gänge zu Fuß machen, denn ſeik einigen Tagen nimmt ſeine Beleibtbeit zu. Er befolgte ſogar die „Banting⸗Kur“ und nimmt nur eine Mahlzeit im Tage, um Mittag, ein; abends, um 7 Uhr, genießt er nur Thee ohne Gepäck. In Fredensborg ging der Czar in Civil jeden Morgen aus, begleitet von ſeinem Adjutanten und ſeinem Sobne, dem Groß⸗ fürſt⸗Thronfolger Nicolaus Alexandrowitſch. Seine Spaziergänge erfolgten in der Umgebung des Schloſſes. Vor gerade zwölf Tagen, am 14. September, begab ſich der Czar, nachdem er ſich im Schloßgarten er⸗ gangen, nach einem kleinen Gehölz, etwa 20 Min. von da entfernt. Er ſprach lebhaft mit ſeinem Sohne, als er plötzlich einen Schrei ausſtieß, ſchnell mit der linken Hand nach der linken Seite fuhr, wo er einen heſtigen Schmerz fühlte. In demſelben Augenblicke hatte man auch ein ſchwaches Knallen gehört. Der Czarevitſch eilte ſeinem Vater zu Hilfe. Der Czar hatte ſeinen Rock zerriſſen, das Gilet war durchlö⸗ chert und die Uhr, die ſich in einer Seitentaſche be⸗ fand, hatte den Anprall aufgehalten; am Boden fand man eine kleine Kugel von einem Kaliber von fünf Millimetern. Raſch von ſeiner Aufregung erholt, kehrte der Czar in größter Eile nach dem Schloſſe von Fredensborg zurück. Die Nachricht von dem Ueberfall wurde ſofort bekannt. Man ſtellte unge⸗ ſäumt Unterſuchung an, um zu wiſſen, ob man es hier mit einer böſen Abſicht oder mit einem unge⸗ ſchickten Schützen zu thun hatte, der ſich damit unter⸗ hielt, auf Wild in dem kleinen Gehölze zu ſchießen. Allein dieſe Nachforſchungen führten zu keinem Ziel, und auf Wunſch des Czaren wurde alles in größtem Geheim gehalten, das aber nicht groß genug war da die Sache heute bekannt iſt Rom, 28. Sept. Das geſtern ausgegebene Cholerabulletin verzeichnet in Palermo 164 Erkrank⸗ ungen und 81 Todesfälle, in den Provinzen Ferrara 8 Erkrankungen und 2 Todesfälle, Maſſa 3 Cr⸗ krankungen, Parma 7 Erkrankungen und 3 Todes⸗ fülle, Reggiomilſa 2 Erkrankungen. f Abeſſin ien, 27. Sept. wird gemeldet, daß es dem am roten Meere, thätigen engliſchen Ober⸗ ſten Ebermſide gelungen iſt, den abeſſiniſchen Grenz⸗ gouverneur Ras Alula zu bewegen, mit 10 000 Mann nach Kaſſala aufzubrechen, um dieſe bekannt⸗ lich von den Schaaren des Madie bedrohte Feſtung zu entſetzen. Auf dem Vormarſch iſt der Befehls⸗ haber des abeſſiniſchen Vortrabs, Belata Gabra, mit 600 Mann drei Stunden von Sanaith auf 1000 Mann Aufſtändiſche geſtoßen und hat die⸗ Paare entgegengeſandten Hofſcharchen folgte. selben nach zweiſtündigem blutigen Gefecht geſchlagen. Ras Alula iſt nach Empfang der Nachricht von dieſem Zuſammenſtoß ſofort von Sanaith aufgebrochen und maſchiert mit 5000 Mann in Eilmärſchen auf Kaſ⸗ ſala los. Infolge der Anſtrengung ſind bereits 500 Mann abeſſiniſcher Truppen geſtorben. — Der König von Abeſſinen ſoll wahnſinnig geworden ſein, König Menelik von Schoa wird ſich wahrſcheinlich des Landes bemächtigen. Verſchiedenes. — Karlsruhe, 