Boxberg: Der bisherige Vertreter Klein von Wert⸗ heim. — Mannheim: Landgerichtsdirektor Baſſer⸗ mann (nat.⸗lib.) und Kopfer (demok.). Kamenz, 26. Okt. Prinz Albrecht empfing vormittags 12 Uhr in der Feſtballe des hieſigen Schloſſes die vom Grafen Görtz⸗Wrisberg geführte Deputation und erklärte nach einer Anſprache des Grafen die endgiltige Annabme der Würde des Re⸗ genten von Braunſchweig. Nach beendetem Empfang ſtellte der Prinz die Braunſchweiger Herren der Prinzeſſin vor, worauf zu Ehren der Deputation ein Dejeneur ſtattfand. Paris, 25. Okt. Die Missions catholiques veröſſentlichen ein Schreiben, welches der Miſſionär P. Geoffroy an den Direktor des Miſſionshauſes in Paris aus Cochinchina gerichtet hat und in dem man eine Beſtätigung der Depeſch über die Maſſen⸗ morde der einheimiſchen Chriſten findet, die von den Regi⸗rungsorganen als ein Wahlmanbver dementiert worden war. Dieſe Morde begannen am 2. Juli, wurden bis am 17. Oktober fortgeſetzt und koſteten, ſoviel man jetzt weiß, etwa 30 000 Chriſten das Leben. Paris, 26. Okt. Die Steinbrüche von Chan⸗ celade bei Périaneux ſind eingeſtürzt. Das auf einem Hügel erbaute Dorf wurde hierbei mit fortgeriſſen und zwei vorübergehende Perſonen getötet. Acht Arbeiter und viele Einwohner des Dorfes ſind ver⸗ ſchüttet. Verſchiedenes. — Mannheim, 24. Okt. In der Mann⸗ eimer Lagerbausgeſellſchaft iſt man ſeit einiger Zeit mit der Herſtellung der Waſſerpfeiler zu einer daſelbſt zu errichtenden neuen Drebbrücke über den dortigen Arm des Hafenkanals beſchäftigt. Zu dieſem Be⸗ bufe wird ein neues Verfahren in Anwendung ge⸗ bracht, indem Arbeiter in einem großen eiſernen luftdichten Behälter unter Waſſer die Fundament⸗ Arbeiten ausführen. Auf einem Gerüſte über Waſſer iſt eine Maſchine aufgestellt, die dem Behälter die undtige Luſt zuführt und zugleich das Waſſer von demſelben fernhält. Heute mittag nun, zwiſchen 1 nd 2 Uhr waren wieder 6 Arbeiter in den Kaſten ingelaſſen worden, als auf einmal die Rohre, welche on der Maſchine die Luft zuführt. platzte, die Luft ierdurch abgeſchnitten war und zugleich das Waſſer n die Oeffnung einſtrömte. 4 Arbeiter waren ſich ofort der Situation bewußt und konnten ſich, da ſie zunächſt der Oeffnung waren, retten, während prel anderen übrer Kollegen dies nicht gelang, da ſie die Oeffnung, wenigſtens 2 derselben nicht mehr erreichen konnten. Die 2 Arbeiter (Italiener), na- mens Karlo Mörlo aus Guagiano und Antonio Chirello aus Padua erliten den Erſtjckungstod, wäbrend der dritte mit Namen Servi herausgezogen und nach dem Allgemeinen Krankenhauſe verbracht wurde. Deſſen Aufkommen wird jedoch ebenfalls bezweifelt. Wie mon bort, ſoll der Mann, der die Luftmaſchine zu bedienen hatte, durch unvorſichtige Handhabung der Ventile das Unglück verſchuldet haben. Die Unterſuchung iſt eingeleitet. Die Leichen wurden nach dem Friedhof verbracht. — Mannheim, 25. Okt. Tabak. Das Geſchäft in alten Tabaken war auch in dieſer Woche ſehr ruhig. Neues Sandblatt wurde verkauft, an der Bergſtraße zu Mark 15 — 20, in den bad. Haard⸗ orten zu M. 15, in der Rheinpfalz zu M. 12 — 15. Alles pro 50 Kilo excluſive Steuer. — Braunſchweig, 26. Okt. Die ewigen Anſprüche des Proteſtherzogs von Cumberland auf das geliebte Braunſchweig rufen uns die Zeiten in's Gedüchtnis, als die badiſch⸗bayeriſche Erbfolgefroge die geſamte Diplomatie in Spannung erhielt. Das war im Anfange dieſes Jahrhunderts und daher ſtammt auch jener ſchöne Witz der auf die Frage: „Welches iſt der reinlichſte Fürſt von Deutſchland?“ die ſaubere Antwort gibt: „Der Konig von Bayern, denn der will immer Baden.