liert die Stadt Mülltbeim einen Geistlichen, der in ſeinem Berufe wie außerhalb desſelben gleich ausge⸗ zeichnet iſt. Als Prediger unterſtützt durch ein präch⸗ tiges Organ verſtebt er es, die Zuhörer zu feſſeln und die Herzen zu bewegen und zu erheben im echten Geiſte des Chriſtennums. Er iſt ein Prieſter des Herrn in des Wortes ſchönſter und beſter Bedeutung, gleichviel auf der Kanzel, am Krankenbette oder an der offenen Gruft, ſteis iſt es der Geiſt des Friedens und der Liebe, der aus ſeinen Worten weht und ſeine Thätigkeit zu einer hochgeſegneten macht. Au⸗ zerbalb des Berufes verlieren wir in dem Scheiden⸗ den ein eminent nobles Talent in geſellſchaftlicher Hinſicht. In der Leſegeſellſchaft erlaubte ihm ſein außerordentlich reiches Wiſſen durch Vorträge auf dem Gebiete der Geſchichte und der Kunſt ſich verdient zu machen; im Geſanavereine und außerhalb des⸗ ſelben war es ſeine prachtvolle Begabung als Sänger und Violincelliſt, die ihn zum Mittelpunkt allen muſikaliſchen Lebens in hieſiger Stadt werden ließ. Das größte Verdienſt aber, das ſich ein Menſch überbaupt um den Boden erwerben kann, auf dem er lebt, hat ſich Hr. Stadtpfarrer Sievert um den Amtsbezirk Müllbeim dadurch erworben, daß er die Geſchichte dieſer G⸗gend mit bienenbaftem Fleiße in allen Archiven, Bibliotheken, Gemeinde⸗ und Pfarr⸗ reaiſtraturen zuſammengeſucht und in ſeinem Werke „Chronik der Stadt Müllbeim mit vielfacher Berück⸗ fichtigung der Umgegend“ niedergelegt und für Gegen⸗ wart und Nachwelt erhalten hat. Unſere Stadt ſchuldet dem Scheidenden für dieſe That den höchſten Dank, denn es iſt keine Stadt äbnlicher Größe im Lande, die über ein ſchriftſtelleriſches Denkmal von ſolcher Bedeutung verfügte. Möge Hr. Stadtpfarrer Siebert in ſeinem neuen Wirkungskreiſe glücklichen Jahren voll Segen und Sonnenſchein entgegen gehen. Er verdient es! — Ledenburg, 3. Nob. Von Arbeitern des Herrn J. Schmitt bier wurde beim Ausaraben von Rübenlöchern im Kirchfeld ein ſehr intereſſanter Fund gemacht. Nach Ausſagen zweier Vorſtands⸗ mitglieder des Altertums ⸗Vereins Mannheim ſind es 6 Armbänder, 1 Collier, 1 ca. 50 eim. lange Nadel (wahrſcheinlich Haarſchmuck) und ſonſtige Ver⸗ zierungen, die an den Kleidern angebracht waren. Alle dieſe Gegenſtände ſind aus Kupfer und mit feinſter Ciſelierarbeit verſehen. Ein Bernſteinſtück, das auch dabei war iſt leider total zerbrochen. Die Sachen ſollen aus der Zeit 400 Jahre vor Chriſtus ſtammen und der erſte derartige Fund in hieſiger Stadt sein. Herr Schmitt hat die ſämtlichen Gegen⸗ ſtünde dem Altertums⸗Verein Mannheim überwieſen und werden die Sachen reſtauriert und im Lokale des Vereins in Mannbeim aufgeſtellt werden. — Mannheim, 1. Nov. Tabak. Der Ein⸗ kauf von neuem Sandblatt ging dieſe Woche leb⸗ haft von Statten und bezahlte man in Plankſtadt, Eppelheim Mark 20 — 25, Kirchheim Mark 18— 20, Wieblingen Mark 17— 20, Weinheim Mark 19 — 20. In Heddesheim kamen die erſten Herbſt⸗Tabake ca. 7000 Ctr. zum Verkauf und zwar zu Preiſen von Mark 30—33 und einzelne