27. Spt. Geſtern mittag begaben ſich der Großherzog, die Großherzogin, die Kronprinzeſſin von Schweden und Norwegen und Prinz Ludwig Wilbelm an den Bahnhof zum Em⸗ pfange des Erbgroßberzoglichen Paares. Außerdem waren zum ehrfurchtsvollen Empfang der Erbgroß⸗ berzoglichen Herrſchaften das Staatsminiſterium, das Offizierkorps, die Präſidenten der Oberrechnungs⸗ kammer, des Oberlandesgerichts, dis Landgerichts und des Verwaltungs⸗Gerichtshofes, der Landeskom⸗ miſſär und der Stadtdirektor anweſend. Ein Viertel nach 3 Uhr erfolgte auf dem feſtlich geſchmückten Hauptbahnhof die Ankunft Ihrer Königlichen Hoheiten der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin. Nachdem unter dem Donner der Geſchütze und unter Glocken⸗ geläute der Extrazug, welcher das Hohe neuvermählte Paar führte, auf dem Bahnhof eingelaufen war, fand die herzlichſte Begrüßung zwiſchen den Aller⸗ höchſten und Höͤchſten Herrſchaften ſtatt, worauf der Großherzog und der Erbgroßherzog die Front der aufgeſtellten Ehrenwache abſchritten. Nach erfolgter Begrüßung und Vorſtellung der zum Empfange an⸗ weſenden Perſonen beſtiegen die Erbgroßlichen Herr⸗ ſchaften den bereit ſtehenden Wagen, um unter dem brauſenden Jubel der zu beiden Seiten der Einzugs⸗ ſtraße dicht gedrängt ſtehenden Menſchenmenge ihren feierlichen Einzug in die Reſidenz zu halten, während der Großherzog und die Großherzogin auf einer Seitenſtraße nach dem Schloſſe zurückfuhren. Den Zug eröffnete eine Abteilung Dragoner, worauf der Wagen der als Kommiſſäre dem hohen neuvermählten Es kam ſodann der Wagen IJ. KK. HH. des Erb⸗ großherzogs und der Erbgroßherzogin, nach welchem zwei Wagen mit dem Hofſtaat und dem Ehrendienſt fuhren. Eine zweite Abteilung ſchloß den Zug. Die Stadt war auf das Reichſte und Feſtlichſte geſchmückt und überall wurde das hohe Paar mit jubelnden Zurufen begrüßt. Auf dem Marktplatz bielt der Zug vor dem Rafßauſe, wofelbſt Ihre Königlichen Hoheiten von dem Oberbürgermeſßſe den Bürgermeiſtern und dem Gemeinderat Namenz der Stadt Karlsruhe willkommen geheißen wurden, Hierauf begaben ſich dieſelben nach dem Schloſſe, Mit Einbruch der Dämmerung begann die feſilche Beleuchtung der Stadt, in erſter Linje die des Mort platzes und des unteren Teiles der Karl⸗ Fruedrich⸗ Straße, die einen überraſchend großartigen Anhlig bietet. Taghell iſt der Platz durch hochgewölbte Licht bogen und farbige Lichtblumen erleuchtet und ein dichte Menſchenmenge wogt dort, ſowie auf den Hauptſtraßen auf und nieder. Abends 6 Uhr brachten die geſamten Männergeſangvereine der Stadt org ruhe dem Erbgroßh. Paare vor dem Schloſſe Ständchen. Die Beleuchtung der Stadt verſief Uheg aus glanzvoll, ebenſo das von Vidacovich auf dez Beiertheimer Wieſe abgebrannte Feuerwerk, in deſſe Schlußtableaux ein koloſſales Monogramm 5 mit einer Krone darüber erſchien. Das gefeierte Paar ſah dem prächtigen Schauspiel von dem hinferen Portal der Feſthalle