Kartilſz, aßenheſen, Ciſen⸗ 6 fen aus 5 rippmachg, Nr. 74 Volitiſches. farlsruhe, 11. Sept. Schon in früher Morgenſtunde begannen ungeheure Menſchenmaſſen 5 dich auf allen Wegen und Stegen dem Manoͤverſelde — bel Forchheim zuzuwenden, auf welchem die große Parade des 14. Armeekorps ſtattfand. Etwa um nelldampferm 10 8 Ahr begann auf dem weiten Plane ſich reges Leben jen loyd zu entwickeln. Hunderte von Wagen aller Art ent⸗ die Reise keerten ihren Inhalt an den Eingängen der Tribüne, ach Amerilt deren lang geſtreckte Sitzreihen ſich raſch füllten. In n ſchier endloſen Zügen marſchierten die Kriegervereine agen des Landes an. Fahne an Fahne; ſtramme wetter⸗ harte Geſtalten; in jeder Miene Freude und Stolz! 8 Bald nachdem die einzelnen Vereine die ihnen zu⸗ 0 l gewieſenen Stellungen eingenommen, rückten die Trup⸗ unge, pen an. Regiment auf Regiment, Fußvolk, Reiterei, Mannhein. Artillerie, Train, dazu eine Unzahl von dienſtfreien Offizieren aller Waffen und Grade. Von Minute f zu Minute ward das Bild bunter und bewegter. 8 Kurz nachdem die Linie der zwei Treffen bildenden Truppen ihre letzte Ausgleichung erhalten, wurden am fernen rechten Flügel die erſten Rotröcke der Hofdienerſchaft ſichtbar. Mit dem Schlag der 10 Stunde ertönte der Befehl zum präſentieren der Ge⸗ wehre und erbrauſte die Reihen entlang das „Heil Dir im Siegerkranz!“ S. M. der Kaiſer, gefolgt vom Großherzog dem deutſchen Kronprinzen, den badiſchen und preußiſchen Prinzen, dem Prinzen Arnulph von Bayern und einer glänzenden Suite, fuhr, leicht in die linke Ecke des offenen Wagens gelehnt, im langſamen Schritt die Fronten ab. J. M. die Kafferin ſaß an der rechten Seite der Groß⸗ laden A006 Ul. Peas! Udbadl. -The Ollwerct Erſcheint jeden Mittwoch und Hamſtag und koſtet vierteljährlich 1 & 20 mit illuſtiertem Anterhaltungsblatt 1 % 70 J exel. Poſtproviſion. 1 Juſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Eepebition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die einſpaltige Harmondzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Lokal- Anzeigen mit 6 P., Neelamen mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen Rabattbewilligung. Nachſtehende Annoncen ⸗Erpeditionen: Alois Herndl in Wien, Adolf Steiner in Hamburg und fämmtliche Annoncen⸗Bureaux von Haaſenſtein und Vogler, Rudolf Moſſe, G. L. Daube und J. Barck und Comp. für uns an. nehmen Inſerate Inſerate find von nachweisbarer Wirkſamkeit. Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor in Ladenburg Mittwoch, den 16. September einfachen Wagen. Nach ungefähr einer Stunde nahmen die allerhöchſten Herrſchaften mit ihrer Um⸗ gebung Aufſtellung in unmittelbarer Nähe der Tribüne und es begann der Vorbeimarſch der Trupven in Kompagnie- bezw. Schwadronsbreite. Den Anfang machte das Leib⸗Grenadierregiment, geführt von S. K. H. dem Großherzog, welcher ſich ſpäter auch an die Spitze des Leib⸗Dragoner⸗Regiments ſetzte. Vor dem erſten Bataillon ritt der Erbgroßherzog; Prinz Ludwig war als ſchließender Offizier eingetreten. Prinz Wilhelm von Baden führte das 4. badiſche Infanterie⸗Regiment Nr. 112, Prinz Karl von Baden die ſchwarzen Dragoner. Der Kaiſer ſtand die ganze Zeit über hoch aufgerichtet im Wagen, die Hand ſtramm am Helm. Nachdem die letzte Abteilung abgeſchwenkt, nahm S. Majeſtät, unter nicht enden wollenden ſtürmiſchen Hochrufen der nach Tauſenden und Abertauſenden zählenden Menſchenmenge, die Parade über die Kriegervereine ab. Mit dieſer ſchloß das