00 Erſcheint jeden Mittwoch und Samſtag Mit illuſtiertem Anterhaktungshlakt 1 / 70 Expedition eingehen, finden ſofortige Garmondzeile oder deren Raum mit 10 General-Anzeiger für Ladenburg und Amgegend. und koſtet vierteljährlich 1 exel, Poſtproviſion. Inſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der e und werden die einſpaltige 0 5 f., Lokal⸗Anzeigen mit 6 P Reelamen mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen Rabgttbewilligung % 20 3 — —— — — — Nr. 82 R — Mittwoch, den 14. OGätober Volitiſches. erlin, 11. Okt. Das Hauptereignis der lezten Woche waren die Wahlen in Frankreich', bei weſchen die Monarch ſten einen bedeutenden Erfolg erzielten. Neunzig Departements, Algerien inbe⸗ geiffen, haben am Sonntag ihre Abgeordneten ge⸗ wäblt. Die Kolonien werden erſt ſpäter die ihrigen 2 ſolchergeſtalt Grüchteten verkehrt, verfällt ebenfalls der Acht. Mannheim, 12. Okt. Bei der hier ſtatt⸗ gehabten Wahl der Wahlmänner haben die Natio⸗ nalliberalen in 21, die Sozialdemokraten in 12 und die Demokraten in 3 Bezirken ihre Wahlmänner durchgebracht, ſomit wird Mannheim im nächſten Landtage durch zwei nationalliberale Abgeordnete vertreten ſein. Baden⸗Baden, 11. Okt. Der Kaiſer er⸗ freut ſich fortwährend des beſten Wohlbefindens. Geſtern abend ging derſelbe von ſeiner Wohnung, dem Hotel Meßmer, zu Fuß nach dem Palais Hamil⸗ ton, um der Herzogin von Hamilton, Prinzeſſin Maria bon Baden, zu deren Geburtstage, zu gra⸗ tulieren und kehrte auch zu Fuß wieder in das Hotel Meßmer mit ſicherem raſchen Schritte zurück. Heute mittag unternahm der Kaiſer unter den Buden mit dem Prinzen Reuß einen Spaziergang und machte dann gelegentlich bei verſchiedenen Geſchäfts⸗ leuten Einkäufe. Konſtanz, 10. Okt. Das erbaroßherzogliche Paar iſt heute vormittag bier eingetroffen und wurde von der Bevölkerung jubelnd bearüßt. Auf der Rund⸗ fahrt durch die feſtlich geſchmückte Stadt wurde das junge füörſtliche Ehepaar von den Stadtbehörden ge⸗ leitet und dabei überall von der froh geſtimmten Bevölkerung auf das freundlichſte willkommen geheißen. Wilhelmshafen, 12. Okt. Das nord⸗ atlantiſche Schulgeſchwader iſt heute nachmittag halb 3 Uhr nach Pillau in See gegangen. Berlin, 9. Okt. Die Kaiſerin überwies durch Vermittlung des Chefs der Admiralität für die Unterſtützung der Hinterbliebenen der mit der Korvette „Auguſta“ untergegangenen Beſatzung, und Nachſtehende Annoncen ⸗Erpeditionen: Alois Herndl in Wien, Adolf Steiner in Hamburg und ſämmtliche Annoncen⸗Bureaux von Haaſenſtein und Vogler, Rudolf Moſſe, G. L. Daube und J. Barck und Comp. nehmen Inſerate für uns an. N Inſerate ſind von nachweisbarer Wirkſamkeit. Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor in Ladenburg — 1885 — zwar zum Beſten beſonders hilfsbedürftigen Hinter⸗ bliebenen 1000 M. Wien, 11. Okt. Die ſerßiſch⸗bulgariſchen Beziehungen erregen immer mehr Aufmerkſamkeit der diplomatiſchen Welt. Die „Montagsrevue“ meldet aus Belgrad: Geſtern fand dort die Offertverhand⸗ lung über nachſteßende Kriegsartikel ſtalt: 25.000 Militärmäntel 25.000 Uniformröcke, 25.000 Pan⸗ talons, 30,000 Wenterdecken, 4000 Zelte, 20.000 Garnituren Kochgeſchirr, große Quantitäten Wäſche. Bewerber waren öſterreichiſche, ungarische, enaliſche und franzöͤſiſche Firmen. Verträge für Patronen und 35,000 Pferde wurden abgeſchloſſen. — Wei⸗ tere Nachrichten aus Serbien ſchildern ein baldiges Eintreten der Aktion als faſt unvermeidlich. Die Stimmung iſt namentlich gegen Bulgarien ſehr er⸗ regt, daß, wie befürchtet wird eine Serbien bedrohend Balkan⸗Oberherrſchaft anſtrebt. 