zu, ebenfo die Großherzogliche Familie und ihre Gäſte. Die Muſikkorps der Ab ordnungen in Landestrachten konzertierten während des Feuerwerkes am Stadtgartenſee, ſpäter durchzoge ſie muſizierend die Straßen trotz des Regens, de ſeit 7 Uhr, leider immer ſtärker werdend, herniedg rieſelte. — Karlruhe, 28. September. Heute der ganzen vormittag bis gegen 12 Uhr halten y wieder unaufhörlich Regenwetter. Die Landesktrachſe ſollten in der Frühe auf Wunſch des Großherzog Uhr, als der Regen etwas nachgelaſſen, zogen d Landestrachten mit ihren Muſiken durch die Haug ſtraßen der Stadt. Das Wetter iſt guf die Fe ſtimmung ſehr drückend. — Schriesheim, 25. Sept. Die hieſſg cretinenartige Johanna Roos wurde geſtern im Baß als Leiche aufgefunden. Dieſelbe zeigte einen Schädel 3 1 1 1 0 len. 1 e 1 1100 0 15 30 , Ait ſir fil un Halen A Jil in Zuse oil des 20 mlahift und l. Aigen Blitter photographiert werden, dies war jedoch bis jetzt nch 3 mößhlich. Die weiblichen Abordnungen haften hen 1 vormittag Audienz bei der Großherzogin. um 11 ( dun en bruch und wird allgemein angenommen, daß ſie g Verſehen in den Bach ſtürzte. Sie iſt 76 Joh alt und hatte ſchon einmal das Unglück, in de Bach zu fallen, konnte jedoch dem naſſen Elemen wieder entriſſen werden. — Weinheim, 26. Sept. Die Ersffa der landwirtſchaftlichen und gewerblichen Ausſſellug iſt programmäßig verlaufen. Die Feſtrede hielt das ſeine Seele erheben machte? Hatte er ſich bereits der Gewalt des Satans ergeben?“ Es mußte ein wohlangelegter teufliſcher Plan ſein, der ihn bis in die ſpäte Nacht wach hielt und ſchon am frühen Morgen zur Erhardtſchen Beſitzung trieb. In den Gartenanlagen, welche ſich vor dem Erhardt'ſchen Landhauſe hinzogen, befand ſich die Dienerin der Frau v. Erhardt, welche zugleich die Stelle einer Wärterin bei dem Töchterchen Erhardt's bekleidete. Sie war gerade damit beſchäftigt, ein Bouquet duftender Blumen für die Herrin zu pflücken, als Pottkow ſie gewahrte. „Guten Morgen, ſchönes Kind! iſt Deine Herrin ſchon erwacht?“ redete er ſie an. Das Mädchen Paula, mit Namen, ließ erſchreckt die Blumen, welche ſie bereits gepflückt hatte, ob dieſer ungewohnten Anrede ihren Händen entfallen. Was ſie jedoch noch mehr in Erſtaunen ſetzte, war die Eilfertigkeit, mit der Pottkow ſich bemühte, die Blumen aufzuheben. „O nicht doch, Herr, ich werde die Blumen ſelbſt anfleſen!“ ſagte das Mädchen ſchnell. „Hier ſind ſie ſchon, Herzchen!“ entgegnete Pottow zuvorkommend. „Durch meine Schuld ließeſt Du ſie fallen, ſogleich war es meine Pflicht, ſie wieder aufzuheben. Aber ſage mir, Herzchen, wie gefällt es Dir bei Frau v. Erhardt?“ „O, es geht mir beſſer, wie mancher meiner Schweſtern, die in harter Leibeigenſchaft dienen müſſen.“ „Aber doch moͤchteſt Du lieber die Herrin als die Dienerin ſein?“ fragte Pottkow forſchend. „O, gewiß,“ ſagte das Mädchen. „Das möchte ich; aber mein Wunſch wird wohl unerfüllt bleiben, denn nicht allen iſt ſo viel Glück beſchieden, wie meiner Herrin.