Partiechen bis zu Mark 36. Die Waare ſoll ſehr hübſch in Farbe ſein. Alles per 50 Kilo exeluſive Steuer. — Heidelberg, 1. Nov. In letztverfloſſener Nacht wurde in dem Keller des Cantinenwirts in der Kaſerne dabier eingebrochen und daraus neben einer Flaſche Cognac verſchiedene Eßwaren entwendet. Ein Soldat der Wachtmannſchaft wurde dabei heute früh betreten, wie er die Flaſche Cognac, die in dem zum Baden des Bataillons eingerichteten Raum ver⸗ ſteckt war, an ſich nehmen wollte die Geſchichte wurde dadurch laut und mußte der Soldat deswegen das Schlimmſte befürchten, weshalb er vorzog, nachdem er nach 8 Uhr auf Poſten vor die Fahne aufgeführt war, unter Zurücklaſſung von Gewehr und Patronen⸗ taſche das Weite zu ſuchen. Die Recherchen nach dem Verſchwundenen blieben bisher ohne Erfolg. — Ein erſt ſeit 8 Tagen aus Amerika zurückgekehrter Maurer aus Hockenheim, welcher beſchuldiat iſt, ge⸗ ſtern abend ſeinem Schwager in Friedrichsfeld 1200 Mark geſtoblen zu haben, wurde heute durch die hieſige Polizei in Schlierbach betreten und gefänglich hier eingeliefert. — Immatrikulation in Heidelberg. Bis jetzt wurden eingeſchrieben: in der thelogiſchen Fakultät 18, juriſtiſchen 28, mediziniſchen 31, philoſophiſchen 55, zuſammen 132 Studierende. Vorg⸗merkt wurden 58, mithin beträgt die Geſamtzabl 190 gegen 187 des borigen Winterſemeſters. Nimmt man an, daß etwa 500 Studierende ihr Matrikel nicht aufgelöſt, ſo ergiebt es bis jetzt eine Ziffer von 700; man kann aber immerbin noch auf 200 Neuanmeldungen rechnen, da erfahrungsgemäß bei der 2. und 3. Immatrikulation ſoviel ſtets ſich melden. — Kaiſerslautern, 1. November. Wäh⸗ rend über den vor Kurzem hier verübten Diebſtahl im kal. Poſtgebäude bis jetzt nicht näheres entdeckt wurde hat man nunmehr einen Fund gemacht, der dem Anſchein nach mit jenem Diebſtahle bei dem über 6000 Mark entwendet wurden, im Zuſammen⸗ hange ſteht. Beim Ausfahren eines Faſſes Dung aus der Wirtſchaft „zur alten Pfalz“ fand man nach dem Ausleeren auf dem Felde einen zerriſſenen Hundert⸗ markſchein und da ſchon vorher mehrere Fäſſer Dung auf verſchiedene Aecker gefahren worden, wurde auf letzteren nachgeſucht und noch 25 Hunderkmarkſchein gefunden. Vermutlich hat der Dieb, eine Entdeckung fürchtend, das Geld in den Abort des genannten Lokales geworfen und kamen die Scheine ſo wieder ans Tageslicht. Die Nachforſchungen werden fort⸗ geſetzt und ſollen bereits weitere Scheine gefunden ſein. — Reichertshauſen, 30. Okt. Sei heute früh befindet ſich unſer Dorf in großer Auf⸗ regung, denn man entdeckte eine neue, große Erdhl⸗ quelle. Das Erdöl kommt unter einer Brücke hervor und fließt bläulich gefärbt, einen fetten Oelgeruch ausſtrömend, unſern Dorfbach binab. Bexreiſs im Jahre 1871 begann eine ſolche Quelle, und zwar von demſelben Hügelzuge her, zu fließen, infolge deſſen Herr Profeſſor Knop aus Karlsruhe über die Entſtebung derſelben an Ort und Stelle Erhebungen anſtellte und die Behauptung ausſprach, daß hier Steinkoblenlager vorhanden ſeien. Auf jene Stelle