7575 Verſchiedenes. — Dofſenhbeim, 11. Okt. Wi⸗ unvor⸗ ſichtig es iſt, unreifen Burſchen das Fuhrwerk zu Überlaſſen, ſollte dieſer Tage ein hieſiger Fuhrwerks⸗ beſitzer in ganz empfindlicher Weiſ⸗ erfahren. Der⸗ ſelbe batt⸗ ſein erſt 16jäßriges, körperlich noch ſehr ſchwach entwickeltes Knechflein mit einem Steinfuhr werk fortageſchickt. Als dieſer mit dem leeren Stein wagen heimwärts fuhr, überfuhr er, da er offenba der Leitung des Fuhrwerks nicht mächtig iſt, zwe am Wege ſpielende Zjährige Kinder, ſo daß er dem einen ein Aermchen und dem andern das Schulter blatt abgedrückt iſt. — Mannheim, 11. Okt. (Tabak.) Das Geſchäft in alten Tabaken war in letzter Woch ziemlich ruhig und find Umſätze von Belang nicht zu bezeichnen. Neues Sandblatt wurde verkauft 0 ernennen. Abgeſehen vom Seine⸗Departement, deſſen gend die WMahlergebniſſe noch nicht endgiltig feſtgeſtellt ſind, nburg maß, haben die 89 übrigen Departements zu folgendem eröffnen wan, Ergebnis geführt: Von 536 Abgeordneten, die zu . wlüͤblen waren, ſind 313 endgiltig ernannt, 223 Sitze Weinhein. bommen in die Stichwabl. Von den 313 endgil⸗ ligen Wablen find 179 zu Gunſten der Monar⸗ chien und 134 zu Gunſten der Republikaner aus⸗ el gefallen. 11 Der engliſche Premierminiſter Lord Salis⸗ burh hat am 7. d. M. in Newport eine Rede ge⸗ a halten, in welcher derſelbe auch Irlands gedachte. Schirm nit Die diesbezüglichen Erklärungen ſind aber ſchwach 9 ausgefallen; was ſeinen Grund darin haben ſoll, Arban, daß der Miniſter keine beſtimmte iriſche Politik an⸗ macher, geben kann, ehe er nicht weiß. wie Parnell ſeine . — neue Macht anwendet. Die Zuſtände in Irland werden immer troſtloſer. Die Zahlung des Pacht⸗ es wird von den Nationaliſten als Verbrechen dastatr ungeſehen und der betreffende Pächter geächtet oder 9 hlelmehr „boycottiert“, ein Terroriſierungsſyſtem, on: weſches in ſeinen Wirkungen nachgerade an den Köln Papfflichen Bann des Mittelalters erinnert. Für 1 den Geächteten rührt ſich keine Hand mehr. Boy⸗ a koltiert wird: Wer Rente zohlt oder annimmt, eine Wien, Form oder ein Haus pichtet, deren früherer Pächter erwendunz] mittiert worden; wer für Nichtbezahlung von Rente rgfaltigter] I Beſchlag genommene Tiere kauft; wer mit einem Packungen ae , 3 Varſcha, N die Tochter der Marketenderin. tin: Hiſtoriſche Erzählung von Leopold Waldemar. E. u. L. I f 6. Fortſetzung. allt Tn Der Verwundete blieb jetzt rubig auf dem tei; Bale Sattel liegen, nur wurden ſeine mühfamen Atem⸗ Lecken, zige jetzt ſtärter und dann und wann entrang ſich Seufzer oder ein Stöhnen ſeiner Bruſt und en Anterbrach die lautloſe Stille, die in ſeiner Geſell⸗ ſchaft herrſchte. i Die Sonne war mittlerweile herniedergeſunken, Hürde aber bald darauf abgelöſt von dem Monde, der voll und glänzend über die Ebene horaufſtieg, And mit ſeinen milden, blaſſen Strahlen die Grup⸗ ben der toten Kämpfer beleuchtete und der ganzen, Rehn grauſigen Szene ein phantaſtiſches Anſehen gab. Paco