glänzende militäriſche Schauspiel, deſſen Eindruck ſicherlich jedem Augenzeugen unverwiſchbar ſein wird. Leider war das Wetter nicht ſehr günſtig. Bis gegen neun Uhr fiel dichter Regen; dann begann der Himmel ſich aufzuhellen und zur Zeit der Ankunft des Kaiſers erſtrahlte derſelbe in leuchtender Sonnen⸗ pracht. Je näher jedoch der Mittag heranrückte, deſto dichter wurde wieder die Wolkendecke, welcher bald förmlich Waſſergüſſe entſtrömten. Karlsruhe, 12. September. Gegen Ende des geſtrigen Parade⸗Diners im großherzoglichen Schloſſe ergriff der Großherzog das Wort und brachte folgenden Trinkſpruch auf den deutſchen Kaiſer, Koͤnig von Preußen aus: „Eurer kaiserlichen Majeſtät bringe ich die dank⸗ bare Huldigung meines Landes dar, deſſen Söhnen heute der Vorzug zu Teil wurde, ſich ihrem höchſten 1885 Kriegsherrn zeigen zu dürfen, ein Vorzug, der von ihnen in ſeinem ganzen hohen Werte erkannt wird und von dem geſamten 14. Armeekorps tief dank⸗ bar empfunden iſt. Ich weiß mich einig mit meinem Volke, wenn ich Euerer Majeſtät ausſpreche, daß wir in Allerhöchſtdenſelben nicht nur das ehrwürdige Haupt unſerrs teuren Deutſchen Reiches, — ſondern auch das Vorbild höͤchſter menſchlicher und militäri⸗ ſcher Tugenden erkennen und verehren, ein Vorbild, das für Gegenwart und Zukunft heilbringend ſein und bleiben möge. In Euer Maßjeſtät Abweſenheit erſchallt unter uns ſtets der Ruf treuer Verehrung und Liebe bei den Anläſſen, da patriotiſche Geſinnung uns feſtlich vereint. Geſtatten Euere Majeſtät, daß wir in Allerhöchſt ihrer beglückenden Gegenwart den Gefühlen Ausdruck geben, die unſerer Verehrung und Hingebung entſprechen; ich fordere deshalb alle Anweſenden auf, mit mir einzuſtimmen in den Ruf: Seine Majfeſtät Kaiſer Wilhelm der Siegesreiche, der Schützer und Mehrer des Reiches lebe hoch!“ Der Kaiſer erwiderte hierauf ungefähr Fol⸗ gendes: Die Anſprache, in welcher der Großherzog ihm Worte der Liebe und Verehrung dargebracht habe, bewege ihn tief. In dem, was Seine Königliche Hoheit geſagt habe, liege viel Wahrheit; es ſei Gottes Fügung geweſen, daß durch Ihn Großes vollbracht worden ſei. Er ſtehe an einer Stelle, von der aus Viel geſchaffen werden könne; wenn es Ihm ver⸗ gönnt geweſen ſei, für das Vaterland Erhebliches zu leiſten, ſo ſei dies nächſt Gott denen zu verdan⸗ ken, die Ihm zu Gebote geſtanden ſeien. Das was Er heute bei der Beſichtigung des 14. Armeekorps geſehen, habe Ihm die Ueberzeugung gegeben, daß das Deutſche Reich mächtig ſei, denn auch die Ba⸗ diſchen Truppen ſeien eine Stütze des Reiches und Inn. herzogin, Kronprinzeſſin von Schweden erſchien zu Diplome, Pferde, geleitet vom Prinzen Heinrich von Preußen. silberne ud Feldmarſchall Graf von Moltke benützte in Geſellſchaft ſledalſen des Kriegsminiſters Bronſart von Schellendorff einen teu 2 alen Der Nebenbuhler. rinrichtunge, . Humoreske von Wilhelm Reinhold. 1 4 e Qualität 9 5 2. Fortſetzung. 8 Das Sticheln und Witzeln begann auch ſchon Preisen. bor dem Abritt der Sonntagsreiter, denn weiter waren die fünf oder ſechs hoch zu Roſſe im Gaſt⸗ hof „zur goldenen Sonne“ in Zwiebelhauſeu halten⸗ den Herren doch nichts. Ein Spottvogel bemerkte wit ſomiſcher Geberde, daß die alte Lieſe ebenſo lunge entſetzliche Beine habe wie ihr Herr und Meiſter, der longe Peter, der Hals der alten Lieſe ſei auch dem Schwanenhalſe des langen Peter entſprechend und Roß und Reiter ſeien für einander geſchaffen. Die Herren lachten und d Damen licherten kennzeichn 00 onial-, Della nälte sowie Ape ne Fabri e I- Vork, fer dieſe billigen Bemerkungen des Spaßvogels ochs 11 % und nur der lange Peter that, als wenn er dieſe Dienſtas auf ihn gemünzten Spaſſe nicht höre. Er prüfte ſchweigſam noch einmal das Reitzeug ſeiner alten ſeſe und ſchnallte deren Sattelgurt noch ein wenig ſter, indem er- ſagte: i „Es gilt heute einen ſcharfen Golopp, alte fee Aeſe, wie wir ihn lange nicht geritten hab en, und nerikanische, ich möchte nicht, daß wir die Letzten bleiben.