wurde 3 Jahre, wiewohl vergebens, von Herrn Dr, Cunz in Heidelberg gebohrt. Die frühere Stelle ist nun nach und nach verſtegt. Sie entſtand 1871 durch Erderſchütterung; und es iſt anzun⸗hmen, daß auch die jetzige Quelle infolge gleicher Urſache zu Tage trat. Es wird Aufgabe von Sachperſtändigen ſein, der Sache auf den Grund zu geben, und man iſt mit Recht auf den weiteren Verlauf gespannt. — St. Johann, 2. Nob. Bei Auswölbung des Tunnels bei Heimbach (Rhein⸗Nahebahn ſtürzte in voriger Nacht der Unterbau zuſammen. Dre Arbeiter blieben tot, acht wurden ſchwer verletzt ins Krankenhaus St. Wendel gebracht. Einem Ciebling gleich, der überall Eroberungen macht, findet man heute in faſt jeder Familie, bei Arm und Reich, die Apotheker R. Brandt's Schweizerpillen, welche durch ihre äußerſt angenehme, ſichere und unſchädliche Wir⸗ kung bei Leber⸗ und Gallenleiden, Hämorrhoiden eke, alle anderen Mittel verdrängt haben. Man achte genau darauf, daß jede Schachtel als Etiquett ein weißes Kreuz in rotem Grund und den Namenszug R. Brandt's trägt. Man wende ſich ſchriftlich am beſten und billigſten unter Einſendung des Betrags (à Schachtel M. 1.—) in Brief⸗ marken an die Apotheken in Ludwigshafen. Thaler, es iſt meine ganze Baarſchaft. Ihr ſeht. ich bin ein altes W⸗ib und das Schreiben hat für Euch doch keinen Wert.“ „Laßt es gut ſein,“ ſagte der Fremde. „Ich bin kein WMegelagerer behaltet Euer Geld. Herr v. Pottkow nimmt ſeinen Auftrag zurück und ſandte mich zu Euch, daß ich Euch dieſes Schreiben, wenn nicht mit Güte, ſo mit Gewalt wieder abnehmen ſolle. Jetzt kennt Ihr den Grund meiner Hand⸗ lungsweiſe, Alte, und dankt Euerm Gott, daß Ihr 5 dieſe Weiſe von einer Sündenſchuld befreit eid.“ „Nun, ſo ſagt Herrn v. Pottkow,“ kreiſchte die Alte, „daß auch er froh ſein darf das Papier wie⸗ der zurückerlangt zu haben, denn es bätte ihn un⸗ feblbar vor die Kanonenmündung geführt. Denn nachdem v. Erhardt gefallen. hätte ich auch ihn mit Hilfe dieſes Dokuments als den Auftraggeber denun⸗ ziert und wenn ich auch ſelbſt darüber zu Grunde gegangen wäre. Aber meine Rache wird ihn treffen, mein Doſch ibn nicht verfehlen. Iſt es nicht jetzt, ſo doch kpäter. Ich baſſe ſie alle dieſe Herren, die mich um die Freude meines Lebens gebracht, die meine unſchuldiga n Kinder hingeſchlachtet haben.“ „Aber was hat Euch denn dieſer Erhardt ge⸗ ban. daß Ihr auch ihn mit Euer Rache ver⸗ folgt?“ „Er iſt der Träger eines Namens, um d'ſſent⸗ willen meine Paula in den Wellen des Meeres ein Grab ſuchte.“ Der Fremde horchte auf. „Was ſagt Ihr, Alte?“ Eure Tochter hieß Paula? War ſie etwa auf dem früher Erhardt'ſchen Gute in der Nähe von Odeſſa ?“ „Ganz recht. Auf demſelben Gute, welches dieſer elende Pottkow durch Verrat und Mord an ſich gebracht!“ „Gott, ich danke Dir!“ ſagte der Fremde, — in dem der geneigte Leſer längſt Herrn v. Erhardt erkannt haben wird, — „daß Du mich endlich den Schlüſſel zu dem Schickſal meiner Lieben finden ließeſt!