Da näherten ſich abermals Schritte dem Schlacht- felde, die langſam, ſchleichend, ſich zu nahen ſchienen. Es waren zwei abenteuerlich ausſehende Burſchen, ißt auf der blutigen Wahlſtatt erſchienen. Die ge⸗ meinen Geſichtszuge der Männer, ihre ſchmutzige Halbzerfetzte Kleidung und der Sack, welchen jeder der⸗ alben mit ſich führte, kennzeichneten ſie als Maro⸗ dene, als die Hyänen des Schlachtfeldes. Sie ge⸗ hörten zu jenem Abſchaum der Menſchheit, welcher ſich nicht entblödete, die Toten, im Kampfe für das Waerland Gefallenen, zu berauben und zu ſchänden. Auf dem Schlachtfelde angelangt, nahmen ſie den Sack von den Achſeln und lauſchten eine Weile ſtille in die Nacht hinein. Dann fingen ſie ſchweigend an, die Gefallenen zu unterſuchen. Alles, was ſie an Wertvollem und Geſchmeide bei den Toten fan⸗ den, raubten ſie und ſie ſchämten ſich nicht, hie und da einem Krieger, in welchem ſie noch Leben ver⸗ muteten, den Gnadenſtoß zu geben, damit er ihnen nicht zum Verräter werden konnte. Schweigend hatten dieſe Elenden eine Weile ihr ſchmachvolles Geſchäft getrieben — ihre Säcke waren ſchon beinahe gefüllt, als ſie, einen Augeublick ver⸗ ſchnaufend, ſich aufrichteten und gleichzeitig in die Nacht hinaushorchten. „Still! boͤrſt Du nicht, Lempke?“ fragte plötz⸗ lich der eine der Banditen. 155 19 „Nichts!“ 8 „Mir war, als hört ich Stoͤhnen.“ „Bah, Du biſt ängſtlich. Laß uns unſre Säcke füllen und fortgehen, das iſt das Beſte.“ Wie auf Kommando bückten die Beiden ſich wieder nieder und ſetzten ihr grauenhaftes Geſchäft ort. b Der verwundete Offizier hatte während dieſer Zeit ruhig in ſeiner Ohnmacht dagelegen. Nur un⸗ hörbar röchelte bisweilen ſein Atem etwas ſtärker als gewöhnlich. Jetzt aber fing der Nachttau an, kühl auf ſeine fieberheiße Stirne niederzufallen und ſeine ausgetrockneten Lippen zu netzen. Dieſe Kühle und gleichzeitig das Gefühl des brennenden Durſtes der ihn marterte, löſten endlich die Feſſeln der Ohn⸗ macht. Seine Sinne, obwohl noch unklar und wirr, kehrten nach und nach wieder und mit einem leiſen Stöhnen ſuchte er ſich emporzurichten. Da gewahrte ſein Auge nur wenige Schritte von ihm entfernt, die gefährlichen Geſellen. welche emſig in ihrem Geſchäſt fortfuhren und, mit ihrer Arbeit bald zu Ende. Schritt für Schritt ſich der Stelle näherten, wo Porſcha ihn gebettet. Das Enk⸗ ſetzen über das Grauenhafte dieſer Erſcheinung weckte ihn völlig aus ſeiner ſtumpfen Letargie. Obſchon mutig und furchklos, ſträubten ſich ihm doch die Haare beim Anblick dieſer wilden Ge⸗ ſtalten, deren Geſchäft, ihm wohl bekannt, jetzt im kühlen Mondlichte auf der düſtern Wahlſtatt noch um ſo grauſiger erſchien. Immer näher kamen die Leichenſchänder. Was ſollte er thun? Liegen bleiben, das nützte nichts, den ſie ſchonten weder die Lebendigen noch die Toten, Aufſtehen und ſein Leben ſo teuer als möalich zu verkaufen, das flüſterte ihm ſein un⸗ erſchrockener Mut zu. Mit rieſiger Anſtregung, ſuchte er ſich zu erheben und ſein gutes Schwert zu er⸗ faſſen, das noch neben ihm lag. Umſonſt — der zerſchlagene Korper war zu matt, die abgeſpannten Nerven verſagten dem beiehlenden Geiſte den Gehorſam und mit einem ſtoͤhnenden Laut ſank er auf ſein unbequemes Lager zurück. „Beim Teufel! hörteſt Du das?“ ſagte einer