“ f „Wer weiß“ entgegnete Poitkow bedeutungsvoll. „Es giebt noch viele in dieſem Lande, die der gleichen Anſicht ſind, wie Dein Herr es war; wenn nun ich ſelbſt Dich zu meiner Gattin erheben wollte, was würdeſt Du ſagen?“ „Ich, Herr? — ich weiß es nicht — ich würde es Ihnen nicht glauben!“ f „A bas! Wenn ich es Dir ſage Paula, ſo darfſts Du es glauben. Wiſſe denn, daß ich ſchon längſt mit Deinem Herrn, als er noch lebte, darüber ge⸗ ſprochen. Er hat mir Deine Treue, Deine Redlich⸗ keit und Einſicht ſo oft geſchildert und ich ſelbſt habe dieſe Eigenſchaften ſo häufig an Dir zu be⸗ wundern Gelegenheit gehabt, daß der Entſchluß, Dich zu ehelichen, längſt in mir zur Reife gekommen iſt. Was ſagſt Du nun?“ „O Herr, Sie treiben nur Ihren Scherz mit einer armen Leibeigenen. Sie ſind ein Edelmann und die Thüren all der vornehmen Damen ſtehen Ihnen offen; ich kann weder leſen noch ſchreiben und verſtehe mich auf nichts, als meiner Herrſchaft zu dienen.“ „Nun gut, Kind, ſo ſollſt Du fortan meine Dienerin ſein, die keine Herrin neben ſich hat. Ich werde Dich aus der Leibeigenſchaft Deiner jetzigen Herrin befreien — vorausgeſetzt, daß Du klug biſt und nicht voreilig meine Abſichten verrätſt. Verſtehſt Du? Du mußt ſchweigen können, bis ich den Augen⸗ blick für gekommen erachte, wo ich Dich ehelichen kann. — Ich — ich habe Dir vorher noch manches zu ſagen — ich muß Dich prüfen, Dir einige Rat⸗ 2 75 geben — wenn es noͤtig wird. Verſtehſt u?“ 5 . 5 1 1 „Sie meinen, im Fall meine Herrin mich nich frei giebt. O ich kann ſchweigen, verlaſſen Sie darauf. Aber ſie war ja ſelbſt eine Leibeigen warum ſollte ſie mir nicht das Los gönnen, wel Sie mir bieten.“ geſſe, wenn ſie außer Acht laſſen wollt, daß ſie ſelh nichts Beſſeres geweſen, als ich! —“ 5 „Nun beruhige Dich, Paula, wir wollen ſehen. — Wann kann ich Dich wieder allein ſprechen 2 „Schon heute abend, Herr, wenn es ſein m e 4 U. . Bönitlag a: 6 l. I N., e 1 i 6 8. 5 * * * 9 u uſcluß „Man kann es nicht wiſſen,“ ſagte Poe ] urls mit bedeutungsvollem Achſelzucken. „Sie hofft z * Sz; immer auf die Rückkehr ihres Gatten und wird deg — halb die Untergebenen nicht ohne Erlaubnis des Hen, — v. Erhardt freigeben wollen.“ — „O mes wäre ſchändlich!“ ſchändlich !? fans n. das heißblütige Mädchen, mit den Füßen die Eid Lr Neub ſtampſend. „Wenn ſie ihren früheren Stand bez c che 1 geſc Um die zehnte Stunde bin ich frei!“ Ag. ft „Gut, um diefe Zeit erwarte ich Dich iin dine Parti villon meines Parkes. Aber gib Acht, daß Ant : Niemand bemerkt!“ „O Herr, Sie ſollen nicht vergeblich guf Pon warten, Ich werde den Weg finden, wenn es eh fache Nacht wäre!“ „Nun gut Paula ich verlaß mich darauf, ey abend will ich Dir ſagen, wie Deine Herrin denk — Aber ſchweigen! Hörſt Due“ 3 K Wan d6s „Paula kann ſchweigen, wie das Grab, ag m lb. es ſein muß.“ r Lin „Schon gut. Ich gehe jetzt zu Deiner Herrin, Wh,