“ — Zürich, 22. Okt. Die Rigibahn⸗Kata⸗ ſtrophe entſtand durch einen Achſenbruch und nach⸗ folgende Vernachläſſigung der Bremshandhabung durch den Maſchiniſten der getötet wurde. Neun Perſonen ſind verwundet. — Warſchau, 20. Okt. Ein verhängnis⸗ voller Irrtum paſſierte vor kurzem einem hieſigen Arzt bei einer Augenoperation. Ein junges Mäd⸗ chen litt an einem Augenübel, welches ein Auge er⸗ griffen hatte und auch auf das zweite überzugehen drohte, wenn nicht ſchleunigſt zur Entfernung des Augapfels geſchritten würde. Die Kranke wurde chlor formiert und die Operation gelang, wie es den Anſchein hatte, ſehr gut. Wer beſchreibt aber den jähen Schrecken der Anweſenden, als ſich beim Er⸗ wachen der Kranken herausſtellte, daß das geſunde Auge entfernt worden war. Der Operateur war vernichtet und floh aus dem Hauſe, in welchem er 3 ſeinen Irrtum ein ſolches Unheil angerichtet atte. Obst e New⸗ Mork, 20. Okt. Auf der Bo Lowell Eifenbahn in Neu⸗Hampſhire hat ein ſammenſtoß von Zügen ſtattgefunden, wodurch Perſonen getötet und fünf verletzt wurden — ernſtes Unalück ereignete ſich auch auf der Penn vaniſchen Eiſenbahn infolge einer Colliſſon nach dem Weſten gebenden Eilzuges mit einem eh falls nach dem Weſten beſtimmten Auswanderz 1 wenige Meilen von Jerſey City. Die Trümme fielen auf das öͤſtliche Geleiſe wodurch ein ande Zug veeunglückte. Acht Auswanderer wurden ge tötet und zehn mehr oder weniger verletzt, Landwirthſchaftliche und gewerbliche Nachricht Anfbewahrung des Winter obſtes. Um fraß lange in gutem Zuſtande zu erhalten, führt man neuerdings vielfach in folgender Auf den Boden einer gut ausgetrockneten reinen wird eine Schicht Gyps geſtreut, auf welche die Früchte einzeln derart legt, daß keine der ihre Nachbarn berührt. Ueber die Obſtſchicht be man dann wieder eine Lage Gyps und führt dieſer Weiſe fort, bis die ganze Kiſte gefüllt it. Aufbewahrung muß an Orten geſcheben, in de die Temperatur nicht tiefer als 2 8 Grad auch muß das Obſt durchaus geſund und gut getrocknet ſein. Zur jetzigen Zeit des Obſteſſens wollen im Intereſſe der Kinder unſere Hausfrauen dg aufmerkſam machen, kein Obſt mit ſchwarzen Pu oder abwiſchbaren Flecken zu kaufen. Durch wi ſchaftliche Unterſuchung iſt jetzt feſtgeſtellt wo daß letztere eine Art Pilſe ſind, die in der Jul ſich vermehren und dann Keuchhuſten veranſe Man genieße daher kein Obſt, ohne es zu sch oder wenigſtens die Schale abzuwiſchen. Die Macht der Gewohnheit iſt beim M eine außerordentlich große, weshalb es nur ſchwer ge dieſelbe zu brechen. Trotzdem raten wir allen dene welche genötigt ſind, bei habitueller Verſtopfung, Ha hoidalbeſchwerden ete. eröffnende Mittel anzuwenden f einem Verſuch mit den bekannten Apotheker R. Pr Schweizerpillen zu entſchließen, derſelbe wird ſſcher zu Zufriedenheit ausfallen und beweiſen, daß die Sch pillen das beſte vor allen Abführmitteln find. Man achte genau darauf, daß jede Schachtel als g ein weißes Kreuz in rotem Grund und den Namensz Brandt's trägt. Man wende ſich ſchriftlich am beſten und billigſßen Einſendung des Betrags (à Schachtel M. 1.—) in! marken an die Apotheken in Ludwigshafen, weshalb er ſie entfernen und die Gebeine des ſeligen Herrn guf den Friedhof überführen ließ.“ „Ich habe genug gebört, Storneck. Wenn Pottkew ſo das Andenken der Freundſchaft für mich ehrt, ſo iſt er auch eines Verbrechens fähig. Aber ich werde Rechenſchaft von ihm fordern, ſo wahr ein Gott lebt, ich will ibn verantwortlich machen für Alles, was er geſündigt hat. Zitt're Freund, die Stunde der Vergeltung naht. Ich werde Dich finden und wenn Du an das Ende der Welt flieheſt!“ Geſpenſtig ſtand der Mond über dem Fried⸗ hof und leuchtete den beiden Männern zu dem ein⸗ ſamen Gange durch die zahlreichen Grabſtätten. Vor 5 einem niedrigen Hügel machten ſie Halt, auf welchen Storneck mit den Worten: „Hier iſt das Grab, Herr,“ binwies. Dann zog er ſich petätvoll zurück. 