Erſcheint ſeden Nrittwoch und Samſtag mit illuſtiertem Anterhaktungsblakt Garmondzeile oder deren Raum mit 1 Retlamen mit 20 Pf. berechnet. — Nr. Si. f Wolitiſches. Berlin, 7. Okt. Mit der Wahl des Prinzen Afbrecht von Preußen zum Regenten von Braun⸗ ſchweig ſcheint es nunmehr ſeine Richtiakeit zu haben, denn die „Nordd. A. Z.“ druckt an offtziöſer Stelle folgende Ausſaſſung der „Braunſch. Odszta.“ ab: „Wenn auch an der Erhaltung der Selbſſſtändigkeit unſeres Herzogtums nach dem gegebenen Kaiſe worte nicht zu zweifeln ſſt, ſo hängt doch von der fetzt zutreffenden Entſcheidung unendlich viel für das Heil umſeres Landes ab. Wie uns von woblunterrichteter Seite aus Berlin berichtet wird, haben die zwiſchen dem Regentſchaftsrate und der Reichsregierung ge⸗ pflogenen Verhandlungen dabin geführt, daß mit Zuffimmung S. M. des Kaiſers der Prinz Albrecht von Preußen dem braunſchweiqiſchen Landtage als Regent vorgeſchlagen werden ſoll. Kiel, 7. Okt. Der ruſſiſche Miniſter von Diers und die bulgariſche Abordnung, welche auf dem Wege von Nopenbagen bier durchkamen, ſetzten ihre Reiſe alsbald nach Friedrichsruhe fort. Milbelmsbaven, 4. Okt. Der Außerſt kurze Termin, welcher dem Schulgeſchwader in ſeiner Außsrüſtung geſtellt iſt, bedingt eine ungewöhnliche Arbeſt, welche Hunderte von Menſchen Tag und Nacht beſchäftigt. Die Liegeſtelle vor der Kohlenbrücke, an der ſich die Kohlenmagazine und das Kriegs⸗ Propiantmagazin befinden, gleicht dem Staypelhofe einer größeren Seeſtadt. Die Verproviantierung des Geſchwaders iſt eine ſehr ſorgfältige und reich⸗ liche, es werden große Mengen von Conſerven mit⸗ aſchinn. n, ſolhe 1 erden in en Sſtic⸗ 1 5 10 ein 20 4 gefübrt und außerdem find die Schiffe mit ſehr 225 leiſtungsfäbigen Eismaſchinen und Meerwaſſer⸗De⸗ 5 F llier⸗Apparaten verſehen. Das Geſchwader ſetzt ſich zuſammen, aus den beiden Kreuzerfregatten Stein“ und „Moltke“, der Kreuzerkorvette „Sophie“ nbur und koſtet vierteljährlich 1 % 20 3 9 8 5 1 . 70 J exel. Poſtproviſion. Juſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in d Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die d 0. Pf., Lokal- Anzeigen mit 6 P., ( Bei größeren Aufträgen Rabattbewilligung, 9555 ger 1 — und der „Kreuzerkorvette „Arjadne“; zuſammen 4 Schiffe mit 51 Geſchützen, 9600 Tonnen Deplace⸗ ment, 9200 Pferdekräften und 1313 Mann Be⸗ ſatzung. Letztere beſteht lediglich aus 4jährig⸗ Frei willigen. Das Reiseziel des Geſchwaders iſt Meſt⸗ indien und die Oſtfüſte von Südamerika. Der Chef der Admiralität, Generallieutenant von Caprivi, trifft beute mit dem Abendzuge zur Inſpizierung des Geſchwaders hier ein. Chemnitz, 7. Okt. Das beute verkündete Urteil im Sozialiſtenprozeß ſpricht ſämtliche Angeklagte frei, da eine geheime Verbindung nicht erwieſen ſei. Die Koſten wurden auf die Staatskaſſ⸗ übernommen. Die Verleſung der ſehr eingehenden Entſch⸗idungs⸗ gründe des Urteils im Sozialiſtenproz⸗ß beanſpruchte über eine halbe Stunde, die Freiſprechung gründet ſich darauf, daß keiner der vier zur Verurteilung gemäß der Anklage unumgänglich notwendigen That⸗ beſtandsmomente, nämlich: 1) der Nachweis, daß innerhalb der ſozialdemokratiſchen Partei eine Ver⸗ bindung exiſtire, 2) daß deren Daſein Verfaſſung und Zweck vor der Staatsregierung