“ tien-Gesell „Na, Sie wollen mit Ihrer alten Lieſe gar bein das Wettrennen gewinnen,“ ſpottete hochmütig Feodor 11 Eſſenſtein, Nataliens Freier. „Mein ſechsjähriger Brauner wird von Ihnen nicht ansgeſtochen, darauf können Sie ſchon jetzt Ihre alte Lieſe vorbereiten.“ risverträges „Ich weiß nicht, ob ich das thun darf,“ ſagte mit einer ganz auffallend gleichgiltigen Geberde der lange Peter, „ich habe Ihren Braunen noch nicht rennen ſehen, aber das weiß ich, das die alte Lieſe früher wie ein Hirſch rennen konnte, wenn ſch ihr die Sporen gab und ſo wird ſie das Rennen wohl nicht verlernt haben, wenn auch ihre Beine alt ge⸗ worden ſind.“ Vei dieſen letzten Worten ſchwang der lange Peter ſeine langen Beine in den Sattel, die alte Lieſe hob den Kopf ſtolz und mutig in die Hoͤhe und der lange Peter erſchien als ein gar ſtattlicher Reiter. Seine alte Lieſe, leicht mit den Schenkeln forcierend, ritt er an die drei Wagen, wo die Damen Platz genommen hatten, heran und ſagte: n. „Ich bitte, daß nur die Wagen abfahren, aber nur im gewöhnlichen Trabe, keine Hetzjagd, daß es kein Unglück giebt; die Wagen ſind an dem Wett⸗ rennen gar nicht beteiligt, daß iſt nur eine Sache der Reiter.“ „Vorwärts meine Herren zum luſtigen Jagen!“ Mit einem kräftigen Schenkeldrucke ſetzte ſich Peter mit ſeiner alten Lieſe an die Spitze der Reiter, indem er laut rief: „Sie geſtatten, meine Herren, daß ich Sie im Trabe bis auf die Chauſſee führe, dort kann Jeder dann reiten wie er Luft hat.“ Auf der Chauſſee angekommen hieben die un⸗ geduldigen Sonntagsteiter mit ihren Reitpeitſchen auf ihre Pferde ein, ließen ſie die ſcharfen Sporen fühlen und ſetzten ihre Tiere in tollen Gallopp. Der lange Peter lächelte über dieſe außerge⸗ wöhnlichen Manipulationen ſeiner Kollegen, die eben bewieſen hatten, daß ſie von der Reitkunft berzlich wenig verſtanden und rief den davon Galoppieren⸗ den noch nach: „Schon Galopp, meine Herren? Das halten Ihre Pferde keine Viertelſtunde lang aus!“ Peter hatte inzwiſchen ſeine alte Lieſe in einen ſcharfen Trab geſetzt, in welchem das langbeinige Tier mit auffallender Schnelligkeit vorwärts kam und deshalb den voraus galoppierenden Reitern nur ein kleiner Vorſprung blieb. Die wettrennenden Sonn⸗ tagsreiter führten inzwifchen eine tolle Hetzjagd unter einander auf. Ein jeder wollte immer der Erſte ſein und ſie hieben daher alle Augenblicke auf ihre ſchon halbmatten Pferde ein. Jetzt bockte und bäumte ſich auch der abgehetzte Gaul des einen Herrn und wollte nicht weiter und bei einer ſtarken Bie⸗ gung an der Chauſſee ſprang der wie toll angetrie⸗ bene Gaul eines anderen vom Wege ab, ſtürmte über den glücklicher Weiſe niedrigen Chauſſeegraben hinweg und rannte auf den nahen Wieſen herum. Der lange Peter fühlte jetzt, daß der Moment gekommen war, wo er engergiſch verſuchen mußte, die vier noch bei dem Wettrennen in Frage kommen⸗ den Reiter, welche wohl gegen hundert Schritt vor⸗ aus galoppierten, auszuſtechen. Peter gab der „alten