doch endlich einmal von der unverſtändigen Unfitte der Dachverkäufe abzulaſſen, bei der in faſt allen Fällen der Verkäufer in ſchweren Nachteil gerät. — Aus Baden, 3. Nov. Vor einigen Tagen kaufte ſich ein junger Menſch von Kleingemünd bei einem herumzie henden Handwerksburſchen, wie ver⸗ lautet, einen Revolver und zeigte denſelben bei Ge⸗ legenheit in einem dortigen Wirtshauſe im Beiſein ſeiner Mutter den Umſtehenden. Plötzlich knallte ein Schuß und die Mutter war von einer Kugel in den Arm getroffen, ſo daß ſie ſich in's Spital nach Heidelberg begeben mußte. — In Mannheim bat ſich der Soldat Ueberrhein von Ilvesheim (2. Kompagnie des Grenadierregiments Nr. 110) in ſelbſtmörderiſcher Abſicht in den Neckar geſtürzt und iſt ertrunken. — Lahr, 3. Nov. In voriger Woche kam abends der Hund des Herrn Fabrikanten Wittich zum Färbermeiſter Oehmen, beulte, winſelte, lief fort und kam wieder. Herrn Oehmen kam es auſ⸗ fallend vor, er folgte deshalb dem Hunde, der in der Richtung nach dem Gewerbekanal zulief und dann ſtehen blieb. Da vernahm Obmen plötzlich ſchwache Hilferufe und fand bald in dem Kanal eine 80 jährige Frau bis über die Arme im Waſſer, die in der ſtockfinſteren Nacht den Weg verfehlt hatte und in den Kanal gefallen war. Oehmen befreite die Aermſte aus dieſer ſchrecklichen Lage und brachte ſie auf den rechten Weg. Ohne den klugen Hund wäre die Frau unzweifelbaft verloren geweſen. — Der der Stiftsſchaffnei Lahr gehörige Gmeinerhof bei Prinzbach iſt völlig abgebrannt. Dabei ſind 6 Stück Rindvieh und 9 Schweine zu Grunde ge⸗ gangen. Der Pächter Schwarz konnte mit ſeiner Familie kaum das Leben retten. — Mainz, 2. Nov. Eine Bauersfrau, deren Mann im bieſigen Gefängnes eine Strafe abzubüßen hat, iſt dieſer Tage, wie das „Tagbl.“ meldet, um nicht weniger als 2000 M. geprellt worden. Ihr Mann hatte mit ihr wegen Stellung einer Kaution korteipondiert, wodurch er glaubte, auf freien Fuß geſetzt zu werden, als eines Tages ein ſauber ge⸗ kleideter Herr bei der Frau erſchien und ſich für den Sobn des Gefängnisverwalters in Mainz ausgab. Er ſei beauftragt. 2000 M. als Kaution in Empfang zu nehmen, worauf ihr Mann aus der Haft ent⸗ loſſen werde. Die Frau glaubte dem Boten und übergab ibm die verlangte Summe. Als aber mehrere Tage vergingen, ohne daß ihr Mann aus der Haft entlaſſen wurde, begab ſie ſich hierher, wo aß ſie das Opfer Ihr Mann hatte im Gefängnis von der Kaution geſprochen und ein Mitgefangener, der bald darauf ſeine Entlaſſung er⸗ hielt, hatte ſich dieſen Umſtand und die Leichtgläu⸗ bigkeit der Frau auf die geſchilderte Weiſe zu Nutzen gemacht. Jetzt iſt der Menſch mit dem Gelde wahr⸗ ſie zu ſhrem Schrecken erfuhr, eines Betruges geworden war. einlich ſchon über alle Berge. . — Cannſtatt, den 31. Okt. Herr Ober⸗ amtstierarzt Reiſer hat geſtern an einer Kuh eine intereſſante Operation glücklich ausgeführt. Das Tier hatte auf dem Feld einen Rübenkopf berſchluckt, der ihm im Hals ſtecken blieb. Der Beſitzer ergriff ſeine Peitſche und wollte