das Gemach, während der Graf wie betäubt zurückblieb, bis er das Pferdetrappel hörte. Dolores ließ ſich nicht einmal Zeit, die Kleider zu wechſeln, ſondern warf ſich, wie er war, in den Sattel und eilte, von einem einzigen Diener begleitet, nach dem Mar- morſchloß. 5 Wir kehren jetzt in ein anderes Haus ein, wohl leiſe, und ſpäter, als das Pochen von dem eiftig Scheiben. kanten (J. H. Heller) trägt, welcher auch Lieferant faſt aller T me Höfe und Hoheiten iſt. Ait koh. 5 auch in der Nähe des gräflichen Schloſſes gelegen, . aber bei weiten nicht ſo luxuriös aufgeführt, wie h bi g das Palais Polando. felt: 1 Es war ſchon ſehr ſpät am Abend, und kroh⸗ 10 10 5 brannte noch in einem Zimmer des Erdgeſchoſch Jg 0 icht. a 8 Durch die nur halbverhüllten Fenſter erblichen Na wir einen jungen Mann, der eifrig über eine ſchrifl⸗ In dun. 0 liche Arbeit gebeugt ſaß. — Auf den erſten Blick erkennen wir hier einen jungen Gelehrten, der ſelbſt die Nachtſtunden fie ſein Studium nicht ſcheute. Der geneigte Leſer wird leicht erraten, weſſen Haus es war, welches unſere Neugierde erregte. 8 Romeo Galveſti ſaß hier, ahnungslos der i h gräflichen Schloſſe ſich abgeſpielten Ereigniſſe, Aber e ö ſein Studium gebeugt. . en dun Plötzlich werden wir durch Männerkritte, die 7 ue hang 0 Tam de eig aal. deen ein mein m ſich in nicht zu weiter Ferne vernehmen ließen, don Wilen unſerm Lauſchpoſten verdrängt und wir ziehen un Noich einſtweilen in den Schatten des Nebenhauſeß 0 zurück. a Mann Es war unſer Glück, daß wir nich gerade N Sin demſelben Hauſe uns verſteckt hielten, denn merk leihen würdigerweiſe ſah der Mann, den wir in der Dunel⸗ foil b. K. heit nicht zu erkennen vermochten, ebenfalls duch Ml. das Fenſter in das Innere des Zimmers, und als N. er drinnen noch Licht gewahrte, klopfte er anfangs Studierenden nicht gehört worden war, an die