ſtein Garmondzeile oder deren Raum mit 10 Pf., N 8 Rellamen mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen Rabgttbewilligung. * bin un i, Nr. 88. ermäßigt, 8582 F F 5 70 Volitiſches. Berlin, 1. November. Die bulgariſche Frage iſt im Laufe der zu Ende gehenden Woche ihrer Oofung nicht näher gerückt. An der bulgariſchen Grenze ſtehen ſchlagbereit die ſerbiſchen Truppen, ihnen ge⸗ genüber die bulgariſchen; an der oſtrumeliſchen Grenze haben die Türken Stellung genommen, jede Minute zum Einrücken bereit, ebenſo ſind Truppen des Sultans auf dem Weg nach der griechiſchen Grenze. Alles wortet auf den Spruch der Konferenz, welche heute in Konſtantinopel ihre Beratungen beginnen ſoll. Zuperläſſige Philippopeler Berichte verſichern, daß die Bulgaren und Rumelioten ſich ruhig in die Her⸗ ſtellung des status puo ante fügen werden, ſchon derum, weil ihr Wiederſtand eine fremde Okkupation und in letzter Linie wahrſcheinlich eine ruſſiſche bringen würde. Aber alle Bulgaren, ſo ſagt man, würden d Haltung Rußlands ewig eingedenk bleiben. Die Siellung des Fürſten Alerander ſei in dem Ffürſten⸗ lum durchaus nicht gefährdet, vielmehr anerkennen die Bulgaren, daß der Fürſt für die Union ſein Möglichſtes gethan. Für Oſtrumelien verlangen die Bulgaren lediglich eine Aenderung des organiſchen Statuts und die Wahl eines volkstümlichen General⸗ gouverneurs. 9 4 11 Der deutſche Reichstag iſt auf den 19. Nob, einberufen worden. In Berlin will man wiſſen, daß für den Reichsetat Erhöhungen des Militär- und Marine⸗Etats bevorſtänden, welche einen erheb⸗ lichen Bruchteil der veranſchlagten Mehr⸗Einnahmen n Anſpruch nehmen würden. Man ſagt, die Mehr⸗ forderungen des Heeres⸗Etats würden durch „inner⸗ militäriſche“ Reformen bedingt. Zu dieſem wäre in letzter Linie zu rechnen eine anderweitige Orga⸗ nisation der Feldartillerie. Schon lange hat ſich in militäriſchen Kreiſen das Bedürfnis fühlbar gemacht, N 1 enburger General-Anzeiger für Ladenburg und Amgegend. Erſcheint jeden Mittwoch und Hamskag und koſtet vierteljahrlich 1 4 mit illuſtiertem Anterhaktungsblakt 1 ͤ% 70 e N Zuſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und 15 55 die iaalpae Lokal⸗ Anzeigen mit 6 Pf. i Rudolf Moſſe, den Wittwoch, daß die Feldartillerie bereits im Frieden in einen engeren taktiſchen Verband mit denjenigen Schlachten⸗ einheiten — den Diviſtonen — treten müßte, mit welchem ſie im Ernſtfall vereint zu kämpfen berufen iſt. Eine ſolche Maßnahme würde aber naturgemäß die Stellung der geſamten Feldartillerie eines Armee⸗ korps unter das Generalkommando des betreffenden Korps in fich ſchließen, während ſie bisher lediglich der General⸗Inſpektion der Artillerie unterſtellt waren. Dieſe Verſchiebung der Reſſortverhältniſſe der Feld⸗ artillerie, in Verbindung mit der etwaigen Einfüh⸗ rung, eines modifizierten GGeſchützſyſtems, würde jeden⸗ falls eine hochwichtige innermilitäriſche Reform be⸗ deuten. Zu letzterer dürfte in gleicher Weiſe die eventuelle Annahme und Einführung einer verbeſ⸗ ſerten und leiſtungsfähigſſen Schußwaffe (Repetir⸗ Gewehr 7) für die Infanterie gerechnet werden, und endlich iſt die Annahme nicht ausgeſchloſſen, daß eine anderweitige Organiſation der „Feldpoſt“ zu den angedeuteten innermilitäriſchen Reformen zu zählen wäre. Aus Frankreich traf am Donnerstag die Überraſchende