mit deren Stiel das Rüben⸗ ſtück hinabſtoßen, der Stiel aber brach ab und wurde ebenfalls vom Tier hinabgeſchlungen. Herr Reiſer rettete nunmehr die Kuh, indem er ihr den Leib aufſchnitt und den Peitſchenſtiel, der nicht weniger als 73 om, lang war herausbeförderte. London, 1. Nov. Der Gutsbeſitzer William Ward hat unter ſeiner Dienerſchaft ein ſechszehn⸗ jähriges Dienſtmädchen Namens Aliee Reynold. Am 26. b. M., als die ganze Familie zu Bette ge⸗ gangen, hörte man plötzlich ein Geräuſch im Zimmer nebenan; des Kindermädchen erſchien in der Stube, faſt ganz angekleidet, das ihrer Pflege anvertraute ſechsmonatliche Söhnchen Mr. Wards in ihren Ar⸗ men haltend. Es war offenbar, daß ſie im Schlafe wandelte. Noch bevor man die junge Dienerin auf⸗ halten konnte, rannte ſie mit dem Kinde die Treppe hinauf und ſtieg durch ein Bodenfenſter auf ein Dach. Die zur Hilfe herbeigebrachten Nachbarn brachten die Mutter des Kindes ſchnell in ein entferntes Gemach, denn ihr herzzerbrechendes Angſtgeſchrei konnte die Wandelde leicht erſchrecken. Drei Pom⸗ piers ſchlichen auf das Dach, und ihnen gelang es, nachdem der halsbrecheriſche Weg des Mädchens mit dem Kinde faſt eine Stunde gewährt, beide glücklich hinabzubringen. Alice Reynold ſank ſofort in tiefen Schlaf, und als man ihr am nächſten Morgen ſagte, was vorgefallen, begann ſie bitterlich zu ſchluchzen und regte ſich in ſolchem Grade auf, daß man ſie dem Spitale übergeben mußte. — Saragoſſa, 2. Nov. Vor einigen Tagen hat dabier eine ſeltene Feier ſtattgefunden. Der dortige Gouverneur überreichte nämlich in Gegen⸗ wart der Regierungs⸗ und Stadtbehörden der 12⸗ jährigen, aus dem nahen Dorfe Velpalmos gebür⸗ ligen Concetta Ineva die ihr vom König Alfonſo verliehene bürgerliche Tapferkeitsmedaille mit einer paſſende Anſprache dazu. In derſelzen po de Gouverneur hervor, wie die Kleine die einzige Perſo im Dorfe war, welche während der Cholerg, die in Velpalmos faſt die ganze Bevölkerung dahingeraff hatte, dem Pfarrer und dem Arzte daſelbſt half, die Toten zu beſtatten. Und als auch ihr Vater iht Mutter, Großmutter und zwei Brüderchen don de Cholera befallen wurden, der ſie dann auch erlageh da pflegte ſie dieſelben auſ's eifrigſte und half aug dieſelben zur ewigen Ruhe zu beſtatten. Die de korierte ſteht heute, da ihr die böſe Krankheſt die ganze Familie, mit Ausnahme eines unmündige Brüderchens geraubt hat, ganz verlaſſen in der Welt dg — Die geliebte Schwiegermama, gal lich ihre Mutter, weilt auf Befuch. Aber ach! ſelbſ das größte Glück erhält durch dauernden Genuß ein etwas herben Beigeſchmack. Das fühlt auch de Doktor A., dem gerade ſein junges Frauchen d Frage vorlegt, was er denn übermorgen der Mam zu ibrem Geburtstage zu ſchenken beabſichtigte, De muſterhafte Schwiegerſohn denkt einen Augen nach, dann ſagl er: „Wie wär's denn mit eine — Abreißkalender?“ 5 — (Vom Manbver.) Ein Maroder: Nee, 5 Schinderei! Das egale Marſchieren!“ — Une offizier: „Vorwärts! Keine Müdigkeit vorgeſchüßzt. — Maroder: Blos Müdigkeit. Gleich hin fe möchte man, lieber gleich tot.