85 Erhardt kniete naſſen Auges an dem grünen Hügel nieder und verband mit ſeinem Gebet noch einmal den Schwur der Rache: Gott, der du meine Thränen ſiehſt entſtrömen, Der meinen Kummer ſieht, Du willſt nicht den Weirrat und Lüge krönen, Nicht, daß ſie die Gerechtigkeit verſöhnen, Wenn mein Gebet zu Dir entflieht. Allmächtiger, nimm zu dir meine Sorgen, Die jetzt noch ungeſtillt; Ich ſei dein Werzeug, wollſt dein Schwert mir borgen, Daß ſich erfüfl' der Wahrheit junger Morgen, Daß meine Rache ſich erfüllt, Dann ſoll dein Lob aus meinem Munde hallen, 2 Mein Dank ein ew'ger ſein; JIrnbrünſtig will ich auf die Knie fallen And der Vergeltung ſoll mein Lied erſchallen, Ich will ihr Freudenthränen weih'n. e „ o unmittelbarer Nähe des Landhauſes nicht ertragen, * 1 * Ein feſter, unabänderlicher Entſchluß prägte ſich in dem Antlitz Erhard's als er ſich wieder an der Seite Storneck's befand. Bald hatten ſie das kleine Häuschen wieder erreicht, welches dem Alten als Wohnung angewieſen war und vor demſelben blieb Erhardt ſtehen und reichte dem treuen Diener die Hand zum Abſchiede. „Du haſt mir einen großen Dienſt erwieſen, Storneck,“ ſagte er bewegt. „Vielleicht iſt es mir vergönnt, Deine Gaſtfreund⸗ ſchaft, Deine Treue und Anhänglichkeit zu belohnen. Für jetzt mußt Du mit meinem beſcheidenen Dank fürlieb nehmen. So Gott will, kehre ich bald wieder.“ „So wollen Sie noch heute nacht weiter, Herr?“ „Gewiß, Storneck, was würde man ſagen, wenn man mich morgen früh aus Deinem Hauſe kommen ſähe? Ich füble mich übrigens nicht ermüdet, mein Körper iſt geſtählt und die Sehnſucht nach der Vergeltung würde mich ohnedies die Ruhe nicht finden laſſen. Gott erhalte Dich Alter !, Der alte Graubart blickte ſeinem Herrn noch eine geraume Weile nach, bis dieſer im Schatten der Bäume verſchwunden war. Doch konnte Storneck in dieſer Nacht die Ruhe ſo wenig finden, wie ſein Herr, welcher ſo eilig vorwäets ſchritt, als gelte es, den Tod zu überbolen. In ganz kurzer Zeit hatte er die Thore Odeſſa's wieder hinter ſich und auf der Militärſtraße, auf der noch immer Truppen und Kriegsmaterial über die preußiſche Grenze befördert wurden, fand er wiederholt Gelegeuheit, ſeinen Weg zu beſchleunigen und ſchon Anfangs Oktober begeg⸗ neten ihm die erſten Truppen des Blücher'ſchen Korps. 6. Der Verrat. Das Vaterland, das teure in Durch jene Hölle, die den Verrat Die Wachtſeuer waren gelbſcht, um ſic einem Ueberfall des Feindes zu ſchützen. Stille herrſchte auf dem weiten Gefilde, auf w Tauſende der Krieger durch die ermüdenden der letzten Tage in tiefem Schlafe lagen, Viele waren uuter ihnen, welchen nicht mehr oft ein irdiſcher Schlaf beſchieden ſein ſollle, es waren noch wenige Tage bis zu der eidig würdigen Völkerſchlacht bei Leipzig, wo ſich be ganz Europa auf dem Felde der Ehre um gewiſſenloſen Despoten willen ein entſetzliches Re vous gab. Beinahe eine halbe Million Me und mehr als 2000 Feuerſchlünde in einer Si vereinigt, das ſind Zahlen, zu welchen die W ſchichte kein Pendant konnte. Aber noch war der Tag der Entſcheidung angebrochen. In den Hauplquartieren beratſchlag man noch über die Aufſtellung der Truppen, be die Wahl des Terrains, die Art des Angeſſſs uu über vieles Andere, worüber dem Laſen das Mi fehlt. Und dieſe Beratungen wurden gewöhnlich in der Nacht, am Vorabende des kommenden Togs gepflogen. Von einer ſolchen Beratung auseinandergehen ſehen wir eine Anzahl hochgeſtellter Offiziere ve dem Quartier des Fürſt⸗ Feldmarſchall komme die ſich Alle in verſchiedenen Richtungen, ein Jede nach ſeinem Quartier, zerſtreuten. * Fortſetzung folgt. Impressen-Lager 2