Nachricht ein, daß in Paris auf den Miniſter des Aeußern, Freyeinet, geſchoſſen wurde. Ueber den Attentäter und deſſen Beweggründe iſt bis jetzt noch nichts näheres bekannt. Nachdem die Auflöſung des engliſchen Par⸗ laments auf den 13. Nov. angeſetzt iſt, werden die Wahlen, einem alten Brauche gemäß, eine Woche ſpäter, alſo am 25. Nov. ſtattfinden. Die Wahl⸗ kampagnie iſt bereits außerordenklich lebhaft und jeden Tag giebt es einige Dutzend Wahlreden. Die bemerkenswerteſte dieſer Reden war jene vom Mar⸗ quis von Hartington, welcher die frühere Regierung gegen den Vorwurf Lord Randolph Churchills, ſie Nachſtehende Annoncen ⸗ Erpeditionen: Alois Herndl in Wien, Adolf Steiner in Hamburg und fämtliche Annoncen⸗Bureaux von Haaſenſtein und Vogler G. L. Daube und J. VBarck und Comp. nehmen Inſerate f Inſerate ſind von nachweisbarer Wirkſamkeit. Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor in Ladenburg 4. November n e , e N . für uns an. 1885 Guinea herbeigeführt, in Schutz nahm und ganz entſchieden Chamberlains Vorſchläge zur Löſung der Bodenfrage polemiſierte. Was die Chancen der ein⸗ zelnen Parteien bei den Wablen anbelangt, ſo iſt dieſelbe nach echt engliſcher Manſer am beſten aus den Wetten erſichtlich. Bis zu Beginn dieſer Woche wektete man 5 zu 1 auf die Majorität der Aberalen, im Laufe dieſer Woche wird 2 zu 1 viel angeboten und genommen; das bedeutet, daß viele gemäßigte furchtſame Liberale durch Chamberlains allzu radi⸗ kales Programm erſchreckt wurden und konſervati zu ſtimmen beabſichtigten. Vieles hängt von den Reden Gladſtone's in ſeinem Wahlkreife Midlothian ab, er iſt das eigentliche Haupt der Partei und viele laſſen ſich nur durch ſeine Worte beſtimmen. Bra unſchweig, 2. Nov. Der Prinz und die Prinzeſſin Albrecht find heute nachmittag um 12⅝ Uhr hier eingetroffen und wurden von der Landesverſammlung, den ſtädtiſchen Behörden der ſtädtiſchen Geiſtlichkeit und verſchiedenen anderen Deputationen aus dem ganzen Lande empfangen In der reich geſchmückten Stadt wogte eine große Menge Menſchen. Die ganze Feſtlichkeit wurde bon dem herrlichſten Wetter begünſtigt. Paris, 1. Nod. Der neue Botſchafter Graf Münſter traf mit ſeiner Tochter geſtern abend in Paris ein und wurde auf dem Bahnhöfe von den Mitgliedern der deutſchen Botſchaft empfangen. l Verſchiedenes. — Ladenburg, 3. Nob. Geſtern fand hier der feierliche Einzug des Herrn Stadtpfarrers Sievert ſtatt. Daß die Wahl eine gute war, bezeugt eine uns zugeſandte Nummer des „Ober⸗ habe durch ihre Nachläſſigkeit den Verluſt von Neu⸗ 1 rheiniſchen Anzeigers“, dem wir folgendes entnehmen: An Herrn Stadtpfarrer Sievert ver⸗ Varſcha, die Tochter der Marketenderin. Iiſtoriſche Erzählung von Leopold Waldemar. 12. Fortſetzung. „Für einen Ehrloſen, wie Ihr es ſeid,“ ſagte der unbekannte Angreifer, „iſt die Waffe ein ge⸗ führliches Spielzeug. Ihr verdient Sie nicht zu tagen. Dann näherte ſich der Unbekannte dem Mäd⸗ chen und ſagte: „Vertraut Euch meiner Führung In, Jungfrau, ich werde Euch vor jeder Unbill die⸗ ſes Ehrloſen zu ſchützen wiſſen.“ a Pottkow machte noch einen Verſuch, ſich zwiſchen den Unbekannten und das Mädchen zu drängen, aber der Fremde ſchleuderte ihn mit einem mächtigen Ruck auf die Seite, indem er ſagte: „Dankt es der Vorſehung, Herr v. Pottkow, daß ich der unfreiwillige Beschützer dieſes Mädchens geworden, denn ſonſt hätte ſch Euer elendes Leben ſchwerlich geſchont. 