geb im gehalt n werden ſollte, 3) daß es zu den Zwecken oder Be⸗ ſchäftigungen dieſer Verbindung gehöre, Maßregeln der Verwaltung oder die Vollziehung von Geſetzen durch ungeſetzſiche Mittel zu verbindern oder zu ent⸗ kräften, und 4) daß die Angeklagten on einer ſoſchen Verbindung teilgenommen haben, als durch die Er⸗ gebniſſe der Beweisaufnahme erbracht anzuſehen iſt. Konſtantinopel, 8. Okt. Die Pforte verlangt eine Beſchleunigung der Konferenz⸗Arbeiten. da ſie nicht imſtande wäre, den militäriſchen Vor⸗ bereitungen Serbiens und Griechenlands gegenüber auf unbeſtimmte Zeit gleichgiltig zuzuſehen. Seite zufolge ſind 40,000 Redifs von Ismiel und Inſerate ſind von nachweisbarer Wirkſamkeit. Samstag, öden 10. Okkober ien e e an, ee Nachſtehende Annoncen ⸗Erpeditionen: Alois Herndl in Wien, Adolf Steiner in Hamburg und ſämmtliche Annoncen⸗Bureaux von Haaſenſtein und Vogler, Rudolf Moſſe, G. L. Daube und J. Barck und Comp. fu ö nehmen Inſer. r uns an. 5 K 1885 der Marmara⸗KNüſte her in Anmarſch, wovon 17,000 nach Adrianopel dirfalert werden. Suafim, 7. Okt. Ein Telegramm des Bay Markopoli aus Asmaro vom 29. September an Oberſt Ph rufide m⸗ſd⸗ t den Sig der Abeſſinſer br die Rebellen unter Oeman Digma. Die Rebellen verloren 3000 Tote und Verwundete. Oman Diama wurde unter den Token aufgefunden. Die Abeſfinier erlitten ſchwere Verluſte. Verſchiedenes. Ladenburg, 9. Oktober. Untere ſand⸗ wirtſchaftſiche Wimterſchule beginnt am Dienstag den 3. November d. J, vormittags 10 Uhr im Gebäude der Bürgerſchule ihr neues, nun⸗ mehr XVIII. Schuljabr und wird dasſelbe Ende März 1886 mit einer öffentlichen Prüfung ſchließen. Jungen Leuten, welche das 14. Lebensjahr zurück⸗ gelegt haben, wird hier Gelegenheit geboten, ſich wäbrend der Wintermonate in den allgem⸗inen Lehr⸗ fächern fortzubilden und einen leicht faßlichen, den praktiſchen Geſchaftsbetrieb bunlichſt berückfſchtigend n Unterricht in allen landwirtſchoftlichen Fächern zu geni⸗ßen. Das Schulgeld beträgt zehn Mark und wird unb⸗ mittelten Schülern erfaſſen. Weniger bemittelte Schüler, bei welchen der Beſuch der Schule größere Ausgaben (Verpflegunas⸗ und Reiſekoſten) notwendig macht, erhalten auf Anſuchen ziemſich beträchtliche Stipendien aus Kreismitteſn. Anmel⸗ dungen zur Schule nehmen der Auffichtsrat, der Schulvorſtand. Landwirtſchaftslehrer Schmezer in Ladenburg entgegen. — Mosbach, 5. Okt. Die Morgenzüa⸗ Orſova, 8. Okt. Meldungen von türkiſcher brachten uns geſtern etwa 80—90 Ratſchreiber aus nah und fern, welche in dem reich verzierten Rat⸗ hausſaale dabier ihre Generalberſammlung abhielten. Varſcha, 90 die Tochter der Marketenderin. Hiſtoriſche Erzühlung von Leopold Waldemar. 5. Fortſetzung. 0 Ein heißer, doppelt heißer Tag war's geweſen 0 und manches friſche und ſtarke Menſchenleben hatte r mitgenommen. Die blutige Schlacht an der Katz⸗ ach am 20. Auguſt 1813, in welcher der Feld- arſchall Blücher den Sieg Über den franzöſtſchen eldmorſchall Macdonald davontrug, war geſchlagen; nd daß ſie nur unter unſäglichen Opfern von den kulſchen g⸗wonnen wurden, davon zeuaten die zabl⸗ eſchen Leichen auf den blutgetränkten Feldern, welche ſcht mehr die Scheideküſſe des Tagesgeſtirns fühlten. Friedlich lagen ſie neben einander, Freund und Feind, noch immer