“ — Unteroffe „Das glaub' ich. Das wäre was für eat Faulenzer, Tag und Nacht im Sarg liegen hne und nichts zu thun haben. Wir glauben vielen unſerer verehrten Leſerinnen e Dienſt zu erweiſen, wenn wir ſie hiermit auf eine pralfiſt Neuerung hinweiſen, durch welche das Stärken und Platte von Kragen, Manchetten, Hemden ꝛc. in hohem Grade he einfacht und erleichtert wird; wir meinen die Verwendn von Mack's Doppel⸗Stärke. Die einfache Reisſtärke alle genügt bekanntlich den Anforderungen längſt nicht meh Man bedient ſich daher, um die Wäſche ſchöner und ſſeſ herzuſtellen, ſchon lange der verſchiedenſten Stärkezuſütz, 1 Borax, Wachs, Traganth ꝛc. Die Ulmer Reisſtärke⸗ Faß von Och. Mack in Ulm beſchäftigt ſich ſeit vielen Jahr mit der Aufgabe, dem Publikum ein vollſtändig fertig Stärkemittel zu liefern, und man hat nach langjähriger, pr tiſcher, forſchender Thätigkeit unter dem Namen Mag Doppel ⸗Stärke ein Fabrikat in den Handel gehe welches nicht nur die Müngel und Nachteile der bisherig Stärkeſorten vollſtändig beſeitigt, ſondern ſogar neue deutende Vorzüge entwickelt: Das Plätten wird in hoh Grade erleichtert die Arbeit vereinfacht und die Wäſche fe geſchont. Mack's Doppel⸗Stärke enthält alle nökigen 3 ſätze in vorzüglicher, bewährter Miſchung und ſiefert! überraſchend ſchönes Reſultat. — 0 gb, Schl e ten Bl u ane großer uc nuche be Marketenderzelt drei glücklichere Menſchen geherbergt, als dieſe es waren. f Geſühnt. Zwei ſind der Wege, auf welchen der Menſch zur Tugend emporſtrebt; Schließt ſich der eine Dir zu, thut ſich der andere Dir auf. Handelnd erringt der Glückliche ſie, der Leidende duldend. Wohl ihm, den ſein Geſchick liebend auf beiden geführt. „Zum Fürſten ſoll ich kommen? Was giebt's?“ fragte Pottkow einen Diener, welcher ihn um die 41 575 Morgenſtunde zum Fürſten Blücher beſtellt atte. „Ich weiß es nicht ſaate der Diener. „Gut, ich komme!“ lautete die Antwort Pott⸗ kow's, dem es wie die Ahnung eines nahenden Un⸗ gewitters durch Herz zog. „Wenn nur dieſer Feldzug ſamt dieſen alten Haudegen ſchon zum Teufel wäre!“ murmelte er vor ſich hin, indem er die auf dem Tiſch liegenden zerbrochenen Deg'nſtücke betrachtete. Jitzt wanderten dieſe in eine Ecke des Gemachs und er ſchnallte da⸗ für den prachtvollen ciſilierten Extra⸗Degen um, t ahnend, daz er ihn zum letzten Gange trug. 5 Auf dem Wege zum Fürſten begegnete ihm der junge Lieutenant Erhardt. Er warf dieſem einen baßerfüllten Blick zu. Jetzt glaubte Pottkow den Grund ſeiner Berufung erraten zu können, der Fürſt wollte wahrſcheinlich dem Lieutenant ſeine heutige Miſſion im Beiſein der andern Offiziere auftragen. e Doch ſollte ſich Pottkow getäuſcht ſehen, denn als er das große Beratungszimmer betrat, gewahrte er außer den vollzählig erſchienen höheren Offizieren auch die Marketenderin und Harſcha und ſofort ward ihm klar, daß es ſich hier um ein Kriegs⸗ gericht handle, welches der Fürſt⸗Feldmarſchall in aller Eile zuſammengerufen