1s ſelbſſtiöm n, ſoliden m. sberficherung, vielem Eli wird ein Br. S. orrötig: Aber ich möchte meine Seele nicht durch einen Mord 05 211 belasten, ein ander mal, vielleicht morgen ſchon, ſollt one Jr Satisfaktion von mir haben, vorausgeſetzt, daß Jhr dieſelbe noch von mir verlangt oder verlangen dürft! Und daß ich ſationsfähig bin, davon wer⸗ det Ihr Euch dann überzeugen!“ 5 1iter enburg. 1 0 7 Nach dieſen Worten führte der Fremde das 2 noch immer zitternde Mädchen fort, ohne daß Pott⸗ low es gewagt hätte, ihm zu folgen. An dieſe 5 Agantiſche Stärke wagte er ſich nicht heran und in ohnmächtiger Wut ſammelte er ſorgſam die einzel ⸗ nen Stücke ſeines Degens, um in Nachhauſeg ehen über die Perſon des Fremden ſein Hirn zu martern. „Wem gehörſt Du, mein Kind?“ fragte der Fremde, als er neben dem geängſtigten Mädchen ſchritt. 5 „Ich bin Yarſcha, die Tochter der Marketen⸗ derin,“ antwortete dieſe. „Nur noch wenige Schritte, und mir befinden uns bei dem Zelt meiner Mutter. „Ach, Herr!“ ſagte ſie plötzlich, auf ihre Kniee nie⸗ derſinkend, „Ihr ward mir ein Retter, wollt Ihr nicht auch ein Retter der armen Krieger werden, welche morgen geopfert werden ſollen?“ „Wie verſteh ich das, Mädchen? ſprich deut⸗ licher!“ 5 Varſcha erzählte nun dem Fremdem mit flie· gendem Atem, daß ſie vorhin ganz zufällig Zeugin der Unterredung des Herrn v. Pottkow mit ihrer Mutter geweſen ſei und daß er der Mutter ein Schriftſtück überreicht habe, welches dieſe noch heute nacht dem Feinde bringen ſoll. So viel ſie ver⸗ nommen, handte es ſich um eine Ueberumpelung der morgen dienſthabenden Patrouille, welche von dem Lieutenant v. Erhardt angeführt werde. „Der Elende haßt den Lieutenant,“ ſagte ſie, „weil er mich ſchon einigemale vor ſeinen Gewaltthaten geſchützt hat. Meine Mutter iſt noch nicht fort, Herr, ich ſehe es an dem Licht, das aus dem Zelte dringt. Nehmt Ihr das Schriftſtück, Herr und verwahrt es. Aber ſchont meine Mutter; denkt, es iſt meine Mutter Ich bitte Euch kniefällig ſchont ſie.“ N „Und woher weißt Du, daß es ſich wirklich um einen Verrat handelt?“ 233 „Ich ſagte Euch ſchon vorhin, Herr, daß ich es zufällig gehört. Ich kam gerade von einem Auf: trag meiner Mutter aus der Stadt zurück und be⸗ merkte noch Licht in ihrem Zelk, weshalb ich, Böſes ahnend, mich heranſchlich und ſo die Unterhaltung belauſchte. — Aber da tritt meine Mutter gerade aus dem Zelt; eilt Herr, daß Ihr ſie einholt, denn mir würde ſie das verräteriſche Schriftſtück nicht geben. Aber ſchont meine Mutter, o, bitte ſchont ſie.“ „Ich werde Deinen Wunſch erfüllen, wenn ich es vermag. Bleibe hier zurück, Mädchen, im Fall ich Deiner noch bedarf!“ Der Fremde näherte ſich jetzt möglichſt unbe⸗ fangen der rüſtig vorwärts ſchreitenden Alten. Erſt ging er an derſelben vorbei und ſchaute ſie dann an, ob ſie nichts in der Hand hielt. Dann wandte er ſich blitzſchnell um und in ihre Taſche greifen war das Werk eines Augenblicks. Jitzt hielt zer das Papier triumphierend in ſeinen Händen, während die Alte vor Schreck am ganzen Körper zitterte. „Was bedeutet dieſer räuberiſche Ueberfall?“ ſagte ſie, nachdem ſie ſich von ihrem Schreck erholt hatte. „Gebt mir das Papier zurück, es find keine Banknoten. Wenn Ihr Geld wollt, ſo nehmt dieſen