den Säbel in der erſtarrten Fauſt und die finſtern Brauen noch im Tode zuſammen⸗ kzogen: der Deutſche neben dem Erbfeind, beide in inem Quartier, das einem jeden beſtellt iſt, ohne burier und ſonſtige Quartiermacher. Fernher ſchallte noch forttobendes Scharmützel, os aber in nichts mehr beſtand, als in wilder Flucht es Feindes und im Nachſetzen der Sieger. Auf dem Felde aber, das uns als Schauplatz dent, war es ſtill wie im Grabe und der Mond orf ſeine geſpenſtige Schatten auf das wilde Bild er Zerſidrung. Kaum bewegte ſich das Gras im ſtill, denn Freund wie Feind führten eine ſcharfe Klinge, die den Getroffenen in der Regel ein lang⸗ ſames Sterben erſparten, daher war das Stöhnen und Jammern ein ſeltener Laut auf dem Schlacht⸗ felde. Da tauchte plotzlich eine Geſtalt aus dem Boden, deren dunkle Umriſſe, von den Strahlen der ſinken⸗ den Sonne beleuchtet, ſchon von ferne ein weibliches Weſen erkennen ließen. Flüchtigen Schrittes, ſo daß man faſt hätte glauben können, ſie ſchwebte blos über die Felder hin, näherte ſi» ſich dem Schauplatze des Todes. Wirklich war es ein Weib, ihrer Jugend nach zu urteilen, das auf die Gruppen der Toten zu⸗ ſchritt und mit ihren brennend ſchwarzen Augen einen forſchenden Blick auf die nächſtliegenden gefallenen Körper warf. Die ganze Erſcheinung des Mädchens haſte etwas Scheues, Fremdartiges, das faſt erſchreckte und doch durch ſeine naive Schönheit anzog. Wirr um ihr ſchönes, regelmäßiges Geſicht, in dem die ſchwarzen unſtäten Augenſterne wie Kohlen leuchteten, flatter⸗ ten ebenſo ſchwarze Locken, deren wunderliche Flechten auf dem eiligen Marſche ſich gelöſt haben mochten. War nun die Hautfarbe, vom Sonnenbrande gebräunt, nicht eben ſchoͤn zu nennen, ſo wurde die⸗ ſer unangenehme Eindruck unwillkürlech vermiſcht durch die wunderbar edle Geſichtsbildung der Jung⸗ ien Wehen des Abendwindes: die Toten waren frau. Prächtig ſtand zu ihrer trotz des Sonnen⸗ brandes reinen und bochaewolbten Stirne die fein gebaute, nur durch eine leichte Biegung die polniſche Abſtammun“ verratende Naſe und der üppige, leiſe geöffnete Mund, deſſen niedliche Form nichts ver⸗ lor durch den dunkeln faſt bräunlichen Karmin der Lippen. Nichts aber ging über die Gelenkigkeit und Regelmäßigkeit ihrer jugendlichen Körperformen, welche das enganſchließende, nur wenig die Natur verhüllende Röcklein in's rechbe Licht ſetzte. Sie ließ ihre Blicke eine Weile über die Grup⸗ pen der Toten aleſten. Die ſchauerliche Szene, deren Grauen durch die unendliche Einſamkeit des Schlachtfeldes noch vermehrt wurde, ſchien keinen Eindruck auf ihr geſtähltes Herz zu machen, ihr for⸗ ſchendes Auge verriet nichts als Neugierde. Forſchend wandelte ſie zwiſchen den Gruppen der Gefallenen umher. Ein lauter, heller Klang, faſt wie von einer Glocke herrüßrend, erkönte ſetzt auf der Erde dicht vor br. Sie war mit ihrem Fuße an den Harniſch eines Reiters geſtoßen, der in ſeiner Küraßrüſtung lang ausgeſtreckt im Graſe lag. Dieſe Erſcheinung ſchien dem Mädchen aufzu⸗ fallen, denn ſie beugte ſich raſch und mit einem leb⸗ haften Ausrufe zu dem gefallenen Krieger nieder, der, anſcheinend im tiefen Todesſchlafe befangen, ſich weder regte noch bewegte. Alsdann äber rang ſich noch ein zweiter, lauterer Ausruf des Schmerzes