hatte. Und ebenſo klar ward ihm, daß dieſes Kriegs⸗ gericht ibm galt; er wurde ſich bewußt, daß er ſich in dem Charakter der alten Marketenderin verrech⸗ net, daß ſie ihn verraten hatte. Und nochmals ſchoͤpfte er einige Hoffnung, als ihm die übrigen Offiziere mit gewohnter Herzlichkeit die Hand reichten. Dieſe wußten natürlich ſelbſt noch nicht einmal, um was es ſich eigentlich han⸗ delte, ſonſt hätten ſie ihn jedenfalls nicht mehr „kollegialiſch“ begrüßt. Jetzt öffnett ſich von Neuem die Thür und herein trat der alte Blücher mit einem in Civil ge⸗ kleideten Herrn, welcher nach der üblichen Begrüßung ſofort begann! „Ich habe die Ehre, meine Herren, Ihnen bier einen erſt jetzt aus der Gefangenſchaft von 1795 zurückgekehrten Kriegsgefährten, Herrn v. Erhardt, vorzuſtellen.“ Allgemeines Erſtaunen und Beglückwünſchen folgte auf dieſe Worte und unter den älteren Offi⸗ zieren befanden ſich ſogar einige, die in Erhardt einen alten Kriegskameraden begrüßten. Und ſiehe da: Auch Pottkow, welchem alle Farbe aus dem Antlitz gewichen war, wankte herbei: „Wen ſehe ich?“ ſagte er. „Freund Erhardt, biſt Du es wirklich?“ „Ah. Herr uon Potttow, Sie erinnern ſich wohl etwas zu ſpät unſerer früheren Freundſchaft!“ entgegnete Erhardt mit ſchneidiger Kälte. „Ich ver⸗ zichte auf den Händedruck, denn ich hatte von dieſer Hand etwas Beſſeres erwartet!“ Alle Anweſenden wurden bei dieſen Worten ſtutzig. Sie ſchienen bereits zu ahnen, daß es ſich hier um intereſſante Enthüllungen handle, in welche Pottkow in kompromitierender Weiſe verwickelt we und wie auf Geheiß zogen ſie ſich einige Sch von dieſem zurück. Pottkow wollte auf die Antwort Erhardt widern, doch kam ihm Blücher mit den Worfenz vor: „Wir haben noch ſo viel Zeit, meine Hern die intereſſanten Erlebniſſe unſeres wiedergewonnen Kameraden mitanzuhören, ſind Sie geneigt ihm Ihn Ohr zu leihen?“ b N Natürlich war alles mit dieſem Vorſchlage ein⸗ verſtanden und Erhardt begann zu erzählen, wie er aus dem Gefechte ſchwer verwundet von den Frs zoſen aufgehoben und gefangen genommen wur wie ſpäter ſeine Heilung günſtig verlaufen ſef und er ſich nach der Rückkehr zu ſeiner Familie geſehnt habe. Er habe deshalb einen Fluchtversuch gewagl, ſei aber hierbei betroffen und nun von dem Feinde gleich einem gemeinen Verbrecher nach einer eile fernten Inſel deportiert worden. Dort habe er end, lich nach 18 jähriger Gefangenſchaft die Flucht einem engliſchen Schiffe bewerktſtelligt und ſeſ Frühjahr 1813 in Bremen gelandet. War die mit Abenteuer mancher Art gew Erzählung Erhard's ſchon bis hieher intereſſank, n wurde ſie noch intereſſanter, als der Erzübler auf auc hen 8 ſeine Familie und auf Alles das zu ſp chen kan pate in 90 was der geneigte Leſer aus den vorhergehenden ſchnitten bereits kennt. Er erzählte vor den Höke die ganze erbärmliche Handlungsweiſe ſeines Freun und die Schlußworte ſeiner Erzählung ſaulete „Jetzt, meine Herren, will ich Ihnen auch den Namen meines ehrenwerten Freundes nennen; er heißt b. Pottkow! ? 25