“ Dann ſich wieder zu der Marketenderin wendend, ſagte er: „Kommt Frau, in Euer Zelt und erzählt mir Euer Schickſal. Ihr habt in mir einen Freund Eurer Rache, wenn auch nicht gegen Herrn v. Erhardt, ſondern gegen Pottkow ge⸗ funden.“ „Ha,“ ſagte die Alte, glaubt Ihr, daß ich 5 vertraue? Ihr habt mir in ſeinem Auftrage dieſez Dokument entriſſen, wer birat mir dafür, daß Ihr ihm nicht Alles wieder erzählt? Jedoch, was hätte ich noch zu fürchten? Ich habe Euch ja ſchon geſagt, daß die von ihm gemordete Paula meine Tochter war, ich habe Euch geſagt, daß ich ihn mit meiner Rache verfolge, jetzt ſollt Ihr auch den gan⸗ zen Hergang ſeiner niedrigen Handlungsweiſe kennen lernen, damit Ihr wißt, wem Ihr dient. Kommt Mann, ich will Euch Alles erzählen, damit Ihr es ihm wieder ſagen könnt. Er hat ja noch ſtets Mittel und Wege gefunden, ſeinen Gegnern den Mund zu ſtopfen. Ich bin alt und ſterbe gern, und wenn ich meine Rache vor meinem Tode nicht mehr er⸗ füllt ſehe, ſo giebt es in Euch doch noch einen Le⸗ benden, welcher ſeine Schande nacherzählen kann.“ Mit dieſen Worten ſchritt die Marketenderin zu ihrem Zelt zurück und als ſie unter Zuhilfenahme des damals noch gebräuchlichen Feuerſteins mit vieler Mühe Licht gemacht hatte, begann ſie ihre Erzäh⸗ lung, welcher Erhardt aufmerkſam lauſchte. Die Alte erzählte ihm, daß ihre Tochter Paula einſt Dienerin bei Herrn v. Erhardt geweſen, daß Letzterer dann in die preußiſche Armee eingetreten und ſeitdem verſchollen ſei. „Was ich Ihnen hier ſage, hat mir meine Tochter vor ihrem Tode er⸗ zählt und was ich von ihr nicht erfuhr, ward mir durch ſpäter eingezogene Erkundigungen zur Kennk⸗ nis. Pottkow hatte ſeit der Abreiſe des Herrn v. Erhardt einen höͤchſt zweifelhaften Lebenswandel be⸗ gonnen und infolge desſelben wahrſcheinlich Schul⸗ den gemacht, weshalb ihm, um ſich zu retten, nach dem Gute ſeines Freundes gelüſtete. Zu dieſem Zweck mußte natürlich die zurückgelaſſene Gaftin Erhardt's und deſſen Kind beſeitigt werden. Nur der Teufel konnte ihm einen Plan eingegeben haben, wie dieſer es war, welcher er zur Ausführung brachle. Er verſprach nämlich meiner Paula, der Wärterin des Kindes, die Ehe und ihre Befreiung aus der Leibeigenſchaft bewirkrn zu wollen. Er beſtellte meine Tochter alsdann zu einer ſpäten Zuſammenkunft, um ihr zu eröffnen, daß ſeine Schritte nutzlos ge⸗ weſen ſeien und daß Frau v. Erhardt ſie nicht frei⸗ geben wolle. Dadurch hatte der Abſcheuliche den Stachel der Rache in die Bruſt meines Kindes er⸗ weckt. Er überredete ſie, das Kind, welches ihrer Obhut anvertraut war, in das Meer zu werfen, während ſie bei ihrer Herrin angeben ſollte, daß es ihr von einer Räuberbande geraubt worden ſei. Meine Tochter machte hiergegen die Einwendung, daß es unter dieſen Umſtänden ja gar nicht nötig ſei, das Kind zu toten, weil er geſagt, daß er nur dann ihre Befreiung erwirken könne, wenn ſie die Ausſage von Räuberbande mache. Er hatte näm⸗ lich unter dem Verſprechen der Wtederherbeiſchaffung des Kindes die Befreiung meiner Tochter erzwingen Wollen n . Fr a e N — . * 1 38 1 * 5 1 5 . 2 3 3